Einpflegung von Brief 360.

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GregorMichalski
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<letterText letter="359"><!-- französischer Brief --></letterText>
<letterText letter="360"><align pos="center">Dieses bitte gehorsamst gleichfalls abzuschreiben oder abschreiben zu lassen. <line type="empty"/>
<line type="empty"/>
Erlauchter Graf<line type="break"/>
Gnädiger Herr!</align> <line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ew. Hochgräflichen Erlaucht werden den schwachen Versuch einer Uebersetzung einer der
vorzüglichsten Geisteswerke in Rußland mit der Nachsicht aufzunehmen geruhen, die der Eiffer, Ew.
Hochgräflichen Erlaucht dieses Werk bekannt zu machen, allein sich versprechen kann. In der That
hat Rußland so gut als andere Nazionen Ursache auf Produkte dieser Art stolz zu seyn und der
physische Boden dieses Landes das Ew. Hochgräflichen Erlaucht mit einem so nachahmungswürdigen
Eyffer kennen zu lernen gesucht, würde nicht weniger undankbar seyn, wenn die Kräfte des Staats
nicht bisher durch nothwendige Kriege auf den Grenzen wären angegriffen worden. Diese haben den
Genius der Nation zu kriegerischen Unternehmungen umgestimmt, welchem ein geistlicher Friedensrath
niemals unentbehrlicher seyn dürfte, als in einer Epoche, da Catharina die Grosse auf ihren
bereits erworbenen Lorbeern der Ruhe zu geniessen wünscht. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Da ich neulich den hiesigen Erzbischöflichen Sitz zu sehen das Glück hatte, den der bekannte Sergius
gestiftet, von welchem H. v. Cheraskoff im ersten Gesange ein so liebenswürdiges Bild entwirft: so
gestehe, daß der Anblick der schlechten Wohnungen umher mich in Verwunderung setzte und mir von dem
Karakter des Oberhirten, den Ihro K. Majest. Dem hiesigen Gouvernement gegeben ein nicht weniger
erhabenes Bild entwarf. Allein wenn die Füchse Gruben und die Vögel Nester haben, so konnte vielleicht
eine zu schwärmerische Erklärung einer mißverstandenen Stelle h. Schrift die Baukunst mit unter die
verbotenen Künste rechnen, so lang es Zimmerleute giebt, die das erhaltene Geld für ein schnell aufgesetztes
Kartenhaus in den ersten drey Tagen vertrunken haben. Ich habe unter der Russischen Geistlichkeit
verschiedene Mathematische Köpfe kennen gelernet, die auch im Mahlen nicht ungeschickt waren, aber den
Riß ihrer eignen in den Boden sinkenden Häuser zu entwerfen nicht im Stande gewesen wären. Und selbst
der Landmann in Ihro K. Majest. angrenzenden Domänen scheint üble Wohnungen für ein Zeichen der
Frömmigkeit zu halten.<line type="break"/>
<page index="2"/><line type="break"/>
<line tab="1"/>Wenn gegenwärtiges Gedicht so glüklich ist, sich den Beyfall Ew. Hochgräflichen Erlaucht zu erwerben, so
würde mir die geneigte Erlaubniß ausbitten, Hochderoselben preißwürdigen Namen einer kleinen Sammlung ähnlicher
Russischer Originalwerke vorsetzen zu dürfen, die unter dem Tittel: Russisches Allerlei herauskommen soll,
um eine kleine Ephemerische Schrift vor den Anfällen solcher Kritiker zu sichern, die auf die Verbindungen
eines Schriftstellers keine Rüksicht zu nehmen gewohnt sind. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ew. Hochgräflichen Erlaucht ganz und gar unverdienten Gnade und Großmut empfielt sich mit derjenigen Ehrerbietung,
die auf keinen Stand Rüksicht nimmt und dem Eigennutz der die Triebfeder der meisten Gunstbewerbungen ist,
angewiesene Grenzen zu setzen weiß <line type="empty"/>
<align pos="center">Erlauchter Graf<line type="break"/>
Gnädiger Herr<line type="break"/>
Ew. Hochgräflichen Erl.</align> <line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<align pos="right">gehorsamster Diener</align></letterText>
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</opus>