From b401be1ec23ed4eee7487f074e9b4d033cae23a7 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Mon, 13 Jan 2025 16:50:02 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 321. --- data/xml/briefe.xml | 70 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 15 +++++++++ data/xml/traditions.xml | 6 ++++ 3 files changed, 91 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 9b53962..d9aaf11 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -11520,6 +11520,76 @@ Und heiter jeder Tag, – uns Muster des Bestrebens Auch einst in unserm Herbst so from und froh zu seyn. – + Riga d. 2ten 8br 1779 a. St. + Theurester Bester! + + Verzeyhen Sie die Form dieses Briefs, wie die Zumuthung die er enthält und setzen beydes auf die + Rechnung des strengsten Vertrauens nicht in Ihre Freundschaft und Güte für mich, die, wie ich aus + Proben ersehen unbeschränkt ist – sondern in Ihre Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe. Ich bitte diese + Worte nicht nach dem Herkommen gedruckter Stutzernomenklatur – sondern diesmal nach der Bedeutung der + Einsamkeit und ihres Entschlusses auf immer zu nehmen. Also fort für diesmal mit allen äußern + Verhältnissen, die die schnelle Sprache dessen was eine besondere Lage der Umstände jetzt auf mich + wirken muß, nur höchst unfruchtbar aufhalten würden. + + Ich komme eben von einem Besuch in Gesellschaft meines lieben grauen Vaters und eines jüngeren Bruders, + der Sie in Weymar gesehen, wo ich auf die sonderbarste Art von der Welt in die Enge gebracht bin. Die + zärtesten Sayten meines Herzens und möcht ich sagen, einer gewissen Art von Ehre deren System ich eben nicht + recht von mir geben kann, sind angeschlagen und – kurz ich bin diesmal in großer Verlegenheit – – die + vielleicht durch diesen Brief noch vergrössert wird; aber genug, ich kann mir nicht helfen. Es ist lange + vor meiner Ankunft in Riga von einer Besetzung des nur halb erledigten Rektorats der Dohmschule (von dem Hr. + D. Schlegel sich den Theologischen Theil vorbehält) die Rede gewesen. Mir hatte man gleich bei meiner Ankunft + ins Land verschiedene Vorschläge nach Petersburg gemacht, von denen mein Herz, weiß ich aus was für Besorgnissen, + zurücksteuerte, doch ohne sie ganz aufzugeben. Ein Gönner meines Schwagers ein Edelmann der es auch ohne + Geburt seyn würde, den soll ich sagen sein Herz oder sein Geschmak der auf Ambassaden bis nach Spanien, wohl hat + ausgebildet werden können, auch mir sehr anziehend machen – schon damals gemacht hatten, als er von seinen ersten + Reisen als blosser Cavalier durch Königsberg nach Hause zurückgieng; erscheint in unsers Freund Hartknochs Laden. + Außer dem Anzüglichen seiner Person, hielt ichs in Ansehung meines Schwagers, der von dem Hause viel Güte genossen, + für Pflicht, ihn – und zugleich dem Haupt dieser Stadt, seinem Schwiegervater die Aufwartung zu machen. Ich beredte, + weil er von einem vorhabenden Besuch bey meinem Vater sprach, den Altgen mit dazu, ihm zuvorzukommen. Wir treffen ihn + nicht zu Hause, wohl aber den Hn. Bürgermeister, einen der thätigsten und ausgezeichnetsten Patrioten der Stadt und – + stellen Sie sich meine Verwirrung vor, als ganz unvorbereitet, ganz überraschend für mich und vermuthlich für alle die + gegenwärtig waren, mit der Naivität von der Sie sich bey meinem Vater nur eine dunkle Vorstellung – auch Sie! machen + können, er förmlich bey der Schule für mich anspricht, und wenn ihnen ein Subjekt dazu fehlte, mich – unparteyisch – welch + ein Ausdruck – unparteyisch dazu empfielt. Herr Burgermeisters S. Miene die sich dabey sichtbar veränderte, machte mir den + Mann noch einmal so ehrwürdig, denn nun hatte ich wenigstens meiner eignen Verlegenheit etwas zuzugesellen. Noch mehr aber + seine langsame und geflissentlich überlegte Antwort: es sey deswegen an auswärtige Gelehrte geschrieben worden, + von denen zwey abgesagt, itzt steh man mit einem dritten in Traktaten habe aber auch zugleich an Sie – geschrieben und + wolle in dem Stück ganz und gar auf Ihre Empfehlung fussen. Itzt hätte mir wohl werden sollen, und mir wards – aber + nicht so ganz – ich gehe zu einem Freunde wo ich von andern in das Fach hin einschlagenden Dingen sehr beunruhigt, + aber ohne daß sie mich selbst angiengen, zu sprechen hatte, komme zurück und will sehen, was unsers Hartknochs sehr + üble Brust heute macht und – find ihn an einer Post nach Leipzig die er expedirt, und mir Pappier und Feder hinlegt, + wenn ich auch an jemand schreiben wollte. – An wen anders als an Sie – – mich zu empfehlen? nicht doch – Ihre + Empfehlung zu erbitten, zu verbitten – auch nicht, kurz ich weiß selbst nicht was ich will, was ich soll – – aber + an wen anders kann, darf ich das schreiben als an Sie – Freund Goethe – hat mich wohl vergessen – mag will wie ich + sehe sich in keins meiner Angelegenheiten mehr mischen, wird vielleicht durch jede Art meiner Zuschriften selber + soll ich sagen beleidigt? – – doch gewiß beunruhigt – und soll ich empfolen sein – wär ichs am liebsten von Ihnen. + Guter Gott, aber Sie kennen, wenn Sie mein Herz ja kennen, weder mein Geschick überhaupt noch zu einer solchen Stelle + in sonderheit. Soviel sag ich Ihnen frey und wills druken lassen, daß in
    meinem Vaterlande
mir eine solche Stelle + die wünschenswertheste wäre. Und wem sollte sie es nicht seyn. Ich wollte solang wenigstens an mir pressen + bis das was ich gutes und vortheilhaftes draussen eingesogen, ausgedrükt wäre, mögte man hernach mit dem löchrichten + Herzen machen was man wollte. Bey alledem aber habe ich die Theologie – nicht gründlich studirt, kann auch keine grosse + Theologen auf die grosse Bühne der Welt schicken. Dafür aber hab ich mich ein wenig in der Geschichte und Gesetzen meines + Vaterlands umgesehen, die ich immer fleissiger mit Zuziehung der erfahrensten Männer zu studieren gedenke, will dabey + gern in dem bißgen Griechisch und modernen Sprachen, was ich weiß, auch in der sogenannten schönen Kenntniß von + Kunstwerken und Kunstsachen, auch wenn der Adel, der fast den zahlreichsten Theil unsers Landes ausmacht und um + Unterricht verlegen ist, mit zu unsrer Bürgerschule gezogen werden soll, in besondern Stunden in dem historischen + Theil der alten und neuen Taktik Fortifikation u. s. f. soweit Unterricht geben, daß er hernach praktischem Unterricht + schneller nutzen kann, so auch in Staatsgeschichte und
    Staatswirtschaft
welches mir ein Hauptbedürfniß meines + Vaterlands scheint – auch lateinische Autoren lesen, und Redübungen mitbetreiben helfen, nach meinen Kräften – + + Wissen Sie ein redlicheres, stärkeres und ausdaurenderes Subjekt für diese Anstalt deren Einrichtung so wie die Stärke + und Umfang seiner Nerven, Kräfte und erworbenen Anlagen Sie kennen, so bezeuge ich hiemit vor Gott – den ich nicht + leichtsinnig zum Zeugen nehmen mag – daß ich der Anstalt Glük wünschen und mit dem Schmerz hier nicht haben nützen zu + können mich auch aTextverlusthnen lernen werde ohne einen Gedanken von Textverlustle den, Ihnen und Ihnen ähnlichen, + mit voller warmer Hochachtung gewiedmeten wegzugeben oder ärmer an Textverlustm Gefühl zu + werden, mit dem ich auch schweigend mich jederzeit und überall nennen werde + Ihren + gehorsamstergebensten + JMR Lenz. + + Mein Vater ist – für mich – reich, so auch meine Geschwister. Daß also das nicht in Anschlag + kommen darf.
+ diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 6ba60b0..1757e96 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -4824,5 +4824,20 @@ + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index a5388cf..74cd440 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -1994,6 +1994,12 @@ + + + Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 2 + + +