diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml
index 9b53962..d9aaf11 100644
--- a/data/xml/briefe.xml
+++ b/data/xml/briefe.xml
@@ -11520,6 +11520,76 @@
Und heiter jeder Tag, – uns Muster des Bestrebens
Auch einst in unserm Herbst so from und froh zu seyn. –
+ Riga d. 2ten 8br 1779 a. St.
+ Theurester Bester!
+
+ Verzeyhen Sie die Form dieses Briefs, wie die Zumuthung die er enthält und setzen beydes auf die
+ Rechnung des strengsten Vertrauens nicht in Ihre Freundschaft und Güte für mich, die, wie ich aus
+ Proben ersehen unbeschränkt ist – sondern in Ihre Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe. Ich bitte diese
+ Worte nicht nach dem Herkommen gedruckter Stutzernomenklatur – sondern diesmal nach der Bedeutung der
+ Einsamkeit und ihres Entschlusses auf immer zu nehmen. Also fort für diesmal mit allen äußern
+ Verhältnissen, die die schnelle Sprache dessen was eine besondere Lage der Umstände jetzt auf mich
+ wirken muß, nur höchst unfruchtbar aufhalten würden.
+
+ Ich komme eben von einem Besuch in Gesellschaft meines lieben grauen Vaters und eines jüngeren Bruders,
+ der Sie in Weymar gesehen, wo ich auf die sonderbarste Art von der Welt in die Enge gebracht bin. Die
+ zärtesten Sayten meines Herzens und möcht ich sagen, einer gewissen Art von Ehre deren System ich eben nicht
+ recht von mir geben kann, sind angeschlagen und – kurz ich bin diesmal in großer Verlegenheit – – die
+ vielleicht durch diesen Brief noch vergrössert wird; aber genug, ich kann mir nicht helfen. Es ist lange
+ vor meiner Ankunft in Riga von einer Besetzung des nur halb erledigten Rektorats der Dohmschule (von dem Hr.
+ D. Schlegel sich den Theologischen Theil vorbehält) die Rede gewesen. Mir hatte man gleich bei meiner Ankunft
+ ins Land verschiedene Vorschläge nach Petersburg gemacht, von denen mein Herz, weiß ich aus was für Besorgnissen,
+ zurücksteuerte, doch ohne sie ganz aufzugeben. Ein Gönner meines Schwagers ein Edelmann der es auch ohne
+ Geburt seyn würde, den soll ich sagen sein Herz oder sein Geschmak der auf Ambassaden bis nach Spanien, wohl hat
+ ausgebildet werden können, auch mir sehr anziehend machen – schon damals gemacht hatten, als er von seinen ersten
+ Reisen als blosser Cavalier durch Königsberg nach Hause zurückgieng; erscheint in unsers Freund Hartknochs Laden.
+ Außer dem Anzüglichen seiner Person, hielt ichs in Ansehung meines Schwagers, der von dem Hause viel Güte genossen,
+ für Pflicht, ihn – und zugleich dem Haupt dieser Stadt, seinem Schwiegervater die Aufwartung zu machen. Ich beredte,
+ weil er von einem vorhabenden Besuch bey meinem Vater sprach, den Altgen mit dazu, ihm zuvorzukommen. Wir treffen ihn
+ nicht zu Hause, wohl aber den Hn. Bürgermeister, einen der thätigsten und ausgezeichnetsten Patrioten der Stadt und –
+ stellen Sie sich meine Verwirrung vor, als ganz unvorbereitet, ganz überraschend für mich und vermuthlich für alle die
+ gegenwärtig waren, mit der Naivität von der Sie sich bey meinem Vater nur eine dunkle Vorstellung – auch Sie! machen
+ können, er förmlich bey der Schule für mich anspricht, und wenn ihnen ein Subjekt dazu fehlte, mich – unparteyisch – welch
+ ein Ausdruck – unparteyisch dazu empfielt. Herr Burgermeisters S. Miene die sich dabey sichtbar veränderte, machte mir den
+ Mann noch einmal so ehrwürdig, denn nun hatte ich wenigstens meiner eignen Verlegenheit etwas zuzugesellen. Noch mehr aber
+ seine langsame und geflissentlich überlegte Antwort: es sey deswegen an auswärtige Gelehrte geschrieben worden,
+ von denen zwey abgesagt, itzt steh man mit einem dritten in Traktaten habe aber auch zugleich an Sie – geschrieben und
+ wolle in dem Stück ganz und gar auf Ihre Empfehlung fussen. Itzt hätte mir wohl werden sollen, und mir wards – aber
+ nicht so ganz – ich gehe zu einem Freunde wo ich von andern in das Fach hin einschlagenden Dingen sehr beunruhigt,
+ aber ohne daß sie mich selbst angiengen, zu sprechen hatte, komme zurück und will sehen, was unsers Hartknochs sehr
+ üble Brust heute macht und – find ihn an einer Post nach Leipzig die er expedirt, und mir Pappier und Feder hinlegt,
+ wenn ich auch an jemand schreiben wollte. – An wen anders als an Sie – – mich zu empfehlen? nicht doch – Ihre
+ Empfehlung zu erbitten, zu verbitten – auch nicht, kurz ich weiß selbst nicht was ich will, was ich soll – – aber
+ an wen anders kann, darf ich das schreiben als an Sie – Freund Goethe – hat mich wohl vergessen – mag will wie ich
+ sehe sich in keins meiner Angelegenheiten mehr mischen, wird vielleicht durch jede Art meiner Zuschriften selber
+ soll ich sagen beleidigt? – – doch gewiß beunruhigt – und soll ich empfolen sein – wär ichs am liebsten von Ihnen.
+ Guter Gott, aber Sie kennen, wenn Sie mein Herz ja kennen, weder mein Geschick überhaupt noch zu einer solchen Stelle
+ in sonderheit. Soviel sag ich Ihnen frey und wills druken lassen, daß in mir eine solche Stelle
+ die wünschenswertheste wäre. Und wem sollte sie es nicht seyn. Ich wollte solang wenigstens an mir pressen
+ bis das was ich gutes und vortheilhaftes draussen eingesogen, ausgedrükt wäre, mögte man hernach mit dem löchrichten
+ Herzen machen was man wollte. Bey alledem aber habe ich die Theologie – nicht gründlich studirt, kann auch keine grosse
+ Theologen auf die grosse Bühne der Welt schicken. Dafür aber hab ich mich ein wenig in der Geschichte und Gesetzen meines
+ Vaterlands umgesehen, die ich immer fleissiger mit Zuziehung der erfahrensten Männer zu studieren gedenke, will dabey
+ gern in dem bißgen Griechisch und modernen Sprachen, was ich weiß, auch in der sogenannten schönen Kenntniß von
+ Kunstwerken und Kunstsachen, auch wenn der Adel, der fast den zahlreichsten Theil unsers Landes ausmacht und um
+ Unterricht verlegen ist, mit zu unsrer Bürgerschule gezogen werden soll, in besondern Stunden in dem historischen
+ Theil der alten und neuen Taktik Fortifikation u. s. f. soweit Unterricht geben, daß er hernach praktischem Unterricht
+ schneller nutzen kann, so auch in Staatsgeschichte und welches mir ein Hauptbedürfniß meines
+ Vaterlands scheint – auch lateinische Autoren lesen, und Redübungen mitbetreiben helfen, nach meinen Kräften –
+
+ Wissen Sie ein redlicheres, stärkeres und ausdaurenderes Subjekt für diese Anstalt deren Einrichtung so wie die Stärke
+ und Umfang seiner Nerven, Kräfte und erworbenen Anlagen Sie kennen, so bezeuge ich hiemit vor Gott – den ich nicht
+ leichtsinnig zum Zeugen nehmen mag – daß ich der Anstalt Glük wünschen und mit dem Schmerz hier nicht haben nützen zu
+ können mich auch aTextverlusthnen lernen werde ohne einen Gedanken von Textverlustle den, Ihnen und Ihnen ähnlichen,
+ mit voller warmer Hochachtung gewiedmeten wegzugeben oder ärmer an Textverlustm Gefühl zu
+ werden, mit dem ich auch schweigend mich jederzeit und überall nennen werde
+ Ihren
+ gehorsamstergebensten
+ JMR Lenz.
+
+ Mein Vater ist – für mich – reich, so auch meine Geschwister. Daß also das nicht in Anschlag
+ kommen darf.
+
diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml
index 6ba60b0..1757e96 100644
--- a/data/xml/meta.xml
+++ b/data/xml/meta.xml
@@ -4824,5 +4824,20 @@
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml
index a5388cf..74cd440 100644
--- a/data/xml/traditions.xml
+++ b/data/xml/traditions.xml
@@ -1994,6 +1994,12 @@
+
+
+ Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 2
+
+
+