From b0497b5894b2fbda6fc92070f952c39947dbf8e1 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Tue, 5 Nov 2024 09:47:38 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 75 --- data/xml/briefe.xml | 49 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 16 ++++++++++++++ data/xml/traditions.xml | 5 +++++ 3 files changed, 70 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index abb70d6..daf4c84 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -3440,6 +3440,55 @@ Heller, nur daß mein Name vor der Hand verschwiegen werde. Jacob Michael Reinhold Lenz. Ich bitte um baldmöglichste Antwort. + + Den 5. Oct. 1775. + + Lenz! Du bist ’n braver Junge! Lieb’ Dich noch ’n mahl mehr seit den Wolken; kann’s aber doch nicht + finden, daß Du durch
    Ungerechtigkeit
gerecht handelst! .. und dann denken wir von
    Wieland
+ verschieden. Ich hab’ ihn noch nicht gesehn; also behalt ich mir Urtheil vor. Hätt’ ich ihn
    gesehn,
+ spräch’ ich ab. Hast Du ihn gesehn, gelte Dein Urtheil. Ich hab’ ihn wohl gesehn vor 20. Jahren; + aber das war nichts. Ich halt’ ihn für das Reizbarste, wankelmüthigste – Geschöpfe, aber für + keinen Heuchler; keine Schlange. wär ers – hohl’ ihn der Schlangenzüchter! Bitte, lieber + Lenz – kämpfe, aber kämpfe mit wahrheit, und unterdrüke das Gute nicht! Hierauf hast Du mir + nicht geantwortet. Sey so strenge Du sein willst; nur sey nicht
    ungerecht.
Kann ich lieber, + weniger sagen? + + Ich habe Paßavanten noch nicht gesehen. Aber ich weiß zum voraus, daß er noch gerechter ist, als + ich. Er wird die Wolken nicht zum Druck befördern. Das weiß ich. Thut Ers, mag er! Ich bin rein. + + Kannst’s läugnen, Bruder, daß W. unendlich viel um den deutschen
    Geschmack
verdient hat. Und ist +
    Geschmack
nicht
    Glückseligkeit?
– Sollst ihn nicht bessern, wenn Du ihn unverbeßerlich glaubst; aber + sollst ihn auch nicht mit Füßen treten, der doch, hab er geschadet, so viel er will, so viel genützt hat, + und so viel hat nüzen
    woIlen.
Wielanden fürcht’ ich nicht. Würd ers in meinem Sinne verdienen, und ich + hielt ihn für unverbeßerlich; # Ich will Wielanden nicht schonen; aber ich will nicht ungerecht + seyn. Du hast Macht über Dein Mspt. – Du sollst Deine eigne Wege haben. Habe sie, und handle nicht nach + den unsrigen! Aber handle gerecht! Du sollst nicht denken, wie ich – aber Du sollst Dich, wenn Du + strafest, zehnmal fragen: „Straf ich nicht ungerecht?“ – Handle; Ich bin Dein Richter nicht. Ich will + Dich nicht verdammen. Aber freundschaftlich will ich Dir weißagen: „Du bereust’s,
    wenn die Wolken + gedruckt werden!“
+ + + # ich ließ die Wolken druken. + + Wielanden send’ ich sie nicht, ohne Deine Erlaubniß; obgleich tausend gegen Eins wette, daß + Wieland, der Schriftsteller dadurch gebessert, und Wieland der Mensch nicht verschlimmert würde. + + Dank für Herders Brief und die Nachricht. + + Schreibst Du auf Erfurt, so laß Dir den
    Abraham
senden. Nun kommts bald an den II. Teil der + Physiognomik. + + Stollberg hat mir die Schweizerlieder vollenden geholfen. Nun noch geistliche Lieder. – Dann noch + eine kleine Reise auf Marschlins. Dann – verschlossen in die Physiognomik. Inzwischen – + + Auflösung der Hieroglyphen, vgl. Haustein, Jens: Jacob Michael Reinhold Lenz als Briefschreiber. In: Stephan/Winter 1994, S. 337-352, hier S. 349 > + Inzwischen – Plan zu grossen allgegenwärtigen Würkungen. + Lindau hab’ ich angeworben. + Stolbergs werd ich anwerben. + Dein Brief an Kayser treflich! + Röderers Schuldner bin ich noch immer. Adieu. + +
    J. C. L.
diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 4f842c7..88b9abf 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -1123,6 +1123,22 @@ + + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index 21203a2..2fa5466 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -468,6 +468,11 @@ + + + Zürich, Zentralbibliothek, FA Lav. Ms. 572, Nr. 22, zg. Abschrift + +