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@@ -570,46 +570,35 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
O ihr gute Kinder – nicht – Gottes!! Kinder, denn wir alle sind , – wie gewinn’ ich euch so lieb! wie gern mögt’ ich euch sehen u: ans Herz drücken– und ich glaub’, es wird uns so gut – u: wenn’s nur in 16. Wochen – u: dann nur ein Stündchen möglich ist, ists VaterZärtlichkeit deßen, in dem wir leben, weben u: sind –
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Wenns Gott ausführt, was er angefangen hat, so reis’ ich in 7. oder 8. Wochen ins Schwalbacher, oder ein ander Bad in der Gegend. Auf Briefe, die ich alle Posttage von Zimmermann erwarte, wirds ankommen, wohin eigentlich, wann u: welchen Weg ich reisen werde? Aber entweder in der Hinreise oder Rückreise werd’ ich, wenn’s Gott will, über Straßburg gehn – nun mögt’ ich ehestens, so sicher wie möglich wißen–
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-Wann es Ihnen, mein lieber Lenkze, am schicklichsten wäre, daß ich Sie besuche? Wann ich Sie am wenigsten verfehle? am sichersten genießen könne? in 6 oder in 12. Wochen? Sodann – – wie’s zu machen, daß ich den einen, oder die anderhalb Tage, die ich zu Straßburg seyn soll, denn länger kann ich nicht, – Sie unter der Zahl der 6. oder 8. Freunde, die ich besuchen soll u: wilI, nicht verliere.
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+Wann es Ihnen, mein lieber Lenkze, am schicklichsten wäre, daß ich Sie besuche? Wann ich Sie am wenigsten verfehle? am sichersten genießen könne? in 6 oder in 12. Wochen? Sodann – – wie’s zu machen, daß ich den einen, oder die anderhalb Tage, die ich zu Straßburg seyn soll, denn länger kann ich nicht, – Sie unter der Zahl der 6. oder 8. Freunde, die ich besuchen soll u: will, nicht verliere.
Mir ist ein wenig bange. Den schwachen ehrlichen Seelen mögt’ ich zum Seegen seyn; es liegt mir viel dran – – aber, wo mehr Freyheit ist, mögt’ ich ruhen.
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Rathen Sie mir, wie ichs einrichten soll! – könnten Sie allenfalls mir erst ein paar Meilen entgegenkommen – oder mich sodann ein paar Meilen begleiten – oder, wo ich aussteigen, Logis nehmen soll. Salzmann hat mich zu sm Vater eingeladen. Herr Hebeisen wird mich vermuthlich auch wollen. Ich aber sehe, daß ich schrecklich schenirt wäre, wenn ich zu dem einen oder andern, oder irgend einem meiner Bekannten gienge. Also werd’ ich, wo möglich, in ein öffentliches Wirthshaus gehen, das Ihnen am nächsten u: bequemsten ist. In welches?
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Sodann wollen wir reden, was wir im Herzen haben, wie wenn wir schon 30. Jahre mit einander auf und niedergiengen – und uns unsers Seyns, und Miteinanderseyns u. Ewigseyns freuen –
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Aber Ihr Bild muß ich noch vorher haben von der Hand, die Röderern zeichnete, etwas größer als seins seins u: schärfer gezeichnet.
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Weiter schreib’ ich izt nichts. Mein Vater ward vorgestern begraben. Ich erhielt Ihren Brief eben, da sein Sarg verschlossen war. Des redlichen Manns Todtenbild sollen Sie haben. – Grüßen u: Küßen Sie Röderer. Er ist mir Bruder.
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-Weil ich entweder vor oder nach Schwalbach durchs würtembergische muß, so muß ich bäldest meine Einrichtungen machen, u: also schnell Antwort von Ihnen haben. Ich bin, so lang ich bin, Ihr
-Lavater
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-Zürich d. 10. May 1774.
+Weil ich entweder vor oder nach Schwalbach durchs würtembergische muß, so muß ich bäldest meine Einrichtungen machen, u: also schnell Antwort von Ihnen haben. Ich bin, so lang ich bin, Ihr Lavater
+Zürich d. 10. May 1774.
+Haben Sie die Sachen erhalten? Ihre u: den Ich glaube Fränkel hat sie bekommen.
2. Worte! – Nur Ihr seyt m: Herzen nahe, kommt mir aber kommt mir allein – wenn ichs Euch sagen werde bis auf Basel entgegen: Ich gedenke, so Gott u: m. Gesundheit will in 4. Wochen abzureisen. bin ich solche Freunde zu haben – doch ist mir bange, Kinder, daß Ihr Waßer aus der Dürre, u: Leben von dem Todten erwartet – o wie tief unter aller Erwartung bin ich – ob’s falsche oder wahre Bescheidenheit uns – oder sey, werdet Ihr sehen. Doch bring ich Euch ein redlich offenes Herz, das eures schrecklich gern kennt – giebt durchs Empfangen u: empfängt durchs Geben –
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bey Dir also steig ich ab – bey Dir leb’ u: wes’ ich, aber ach! Nur einen Tag u. einen Sonntag – Sagen darf ich’s hoff’ ich o daß ich vor einigem Wiederwillen würde, wenn Du etwas mehr als Teller Waßer, Gabel u. Löfel – um meinetwillen auf Deinen Tisch legen würdest. – will mich auch bey sich haben – in Erfurth – thu, was du willst – ihn fortzureitzen: doch wär’ ich vielleicht der Straßburger Freunde wagts – denen ich mitbringen mögte, – doch thue was du willst. Gott stärke dich Du edler Schwacher! Es ist eine der bittet, daß dein Glaube nicht abnehme u: der ist mehr als L–
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Wir haben Deinen Brief vom 29ten zwey Tage später erhalten als den vom 4ten Junii – Mein ganz Conzept ist verrückt durch Deine beschleunigte Kunft. Neue Geduldübung für Dich – ich sehe Du kennst weder mich noch Röderer der Situation – nur dem Herzen nach. Und wir haben beide oft die Augen größer als den Bauch. Ich bin Gesellschafter eines Curländischen Cavaliers der im Begrif steht nach Hause zurückzugehen, mich hierzulassen. Ich zählte drauf wenn Du laut Deiner vorigen Briefe in drey vier Wochen abreisetest, er würde gegen diese Zeit verreist und ich frey – seyn. Also würden wir Dir förmlich entgegen reisen, dich herholen können etc. So aber muß grad itzt das Schicksal seinen jüngern Bruder der bey einem andern Regiment steht mit seinem Regiment gegen den Tag Deiner Abreise hieherführen (den 11ten haben sie Ordre erhalten auszumarschiren) der Bruder erwartet ihn um ihn noch das letzte Mal vor seiner Heimreise zu sprechen und ich in die allergeringsten ihrer beyden Geschäfte verwickelt darf mich nicht von ihnen trennen – besonders da diese Reise in dem ganzen Lebenslauf des ältesten Epoque macht. Jetzt mein lieber theurer Lavater – wirst Du noch zürnen daß ich nicht Wort halten kann? Die Deutschen faßten ihre Entschlüsse im Rausch und überlegten sie nüchtern. Aber hör etwas. Wir wollen uns – so Gott es will – mit Röderer
aufmachen und nach Colmar gehn, wo Du Donnerstags (falls Du mit der Diligence) zu Mittag eintreffen mußt. Da essen wir zusammen und reisen bequemlich nach Strasburg wo Du nichts desto weniger (wenn nicht in meinem Hause, in dem anstoßenden, das schon gerüstet dazu und noch bequemer weil Du keine Treppen zu steigen und bessere Aussicht hast) absteigst, damit wir allein – sein, frey ununterbrochen. Siehst Du da feyren wir den ganzen ersten Abend und drauf folgenden Morgen in süßer stiller Einsamkeit, hernach wird freilich das Geräusch Deiner Bekanntschaften angehn, das Du nicht ganz vermeiden kannst. Das Begleiten ins Schwalbacher Bad ist nun ganz unmöglich, mein Herz und alle meine Wünsche sollen Dich begleiten, aber – ich bin nicht frey – ich bin vieles nicht. Nimm vorlieb wie ich bin, Du der Du vom Apostel Paulus auch Verträglichkeit mußt gelernt haben, meine Freiheitsstunde (das hoff ich zu Gott) wird auch schon einmal schlagen und dann will ich anders seyn. Das Gesicht von Deinem verklärten Vater hab ich alleweile vor mir und kann mich nicht satt dran sehen. Solche Köpfe können nur in einer Republick gebildet werden, das sind
Züge die in keinem monarchischen Staat gesehen noch gehört noch empfunden werden können. Ach daß er lebte! Hat er uns doch seinen Sohn gelassen und ein Brutusherz in ihm. Lebe wohl!
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-JMR Lenz
+JMR Lenz
ich wünscht ich könnte den Kopf in mein innerstes Herz hineinzeichnen damit er mir zu allen Stunden und Augenblicken gegenwärtig wäre
Sollte das Schicksal meinen Willen bis auf den Grad zwingen – daß ich auch nicht bis Colmar entgegen, wie denn grad die Tage kritisch sind und überhaupt ich nicht gern mehr versprechen als halten mag – so kommt doch Röderer gewiß, der kein Diener des göttlichen Worts noch; – doch seine Verhältnisse wird er Dir selbst detailliren.
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Ich Röderer umarme Sie tausendmal und will auch itzt lernen zufrieden seyn in mancherley Fügungen – Es genese Ihr Knabe! Guter Gott erfreue einen Vater der schon manche Freude manchen denen Kindern gemacht hat.
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An Herrn
Herrn Diaconus Lavater
zu Zürich