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@@ -276,145 +276,145 @@ Von Herrn von Kleist ein ganz ergebenstes Compliment. Wollen Sie so gütig seyn,
Ich sehe daß mein guter Ott mich nicht versteht und durchaus glaubt, wenn ich nicht lustig bin, müsse ich unglücklich seyn. Benehmen Sie ihm doch dieses schlechte Zutraun zu mir, welches mich in der That schamroth machen muß. Der Himmel ist noch nie so strenge gegen mich gewesen, mir größeren Kummer aufzulegen, als wozu er mir Schultern gegeben, und wenn ich jetzt die feige Memme machte, der Ungedult und Thorheit über die Backen liefen, so verdient ich in Essig eingemacht zu werden, damit ich nicht in putredinem überginge. Ich fürchte, weil ich an ihn jetzt nicht mehr mit lachendem Munde schreiben kann, sein gar zu gutes und empfindliches Herz wird glauben, ich sey niedergeschlagen und ich bin es doch niemals weniger gewesen als itzt.
Neulich als ich einige Stunden einsam unter einem Baum gelesen, sah ich unvermuthet eine erschreckliche Schlange ganzgeruhig zwei Zoll weit neben mir liegen. Ich flog schneller als ein Blitz davon, und dachte es muß doch noch nicht Zeit für dich sein – Diese Anekdote schreibe ich meinen Freunden nur darum, damit sie sich in Acht nehmen, unter einem Baum auszuruhen – denn sonst denk ich interessirt sie niemanden als mich.
Ich schick Ihnen zur Ausfüllung einer vegetirenden Stunde nach dem Essen, eine kleine Romanze, die ich in einer eben so leeren Stunde gemacht habe.
+
+Piramus und Thisbe.
-Piramus und Thisbe
-
-Der junge Piramus in Babel
-Hat in der Wand
-Sich nach und nach mit einer heissen Gabel
-Ein Loch gebrannt.
-
-Hart an der Wand, da schlief sein Liebchen,
-Die Thisbe hieß,
-Und ihr Papa auf ihrem Stübchen
-Verderben ließ.
-
-Die Liebe geht so, wie Gespenster,
-Durch Holz und Stein.
-Sie machten sich ein kleines Fenster
-Für ihre Pein.
-
-Da hieß es: liebst du mich? da schallte:
-Wie lieb ich dich!
-Sie küßten Stundenlang die Spalte
-Und meynten sich.
-
-Geraumer ward sie jede Stunde,
-Und manchen Kuß
-Erreichte schon von Thisbens Munde
- Herr Piramus.
-
-In einer Nacht, da Mond und Sterne
-Vom Himmel sahn,
-Da hätten sie die Wand so gerne
-Beyseits gethan.
-
-Ach Thisbe! weint er, sie zurücke:
-Ach Piramus!
-Besteht denn unser ganzes Glücke
-In einem Kuß?
-
-Sie sprach: ich will mit einer Gabe,
-Als wär ich fromm,
-Hinaus bei Nacht zu Nini Grabe,
-Alsdann so komm!
-
-Dies wird Papa mir nicht verwehren,
-Dann spude dich.
-Du wirst mich eifrig bethen hören,
-Und tröste mich.
-
-Ein Mann ein Wort! Auf einem Beine
-Sprang er für Lust:
-Auf Morgen Nacht da küß ich deine
-Geliebte Brust.
-
- Sie, Opferkuchen bei sich habend,
-Trippt durch den Hayn,
-Schneeweiß gekleidt, den andern Abend
-Im Mondenschein.
-
-Da fährt ein Löwe aus den Hecken,
-Ganz ungewohnt,
-Er brüllt so laut: sie wird vor Schrecken
-Bleich wie der Mond.
-
-Ha, zitternd warf sie mit dem Schleyer
-Den Korb ins Graß
-Und lief, indem das Ungeheuer
-Die Kuchen aß.
-
-Kaum war es fort, so mißt ein Knabe
-Mit leichtem Schritt
-Denselben Weg zu Nini Grabe –
-Der rückwärts tritt,
-
-Als hätt ein Donner ihn erschossen:
-Den Löwen weit –
-Und weiß im Grase hingegossen
-Der Thisbe Kleid.
-
-Plump fällt er hin im Mondenlichte:
-So fällt vom Sturm
- Mit unbeholfenem Gewichte
-Ein alter Thurm.
-
-O Thisbe, so bewegen leise
-Die Lippen sich,
-O Thisbe, zu des Löwen Speise
-Da schick ich mich.
-
-Zu hören meine treuen Schwüre
-Warst du gewohnt;
-Sey Zeuge, wie ich sie vollführe,
-Du falscher Mond!
-
-Die kalte Hand fuhr nach dem Degen
-Und dann durchs Herz.
-Der Mond fing an sich zu bewegen
-Für Leid und Schmerz.
-
-Ihn suchte Zephir zu erfrischen
-Umsonst bemüht.
-Die Vögel sangen aus den Büschen
-Sein Todtenlied.
-
-Schnell lauschte Thisbe durch die Blätter
-Und sah das Graß,
-Wie unter einem Donnerwetter,
-Von Purpur naß.
-
-O Gott, wie pochte da so heftig
-Ihr kleines Herz!
-Das braune Haupthaar ward geschäftig,
-Stieg himmelwärts.
-
-Sie floh – hier zieht, ihr blassen Musen,
-Den Vorhang zu!
-Dahinter ruht sie, Stahl im Busen:
-O herbe Ruh!
-
-Der Mond vergaß sie zu bescheinen,
-Von Schrecken blind.
-Der Himmel selbst fieng an zu weinen
-Als wie ein Kind.
-
-Man sagt vom Löwen, sein Gewissen
-Hab ihn erschröckt,
-Er habe sich zu ihren Füßen
-Lang hingestreckt.
-
-O nehmt, was euch ein Beyspiel lehret,
-Ihr Alten, wahr!
-Nehmt euch in Acht, ihr Alten! störet
-Kein liebend Paar.
-
+Der junge Piramus in Babel
+Hat in der Wand
+Sich nach und nach mit einer heissen Gabel
+Ein Loch gebrannt.
+
+Hart an der Wand, da schlief sein Liebchen,
+Die Thisbe hieß,
+Und ihr Papa auf ihrem Stübchen
+Verderben ließ.
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+Die Liebe geht so, wie Gespenster,
+Durch Holz und Stein.
+Sie machten sich ein kleines Fenster
+Für ihre Pein.
+
+Da hieß es: liebst du mich? da schallte:
+Wie lieb ich dich!
+Sie küßten Stundenlang die Spalte
+Und meynten sich.
+
+Geraumer ward sie jede Stunde,
+Und manchen Kuß
+Erreichte schon von Thisbens Munde
+err Piramus.
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+In einer Nacht, da Mond und Sterne
+Vom Himmel sahn,
+Da hätten sie die Wand so gerne
+Beyseits gethan.
+
+Ach Thisbe! weint er, sie zurücke:
+Ach Piramus!
+Besteht denn unser ganzes Glücke
+In einem Kuß?
+
+Sie sprach: ich will mit einer Gabe,
+Als wär ich fromm,
+Hinaus bei Nacht zu Nini Grabe,
+Alsdann so komm!
+
+Dies wird Papa mir nicht verwehren,
+Dann spude dich.
+Du wirst mich eifrig bethen hören,
+Und tröste mich.
+
+Ein Mann ein Wort! Auf einem Beine
+Sprang er für Lust:
+Auf Morgen Nacht da küß ich deine
+Geliebte Brust.
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+Sie, Opferkuchen bei sich habend,
+Trippt durch den Hayn,
+Schneeweiß gekleidt, den andern Abend
+Im Mondenschein.
+
+Da fährt ein Löwe aus den Hecken,
+Ganz ungewohnt,
+Er brüllt so laut: sie wird vor Schrecken
+Bleich wie der Mond.
+
+Ha, zitternd warf sie mit dem Schleyer
+Den Korb ins Graß
+Und lief, indem das Ungeheuer
+Die Kuchen aß.
+
+Kaum war es fort, so mißt ein Knabe
+Mit leichtem Schritt
+Denselben Weg zu Nini Grabe –
+Der rückwärts tritt,
+
+Als hätt ein Donner ihn erschossen:
+Den Löwen weit –
+Und weiß im Grase hingegossen
+Der Thisbe Kleid.
+
+Plump fällt er hin im Mondenlichte:
+So fällt vom Sturm
+Mit unbeholfenem Gewichte
+Ein alter Thurm.
+
+O Thisbe, so bewegen leise
+Die Lippen sich,
+O Thisbe, zu des Löwen Speise
+Da schick ich mich.
+
+Zu hören meine treuen Schwüre
+Warst du gewohnt;
+Sey Zeuge, wie ich sie vollführe,
+Du falscher Mond!
+
+Die kalte Hand fuhr nach dem Degen
+Und dann durchs Herz.
+Der Mond fing an sich zu bewegen
+Für Leid und Schmerz.
+
+Ihn suchte Zephir zu erfrischen
+Umsonst bemüht.
+Die Vögel sangen aus den Büschen
+Sein Todtenlied.
+
+Schnell lauschte Thisbe durch die Blätter
+Und sah das Graß,
+Wie unter einem Donnerwetter,
+Von Purpur naß.
+
+O Gott, wie pochte da so heftig
+Ihr kleines Herz!
+Das braune Haupthaar ward geschäftig,
+Stieg himmelwärts.
+
+Sie floh – hier zieht, ihr blassen Musen,
+Den Vorhang zu!
+Dahinter ruht sie, Stahl im Busen:
+O herbe Ruh!
+
+Der Mond vergaß sie zu bescheinen,
+Von Schrecken blind.
+Der Himmel selbst fieng an zu weinen
+Als wie ein Kind.
+
+Man sagt vom Löwen, sein Gewissen
+Hab ihn erschröckt,
+Er habe sich zu ihren Füßen
+Lang hingestreckt.
+
+O nehmt, was euch ein Beyspiel lehret,
+Ihr Alten, wahr!
+Nehmt euch in Acht, ihr Alten! störet
+Kein liebend Paar.
+
< Auf einem beiliegenden Zettel >
-Man sagt daß keine Frau dem Mann die Herrschaft gönnt;
-So nicht Frau Magdelone.
-Sie theilt mit ihm das Regiment:
-Behält den Zepter nur und lässet ihm die Krone.
+Man sagt daß keine Frau dem Mann die Herrschaft gönnt;
+So nicht Frau Magdelone.
+Sie theilt mit ihm das Regiment:
+Behält den Zepter nur und lässet ihm die Krone.