diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml
index 29dac2d..7c5f593 100644
--- a/data/xml/briefe.xml
+++ b/data/xml/briefe.xml
@@ -9852,6 +9852,195 @@
abzugeben im Churhut bey der Post.
in
+ Hier theureste Freundinn die ersten zwey Scenen des ersten Akts. Ich sollte mich zu Tode schämen daß
+ ich auf Ihren küssenswerthen Brief so eilfertig antworten muß und noch nicht mehr von unserm Stück
+ mitsenden kann. Aber in der unglaublichen Zerstreuung in der ich bin, wundert es mich, daß ich noch
+ das habe fertigen können. Glauben Sie aber nicht, daß das Stück so ernsthaft und traurig endigen wird,
+ als es anfangt, denn sonst hätte ich alle Ursach zu glauben, daß es Ihnen Langeweile machen würde.
+
+ Wenn Sie den Schluß recht lustig haben wollen so schreiben Sie mir wieder ein Brieflein kurz oder lang
+ wies Ihnen gelegen ist, doch so, daß ich ihn in die wilden Alpengebirge bekommen kann in die ich mich jetzt
+ zu vertieffen gedenke. Adressiren Sie ihn nur an Lavatern. Morgen früh reise ich ab. Als Ihr erster Brief an
+ mich kam war ich in Schafhausen. Herr Schlosser. hat mir gar keine nähern Umstände von der Kindtauffe geschrieben
+ und ich weiß nicht einmal daß ich Pate bin. So gehts mit den Männern, wenn Sie ihn sehen so schelten Sie ihn
+ brav aus dafür.
+
+
+
+ Ich bitte doch recht sehr mirs zu schreiben wenn Ihnen eine oder die andere Stelle in diesen ersten Scenen,
+ weil die Fortsetzung fehlt, noch unverständlich ist. Ihr Mann kommt hier noch nicht vor, er macht den Wadrigan
+ und es steht bey Ihnen wen Sie zum Belmont wählen wollen.
+
+ Schreiben Sie mir doch recht viel Neues von Ihnen von Ihren Angehörigen und Freunden von Ihrem Klavier und von
+ Ihrer Gedult beym auswendig lernen. Der Himmel wirds Ihnen alles wiedervergelten, der ohnedem auf Ihrer Seite ist.
+
+ Ich also Ihr Vetter? Nun dabey soll’s bleiben liebe Cousine, bis ich Basler Titsch von Ihnen gelernt habe und Sie
+ in der Sprache besser tituliren kann. Zürich d. 2ten Junius. 77.
+
+
+ Lenz.
+
+
+
+ Der Schauplatz stellet die Allee eines kleinen Gartens vor, der überall mit Gebirgen eingeschlossen ist, auf denen man
+ in einiger Entfernung Schlösser und Landhäuser entdeckt, die an dem Fusse derselben das Ufer eines in ihrer Mitte
+ schlängelnden Flusses verschönern helfen.
+
+ Sophie Detmond tritt auf, ländlich gekleidet
+ Hier wär’ es denn wo mir dein Blick das erstemal
+ Dein Mund o Wadrigan! die goldne Freiheit stahl
+ Hier schien ein jedes Wort dir Zung und Herz zu brechen
+ Und ich verstund dich doch. O möchtst du noch so sprechen.
+ An jenem Birnbaum wars, dort in dem hohen Gras
+ Wo ich in deiner Angst mein ganzes Glücke las
+ Wo ist die Laube nun? wo sind die Zeugen-Bänke
+ Du liessest das vergehn. O Wadrigan, ich denke
+ Der Garten mag ein Bild von deinem Herzen seyn.
+ Du kauftest ihn von mir als Detmont starb. – Allein; –
+ Von dem verhaßten Lärm der Städte losgerissen,
+ Ließ ich mit Wollust hier der Tochter Tränen fliessen
+ Da kamst du Zauberer und trocknetest sie mir
+ Und ich ein Kind ein Weib, ich ließ den Garten dir
+ Zugleich mein ganzes Herz mit allen seinen Trieben
+ Und wähnt’ es wäre Pflicht statt seiner dich zu lieben
+ Und dieses Heiligthum, Gott! hätt ich das bedacht!
+ Als du auf Reisen giengst, blieb in des Gärtners Macht
+ Scheints doch so wie dein Herz mehr Kälte überkommen
+ Als hätt die ganze Welt mit Theil daran genommen
+ Wie alles fremd hier ward! Ist das der Reisen Frucht
+ Ach! so bin ich ein Kind daß ichs nicht auch versucht
+ Heut führst du Belmont her, du selbst hast ihn geladen
+ Heut! – und bist du gewiß, er könne dir nichts schaden?
+ Er hält es nicht geheim daß sein zerrißnes Herz
+ Bey mir nun Lindrung sucht für alter Wunden Schmerz
+ Bey mir den Abgott sucht den er drey Jahr besessen,
+ Der ihm entrissen ward, bey mir den zu vergessen
+ Bey mir – und Wadrigan – Gott ihr mißhandelt mich.
+
+ Zweyte Scene.
+ Belmont kommt.
+ So ungelegen kam kein Mensch vielleicht als ich.
+ Den Tag, der Sie gebar, im Stillen zu begehen
+ Die feyrende Natur darüber froh zu sehen
+ Begaben Sie sich her und ich –
+
+ Sie stöhren nichts
+
+
+ O! wenn mir das Herz – genug Ihr Mund versprichts.
+ Der zauberischste Mund der jemals hintergangen:
+ O fühlten Sie, was solch ein Wörtlein aufzufangen
+ Was das zuweilen ist: Ich stöhre nichts? Wohlan
+ Das übersetz ich mir daß ich noch hoffen kann
+ Mein Herr! Sie dauren mich. Würd ich Sie minder schätzen
+ Würd michs nicht ängstigen daß Sie – falsch übersetzen
+ (mit Heftigkeit)
+ Falsch?
+ Sie verstehen mich nicht
+ (die Hand auf das Herz)
+ Falsch?
+
+ Unrecht Herr Belmont
+
+ Du Engel höre mich (knieend)
+
+ Das bin ich nicht gewohnt. –
+ Ich bitte stehn Sie auf – es könnte jemand kommen
+ Ich muß hinein – (sie will gehen, Belmont faßt sie flehend an der Hand)
+ Sie gehn? – (Sophie ergibt sich zu bleiben)
+ Sie haben wahrgenommen
+ In meinem düstern Blick vermuthlich was mein Herz
+ So schlecht verhehlen kann, nur halb geheilten Schmerz
+ Sie haben recht gesehn und weil Sie mein Gewissen
+ So reitzend aufgeweckt –
+ Mein Herr –
+ Sie müssens wissen
+ Das letzte, ärgste, was, vor Gott sey es gesagt
+ Von meinen Lippen sich noch nie herabgewagt
+ Was ich – bewundernswert sind die Sophistereyen
+ Des Herzens doch, – mir selbst nie wagte zu erneuen
+ Was ich mir selbst verbarg, gleich Fieberträumen ich
+ Nur Ruckweis wiedersah unkenntlich fürchterlich –
+ Vor deinem Blick allein, mein Schutzgeist darf ich trauen
+ Das Schreckenbild davon noch einmal anzuschauen
+ Ein sanftes Wort von dir erhält mich –
+ (bey Seite)
+ Wie michs quält
+ Sein Selbstbetrug! und doch, wenn er sein Leid erzählt
+ Erleichtert sichs vielleicht. Ich wünscht ich dürft es wagen
+ Ihm meine Freundschaft, rein von Liebe, anzutragen
+ Wenn du nur Wadrigan! mir nicht zu sicher wärst
+
+ Es scheint Vollkommenste! du seyst gerührt, du hörst
+ Theilnehmend Martern selbst die du nicht angerichtet
+ O du, weit über das, was ich mir je erdichtet
+ O du selbst über die, die ich so treu geliebt
+ Sprich, ob zu meinem Leid es noch ein Beyspiel giebt
+ Ein Freund, die Seele mir der glücklichsten Momente,
+ Der Firniß der sie hob – für den ich sterben könnte
+ In manchem Augenblick noch itzt – der Freund stiehlt mir
+ Mein höchstes Gut nach ihm, ein Herz, Sophie – gleich dir
+
+ Aufrichtig Belmont! wer hieß Sie mir das erzehlen? –
+ (ohne zu antworten)
+ Ein Herz – und Ach du war ein Gesicht, um seelig uns zu quälen.
+ Unglaublich schröcklich ists wie ähnlich Sie sich sind
+ Ich sah Sie jenen Tag mit Ihrer Schwester Kind,
+ Sie hielten es im Schooß und lächelten drauf nieder
+ Es schoß mir durch das Mark, ich sah mein Fannchen wieder
+ So sang, so schmeichelte sie unsern Franz in Ruh
+ Als ich noch Vater war. Gott! –
+
+ Und wie gieng es zu
+ Daß Sie es nicht mehr sind?
+
+ In Canadas Gefilden
+ Sah ich mein Weib zuerst, ein Seraph unter Wilden
+ Der Gouverneur des Orts, mein einzger Umgang, war
+ Der tugendhafte Freund –
+ (mit Erstaunen)
+ Der Gouverneur?
+
+ Barbar
+ Im trunknen Augenblick der Lust selbst must du fühlen,
+ Daß du ein Teuffel bist –
+
+ In Canada?
+
+ O spielen
+ Sie nicht die Spötterin, ich bin gequält genug
+ (ihm mit Feuer um den Hals fallend)
+ Mein Bruder
+
+ Göttliche, Sie ziehn zurück? was schlug
+ An meinem Busen denn –
+
+ Ich bitte Sie, verlassen
+ Sie mich – Ich kann mich noch, kann alles das nicht fassen
+ (ihre Hand an die Lippen drückend)
+ Wie tröstend –
+
+ Gehen Sie, dort kommt Herr Hackly
+
+ Dritte Scene
+ Hackli zu den Vorigen.
+ Hackli, Belmonten, der in der feurigsten Entzükung Sophiens Hand küßt, von hinten zu auf die
+ Schultern schlagend.)
+ So?
+ Das geht ja Extrapost. Glück zu! Bravissimo
+ Wie steht das Leben sonst? ists Reislein wohl bekommen
+ Sie sind doch in der Zeit was Rechts herumgeschwommen;
+ Nun unser Bardolft auch. Vergangne Freytag Nacht
+ Hat er uns den Bachat zum letzten Stich gebracht
+ Der ihre Schwester da, er kam mit seinem Vetter
+ Den Weg und nahm sie mit von ihrer Tante. Wetter!
+ Das war ein Anblick Herr! Der Willkomm. Ja wer heißt
+ Euch Fratzen denn, daß ihr, wenn so was trifft, verreist.
+ Ihr wißt das Kind, das ich einst mitnahm von der Tante
+ Ihr Knab, was meynt der Herr ob sie der Bub erkannte?
+ Ich schwör es ihm zu Gott, wie sie zur Stub’ eintrat
+ Ha Mutter Mutter riefs (er präsentiert Belmont die Tobacksdose) Warhaftig – in der That! –
+
diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml
index 970671f..7bd0980 100644
--- a/data/xml/meta.xml
+++ b/data/xml/meta.xml
@@ -4234,5 +4234,20 @@
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml
index 0248bd4..7bd5aa9 100644
--- a/data/xml/traditions.xml
+++ b/data/xml/traditions.xml
@@ -1756,5 +1756,11 @@
+
+
+ Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 3a; PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 3b
+
+
+