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index ba187b4..65b6a91 100644
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Ew. HochEdelgebh: haben mich durch die neue Probe von Dero schätzbaren Gewogenheit ausserorndtlich beschämt. Meine Feder ist zu schwach, Denenselben die regen Empfindungen meines Herzens darüber zu schildern. Ich weiß Ew. HochEdelgebh: meine Dankbegierde auf keine andere Art an den Tag zu legen, als daß ich meine gestrigen Wünsche für Dero Wohlseyn wiederhole, und die gütige Vorsicht um die Erhörung derselben anflehe. Der Herr überschütte Dieselben und Dero wertes Haus im künftigen Jahr mit tausend Seegen und Heil. Er erhalte Ew. Hoch Edelgebh: bis zu den spätesten Zeiten im ersprießlichsten Wohlergehen. Er bewahre Ew. HochEdelgebh: für alle widrige Zufälle in den künftigen Jahren, und
lasse mich noch lange das Glück genießen, Dieselben in dem blühendsten Wohlstande zu sehen, und mich mit dem erkenntlichsten Herzen nennen zu dürfen
-Hoch Edelgeborner Hochgelahrter Herr Secretair
+
+Hoch Edelgeborner Hochgelahrter Herr Secretair
Verehrungswürdigster Gönner
Ew. Hoch Edelgebh:
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So wenig Zeit mir auch übrig ist, so muß ich Ihnen doch sagen, daß ich Sie in Landau noch eben so hoch schätze, ebenso liebe, als in Fort-Louis. Unser Marsch war angenehm genug: vor Tage zu Pferde, und vom Mittag, bis in die Nacht gerastet. Ich möchte so durch die Welt reisen. Weißenburg hat mir gefallen, die dortige Schweizergarnison glich den Priestern der Cybele, so erfreute sie die Ankunft eines deutschen Regiments. Landau kann in der That das Schlüsselloch von Frankreich heißen, da es nur zween Thore hat, eins nach vorne, das andere nach hinten. Unsern Ausgang segne Gott, unsern Eingang – – Ich wohne bei einem Herrn Schuch, der ein naher Verwandter vom Herrn Türkheim seyn will. Seine Frau und er spielen mir alle Abende Komödie, wobei mein Herz mehr lacht, als bei allen Farcen des Herrn Montval und Ribou. Er ist ein gutwilliger Schwätzer, gegen seine Frau, ein rechter Adventsesel und auch gegen die Füllen bei ihr. Sie trägt Hosen und Zepter, eine Teintüre von Andacht und koketter Prüderie – in der That, meinen kleinen Plautus hinterdrein gelesen und ich brauche kein Theater. Melden Sie mir doch, was das Ihrige in Straßburg macht und ob dort kein deutsches zu erwarten sei. Beim Herrn Senior, der fast die alleinige Materie des Gesprächs meiner Wirthsleute ist (ausgenommen den gestrigen vortrefflichen Abend, wo wir lauter Haupt- und Staatsaktionen ausmachten) bin ich noch nicht gewesen. Der Bürgermeister Schademann soll schon seit geraumer Zeit todt seyn. Vielleicht erlange ich die Bekanntschaft seines Sohnes, der sehr reich sein soll. Ein Rektor bei der hiesigen Schule, der im Kloster einen Sohn hat, der schon Magister ist (wo mir recht ist, hab ich ihn dort gesehen) soll eine gute Bibliothek haben: da muß ich suchen unterzukommen. Seyen Sie doch so gütig und schreiben mir in Ihrem nächsten Briefe den Namen des Churfürsten von der Pfalz; wie auch den Charakter und die Adresse des Herrn Lamey, ein Name, den ich in Straßburg oft gehört. Sie lachen – wozu das? Nun, nun, es hat nichts zu bedeuten, ein guter Freund hat mich um beide in einem Briefe ersucht. Einen Nachmittagsprediger habe ich hier gehört, der keine Pfeife Toback werth vorgebracht. Ich ging nach Hause und las Spalding, vom Werth der Gefühle im Christentum. Welch ein Kontrast! Dieses Buch müssen Sie auch lesen, mein Sokrates! es macht wenigstens Vergnügen zu finden, daß Andere mit uns nach demselben Punkt visiren. Ich freue mich, daß man in einem Tage von hier nach Straßburg kommen kann, wer weiß wenn ich Sie überrasche. Fahren Sie fort mit Ihrer Gewohnheit für mich. –
Lenz.
-Jacob Michael Reinhold Lenz
+
+Jacob Michael Reinhold Lenz
Von Hause, d. 2 Jenner, 1765.
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Bester Bruder!
Wie kann ich einen Augenblick anstehn, Dir bey der freudigsten Begebenheit Deines Lebens ein Bruderherz auszuschütten, das von Seufzern und Tränen wallet! Ich preise die Vorsicht mit Dir, die Dir die liebenswürdigste Gattin zuführt und unsere Familie in einem Jahre mit sovielem Glück überhäuft, daß wir für gar zu großer Freude wie betäubt sind und nichts als jauchzen und stammeln können. So sind denn nun Deine Wünsche erfüllt: so schmeckest Du nun zum erstenmal alles Süße, alles Entzückende einer Liebe, die keine Angst, kein Kummer, keine Träne verbittert. So belohnt denn die ächte, die reine, die wahre Zärtlichkeit endlich einmal ein Herz, das nur für sie geschaffen war und das schon von Jugend auf sich heimlich nach einem Gegenstande hat sehnen müssen, dem es sich ganz überlassen könnte. 0 gütige Vorsicht! so erhöre denn alle unsere Wünsche, alle unsere Tränen, für dies Paar, das du selbst durch wunderbare Wege geknüpft hast. Lebe, liebster Bruder! lebe lange, lebe glücklich in den Armen Deiner Cristinchen: seyd ein Muster der schönsten Ehe, ein Trost Eurer für Freude weinenden Eltern, eine Freude Eurer Geschwister: jeder Eurer Tage müsse mit neuem Entzücken für Euch geschmückt seyn, jedes Eurer Jahre müsse so heiter hinfließen, wie ein Bach, der durch Rosen fließt. Nie müsse ein Gram Eure Seele umwölken, nie müsse ein Elend euch niederschlagen, da es euch nicht mehr allein, sondern verbunden, von der Hand Gottes verbunden, trifft, da eure Zärtlichkeit und eure Küsse euch trösten und selbst im Unglück beglücken werden. Eure Liebe sey so feurig, so rein, aber auch so unauslöschlich, wie das Feuer der Vesta: sey so dauerhaft, als ein Felsen, auf den das Meer vergeblich loßstürmt: eure Liebe lebe mit euch, sie leide mit euch: ihr werdet zwar sterben, aber eure Liebe wird so wie eure abgeschiedenen Seelen ewig währen, sie wird um euer Grab wachsen, und so wie eure Seelen dereinst wieder mit euren Körpern vereinigt werden; alsdann kann kein Tod sie mehr aufhalten, alsdann dauert sie bis in undenkbare Aeonen.
-Ich seh euch schon im Geist, ihr liebenswerthen Beyde,
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+Ich seh euch schon im Geist, ihr liebenswerthen Beyde,
Ihr wandelt Hand in Hand durch Tarwasts frohe Flur.
Aus euren Mienen lacht nur Freude,
Und reine Lust und Lieb und Unschuld nur.
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Verehrungswürdigste Eltern!
-Nach einer langsamen und ziemlich beschwerlichen Reise sind wir endlich am verwichenen Mittwochen Nachmittags um zwey Uhr glüklich und gesund zu Tarvast angekommen. Der Weg ist fast inpassabel, und die ersten Tage hatten wir ungemein starke Stürme und Regen. Wir wurden von der Wittwe recht artig aufgenommen und speiseten den ersten Abend mit dem Lieutenant Krüdner von Arrohoff und seiner Gemahlin, die sich Ihnen empfehlen ließen und mit dem Rittmeister Pietsch und der Fräulein Krüdner. Wir werden auch noch immer zum vor und nachmittäglichen Kaffee und zur Mahlzeit herein gebethen, weil der älteste Bruder mit seiner Wirtschaft noch nicht völlig im Stande ist und wir erst mit dem Anfange der künftigen Woche unsre eigne Menage
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+Nach einer langsamen und ziemlich beschwerlichen Reise sind wir endlich am verwichenen Mittwochen Nachmittags um zwey Uhr glüklich und gesund zu Tarvast angekommen. Der Weg ist fast inpassabel, und die ersten Tage hatten wir ungemein starke Stürme und Regen. Wir wurden von der Wittwe recht artig aufgenommen und speiseten den ersten Abend mit dem Lieutenant Krüdner von Arrohoff und seiner Gemahlin, die sich Ihnen empfehlen ließen und mit dem Rittmeister Pietsch und der Fräulein Krüdner. Wir werden auch noch immer zum vor und nachmittäglichen Kaffee und zur Mahlzeit herein gebethen, weil der älteste Bruder mit seiner Wirtschaft noch nicht völlig im Stande ist und wir erst mit dem Anfange der künftigen Woche unsre eigne Menage
anfangen wollen. Die Wittwe ist eine simple Frau mit der der Umgang ziemlich langweilig wird: aber die Kinder sind rechte Unholde, und ich habe sie noch in meinem Leben so ungezogen nicht gesehen. Die jüngere Tochter strich ohne uns zu grüßen mir wie ein Wirbelwind vorbey und nahm ihren Weg gerade nach dem Tisch zu, auf den sie mit einem Satz sich heraufschwung und die Älteste machte es eben so, nur mit dem Unterschied daß sie bei jedem Schritt eine Art von Kniks machte, wie ihn ihr die Natur gelehrt hatte. Bey Tisch schreyt alles so untereinander, daß wir stumm seyn müssen, weil wir unser Wort nicht hören können. Der Bruder läßt sich recht sehr entschuldigen, daß er nicht mitgeschrieben: er ist von Morgen bis Abend zu mit Arbeiten und Bräutigammen und Lehrlingen überhäufft, überdem auch mit seiner Wirthschaft beschäftigt, mit der es noch nicht in
den Gang kommen will, weil die alte Jungfer noch immer Rasttage hält und überhaupt ein bisgen unlustig ist, weil sie, wie sie sagt und sich einbildt, unter lauter Feinden hier leben muß. Er befindet sich aber sonst nach der Reise, so wie auch ich und die Jungfer, Gottlob recht gesund und läßt Sie, das junge Paar und alle Geschwister aufs ehrerbietigste und zärtlichste grüßen. Ich bitte gleichfalls den Neuverbundnen und allen Geschwistern meinen zärtlichsten Gruß zu vermelden und küsse Ihnen die Hand als
-Meiner verehrungswürdigsten Eltern
-gehorsamster Sohn
+Meiner verehrungswürdigsten Eltern
+
+
+gehorsamster Sohn
Jacob Michael Reinhold Lenz Tarwast den 9ten November 1767. am linken Rand, vertikal Der Frau Obristin und ihrem würdigsten Hause, wie auch dem Herrn Pastor Oldekopp bitte unser beyder gehorsamste Empfehlung zu machen und letzterem zu seinem Namenstage zu gratuliren. Ich werde meine Kur erst mit der künftigen Woche anfangen und mache mir deswegen in der jetzigen bisweilen eine Motion, mit Reiten und Spazierengehen. Auf den Sonntag wird der Bruder teutsch predigen.
Adresse Dorpat.
-A Monsieur Monsieur Prevot ecclisiastique et Ministre du St. Evangile a l’eglise de St. Jean
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+A Monsieur Monsieur Prevot ecclisiastique et Ministre du St. Evangile a l’eglise de St. Jean
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Verehrungswürdigster Herr Papa!
-Ich weiß nicht, ob der Bruder bey seinen Amtsgeschäften, Catechisiren etc. Zeit haben wird, an Sie zu schreiben: ich nehme mir also die Freyheit, Ihnen abermals von dem was uns angeht, gehorsamst Nachricht zu geben. Der Bruder ist wie gesagt, sehr beschäftigt, befindet sich aber bey seinen Arbeiten noch immer Gottlob! recht gesund und vergnügt. Auch mir bekommt meine Kur recht gut und außer der kleinen Unbequemlichkeit, die mir der Diät, das Warmhalten, das Laxieren u. dgl.
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+Ich weiß nicht, ob der Bruder bey seinen Amtsgeschäften, Catechisiren etc. Zeit haben wird, an Sie zu schreiben: ich nehme mir also die Freyheit, Ihnen abermals von dem was uns angeht, gehorsamst Nachricht zu geben. Der Bruder ist wie gesagt, sehr beschäftigt, befindet sich aber bey seinen Arbeiten noch immer Gottlob! recht gesund und vergnügt. Auch mir bekommt meine Kur recht gut und außer der kleinen Unbequemlichkeit, die mir der Diät, das Warmhalten, das Laxieren u. dgl.
machen, bin ich hier so vergnügt, wie man es in der Einsamkeit sein kann. Ich lese, oder schreibe, oder studire, oder tapeziere oder purgiere, nachdem es die Noth erfodert. Uebrigens hoffen und wünschen wir beyde von ganzem Herzen, daß dieser Brief sowohl Sie, als meine hochzuehrende Frau Mamma recht gesund, vergnügt und zufrieden antreffen möge.
Doch! eine Bitte, gütigster Herr Papa! zu der mich die Noth und Dero väterliche Gewogenheit berechtigen. Ich habe bey der neulichen Herreise empfunden, wie wenig ein bloßer Roquelor bey Reisen in kühler und windiger Witterung vorschlage. Ich kann mir also leicht vorstellen, wie es anziehen muß, wenn man im Winter im bloßen Mantelrock reiset. Ich weiß wirklich nicht, wie ich einmal nach Derpt zurückkommen oder falls des Bruders Hochzeit im Janauar seyn sollte, zu der er mit seiner Equipage mich mitnehmen will, wie ich die Reise dorthin werde thun können. Ueberdem ist mir ein Pelz allezeit nöthig: ich nehme mir also die Freyheit, Sie ganz gehorsamst zu bitten, ob sie mir nicht könnten für 3 Rubel das Futter dazu, nämlich einen Sak schwarzen Schmaßchen aus den Russischen Buden ausnehmen lassen. Das Oberzeug darf nur Etemin seyn: und da Sie in dieser Zeit sich
ohnedem ausgegeben haben, so daß ich mich billig gescheut haben würde, mir von Denenseiben was gehorsamst auszubitten, wenn mich nicht die Noth zwänge: so könnte es ja solange in Peukers Bude auf Conto gesetzt werden, bis es Ihnen weniger beschwerlich fiele, das Geld dafür zu bezahlen. Ich überlasse dies übrigens ganz Ihrer eigenen gütigen Disposition und werde mich auch alsdenn zufrieden geben, wenn die Umstände es für diesmal nicht erlauben sollten.
Uebrigens küsse ich Ihnen und meiner besten Mamma ganz gehorsamst die Hand und bin nach 1000 Grüßen an allen meine Geschwister und nach gehorsamen Empfehl an die Frau Obristin Albedille nebst Ihrem ganzen würdigsten Hause, an den Herrn Pastor Oldekopp und alle übrige Gönner und Freunde Meines verehrungswürdigsten Herrn Papas
-gehorsamster Sohn
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+gehorsamster Sohn
Jacob Michael Reinhold Lenz. Tarwasts Pastorath den 24ten November 1767
P. S. Der Bruder läßt sich nochmals gehorsamst entschuldigen, daß er diesmal nicht mit geschrieben. Er hat gestern den ganzen Tag mit Brautsleuten und Lehrlingen zu thun gehabt, gestern abend um 12 Uhr in aller möglichen Eile noch nach Reval geschrieben, welchen Brief er gehorsamst zu bestellen bittet und ist heut früh schon bey dem scharfen Frost den wir seit einiger Zeit gehabt haben und bey dem Schnee und Sturm der verwichenen Nacht, catechisiren mit Schlitten gefahren. Er läßt unterdessen Ihnen und seiner würdigsten Frau Mama seinen kindlichen Handkuß und allen seinen Geschwistern besonders dem jungen Paar, wie auch allen guten Freunden seinen zärtlichsten Gruß versichern.
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Mein liebstes junges Paar!
-Wie sind Sie angekommen? Wieviel Glieder und Sinne haben Sie noch übrig? (denn Ihren Leuten wird wohl Verstand und alle Sinne erfroren seyn). Wie haben Sies zu Wasser und zu Lande gehabt? Sind Sie auch geirret? Und wie haben Sie alles zu Hause gefunden? Wie lassen sich die Schwedischen Reichsräthe an? Und wie gefällt Ihnen, meine liebe junge Frau, das einsame Tarwast?
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+Wie sind Sie angekommen? Wieviel Glieder und Sinne haben Sie noch übrig? (denn Ihren Leuten wird wohl Verstand und alle Sinne erfroren seyn). Wie haben Sies zu Wasser und zu Lande gehabt? Sind Sie auch geirret? Und wie haben Sie alles zu Hause gefunden? Wie lassen sich die Schwedischen Reichsräthe an? Und wie gefällt Ihnen, meine liebe junge Frau, das einsame Tarwast?
Zum andern befinden wir uns alle so, wie Sie uns gelassen haben. Papa ist Papa, und Mamma ist Mamma, und Moritz und seine Frau und alle übrige sind gesund und vergnügt, und ich, ich sey Jakob.
Zum dritten, vierten und zehnten habe ich auch die Ehre zum Geburstag zu gratuliren und zu wünschen mmmmmmm und wieder der Herr mmmmm und wieder der Heiland mmmmm und wieder sitzo. am linken Rand, vertikal Mamma bittet den Sak zurück in welchem Dein Junge Salz mitgenommen hat. Sie grüßet Sohn und Tochter aufs zärtlichste und bittet sehr um angeführten Sak.
Oder besser: ich wünsche auch, daß Sie möchten zu einer glüklichen Stunde geboren seyn ….. und nicht nur dieses sondern viele folgende zu erleben und mit Gesundheit zu verzehren.
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Neuigkeiten! Madem. Smoljan und die Majorin Graß sind weggereist. Die Oldekoppin ist recht böse auf Dich, lieber Bruder, und auf Deine junge Frau, daß ihr nicht bey ihr gewesen seyd. –
Papa und Mama, die sich Gottlob! noch erträglich befinden, Moritz und seine Frau, die vielleicht selbst auch schreiben werden, Lieschen, Christian und die kleinen Geschwister, alle Freunde besonders die Frau Obristin und die Fräuleins grüßen und küssen 1000mal Fräu- und Männlein. Auch wird die alte Jungfer begrüßt. Leben Sie gesund und vergnügt mein liebstes Paar! und behalten Sie immer lieb
-Albedylls Hand
+
+Albedylls Hand
Ihres Herrn Bruders seine grüsse von mich sind zu kalt, hier folgen die zärtlichsten die aufrichtigsten die feurigsten von mich und meiner Tochter, von meiner eigenen Hand.
-zärtlichsten Bruder
+
+zärtlichsten Bruder
Jacob Michael Reinhold Lenz
Am Geburtstage 1768.
P.S. Wenn Du, liebster Bruder! einige Exemplare von den hochzeitlichen Gedichten hast, so schicke sie mir doch, ich habe kein einziges. Onkel Kellner vergaß auch uns welche mitzugeben. Die Capit. Sege und die Lieutnantin Brandt von Fetenhof und die Majorin Toll von Wissus haben junge Söhne. Die alte Oldenkoppin ist ziemlich krank. Heut hat H. Rektor für Reichenberg gepredigt. Adieu! Dieses am Sonntage.
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Königsberg 1769. Octbr 14. Gütigster Herr Papa.
-Um den Brief nicht überflüssig groß und dick zu machen, muß ich mich begnügen, nur gegenwärtigen kleinen Zettel in denselben an Sie einzuschließen. Christian wird vermutlich in seinem Schreiben weitläuftiger zu seyn und ich habe also nur noch einige kleine Supplemente zu meinem vorigen Briefe zu geben. So sehr ich Ihnen für die gütige Besorgung eines Theils meines jährlichen Fixi verbunden bin, so sehr sehe ich mich genöthigt, Sie nochmals gehorsamst um die so viel möglich baldige Beförderung dessen, was Ihre Gütigkeit zu unserer Kleidung bestimmt hat, zu bitten. Pranumeration ist nothwendig, wenn ein Student gut wirthschaften will und also ist ihm im Anfange des Jahrs immer Geld unentbehrlich. Noch einige Ausgaben habe Ihnen schon vorhin specificiren wollen, für die ich gleichfalls von Ihrer Gewogenheit einigen Ersatz hoffe, wenn es Ihre Umstände zulassen. Der Band einiger Exemplare meiner Landplagen, insonderheit der letzte, der nach Petersb. bestimmt und den ich schon dem Herrn v. Schulmann an Sie mitgegeben: kostet mir wenigstens bis 2 Dukaten. Hernach haben alle Landsleute zum Begräbnis des seel. Herrn Langhammers was beitragen müssen: weil seine Mutter eine Wittwe ist, die sich selbst nicht ernähren kann, und derjenige, der ihn studiren lassen, nicht einmal so viel, als zu den Ausgaben, an Doctor etc. in seiner Krankheit erfordert worden, überschickt
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+Um den Brief nicht überflüssig groß und dick zu machen, muß ich mich begnügen, nur gegenwärtigen kleinen Zettel in denselben an Sie einzuschließen. Christian wird vermutlich in seinem Schreiben weitläuftiger zu seyn und ich habe also nur noch einige kleine Supplemente zu meinem vorigen Briefe zu geben. So sehr ich Ihnen für die gütige Besorgung eines Theils meines jährlichen Fixi verbunden bin, so sehr sehe ich mich genöthigt, Sie nochmals gehorsamst um die so viel möglich baldige Beförderung dessen, was Ihre Gütigkeit zu unserer Kleidung bestimmt hat, zu bitten. Pranumeration ist nothwendig, wenn ein Student gut wirthschaften will und also ist ihm im Anfange des Jahrs immer Geld unentbehrlich. Noch einige Ausgaben habe Ihnen schon vorhin specificiren wollen, für die ich gleichfalls von Ihrer Gewogenheit einigen Ersatz hoffe, wenn es Ihre Umstände zulassen. Der Band einiger Exemplare meiner Landplagen, insonderheit der letzte, der nach Petersb. bestimmt und den ich schon dem Herrn v. Schulmann an Sie mitgegeben: kostet mir wenigstens bis 2 Dukaten. Hernach haben alle Landsleute zum Begräbnis des seel. Herrn Langhammers was beitragen müssen: weil seine Mutter eine Wittwe ist, die sich selbst nicht ernähren kann, und derjenige, der ihn studiren lassen, nicht einmal so viel, als zu den Ausgaben, an Doctor etc. in seiner Krankheit erfordert worden, überschickt
hat. Dieser Beytrag war bis über 4 Thlr. – Wenn Sie von dem Obristen Bok was gehört haben, so seyn Sie so gütig, es mir bey Gelegenheit zu melden. – Neulich haben wir einen gewissen Bar. Cloth, Ihren gewesenen Eingepfarrten, 2 Bar. v. Baranow und den jungen H. D. Stegemann, der vielleicht schon jetzt in Dorpat angekommen seyn, allhier gesprochen. – Der Catalogus lectionum ist zwar jetzt heraus, allein ich fürchte er würde den Brief zu sehr anschwellen, wenn ich ihn hier beylegte. Ich werde dieses halbe Jahr, außer den philosophischen und andern Collegiis von theologicis das Theticum bey D. Lilienthal und ein Exegeticum über die Ep. Pauli an die Römer bey D. Reccard hören. Die andern theologischen Collegia bedeuten in diesem halben Jahr nicht viel. Ueberhaupt wenn man nebst einigen wenigen Professoren die Magister von Königsberg nähme, würde die Akademie wenig oder gar nichts werth seyn. Nächstens werde ich weitläuftiger sein. Vergeben Sie unser öfteres unverschämtes Geilen nach Geld: die Noth lehrt hier beten und betteln. Gegen den Winter kommen viel neue Ausgaben. Holz: ein neuer Schlafrock, Tisch – – – Grüßen Sie doch alle Verwandte und Freunde, besond. aber meine theureste Frau Mama 100000mal von Ihrem
-gehorsamsten Sohn
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+gehorsamsten Sohn
J.M. R. Lenz. auf der ersten Seite am rechten oberen Rand P. S: Wenn Sie an den Tarwastschen Bruder schreiben, so sagen Sie ihm doch, daß ich recht sehr begierig bin, einmal einen Brief von ihm zu sehen.
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Ihre weisen Rathschläge über einen gewissen Artikel meines Herzens, fang ich an mit Ernst in Ausübung zu setzen: allein eine Wunde heilt allemahl langsamer, als sie geschlagen wird. Und wenn ich die Leidenschaft überwände, wird doch der stille Wunsch ewig nicht aus meinem Herzen gereutet werden, mein Glück, wenn ich irgend eines auf dieser kleinen Kugel erwarten kann, mit einer Persohn zu teilen, die es mir allein wird reitzend und wünschenswerth machen können. Ich habe heut einen dummen Kopf, aber ein gutes und geruhiges Herz: aus der Fülle dieses Herzens will ich Ihnen sagen, daß ich bin Ihr
unaufhörlich ergebenster Freund
J. M. R. Lenz.
-Am Rand Von Herrn von Kleist ein ganz ergebenstes Compliment. Wollen Sie so gütig seyn, mich Ihrer Tischgesellschaft zu empfehlen, vorzüglich Herrn Leibhold und Hepp.
-Nachschrift Ich sehe daß mein guter Ott mich nicht versteht und durchaus glaubt, wenn ich nicht lustig bin, müsse ich unglücklich seyn. Benehmen Sie ihm doch dieses schlechte Zutraun zu mir, welches mich in der That schamroth machen muß. Der Himmel ist noch nie so strenge gegen mich gewesen, mir größeren Kummer aufzulegen, als wozu er mir Schultern gegeben, und wenn ich jetzt die feige Memme machte, der Ungedult und Thorheit über die Backen liefen, so verdient ich in Essig eingemacht zu werden, damit ich nicht in putredinem überginge. Ich fürchte, weil ich an ihn jetzt nicht mehr mit lachendem Munde schreiben kann, sein gar zu gutes und empfindliches Herz wird glauben, ich sey niedergeschlagen und ich bin es doch niemals weniger gewesen als itzt.
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+Am Rand Von Herrn von Kleist ein ganz ergebenstes Compliment. Wollen Sie so gütig seyn, mich Ihrer Tischgesellschaft zu empfehlen, vorzüglich Herrn Leibhold und Hepp.
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+Nachschrift Ich sehe daß mein guter Ott mich nicht versteht und durchaus glaubt, wenn ich nicht lustig bin, müsse ich unglücklich seyn. Benehmen Sie ihm doch dieses schlechte Zutraun zu mir, welches mich in der That schamroth machen muß. Der Himmel ist noch nie so strenge gegen mich gewesen, mir größeren Kummer aufzulegen, als wozu er mir Schultern gegeben, und wenn ich jetzt die feige Memme machte, der Ungedult und Thorheit über die Backen liefen, so verdient ich in Essig eingemacht zu werden, damit ich nicht in putredinem überginge. Ich fürchte, weil ich an ihn jetzt nicht mehr mit lachendem Munde schreiben kann, sein gar zu gutes und empfindliches Herz wird glauben, ich sey niedergeschlagen und ich bin es doch niemals weniger gewesen als itzt.
Neulich als ich einige Stunden einsam unter einem Baum gelesen, sah ich unvermuthet eine erschreckliche Schlange ganzgeruhig zwei Zoll weit neben mir liegen. Ich flog schneller als ein Blitz davon, und dachte es muß doch noch nicht Zeit für dich sein – Diese Anekdote schreibe ich meinen Freunden nur darum, damit sie sich in Acht nehmen, unter einem Baum auszuruhen – denn sonst denk ich interessirt sie niemanden als mich.
Ich schick Ihnen zur Ausfüllung einer vegetirenden Stunde nach dem Essen, eine kleine Romanze, die ich in einer eben so leeren Stunde gemacht habe.
-Piramus und Thisbe.
+
+Piramus und Thisbe.
Der junge Piramus in Babel
Hat in der Wand
Sich nach und nach mit einer heissen Gabel
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Ihr Alten, wahr!
Nehmt euch in Acht, ihr Alten! störet
Kein liebend Paar.
-Auf einem beiliegenden Zettel
+
+Auf einem beiliegenden Zettel
Man sagt daß keine Frau dem Mann die Herrschaft gönnt;
So nicht Frau Magdelone.
Sie theilt mit ihm das Regiment:
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Fort Louis, den 3ten Juni 1772.
-S. T. Mein theurester Freund.
+
+S. T. Mein theurester Freund.
So nenn’ ich Sie, die Sprache des Herzens will ich mit Ihnen reden, nicht des Ceremoniels. Kurz aber wird mein Brief werden, denn sie ist lakonisch, lakonischer als Sallustius, lakonischer als der schnellste Gedanke eines Geistes ohne Körper. Darum hasse ich die Briefe. Die Empfindungen einer so geläuterten Freundschaft als Sie mich kennen gelehrt, gleichen dem geistigen Spiritus, der wenn er an die Luft kömmt, verraucht. Ich liebe Sie – mehr verbietet mir mein Herz zu sagen, der plauderhafte Witz ist nie sein Dolmetscher gewesen. Ich bin wieder in Fort-Louis, nach einigen kleinen Diversionen, die meine kleine Existenz hier, auf dem Lande herum, gemacht hat. Ob ich mein Herz auch spazieren geführt – – –
Ich habe die guten Mädchen von Ihnen gegrüßt: sie lassen Ihnen ihre ganze Hochachtung und Ergebenheit versichern. Es war ein Mädchen, das sich vorzüglich freute, daß ich so glücklich wäre, Ihre Freundschaft zu haben. Mündlich mehr. Ich komme in der Fronleichnamswoche zuverlässig nach Straßburg. – Schon wieder eine Visite – und schon wieder eine – Ich bin mit einigen Offiziers bekannt und diese Bekanntschaft wird mir schon, in ihrer Entstehung lästig. Ich liebe die Einsamkeit jetzt mehr, als jemals – und wenn ich sie nicht in Straßburg zu finden hoffte, so würde ich mein Schicksal hassen, das mich schon wieder zwingt, in eine lärmende Stadt zurückzukehren.
Was werden Sie von mir denken, mein theuerster Freund? Was für Muthmaßungen – Aber bedenken Sie, daß dieses die Jahre der Leidenschaften und Thorheiten sind. Ich schiffe unter tausend Klippen – auf dem Negropont, wo man mir mit Horaz zurufen sollte
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Heute reiset Mad. Brion mit ihren beyden Töchtern nach Sarbrücken, zu ihrem Bruder auf 14 Tage, und wird vielleicht ein Mädchen da lassen, das ich wünschte nie gesehen zu haben. Sie hat mir aber bei allen Mächten der L– geschworen, nicht da zu bleiben. Ich bin unglüklich, bester bester Freund! und doch bin ich auch der glücklichste unter allen Menschen. An demselben Tage vielleicht, da sie von Saarbrük zurük kommt, muß ich mit H. v. Kleist nach Straßburg reisen. Also einen Monath getrennt, vielleicht mehr, vielleicht auf immer – Und doch haben wir uns geschworen uns nie zu trennen. Verbrennen Sie diesen Brief – es reut mich, daß ich dies einem treulosen Papier anvertrauen muß. Entziehen Sie mir Ihre Freundschaft nicht: es wäre grausam mir sie jetzt zu entziehen, da ich mir selbst am wenigsten genug bin, da ich mich selbst nicht leiden kann, da ich mich umbringen möchte, wenn das nichts Böses wäre. Ich bin nicht schuld an allen diesen Begebenheiten: ich bin kein Verführer, aber auch kein Verführter, ich habe mich leidend verhalten, der Himmel ist schuld daran, der mag sie auch zum Ende bringen. Ich schließe mich in Ihre Arme als Ihr
melancholischer
Lenz.
-am Rand Haben Sie die Gütigkeit, der ganzen Tischgesellschaft meine Ergebenheit zu versichern. … Ums Himmels, um meines Mädchens und um meinetwillen, lassen Sie doch alles dies ein Geheimnis bleiben. Von mir erfahrt es niemand als mein zweites Ich.
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+am Rand Haben Sie die Gütigkeit, der ganzen Tischgesellschaft meine Ergebenheit zu versichern. … Ums Himmels, um meines Mädchens und um meinetwillen, lassen Sie doch alles dies ein Geheimnis bleiben. Von mir erfahrt es niemand als mein zweites Ich.
Fort Louis d. 10ten Junius 1772
-Guter Sokrates!
+
+Guter Sokrates!
Schmerzhaft genug war der erste Verband den Sie auf meine Wunde legten. Mich auszulachen – ich muß mitlachen, und doch fängt meine Wunde dabey nur heftiger an zu bluten. Nur fürchte ich – soll ich Ihnen auch diese Furcht gestehen? Ja da Sie mein Herz einmal offen gesehen haben, so soll kein Winkel Ihnen verborgen bleiben. Ich fürchte, es ist zu spät an eine Heilung zu denken. Es ist mir wie Pygmalion gegangen. Ich hatte mir zu einer gewissen Absicht in meiner Phantasie ein Mädchen geschaffen – ich sah mich um und die gütige Natur hatte mir mein Ideal lebendig an die Seite gestellt. Es ging uns beyden wie Cäsarn: veni, vidi, vici. Durch unmerkliche Grade wuchs unsere Vertraulichkeit – und jetzt ist sie beschworen und unauflöslich. Aber sie sind fort, wir sind getrennt: und eben da ich diesen Verlust am heftigsten fühle, kommen Briefe aus Strasburg und – Vergeben Sie mir meinen tollen Brief! Mein Verstand hat sich noch nicht wieder eingefunden. Wollte der Himmel ich hätte nicht nöthig, ihn mit Vetter Orlando im Monde suchen zu lassen. Ich bin um mich zu zerstreuen, die Feyertage über bei einem reichen und sehr gutmüthigen Amtsschulz in Lichtenau zu Gast gewesen. Ich habe mich an meinem Kummer durch eine ausschweiffende Lustigkeit gerächt: aber er kehrt jetzt nur desto heftiger zurück, wie die Dunkelheit der Nacht hinter einem Blitz – Ich werde nach Strasburg kommen und mich in Ihre Kur begeben. Eins muß ich mir von Ihnen ausbitten: schonen Sie mich nicht, aber – lassen Sie meine Freundin unangetastet. Der Tag nach meinem letzten Briefe an Sie, gieng ich zu ihr: wir haben den Abend allein in der Laube zugebracht; die bescheidne und englisch gütige Schwester unterbrach uns nur selten und das allezeit mit einer so liebenswürdigen Schalkheit - Unser Gespräch waren Sie – ja Sie, und die freundschaftlichen Mädchen haben fast geweint für Verlangen Sie kennen zu lernen. Und Sie wollten mit gewaffneter Hand auf sie losgehen, wie Herkules auf seine Ungeheuer – Nein Sie müssen sie kennen lernen und ihre Blicke allein werden Sie entwaffnen. Ich habe meiner Friedrike gesagt, ich könnte für Sie nichts geheim halten. Sie zitterte, Sie würden zu wenig Freundschaft für eine Unbekannte haben. Machen Sie diese Furcht nicht wahr, mein guter Sokrates! Uebrigens tun Sie was Ihnen die Weißheit räth. Ich will mich geduldig unterwerfen. Es ist gut, daß Sie meinen freundschaftlichen Ott nicht mit meiner Torheit umständlich bekannt machen. Ich verbürge mich gern vor mir selbst nur nicht vor Ihnen. Leben Sie wohl, Ihr
unaufhörlich ergebenster Freund
JMRLenz.
-Gestern ist der Herr Landpriester bei mir zu Gast gewesen. Er ist ein Fieldingscher Charakter. Jeder andere würde in seiner Gesellschaft Langweile gefunden haben; ich habe aber mich recht sehr darin amusirt; denn ein Auge, womit ich ihn ansah, war poetisch das andere verliebt. – Er läßt sein Leben für mich und ich für seine Tochter.
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+Gestern ist der Herr Landpriester bei mir zu Gast gewesen. Er ist ein Fieldingscher Charakter. Jeder andere würde in seiner Gesellschaft Langweile gefunden haben; ich habe aber mich recht sehr darin amusirt; denn ein Auge, womit ich ihn ansah, war poetisch das andere verliebt. – Er läßt sein Leben für mich und ich für seine Tochter.
Fort Louis, d. 15ten Junius n. St.
-Mein theurester Vater!
+
+Mein theurester Vater!
Abermal muß ich eine Gelegenheit kahl aus meinen Händen lassen, mit der ich in Ihre Arme zu fliehen hoffte. Wenigstens soll mein Brief mitgehen, wenn ich mein Herz in denselben einschließen könnte, ich thät es mit Freuden. Ich schreibe jetzt unter den grausamsten Kopfschmerzen an Sie, die die hier jetzt unausstehliche Hitze und zugleich die Weindiät verursachen, und von denen ich sonst, wie von andern Krankheiten, Gott sey Dank! nichts weiß: obschon äußere Umstände, Sorgen, Kummer und Geschäfte mir sie oft genug hätten zuziehen können. Noch immer bete ich die Vorsehung an, und noch immer muß ich Sie aufmuntern, sie mit mir anzubeten und alle Ihre zärtlichen Sorgen auch in Ansehung meines Schicksals auf sie zu werfen. Bedenken Sie daß wir in einer Welt sind, wo wir durch tausend in einander gekettete Mühseligkeiten zum Ziel gelangen und niemals eine vollkommene Befriedigung auch unserer unschuldigsten und gerechtesten Wünsche erwarten können. Wenn ich so eitel sein darf, zu glauben, daß meine Abwesenheit eine kleine Wunde in Ihrer Seele macht: welch eine Wunde muß denn die Ihrige in der meinigen machen? Die Abwesenheit meiner theuresten Mutter und Geschwister, meiner zärtlichsten Freunde – die allezeit Arme und Herz für mich offen hielten, da ich sie jetzt als Fremdling allenthalben für mich verschlossen sehe. Umstände dazu, die ich Ihnen weder schildern will noch kann – – dennoch, dennoch halte ich meine Augen zum Vater im Himmel emporgerichtet, der mir an jedem Ort nachfolgt, und wenn ich entfernt von Himmel und Erde wäre und Leib und Seele mir verschmachtete.
Im Herzen rein hinauf gen Himmel schau ich
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Fort-Louis, den 28. Juni
-Gütigster Herr Aktuarius!
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+Gütigster Herr Aktuarius!
Ich habe einen empfindlichen Verlust gehabt, Herr Kleist hat mir Ihren und meines guten Ott’s Briefe recht sorgsam aufheben wollen und hat sie so verwahrt, daß er sie selbst nicht mehr wieder finden kann. Ich bin noch zu sehr von der Reise ermüdet, als daß ich Ihnen jetzt viel Vernünftiges schreiben könnte. Denn ich habe noch fast keine Minute gehabt, in der ich zu mir selbst hätte sagen können: nun ruhe ich. Eigene und fremde, vernünftige und leidenschaftliche, philosophische und poetische Sorgen und Geschäfte zerteilen mich. Mein Schlaf selber ist so kurz und unruhig, daß ich fast sagen möchte, ich wache des Nachts mit schlafenden Augen, so wie ich des Tages mit wachendem Auge schlafe. In Sesenheim bin ich gewesen. Ist es Trägheit oder Gewissensangst, die mir die Hand zu Blei macht, wenn ich Ihnen die kleinen Scenen abschildern will, in denen ich und eine andere Person, die einzigen Akteurs sind. Soviel versichere ich Ihnen, daß Ihre weisen Lehren bei mir gefruchtet haben und daß meinen Leidenschaft dieses Mal sich so ziemlich vernünftig aufgeführt. Doch ist und bleibt es noch immer Leidenschaft – nur das nenne ich an ihr vernünftig, wenn sie mich zu Hause geruhig meinen gewöhnlichen centrischen und excentrischen Geschäften nachhängen läßt, und das thut sie, das thut sie. Die beiden guten Landnymphen lassen Sie mit einem tiefen Knicks grüßen. – – Mein Trauerspiel (ich muß den gebräuchlichen Namen nennen) nähert sich mit jedem Tage der Zeitigung. Ich habe von einem Schriftsteller aus Deutschland eine Nachricht erhalten, die ich nicht mit vielem Golde bezahlen wollte. Er schreibt mir, mein Verleger, von dem ich, durch ihn, ein unreifes Manuscript zurück verlangte, habe ihm gesagt, es wäre schon an mich abgeschickt. Noch sehe ich nichts. Lieber aber ist mir dies, als ob mir einer einen Wechsel von 1000 Thalern zurückschenkte. Lesen Sie dieß andere Blatt in einer leeren Stunde. Unsere letzte Unterredung und die darauf folgende schlaflose Nacht, hat diese Gedanken veranlaßt. Schreiben Sie Ihr Urtheil drüber
-Ihrem ergebensten Lenz.
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+Ihrem ergebensten Lenz.
Fort Louis, d. 13ten Jul. 1772
-Liebster Bruder!
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+Liebster Bruder!
Deine Vorwürfe würden mir so empfindlich nicht seyn, wenn ich sie nicht verdient hätte: aber sie nicht verdient zu haben und doch kein Mittel wissen, die üble Meinung abzulehnen die alle meine vorige Bekannte meines Stillschweigens halber von meinem Herzen zu fassen anfangen das ist in der That niederschlagend. So mürbe ich aber auch von den Streichen des Schicksals bin, so soll doch kein einziger, das hoffe ich zu Gott, mir meinen Mut rauben. Ich habe öfter an Dich geschrieben als Du an mich – wen soll ich anklagen, daß meine Briefe nicht zu Euch kommen? Ich freue mich über Dein morgenröthendes Glück – das meinige liegt noch in der Dämmerung. Es mag ewig darinne liegen bleiben – Dir nähere Nachrichten von meinen Umständen und Begebenheiten zu geben, ist mir unmöglich. Sie geben das anmuthigste Gemählde von Licht und Schatten, wiewohl der letzte bisweilen ein wenig tief ist. Aber im Briefe kann ich Euch nichts davon mittheilen: und ich halte es für besser Euch lieber zu schreiben daß ich noch gesund bin und lebe, sonst nichts, als Euch mangelhafte und unvollkommene Nachrichten zu geben, aus denen Ihr Muthmaßungen und Schlüsse ziehen könntet, die Eurer und meiner Ruhe schaden würden. Ich habe mit Deinem Briefe einen sehr lamentablen von unserm guten Frohlandt aus Königsberg bekommen, worin er mir meldet, daß fast die ganze Landsmannschaft In der That, ich werde bald anfangen zu erröthen, mich aus unserm Vaterlande zu bekennen, wenn unsere Landsleute sich Deutschland in einer solchen Gestalt zeigen. Baumann, Hesse, Zimmermann, Hugenberger, Kühn, Meyer – ich habe meinen Augen nicht trauen wollen. Und der arme Frohlandt ist in der That fast aufs äußerste gebracht – Hipprich und Marschewsky sind gleichfalls aus Berlin mit Schulden davon gelauffen, der letzte hat dieses schon in Leipzig und Jena getan. Das sind denn die würdigen Subjekte, mit denen in unserm Vaterlande Ehren- und Gewissens-Aemter besetzt werden. Ich wünschte meine Verwandten und Freunde heraus, in der That, ich wende keinen Blick mehr hin. Doch will ich Deinen Vorschlag mit der Condition überlegen und Dir in dem nächsten Briefe von meinem völligen Entschluß Nachricht geben, bloß um nur noch einmal, einmal das Glük zu haben meine Eltern und Euch alle wiederzusehen. Vor künftigen Frühjahr, also jetzt über 10 Monate kann ich mich auf keine Weise allem Anscheine nach von Kleists loß machen. Ins künftige wenn Du schreibst, so laß sie doch grüßen, liebster Bruder! es ist in der That
zu spröde, daß Du thust, als habst Du sie nie gekannt. Ich dependire einmal in gewisser Absicht von ihnen. – Kurz in meinem nächsten Briefe werde ich Dir von meinem Entschluß positivere Nachricht geben. Reisegeld aber würde der Herr Etatsrath mir wohl schicken müssen, denn die – macht legt meiner Zurükkunft die größte Schwierigkeit in den Weg. Du weißt die Oekonomie der jungen Herrchen und wie viel sie baar liegen haben. – Von Henisch kriege ich noch beständig Briefe, von Miller aber keine, auch von Pegau nicht, wenn Du an einen von ihnen schreibst, so grüße doch beide von mir 1000mahl und sage ihnen, daß ich gegen alle meine Freunde unter allen meinen Umständen der alte Lenz bleibe. Vielleicht thu ich mit dem ältesten Herrn v. Kleist auf den Herbst eine Reise auf einen Monath nach Nancy und mit dem jüngsten auf den Winter eine auf ein paar Monate nach Mannheim. Warum hast Du die Bedienung in Dorpat nicht angenommen. Eine gute Einschränkung versp erwirbt oft mehr als ein hohes Gehalt und wenn zu dem ersten die Gesellschaft der zärtlichsten Freunde kommt und bey dem andern jede Freude des Lebens darbt, so sollte billig der erste Zustand der vorzügliche seyn. – Jetzt kann ich unmöglich weiter schreiben – die Post Gelegenheit geht – o Himmel wie viel muß ich unterdrüken! Das sey aber versichert, mein theurer Bruder, daß ich Dich vorzüglich liebe und unter allen Umständen meines Lebens lieben werde. Die Gelegenheit mit der ich Dir diesen Brief schicke ist der Baron von Grothusen, welcher Morgen nach Curland zurükreiset und mit dem ich anfangs mitzugehen mir schmeichelte, diese Hofnung ist aber durch allerley Contretems zu Wasser geworden. Die vorigen Briefe habe ich Dir theils auf der Post, theils durch Pegau (wo mir recht ist) teils durch einen Landsmann der auch nach Hause reiste teils durch Herrn v. Sievers zugeschickt. Daß keiner angekommen, weiß ich auf keine Art zu begreiffen. Schreibe mir durch Frohlandt oder H. v; Sievers, fast möchte ich itzt die erste Gelegenheit für besser – oder nimm doch die andere – Mache wie Du es für gut findst. Meine Adresse ist an H abzugeben beym Herrn Actuarius Salzmann, nahe bey der Pfalz. Actuarius ist hier eine der ersten Magistratsbedingungen, nicht wie in Liefland – Ich muß schließen. Ich hoffe gewiß daß wenigstens dieser Brief Dich antreffen wird. Melde mir doch wie die Bedingungen Deiner Condition lauten. Bitte Papa um ein paar Zeilen von seiner Hand, dies ist die einzige Wohlthat die ich mir von ihm ausbitte. Küsse ihm und Mama 1000mal die Hand allen meinen theuren Geschwistern Freunden und Freundinnen 1000000mal den Mund von
-Deinem zärtlichsten Bruder Lenz.
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+Deinem zärtlichsten Bruder Lenz.
Kleists lesen alle meine Briefe. Wir sind aber Freunde und Du darfst alles frey schreiben, nur nichts von ihnen.
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Sie bekommen heut’ einen sehr elenden Brief von mir, darum wollt’ ich anfangs lieber gar nicht schreiben. Aber non omnia possumus omnes dacht’ ich, mit Herrn Rebhuhn und geantwortet muß doch seyn. Ich komme eben aus der Gesellschaft dreier lieben Mädchen und einer schönen, schönen Frau und in allen solchen Gesellschaften wird das Fleisch willig und der Geist schwach. Wie dieser Brief in Ihre Hände kommt weiß ich noch nicht. Es soll ein Hauptmann nach Straßburg gehen, der dorthin allerlei mitnehmen wird, unter anderm Ihren Hobbes civem Malmesburgiensem, den ich mich nicht überwinden kann zu Ende zu bringen. Es geht mir wie einem Kinde, das über ein neues Spielzeug eines alten vergißt, das es doch so fest mit seiner kleinen Patsche umklammert hatte, als ob es ihm erst der Tod herausreißen sollte. Der Zustand meines Gemüthes ist wie er ist; den Haß kann man wohl auswurzeln, aber die Liebe nie, oder es müßte ein Unkraut seyn, das nur die äußere Gestalt der Liebe hätte. Wenn mir Einer Mittel vorschlagen wollte, Sie nicht mehr zu lieben, glauben Sie, daß diese Mittel bey mir kräftig sein würden? Vergeben Sie mir mein böses Maul, ich wünschte es allemal böser als mein Herz. Ich habe einen vortrefflichen Fund von alten Liedern gemacht, die ich Ihnen, sobald ich nach Straßburg komme, mittheilen werde. Wollen Sie meine letzte Uebersetzung aus dem Plautus lesen, so fodern Sie sie unserm guten Ott ab, denn ich glaube schwerlich, daß sie so bald in der Gesellschaft wird vorgelesen werden. Sie haben mir keine Nachricht gegeben, wie sie mit der Ietztern gegenwärtig zufrieden sind. Vernachlässigen Sie diese Pflanzschule Ihrer Vaterstadt nicht, theurer Freund, vielleicht könnten wohlthätige Bäume draus gezogen werden, auf welche Kindeskinder, die sich unter ihrem Schatten freuten, dankbar schnitten: Auch dich hat Er pflanzen helfen. Es sieht noch ziemlich wild und traurig in Ihrer Region aus – aber der erste Mensch ward in den Garten Eden gesetzt um ihn zu bauen. Wollten Sie wohl einst so gütig seyn, mir, zum aequivalent für Hobbes, noch eine glühende Kohle aufs Haupt zu sammeln und etwa Puffendorfs historiam juris zu schicken. Oder ein anderes juristisches Buch, denn Jurist muß ich doch werden, wenn mir anders die Theologie nicht verspricht mich zum Papst von Rom zu machen. Ich halte viel auf die Extreme und Niklaus Klimm’s aut Schulmeister aut Kaiser ist eine Satire auf Ihren Ihnen stets ergebenen
Lenz.
-Herr von Kleist befindet sich wohl und empfiehlt sich Ihnen bestens.
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+Herr von Kleist befindet sich wohl und empfiehlt sich Ihnen bestens.
Mein theurer Sokrates!
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Weissenburg im Elsaß d. 2ten Septbr. 1772.
-Mein Vater!
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+Mein Vater!
Ich schreibe Ihnen diesen Brief auf dem Marsch von Fort Louis nach Landau, wohin das Regiment Anhalt, bey dem sich der H. v. Kleist, (der jüngere) befindt, den letzten des vorigen Monaths aufgebrochen. Weil der letztere, dessen zärtliche Freundschaft für mich täglich zunimmt, mich immer um sich haben will, so thue ich mit ihm und zugleich mit dem Regiment, zu Pferde eine zwar sehr langsame aber auch nicht minder angenehme Reise.
Ich bin Ihnen noch einige Striche von meinem Lebenslauf in Fort Louis schuldig, denn meinen letzten Brief schrieb ich Ihnen, als ich eben dahin abgieng. Ob ich gleich nicht weiß, ob jemals einer von meinen Briefen in Ihre Hände gekommen ist, oder kommen wird, so will ich doch meiner Seits nichts ermangeln lassen. Vielleicht trägt ein gutherziger Wind doch eine Nachricht von mir wie ein Blumenstäubchen fort, läßt sie noch bey Ihnen niederfallen, und zu einer kleinen Blume der Freude aufgehn. Ich spähe hier vergebens jeden Winkel nach Nachrichten von Ihnen aus, fast keinen Fremden, der aus Norden kömmt, laß ich entwischen, allein von Dorpat habe ich doch seit einem halben Jahr nicht das mindeste erfahren können.
Es ist mir in Fort Louis recht sehr wohl gegangen: eine Wirkung Ihres väterlichen Gebeths und der Verheißung Gottes, frommen Eltern auch an ihren Kindern noch wohlzuthun. Denn was meine Person betrifft, so bin ich viel zu gering alles dessen was die Barmherzigkeit des Herrn an mir getan hat. Je länger ich mit d. Hrn. von Kleist umgehe, desto mehr spüre ich, daß seine Freundschaft zu mir wächst, anstatt wie es sonst bei jugendlichen Neigungen gewöhnlich ist, durch Gewohnheit und Sättigung zu erkalten. Ich habe mit seinen Nebenofficiers, die fast alle Deutsche sind, einen recht sehr artigen Umgang, ob schon ich mich soviel möglich allezeit in mich selbst zurückziehe. Nahe bey Fort Louis war ein Dörfchen, das ein Prediger mit drey liebenswürdigen Töchtern bewohnte, wohin sich die Unschuld aus dem Paradiese schien geflüchtet zu haben. Hier habe ich den Sommer über ein so süßes und zufriedenes Schäferleben geführt, daß mir alles Geräusch der großen Städte fast unerträglich geworden ist. Nicht ohne Thränen kann ich an diese glückliche Zeit zurück denken! O wie oft hab ich dort Ihrer und Ihres Zirkels erwähnt! O wie gern wollte ich in den schönen Kranz Ihrer Freunde eine Rose binden, die hier in dem stillen Tale nur für den Himmel, unerkannt blühet. Ich darf Ihnen diese Allegorie noch nicht näher erklären, vielleicht geschieht es ins künftige. – Mündlich dereinst hoffe ich, Ihnen das ganze Gemälde von meinem Lebenslauf aufzustellen, das in einem Briefe Ihnen viel zu seltsam und romanhaft vorkommen würde. Glauben Sie mir aber, daß die menschliche Einbildungskraft lange nicht so viel erdichten kann, als das menschliche Leben oft erfahren muß.
Ich habe an diesem Orte kurz vor meiner Abreise eine Predigt, fast aus dem Stegreif gehalten. Sie fiel für den ersten Versuch und für ein Impromptu gut aus, allein ich entdeckte einen wesentlichen Fehler fürs Predigtamt an mir, die Stimme. Ich ward heiser und fast krank, und jedermann beschuldigte mich doch, zu leise geredet zu haben, da überdem die Kirche eine der kleinsten war. Was für eine Stelle mir also dereinst der Hausvater im Weinberge anweisen wird, weiß ich nicht, sorge auch nicht dafür. Noch arbeite ich immer nur für mich und lerne von den Vögeln frei und unbekümmert auf den Armen der Bäume den Schöpfer zu loben, gewiß versichert, das Körnchen das sie heute gesättigt, werde sich morgen schon wieder finden. Nach Straßburg schicke ich von Zeit zu Zeit kleine Abhandlungen an eine Gesellschaft der schönen Wißenschaften, die mich zu ihrem Ehrenmitgliede erwählt hat, und die davon mehr Aufhebens macht, als mir lieb ist. Ob sich auch in Landau für mich ein Feld eröffnen wird, in dem ich ein wenig graben kann, weiß ich nicht. Ich werde keinen Wink der Vorsehung aus der Acht lassen, aber auch nicht murren, wenn ich dort noch eine Weile unerkannt und ungedungen am Markt stehen bleibe. Meine Freundschaften und Verbindungen in Strasburg werden durch diese Reise, die mich Ihnen einige Stunden näher bringt, nicht zerrissen, sondern nur noch enger zusammengezogen, da auch bei Freunden und Gönnern immer das Sprichwort wahr bleibt Major ex longinquo reverentia. Doch seit einiger Zeit, (ich rede von Herzen mit Ihnen) bin ich ziemlich gelassen auch bei den empfindlichsten Trennungen und Verlusten. Ich habe ihrer schon so viel erfahren. Einige menschliche Thränen, und alsdenn fröhlich wieder das ganze Herz dem übergeben, der uns für den Verlust einer Welt entschädigen kann. Die große Moral, die ich aus meinen bisherigen Schicksalen mir abgezogen, soll immer mein Hauptstudium bleiben: Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Jetzt will ich hier abbrechen und den Beschluß auf einige Tage weiter sparen, da ich Ihnen auch etwas von Landau melden kann.
-Landau den 2ten October. Viele Vorfälle, die mich ganz foderten, haben mir nicht soviel Zeit gelassen, meinen Brief an Sie zu endigen. Hier muß ich ihn eben stehendes Fußes zum Ende bringen, da sich eine gute Gelegenheit findet, ihn fortzuschaffen. Ich habe in Landau noch sehr wenig Bekanntschaft gemacht. Der Senior Herr Mühlberge, ein Schwager meines geliebten Freundes, des Herrn Licentiats Salzmann in Straßburg, scheint ein wackerer Mann zu sein. Ich bin bey ihm gewesen, habe ihn aber nicht angetroffen. Seyn Sie doch so gütig, und lassen einliegenden Brief nach Reval kommen, er ist von einem Feldwebel aus unserm Regiment, der mein Landsmann ist, und als solcher mich gar zu inständigst gebeten, doch einmal einen Brief von ihm an die Seinigen zu schaffen. Er ist itzt schon 30 Jahr von Hause, verschiedene Landsleute haben seinen Brief angenommen, keiner aber bestellt. O dacht ich, so werden deine saubern Landsleute es mit deinen Briefen auch gemacht haben – wenigstens will ich so leichtsinnig nicht sein. Sie werden mir vergeben, daß ich Ihnen dadurch Kosten mache. Der Mann heißt Hönn, ist eines Predigers Sohn, und hat unter die Soldaten gehen müssen, weil seine unmenschliche Stiefmutter, sogleich nach dem Tode seines Vaters, ihm da er kaum 1 Jahr auf der Akademie gewesen, weder Geld noch Brief noch Anweisung mehr geschickt. Er macht noch Ansprüche auf das Vermögen seines Vaters, wenn anders welches da ist, indem sie sich verheirathet haben soll und zwar an einen gewissen Past. Oldekop: ich kann nicht begreifen, ob dieser Past. Oldekop ein weitläuftiger Verwandte von unserm liebenswürdigen Freunde sein sollte. Übrigens führt dieser Mensch sich ganz ordentlich.
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+Landau den 2ten October. Viele Vorfälle, die mich ganz foderten, haben mir nicht soviel Zeit gelassen, meinen Brief an Sie zu endigen. Hier muß ich ihn eben stehendes Fußes zum Ende bringen, da sich eine gute Gelegenheit findet, ihn fortzuschaffen. Ich habe in Landau noch sehr wenig Bekanntschaft gemacht. Der Senior Herr Mühlberge, ein Schwager meines geliebten Freundes, des Herrn Licentiats Salzmann in Straßburg, scheint ein wackerer Mann zu sein. Ich bin bey ihm gewesen, habe ihn aber nicht angetroffen. Seyn Sie doch so gütig, und lassen einliegenden Brief nach Reval kommen, er ist von einem Feldwebel aus unserm Regiment, der mein Landsmann ist, und als solcher mich gar zu inständigst gebeten, doch einmal einen Brief von ihm an die Seinigen zu schaffen. Er ist itzt schon 30 Jahr von Hause, verschiedene Landsleute haben seinen Brief angenommen, keiner aber bestellt. O dacht ich, so werden deine saubern Landsleute es mit deinen Briefen auch gemacht haben – wenigstens will ich so leichtsinnig nicht sein. Sie werden mir vergeben, daß ich Ihnen dadurch Kosten mache. Der Mann heißt Hönn, ist eines Predigers Sohn, und hat unter die Soldaten gehen müssen, weil seine unmenschliche Stiefmutter, sogleich nach dem Tode seines Vaters, ihm da er kaum 1 Jahr auf der Akademie gewesen, weder Geld noch Brief noch Anweisung mehr geschickt. Er macht noch Ansprüche auf das Vermögen seines Vaters, wenn anders welches da ist, indem sie sich verheirathet haben soll und zwar an einen gewissen Past. Oldekop: ich kann nicht begreifen, ob dieser Past. Oldekop ein weitläuftiger Verwandte von unserm liebenswürdigen Freunde sein sollte. Übrigens führt dieser Mensch sich ganz ordentlich.
Jetzt muß ich abbrechen, wenn Sie anders diesen Brief noch erhalten sollen. Es heißt, das Regiment soll auf den Winter nach Straßburg. Wenn ich nach Liefland komme, weiß Gott, indessen sorgen Sie nie für mich, überlassen Sie dieses ihm. In dessen Vorsorge ich auch Sie empfehle. Tausend Grüße an alle gute Freunde, tausend Küsse an alle meine Geschwister. Meine beste Mama! o könnte mein Gebeth Sie gesund machen. Ich küsse Ihr und Ihnen aufs zärtlichste die Hände als Dero
gehorsamster Sohn
J. M. R. Lenz.
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Landau, den 18ten.
-Guter Sokrates!
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+Guter Sokrates!
„Ohne mich nicht ganz glücklich“ – Fürchten Sie sich der Sünde nicht, einen jungen Menschen stolz zu machen, dessen Herz noch allen Passionen offen steht und durch Zeit und Erfahrung nur noch sehr wenig verbollwerkt ist? Da ich so tief in Ihr System geguckt, da ich weiß, daß Ihre Religion die Glückseligkeit ist – so konnte mir kein größeres Compliment gemacht werden, als, daß ich im Stande sey, mit etwas dazu beyzutragen, wenn’s auch nur so viel ist, als ein Mäuschen zum Rhein. – Spaß bei Seite, die Glückseligkeit ist ein sonderbares Ding, ich glaube immer noch, daß wir schon hier in der Welt so glücklich seyen, als wir es nach der Einrichtung unseres Geistes und Körpers werden können. Die Tugend ist das einzige Mittel diese Glückseligkeit in ihrer höchsten Höhe zu erhalten und die Religion versichert uns, sie werde auch nach dem Tode währen und dient also dieser Tugend mehr zur Aufmunterung, als zur Richtschnur. Da kommt nun aber die verzweifelte Krankheit, von der Sie schreiben und wirft mir mein ganzes Kartenhaus über den Haufen. Allein sie muß doch auch wozu heilsam seyn, vielleicht, wie Sie sagen, ist sie das Fegfeuer unserer Tugend, wenigstens macht sie uns die Gesundheit desto angenehmer und trägt, durch den Contrast, also zu dem Ganzen unserer Glückseligkeit auch mit das Ihre bei. Wiewohl, ich habe gut philosophiren, da ich sie, dem Himmel sey Dank, schon seit so langer Zeit, bloß vom Hörensagen kenne. Ich bin jetzt auch von lauter Kranken eingeschlossen und denke dabei beständig an Sie. Wiewohl ich aus dem Schluß Ihres letzten Briefes zu meiner Beruhigung schließe, daß Sie jetzt wieder völlig hergestellt seyen. Sie werden von Herrn Ott hören, wie ich mich amusire. Wenig genug und doch sehr viel. Wenn man Käse und Brod hat, schmeckt uns die Mahlzeit eben so gut, als wenn das Regiment de Picardie traktirt, vorausgesetzt, daß wir in einem Fall, wie im andern, recht derben Hunger haben. Um also glücklich zu seyn, sehe ich wohl, werde ich künftig nur immer an meinem Magen arbeiten, nicht an der Mahlzeit, die ich ihm vorsetze. Die Umstände, in denen wir uns befinden, müssen sich schon nach uns richten, wenn wir selbst nur fähig sind, glücklich zu seyn. – Bin ich doch ganz Philosoph geworden, werden Sie nur über mein Geschwätz nicht von Neuem krank! Den Herrn Senior habe ich nur in seiner Kirche besucht und noch nicht recht das Herz, ihn näher kennen zu lernen. Den Rektor der hiesigen Schule hab ich in seinem Hause besucht und möchte wohl schwerlich wieder hingehen. Ich fragt’ ihn nach den hiesigen Gelehrten: er lachte. Das war vortrefflich geantwortet, nur hätte der gute Mann die betrübte Ahndung, die dieses Lachen bei mir erregte, nicht bestätigen sollen. Er beklagt sich über den Schulstaub und die häuslichen Sorgen – da, da, mein theuerster Freund, fühlte ich eine Beklemmung über die Brust, wie sie Daniel nicht stärker hat fühlen können, als er in den Löwengraben hinabsank. In seiner Jugend, sagt’ er, hätte er noch fait vom Studieren gemacht, jetzt – o mein Freund, ich kann Ihnen das Gemälde nicht auszeichnen, es empört meine zartesten Empfindungen. Den heiligen Laurentins auf dem Rost hätt’ ich nicht mit dem Mitleiden angesehen, als diesen– Märtyrer des Schulstandes, eines Standes, der an einem Ort wie Landau, mir in der That ein Fegfeuer scheint, aus dem man alle guten Seelen wegbeten sollte. Er hatte seine Bibliothek nicht aufgestellt, es waren bestäubte, verweste Bände, die er vermuthlich nur in seiner Jugend gebraucht – ausgenommen die allgemeine Welthistorie figurirte, in Franzband eingebunden, besonders. – Vielleicht daß ich da mich einmal bei ihm zu Gast bitte. Er scheint übrigens der beste Mann von der Welt – o Gott, eh’ so viel Gras über meine Seele wachsen soll, so wollt’ ich lieber, daß nie eine Pflugschaar drüber gefahren wäre. Jetzt bin ich ganz traurig, ganz niedergeschlagen, blos durch die Erinnerung an diesen Besuch. Nein, ich darf nicht wieder hingehen. Wie glücklich sind Sie, mein Sokrates, wenigstens glänzt eine angenehme Morgenröthe des Geschmacks in Straßburg um Sie herum, da ich hier in der ödesten Mitternacht tappend einen Fußsteig suchen muß. Keine Bücher! ha Natur, wenn du mir auch dein großes Buch vor der Nase zuschlägst (in der That regnet es hier seit einigen Tagen anhaltend), was werd’ ich anfangen? Dann noch über die Glückseligkeit philosophiren, wenn ich von ihr nichts als das Nachsehen habe? Doch vielleicht kriegt mich ein guter Engel beim Schopf und führt mich nach Straßburg. – – Meine Lektüre schränkt sich jetzt auf drey Bücher ein: Eine große Nürnbergerbibel mit der Auslegung, die ich überschlage, ein dicker Plautus, mit Anmerkungen, die mir die Galle etwas aus dem Magen führen und mein getreuster Homer. Ich habe schon wieder ein Stück aus dem Plautus übersetzt und werd’ es ehestens nach Straßburg schicken. Es ist nach meinem Urtheil das beste, das er gemacht hat (doch ich kenne noch nicht alle). Noch an eins möcht ich mich machen: es ist eine Art von Dank, den ich dem Alten sage, für das herzliche Vergnügen, das er mir macht. Ist es nicht reizend, nach so vielen Jahrhunderten, noch ein Wohlthäter des menschlichen Geschlechts zu sein?
Heut’ möcht’ ich Ihnen einen Bogen voll schreiben, aber ich besinne mich, daß das, was mir ein Präservativ für eine Krankheit ist, Ihnen leicht ein Recidiv geben kann. Ich bin ganz der Ihrige
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Arensburg in der Insel Oesel d. 24. Septbr: a. St. 1772
-Mein zärtlich geliebter Bruder,
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+Mein zärtlich geliebter Bruder,
Um die Freude auszudrücken, die Dein Brief mir verursachet, müßte ich mehr Muße und einen größern Raum haben. Der Anblick einer Hand, die ich zwey lange Jahre zu sehn entwöhnt bin, war das für mich, was Robinson auf einer wüsten Insel der erste Anblick einer Menschen-Gestalt nur immer seyn konnte. – Ich weiß jetzt daß Du lebst, daß Du wo nicht glücklich doch auch nicht ganz unglücklich bist, und dieß ist alles. – Aber die Schicksale, die Du verschweigst, mir verschweigst, in dessen Busen Deine Geheimnisse, wenn Du welche hast, so gut verwahrt wären, wie in der Deinigen, gewiß diese machen mich unruhig. Gott weiß, daß ich Dein Glück wünsche, und so sehr wünsche, als es vielleicht keiner außer mir thut. Könnte ich zu Deiner Zufriedenheit was beytragen, wie sehr würde meine eigne vergrößert werden. Sey offenhertzig gegen mich, wenn Du von meiner Zärtlichkeit überzeugt bist; Und der Himmel verzeyhe es Dir, wenn Du es nicht bist. Sollte vielleicht Deine Rückreise durch kleine Verwickelungen aufgehalten werden, so entdecke Dich mir, vielleicht kann ich Mittel erfinden, Dir zu helfen? Denn was würde ich nicht dran wenden, Dich noch einmahl zu sehen, einmahl alle meine bisherigen Schicksale in Deinen Busen auszuschütten, und aus Deinem Munde die Deinigen zu hören, die mich wo nicht mehr doch eben so sehr intereßiren wie meine eignen. – Unser guter alter Vater, ich weiß, daß er Dich sehr liebt, es würde ihn tief beugen, wenn Du Hülfe nöthig hättest, und er Dir nicht helfen könnte. Verschone ihn also, wenn Du in Verlegenheit bist, eben so wie unsere Geschwister, die selbst in Schulden, eben so wie er begraben sind. Wende Dich an mich, mich wird die Last nicht niederdrücken, die ich für meinen Bruder trage, den meine ganze Seele liebt. Ich bin auch jünger wie sie, und habe keine Frau und Kinder, die mir Vorwürfe machen können. – Was für ein Verdienst, Dich unserm Vaterlande, unsern frommen Eltern, unsem frohen Geschwistern und Freunden wiederzugeben, wie weit überwiegt es alle Ungemächlichkeiten! – Und dieß erwarte ich von Deiner Liebe, wenn es wahr ist, daß Du mich liebst. – Laß mich immer bey meiner Einbildung
daß unter den vielen Ursachen, die Dich bewegen müssen, zurückzukommen, ich auch eine kleine seyn könnte.
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pondence, und bekomme ihn also gewiß, wenn er nur von dort abgeht. Sein Vater ist Land-Rath u. auf Euseküll. Wenn Du ihn nicht kennst, so mache eine Gelegenheit zur Bekanntschaft. Ich habe viel Gutes von ihm gehört. – Die Condition, von der ich Dir schrieb, u. die ich gehabt habe, ist nun besetzt. –
Meine Geschäfte, deren eine ungeheure Menge ist, laßen mir nicht Zeit, mehr zu schreiben. Ich wünsche, daß dieser Brief zu Dir komme. Doch aus Deinen Briefen sehe ich, daß meine Briefe immer angekommen sind. Aber die Deinigen – ein feindseliger Dämon läßt sie nicht zu mir. Dieß war der erste, wer weiß wie lange ich wieder werde schmachten müssen. Ein froher Tag wird es seyn, wann wieder ein Brief von Dich kömmt. Unser leichtsinniger Freund Begau hat alle Einlagen an Papa u. an mich, ich weiß nicht wo gelaßen. Er ist in Curland in Condition u. hat seinen Vater verloren. – Genung für dießmahl. Lebe wohl. Der Himmel erfülle die Wünsche, die die wärmste, feurigste Zärtlichkeit eines Bruders für Dich thut. Es ist um desto schmertzhafter, daß die besten Herzen nicht die glücklichsten sind, weil ihrer so wenige sind. Ich umarme Dich. Wie kalt ist diese Umarmung! O Gott! wenn wird sie würklich werden. Wie dunkel ist die Zukunft unsrer Schicksale! Eine Anlage die ich immer zur Melancholie gehabt, macht mich traurig, und beklemmt mich, wenn ich an eine so große Entfernung denke, u. an alle Möglichkeiten, alle die Fantomes die sich schaarenweise einer aufgebrachten Einbildung vordrängen. Wenn wird dieser frohe Tag kommen? – Oder wird er j emals kommen? – Wozu der Vorwitz? Die Wege der Vorsehung führen uns am besten. Und noch ein Lebewohl, ein Abschieds-Kuß, eine wollüstige kleine Thräne mit der Versicherung meiner innigsten Zärtlichkeit, u. daß die Deinige eine der größten Glückseeligkeiten meines Lebens ist.
-Johann Christian Lenz.
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+Johann Christian Lenz.
Tausend Grüße an die Herrn v. Kleist. Ich wünsche sehr, u. mit dem aufrichtigsten Herzen, daß sie meine Freunde sind, u. sich meiner noch erinnern. – Sey glücklich! mein Bruder. – Von der Seite der Freunde bist Du es mehr als ich. Traurig genung, daß ich keinen eintzigen Busenfreund habe. Und was ist ein Leben ohne Freundschaft? Du hast es nie empfunden, ich liebe Dich auch zu sehr, um es zu wünschen. Laß mich bald in Dir meinen ersten und fast meinen eintzigen Freund wiederbekommen.
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Kandidat der Theologie,
presentement a Fort Louis
P. Cond.
-nicht identifizierte Hand Capitaine Lieutenant Salomon Bodmer in der Mühle zu Wölflingen im Canton Zürich.
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+nicht identifizierte Hand Capitaine Lieutenant Salomon Bodmer in der Mühle zu Wölflingen im Canton Zürich.
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Nicht wahr, ich rede mystisch, Ihnen fehlten die Prämissen, um meine Folgesätze zu verstehen. Sie werden sie verstehen, nur Geduld. – In der Erwartung will ich Ihnen nur mit der größten logischen Deutlichkeit sagen, daß ich von ganzem Herzen bin und bleibe
Ihr drollichter Alcibiades.
-Sagen Sie doch dem Ott, daß er den Lenz nicht über dem Herbst vergesse.
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+Sagen Sie doch dem Ott, daß er den Lenz nicht über dem Herbst vergesse.
Würdiger Mann!
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Was die Einwirkung Gottes in die Menschen betrifft, so kann ich mir nur vier Arten davon denken. Er unterstützt und erhält die in uns gelegten Kräfte und Fähigkeiten – diese ist natürlich, das heißt, unsere Vernunft kann sie auch ohne Offenbarung erkennen; und unmittelbar – hernach, er leitet die äußern Umstände und Begebenheiten in der Welt so, daß eine oder die andere Fähigkeit in uns entwickelt oder vergrößert werde, je nachdem es sein Rathschluß für gut befindet, diese ist gleichfalls natürlich aber mittelbar. Zum dritten wirkt er durch die in uns geoffenbarten Wahrheiten – diese ist also, ihrem ersten Ursprung nach, übernatürlich, aber zugleich mittelbar und den Gesetzen der Natur gemäß. Zum vierten wirkt er übernatürlich und unmittelbar, wie in den Propheten und Aposteln; diese Einwirkung ist über die Gesetze der Natur erhaben, läßt sich also nicht mehr erklären (wiewohl wir auch nicht das Recht haben, sie noch jetzt aus der gegenwärtigen Welt auszuschließen, im Fall die Gottheit gewisse außerordentliche Endzwecke dadurch befördern wollte, welchen Fall aber, meiner Meinung nach, unsere Vernunft nie determiniren kann, sondern vielmehr jedes Phänomen für verdächtig halten muß, welches nicht die dazu erforderlichen Kennzeichen bei sich hat).
Jetzt möge meine philosophische Muse ruhen, sich still zu Ihren Füßen setzen und von Ihnen lernen. Spekulation ist Spekulation, bläset auf und bleibt leer, schmeichelt und macht doch nicht glücklich. Zusammen mögen sich die Fittige des Geistes halten, und im Thal ruhen, ehe sie, wenn sie der Sonne zu nahe kommen, in zerlassenem Wachs heruntertröpfeln und den armen Geist, welcher auf dem Lande so sicher und lustig hätte einher gehe'n können, aus der Luft in das Meer herab wirft.
-– – Hier ist mein Trauerspiel mit dem Wunsch: möchte dieser Raritätenkasten des Ihrigen werth seyn. Das beste ist, daß wir beim Tausch nicht verlieren, denn unter sympathisirenden Seelen ist communio bonorum.
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+– – Hier ist mein Trauerspiel mit dem Wunsch: möchte dieser Raritätenkasten des Ihrigen werth seyn. Das beste ist, daß wir beim Tausch nicht verlieren, denn unter sympathisirenden Seelen ist communio bonorum.
Es ist wahr, meine Seele hat bei aller anscheinenden Lustigkeit, jetzt mehr als jemals, eine tragische Stimmung. Die Lage meiner äußern Umstände trägt wohl das Meiste dazu bei, aber – sie soll sie, sie mag sie nun höher oder tiefer stimmen, doch nie verstimmen. Eine sanfte Melancholei verträgt sich sehr wohl mit unserer Glückseligkeit und ich hoffe – nein ich bin gewiß, daß sie sich noch einst in reine und dauerhafte Freude auflösen wird, wie ein dunkler Sommermorgen, in einen wolkenlosen Mittag. Auch fehlen mir jetzt öftere Sonnenblicke nicht, nur kann freilich ein Herz, dem die süßen Ergötzungen der Freundschaft und – der Liebe – sogar einer vernünftigen Gesellschaft genommen sind, bisweilen einen Seufzer nicht unterdrücken. An den Brüsten der Natur hange ich jetzt mit verdoppelter Inbrunst, sie mag ihre Stirne mit Sonnenstrahlen oder kalten Nebeln umbinden, ihr mütterliches Antlitz lächelt mir immer und oft wird’ ich versucht, mit dem alten Junius Brutus, mich auf den Boden niederzuwerfen und ihr mit einem stummen Kuß für ihre Freundlichkeit zu danken.
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Ich will Sie auch drücken, mein Sokrates, aber erst, wenn ich Sie ganz kennen gelernt und von ferne bewundert habe. – Recht so – wir stehen ganz beisammen; allen Ihren übrigen Meinungen unterschreibe ich. Wir müssen das Ordentliche von dem Außerordentlichen, das Natürliche vom Uebernatürlichen unterscheiden, nur müssen wir das Uebernatürliche nicht für unnatürlich halten, oder aus einer Welt verbannen, in der Gott nach einem höhern Plane arbeitet, als unser kurzsichtiger schielender Verstand übersehen kann. Ich bin sehr für das Ordentliche, für das Natürliche – nur eine aufmerksame Lesung der Briefe Pauli (der wirklich ein großer – ein übernatürlicher Mann war) zwingt mich eine übernatürliche Einwirkung nicht allein für möglich, sondern auch in gewissen Fällen (wie das z. E. da die Religion erst im Keimen war) für nothwendig zu halten. – –
Um auf dem hohen Berge nicht stehen zu bleiben, sondern auch im Thale herumzuhüpfen – muß ich Ihnen sagen, daß Friedericke aus Straßburg an mich geschrieben und mir gesagt hat, sie habe dort eine besondere Freude gehabt, die ich vielleicht boshaft genug seyn würde, zu errathen. Und das war die, Sie am Fenster gesehen zu haben. Sie schreibt ferner, sie wäre durch Ihren bloßen Anblick so dreist geworden, nach dem andern Theile des Tom Jones zu schicken und bittet mich sie desfalls zu entschuldigen. – Ist das nicht ein gutes Mädchen? – Und doch muß ich meinen Entschluß vor Ihnen verbergen. –
-Was ist das für ein Zusammenhang? – Ein trauriger –
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+Was ist das für ein Zusammenhang? – Ein trauriger –
Ich bin dazu bestimmt, mir selbst das Leben traurig zu machen – – aber ich weiß, daß, so sehr ich mir jetzt die Finger am Dorne zerritze, daß ich doch einmal eine Rose brechen werde –
-Zu allem diesem werde ich Ihnen die Schlüssel in Straßburg geben –
+
+Zu allem diesem werde ich Ihnen die Schlüssel in Straßburg geben –
Der älteste Hr. von Kleist hat mir geschrieben, daß Briefe von meinem Vater da wären; er schickt sie mir aber nicht, ich soll sie selbst abholen.
-Nun aber stößt sich meine Hinreise noch an vielen Dingen.
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+Nun aber stößt sich meine Hinreise noch an vielen Dingen.
Ich muß schließen, ich sehe, ich kann dies Blättchen nicht mehr zusiegeln, aber wenn es auch nicht unser Freund Ott wäre, durch dessen Hände es gienge, so sind unsere Briefe von der Art, als die spartanischen Ephori an ihre Feldherrn schickten, die an einen gemeinschaftlichen Stab mußten gewickelt werden, wenn man sie lesen wollte. Ich bin bis ins Grab
Ihr
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Wir hören nun, daß ein vollkommener Mensch gelebt hat, durch den sich Gott uns ehemals sichtbar geoffenbart und angekündigt hat; daß, wenn wir den rechten Gebrauch von unsern Fähigkeiten machen wollen, wir schon hier – und in Ewigkeit glücklich oder seelig sein sollen –; wir hören, daß, nach dem Ausdruck der Bibel, alle bisher begangenen Sünden der Menschen auf ihn gelegt werden, daß er sie trägt (was kann dies Anderes heißen, als daß alle üblen Folgen der Sünde auf ihn gelenkt worden? Darin bestand sein Leiden) – Wir sollen nur glauben, daß Gott uns um seinetwillen gnädig sei; dies soll uns also nicht mehr beunruhigen, nicht mehr zurückhalten an unserer Besserung mit allen Kräften unserer Seele zu arbeiten, weil das Alte alles vorbei und wir gleichsam jetzt neue Glieder an einem großen Ganzen sind, wovon der allervollkommenste Jesus das Haupt war (hieher geht eine gewisse geistliche Vereinigung vor, die mir im Abendmahl scheint zum Grunde zu liegen, denn wer wollte alle Geheimnisse der Religion ergründen?)
Also, voilá tout. Wenn wir diese Hülfsmittel alle, die uns die Gnade darbeut, annehmen, bon ça, es soll nicht dabei bleiben; wir sollen einmal einer unmittelbaren göttlichen Einwirkung fä hig werden, die in der Bibel die Sendung des h. Geistes heisset, die uns Gott immer mehr erkennen und lieben lehren wird, die uns, wenn wir dazu reif, zum Anschauen Gottes bringen wird – aber dazu gehört freilich Zeit!
-Lenz.
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+Lenz.
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– – Eine Lieblingsidee haben Sie, mein Theurer, und das freut mich, weil ich auch eine habe. So bin ich Ihnen doch in einem Stück ähnlich, denn, wenn es auf eine Aussicht in eine aneinanderhangende Reihe von Wahrheiten ankömmt, da kann ich mich mit Ihnen nicht messen. Wissen Sie worin unsere Lieblingsideell bestehn? Die Ihrige ist – die Liebe – und die Meinige, die Schönheit. Vielleicht stehn diese, beide, nahe bei einander, oder fließen gar zusammen – – wenn nur meine Brille schärfer wäre! So viel ist gewiß, daß die letztere die einzige Idee ist, auf die ich alle andern zu reduzieren suche. Aber es muß die echte Schönheit sein, die auf Wahrheit und Güte gegründet ist, und in der höchsten und faßlichsten Uebereinstimmung – der Henker mag sie definieren; ich fühle sie und jag ihr nach; freilich tritt sie mir noch oft hinter eine Wolke, aber ich werde sie einmal finden – diese allein kann mein Herz mit Liebe gegen Gott (die Schönheit in abstracto) und gegen alles was geschaffen (die Schönheit in concreto) füllen. Freilich so nach Graden, so wie die Schönheit selber Grade hat. Da haben Sie meine Brille – Ihre ist vortrefflich, aber ich kann noch nicht dadurch sehen, darum sind wir Individua. Genug, wir passen in das Ganze das Gott geschaffen hat und das ihm gefallt, so verschieden wie es ist, denn in der Natur sind keine vollkommene Aehnlichkeiten, sagen die Philosophen. Genug, ich fühle eine Affinität zu Ihnen, die ganz erschrecklich ist und obgleich ich die Lichtstralen, die Sie mir zuschicken, nicht mit den meinigen vereinigen kann, so mag ich sie doch gern damit verschwägern.
Nun ist’s Zeit, daß ich vom Pegasus herabsteige, sonst wirft er mich ins Meer. Kaum hab’ ich so viel Athem Ihnen zu sagen, daß ich, zu der höchsten Uebereinstimmung der Welt das Zutrauen habe, daß sie mich nach Straßburg in Ihre Armen führen wird.
-Lenz.
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+Lenz.
Landau d. 10ten Dec. 1772.
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Hören Sie liebster Papa! ich habe eine Schrift von Ihnen gelesen die den Tittel führt … Keine Versöhnung geschieht ohne Blutvergießen – – ich sag Ihnen nichts von den schönen Sachen die ich drin gefunden – selbst die Hauptidee die vielleicht manchen kalten Grübler erwärmen – – – aber mir gefällt es nicht, daß Sie unsern Gott wollen sterben lassen, weil es so seyn muß und in dem ganzen Naturreich alles Leben durch Tod eines andern erhalten werden muß
-Wie wär es, wenn wir den Tod Christi vielmehr als ein Symbol und Vorbild von den Erfolgen unsrer Mor – – – oder Immoralität ansähen? Die Idee ist apostolisch, das weis ich, zweyten Thessalonicher lesen Sie nur. Christus war Gesetzgeber mehr durch sein Leben und Thaten als durch seine Worte. Er heilte Kranke mit seinem Athem, mit seinem Anrühren (hier kommen Sie mir zu Hülfe) alles symbolisch, ich bin der Herr dein Arzt nennt er sich im 2 Buch Mose und ίησουσ in den Evangelisten. Heißt: folgt ihr meinen Gesetzen voll Liebe, so verlieren sich, verschwinden alle Krankheiten Cörpers und Geistes (merken Sie wohl die unsaubern Geister) jenachdem ihr meinem Cörper werdt (siehe Lavater)
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+Wie wär es, wenn wir den Tod Christi vielmehr als ein Symbol und Vorbild von den Erfolgen unsrer Mor – – – oder Immoralität ansähen? Die Idee ist apostolisch, das weis ich, zweyten Thessalonicher lesen Sie nur. Christus war Gesetzgeber mehr durch sein Leben und Thaten als durch seine Worte. Er heilte Kranke mit seinem Athem, mit seinem Anrühren (hier kommen Sie mir zu Hülfe) alles symbolisch, ich bin der Herr dein Arzt nennt er sich im 2 Buch Mose und ίησουσ in den Evangelisten. Heißt: folgt ihr meinen Gesetzen voll Liebe, so verlieren sich, verschwinden alle Krankheiten Cörpers und Geistes (merken Sie wohl die unsaubern Geister) jenachdem ihr meinem Cörper werdt (siehe Lavater)
Das ist gelallt. Uebersetzen Sie es in Männersprache.
-Ich küsse Ihnen die Hand für den Februar und bitte um weiters.
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+Ich küsse Ihnen die Hand für den Februar und bitte um weiters.
Adieu Adieu
-JMR Lenz
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+JMR Lenz
Hier, meine liebe Freunde Lenke und Röderer – den März. April ist nich nicht gemacht. – Habt ihr Herders älteste Urkunde des Menschengeschlechts, so lest miteinander, und sättigt Euch, und wärmt euch an der Morgensonne. Ach! daß er mir – mein tiefster Wunsch – so gut würde, dieß Jahr Euch auch nur eine Stunde zu sehn – Lebet und leidet, und liebt! –
-L.
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+L.
Den 22. April 74.
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Weil ich entweder vor oder nach Schwalbach durchs würtembergische muß, so muß ich bäldest meine Einrichtungen machen, u: also schnell Antwort von Ihnen haben. Ich bin, so lang ich bin, Ihr
Lavater
-Zürich d. 10. May 1774.
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+Zürich d. 10. May 1774.
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JMR Lenz
ich wünscht ich könnte den Kopf in mein innerstes Herz hineinzeichnen damit er mir zu allen Stunden und Augenblicken gegenwärtig wäre
Sollte das Schicksal meinen Willen bis auf den Grad zwingen – daß ich auch nicht bis Colmar entgegen, wie denn grad die Tage kritisch sind und überhaupt ich nicht gern mehr versprechen als halten mag – so kommt doch Röderer gewiß, der kein Diener des göttlichen Worts noch; – doch seine Verhältnisse wird er Dir selbst detailliren.
-
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Ich Röderer umarme Sie tausendmal und will auch itzt lernen zufrieden seyn in mancherley Fügungen – Es genese Ihr Knabe! Guter Gott erfreue einen Vater der schon manche Freude manchen denen Kindern gemacht hat.
An Herrn
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Morgen also, Sonntags den 12. und nicht Montags vereis ich auf Basel – bin ich nicht wenn ihr kommt, Brüder, bey den 3. Königen, so bin ich bey Hrn. Wilhelm Brenner bey der St. Clara in Basel. Ihr seyd das Ziel meines Verlangens – Ihr – meine künftigen baldigen Mitarbeiter – Kommt sobald ihr könnt, trefft ihr mich nicht mehr in Basel an, weil ich Euch entgegen eile, so ists auf dem Wege, daß ich Euch treffe – am Staub Eures Wagens wird ich Euch kennen und das Schnauben Eurer Rosse wird auch nicht täuschen. – Am Montag Mittag bin ich q. g. in Basel – also verlirt keine Zeit, wenn ihr micht sehen wollt. Lebet und liebet
-Z. den 11. Jun. 74.
-Lavater.
-An Herrn Röderer, Candidat, bey der neuen Kirche in Straßburg
-Nach FSt I, S. 294, hat Lenz auf der Außenseite notiert: „Hofrath Deinet in Frkfurt am Mayn“
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+Z. den 11. Jun. 74.
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+Lavater.
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+An Herrn Röderer, Candidat, bey der neuen Kirche in Straßburg
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+Nach FSt I, S. 294, hat Lenz auf der Außenseite notiert: „Hofrath Deinet in Frkfurt am Mayn“
Seelen! Ich komm erst am Donnerstag Abend auf Straßburg. Wenn ihr dieß leset, bin ich in Colmar bey dem blinden Pfeffel zu erfragen – Ich kann nicht anderst. Lieber Lenz, schenire dich keinen Augenblick! Du kannst nicht glauben, wie’s mich freut, wenn du an meinen Gauben, an mich glaubest. – – Euere Umstände sagt Ihr mir so, wie hr sie fühlt. Ich kann wenig, nichts ändern, aber tragen helfen, durch Mitgefühl. Adieu. Passavant – ist auch ein Mensch. Was du willst will ich dir erzählen. Adieu.
-Den 14 Juni 74. spät.
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+Den 14 Juni 74. spät.
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Aber freylich hat Gott nicht so eingeschränkt, als der Eremit und die Nonne es wähnen; darüber, Liebster, sind wir ganz einig.
Weinen mögt ich mit Dir, wie die Mönchstugend tausend gute Samen in der Menschennatur erstickt. Ich irrte ehedem hierin auch sehr. Gott zog zurück. – „Christus hat nichts ausrotten wollen, was Kraft und Anlage im Menschen ist!“ Goldene – bestäubte verkannte Wahrheit! Aber, Liebster! wie manches Scrüpelchen, das Dir vielleicht doch mehr als recht ist, im Wege steht, müßt wegfallen, wenn wir uns nur einige Zeit sähen. Von d. Apocalypse izt nichts. Aber „draußen sind die Hunde etc.“ das ärgert dich? – Gibts einst eine Sammlung der Guten die sich einen Himmel machen, willst Du denn die Hunde wider drinnen haben, und die Ehebrecher? u. die Bösewichter? – In den Spital mit ihnen, und sie curirt mit scharfen Mitteln, wenns so seyn muß. pppp.
-Donnerstag morgen um 7 Uhr. So eben empfang ich Deinen Brief an mich und Paß. und Clavigo.
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+Donnerstag morgen um 7 Uhr. So eben empfang ich Deinen Brief an mich und Paß. und Clavigo.
Bin ich nicht ein gerechter Mensch, daß ich Clavigo liegen lasse und erst gehe den Brief an Dich zu vollenden?
Noch eins auf den vorletzten. Man hat’s in unseren Tagen besonders sehr schwierig machen, wie Jesus – und daß er nicht buchstäblich zu verstehen sey pp. und ist die Sache so simpel! – so schlecht und recht, so buchstäblich wie möglich, nur ohne Eulenspiegel-Chicane, alles in der Bahn des gemeinen bon sens – wie Kinder einen Vater verstehen. (Ausgenommen was seiner Natur nach räthselhaft seyn mußte, prophetisches und was er genirt war herauszusagen.)
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Studierst Theologie? predigest? bist ordinirt? etc. Sag mir was hievon. Schick mir auch Deine und Röderers Silhouettes. Grüß mir ihn brüderlichst. Paß. wird selbst schreiben.
Wie verstehst das „Was Gott an Goethe getan –“? Doch versteh ich’s vielleicht, wenn ich Clavigo gelesen habe.
-Verzeih mein Sudeln. Mein Kopf und Herz und Hand sudeln bisweilen.
+
+Verzeih mein Sudeln. Mein Kopf und Herz und Hand sudeln bisweilen.
Siehst meine offenen Arme? Komm ich drücke Deine Brust an meine, und küsse Dich! Kannst beten, so bitt auch für mich.
-Conr. Pfenninger.
-Deine Schriften erwart’ ich mit Verlangen. Es ist kein Zürcher so verliebt darein, wie ich.
-Herrn Lenz durch Herrn Candid. Röderer, neben der Neu Kirch in Straßburg.
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+Conr. Pfenninger.
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+Deine Schriften erwart’ ich mit Verlangen. Es ist kein Zürcher so verliebt darein, wie ich.
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+Herrn Lenz durch Herrn Candid. Röderer, neben der Neu Kirch in Straßburg.
gedrucktes Rundschreiben
Ich muß, ich muß es allen meinen nahen und fernen Freunden und Gönnern sagen, daß ich nicht mehr im Stande bin, nebst meinen übrigen, ohne dieß sich täglich häufenden Geschäften, eine weitläufige Correspondenz fortzusetzen. Weder meine Zeit, noch meine Gesundheit, noch meine Vermögensumstände gestatten es. Zu dem kommen itzt besonders noch neue Hinderniße – Ohne alle Verletzung also der Menschenliebe glaub ich, mir wenigstens ein halbes Jahr alle Briefe von meinen bisherigen und etwa neuen Correspondenten, sehr dringende Fälle ausgenommen – brüderlich verbitten zu dürfen. Helfet mir, liebe Freunde, und alle die mir wol wollen, wieder zu der Ruhe, ohne welche ich weder mich, noch die mich hören ober lesen, selig machen kann. Wenn ich gar zu vieles sen soll, so bin ich keinem Etwas, und mir selber nichts. Am allermeisten bitt’ ich jeden, dem dieß zu Gesichte kommen mag, zuzusehen, daß mir mit Buchhändlerischen Aufträgen, Subscriptions-Sammlungen und dergleichen durchaus für ein allemal, und mit Zusendung aller Manuskripten zur Lesung und Beurtheilung — wenigstens bis Ostern 1775. gütigst verschont werde. Gott wird’s denen, die aus Liebe zu mir, mir diese Gefälligkeit erzeigen, gewiß nicht unvergolten lassen.
-Zürich,
+
+Zürich,
den 1. des Herbstmonats. 1774.
Johann Caspar Lavater.
-Lavaters oder andere zg. Hand
+
+Lavaters oder andere zg. Hand
Nur ein Zeichelchen, daß ich an Dich, und Röderer, als liebe Brüder denke! Ich kann, ich kann nicht schreiben! Nicht danken! Ich habe nicht einmal Zeit, Arbeiten zusammen zu suchen, dich ich Euch auftragen möchte, für mich zu thun. Verzeihet mir, glaubet an meine Liebe, obgleich Ihr wenig oder nichts sehet. Schreibet mir viel, aber erwartet keine Antwort. – Macht Ihr physiognomische Beobachtungen; theilt sie mir Sans ápropos – halb, quart, octav – wie Ihr sie macht nur auf octavblätchen mit. Auch Monatgedanken hab’ ich keine mehr gemacht. Liebet einander Brüder, und mich, und grüßt alle und entschuldigt mich bey allen, daß ich – Ruhe suche, nicht die Ruhe der Trägheit.
-Z. den 2. Sept. 1774.
-An Herrn Lenze im Finkweiler, in
+
+Z. den 2. Sept. 1774.
+
+An Herrn Lenze im Finkweiler, in
Straßb. d. 7 Novbr. 1774.
Konnt’ ich mein edler Bruder! einen bessern Gebrauch von Deinem Briefe (den ich erst im August erhielt) machen, als daß ich ihn einem zweyten Du, durch die Bande der Freundschaft näher mit mir verbunden als durch die Bande des Bluts, meinem Bruder Goethe# in Frankfurt zuschickte und Dein Glück mit ihm theilte. Wie ich denn nichts geheimes für den haben kann. Dafür ward aber auch Deine Verbindung von zwey gleich warm theilnehmenden Seelen hier doppelt gefeyert. Was soll ich Dir viel drüber sagen? Glückwünsche zeigen von einer armen Seele, deren Leerheit der Witz und strafbare Gefälligkeit zu bepappen sucht, aber das wahre Gefühl bindet die Zunge, kehrt die Augen gen Himmel und läßt Tränen reden. Verstehst Du diese Sprache mein Brüderchen! Einziger aus meiner Familie der mich versteht. Der Himmel belohnt Dich dafür. Er gab Dir ein Weib und ich beneide Dich nicht. Ich segne ihn, daß er Dich vorzüglichen Glücks würdigt da Du es vorzüglich verdienst. Kein wildes Zielen nach einem ungewissen Zweck, edles starkes Bestreben einen kleinen glücklichen Zirkel um dich her zu machen und von ihm wiederbeglückt zu werden. Dein vorjähriger Brief mit diesem zusammengehalten welch ein Gemählde von Deinem Herzen stellt es mir auf! Dein letzter Wunsch, „eine eigene Hütte mit einer Freundin die die Mühseeligkeiten dieses Lebens“
p. er ist erfüllt, Du bist
belohnt, edler Freund! kleiner – großer Mann in Deiner Genügsamkeit. Du wirst nach Deinem Herzen gewählt haben, also glücklich – täglich neue Vorzüge werdt Ihr aneinander entdecken, täglich neuer Beruf zu lieben und geliebt zu werden. Und so unsterblich, noch übers Grab hinaus – o ich muß mich wegwenden von Eurem Glück, wem zu essen versagt ist steht mit Verzweiflung vor dem Gemähld eines Banquets.
-
+
+
# Verfasser des Goetz v. Berlichingen, Clavigo, Leiden des jungen Werthers und einiger Kleinigkeiten.
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Du willst mein Schicksal wissen. Liebe Seele! was ist Dirs gedient damit. Daß ich Dich liebe weist du, darum hätt ich immer noch länger schweigen können.
Ich bin jetzt frey, athme das erstemal dreist aus. Der älteste Kleist ist nach Kurland gereist, um wiederzukommen, woran ich doch schon itzt zu zweifeln anfange. Sein jüngster Bruder aus Frankfurt Oder kam grad an als der andre abgieng und ich mußte ein viertel Jahr bey ihm bleiben. Jetzt bewohn ich ein klein Zimmer allein, speise täglich an einem Tisch wo einige meiner Freunde mitessen (die einzigen die in Straßb. Liebhaber der ächten Wissenschaften zu sein sich nicht schämen) und unterhalte mich ein wenig mühseelig von Lektionen die ich meinen Landsleuten in der deutschen Sprache und in der Geschichte ihres Vaterlands
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Besten der Geistlichen: und Stimmen eines Layen auf dem letzten theologischen Reichstage. Die Du Dir anschaffen sollst. wovon aber der Verfasser unbekannt bleiben will.
Laß Dir die drey Komödien zusammen binden, den Hofmeister, den Menoza und den Poeten und schenk sie Deiner lieben Frauen auf den Nachtisch als ob sie von mir kämen. Schreib ihr hinein von meinetwegen
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Fühl alle Lust, fühl alle Pein
Zu lieben und geliebt zu seyn
So kannst du hier auf Erden
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Warum gibst Du uns denn nicht Neuigkeiten von Dir. Haben genug in unsern Briefen itzt von meinen Schmieralien gesprochen – nun laß mich wieder ausgehen von dem kleinen Dreckhauffen Ich und Dich – finden
-Lenz rechte Spalte
+
+Lenz rechte Spalte
Ich habe viel in der Societät zu überwinden, auf einer Seite ists Unglauben, Zerrüttetheit, vagues Geschnarch von Bellitteratur wo nichts dahinter ist als Nesselblüthen: auf der andern steife leise Schneckenmoralphilosophie die ihren grosmütterlichen Gang fortkriecht, daß ich oft drüber die Geduld verlieren möchte. Da konnte Götz nicht durch dringen, der beyden gleich abspricht. Daher fing ich an ut vates den Leuten Standpunkt ihrer Religion einzustecken, daß itzt unter viel Schwürigkeiten vollendt ist, die Erfolge wird die Zeit lehren. Und nun stürm ich mit Ossians Helden hinein das alte Erdengefühl in ihnen aufzuwecken, das ganz in französische Liqueurs evaporirt war. Daß wirs ausführen können was ich mit ganzer Seele strebe, auf Heid und Hügel Deine Helden wieder naturalisiren.
Addio –
D 8ten Aprill 1775.
-Hier mein theurer Eifferer für unser Haus einige Versgen die ich dies Jahr in Calender setzen lasse.
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+Hier mein theurer Eifferer für unser Haus einige Versgen die ich dies Jahr in Calender setzen lasse.
Ueber die kritischen Nachrichten vom Zustand des deutschen Parnasses (der Verf. ist Gotter der bey Dir war
Gotter. Es wimmelt heut zu Tag von Sekten
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Wems unersteiglich ist.
Nichtsdestoweniger aber wünscht’ ich, daß Deine herzhafte Prügelsuppe den Leuten ganz warm über die Schultern regnete und will deshalb eine Abschrift dieser Rezension Gottern grad zuschicken sie in den deutschen Merkur zu rücken – Wielanden vielmehr, mögen die es verdauen so gut sie können und zu ihrer Besserung anwenden denn es ist unerträglicher Leichtsinn daß ein solcher Schmecker sich untersteht von solchen Sachen auch nur einmal zu reden, geschweige so abzuweisen.
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# Ich schick es Gottern nicht eher als bis Du mir die Erlaubnis gegeben hast. Sonst wollt ich schon für ein vehiculum sorgen ihm die Medicin beyzubringen
Hier noch was von Goethe über diese Abgeschmacktheiten in seiner neusten Satyre, die ich zugleich die glücklichste nennen möchte: „Prometheus Deukalion und seine Rezensenten“ bey Gelegenheit der Deraisonnements in Deutschland über seinen Werther
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Plötzlich erscheint Herr Merkurius pp
Wirst hier kritische Nachrichten hören
Kannst dich wahrhaftig des Lachens nicht wehren
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Merk.
Mein Herr wird sie halt machen lassen müssen
Waren ja über das nur von Pappier etc.
-– –
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+– –
Seegen Gottes über Dein Amt! Wer bin ich, daß ich Dir Glück wünsche? Dich, Deinen Standpunkt, Deinen Wirkungskreiß nach Würden erkenne und ausmesse. Wirkt miteinander Du und Dein Pfenninger und betet für einen betrübten Verlassenen
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Warum hast Du mir denn nicht die Vollendung Deines Mskpts. für Freunde zugeschikt? Doch Dank dafür! Und für alle die reichhaltigen Gedanken in diesem Mkspt. ewigen Dank.
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Und nun, Lavater, laß mich Dich an mein Herz drücken, solang ich noch nahe bey Dir bin und Dir ein Wörtgen über die Schweitzerlieder zurufen, von denen ich neulich wieder gesprochen. Mit dem Büchlein in der Tasche komm’ ich einmal in eure Gebirge. Tausend Grüße Deiner verehrungswürdigen Gehülfin. Daß doch das Blatt schon zu Ende ist
-Lenz.
+
+Lenz.
Der gute Röderer Nathanael empfiehlt sich euch allen aufs zärtlichste. Adieu! Adieu!
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Sende meinen Aufsatz, aber sonst als eine unterdrückte Effusion des Herzens – dann in die Flamme! So eben ist ein herausgekommen wider mich von einem geistlichen Mitbürger. Ein Denkmal des rasendsten Neides vollgestopft von Lügen, die mich der ganzen Welt lächerlich machen sollen. Soll ich schweigen? Soll ich reden? Noch will ich schweigen und warten. aber, das heißt doch wirklich rasen! – doch wieder wen? – wider sich selbst!
adieu!
-Johann Caspar Lavater.
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+Johann Caspar Lavater.
An den Verfasser der schleunigst – abzugeben.
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παντα δυνατα τῳ πιστευοντι
Eine und viele der seeligsten Stunden meines Daseyns hab’ ich Ihnen, sey Sie wer Sie wollen, zu danken. In einer Lage, wie’s wenige giebt – am Sterbebeth einer nahen, eben nicht warm doch redlich geliebten Schwägerinn – fieng ich an, Ihre wolerhaltnen Meynungen eines Layen, zu lesen, mit inniger Freud’ in der Stille der Mitternacht – – Meine Schwägerinn entschlummerte sanft – Ich ging schnell nach Hause; an einem hellen doch kühlen Frühlingsmorgen – fuhr sogleich, morgens vor 5 Uhr fort zu lesen; vor Freude zu zittern, vor Freude zu weynen, bald eine Zeile draus an meinen Bruder Pfenninger, der auf dem Lande ist, zu schreiben!
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Leb wohl hier ist ein physiognomischer Gedanke der mir durch den Kopf gezogen ist und über den ich Deine Meynung zu hören wünschte. Es ist manchmal gut allerley wenn man über gewisse Sachen nachdenkt – also wirst Du mir mein Gelall und Gestammel nicht übel nehmen.
Grüsse Passavant (dessen Enthusiasmus für Dich mich entzückt), Pfenninger, das Kind Gottes in Blumen spielend und Kaysern. Ich erwarte von den beyden ersten die nächsten Briefe mit vieler Sehnsucht.
-Lenz.
+
+Lenz.
In unsern Tagen ist eine gewisse Faulheit und Niedergeschlagenheit besonders in monarchischen Ländern so anzutreffen, daß die Gesichtszüge daher fast alle auf eins hinauslauffen und von keiner Bedeutung sind. Die zu geläuterten Religionsbegriffe, die übermässige Verfeinerung in den Künsten und Zweiffel und Ungewißheit in den Wissenschaften geben ganz andere Gesichter und ganz andern Ausdruck der Empfindungen als ehemals. Das Feuer sitzt bey uns nur in den Augen, bey den Alten aber in allen Mienen und der Stellung derselben. Ueberhaupt scheinen mir alle heutige Gesichter nur , das heißt die gesunkenen Lineamenten mit Mühe wieder gearbeitet – da die Alten das zu wilde Emporsteigen der Mienen vielmehr zu hemmen und zu mässigen suchen mußten. Das waren , bey uns sind es Derselbe Unterscheid, der zwischen einem wilden Hengst und einem mit Sporn und Kourierpeitsche in Galopp
gebrachten Karrengaul ist.
D. 1sten May 1775.
-Gnädige Frau!
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+Gnädige Frau!
Ich halte mich für eben so berechtigt Ihnen zu schreiben, als ein freyer Geist über alle Unterscheidungszeichen und Verhältnisse in der Welt herausgehoben, Ihnen seinen Beyfall zulispeln würde, wenn er Sie irgend eine edle grosse Handlung ausüben sähe. Ich habe von Ihnen weder zu hoffen noch zu fürchten, und um Ihnen die Warheit dessen und die Ungezwungenheit und Freywilligkeit meines Urtheils zu beweisen sollen Sie meinen Namen nicht erfahren, aber erlauben Sie mir auch jetzt mit aller der Hochachtung zu Ihnen zu treten, die das Anschauen Ihrer wundernswürdigen Eigenschaften in mir rege macht. Ich habe hie und da Nachrichten von Ihnen eingezogen die alle dunkel und unzuverlässig waren, besser wust ich mich nicht zu wenden als an Goethe der mir einmal einen Brief in Coblenz aus Ihrem Dintenfaß geschrieben hat. Und wie entzückt ich darüber seyn muß die Züge Ihrer Hand in meinen Händen zu sehen, dieser Hand die die Sternheim schrieb, und von dieser soviel Gütiges für mich! „Das Gleichgestimmte meines Carakters“ – wissen Sie auch was das auf sich hat gnädige Frau? Die göttliche Güte hat mich, da ich eben durch andere Vorfälle meines Lebens und Verirrungen meines Kopfs und Herzens bis
zu Boden gedrückt war, auf einmal wieder erhöhen wollen, ich fühle ein neues Leben in mir, neue Aussichten, neue Hoffnungen und ach Gott! wie selten kommt mir das, etwas von Ihrer Selbstzufriedenheit. – Erschrecken Sie über dies Wort nicht, Sie allein können es ohne Gefahr brauchen. Solange konnten Sie zusehn daß Ihre Sternheim unter fremdem Namen möchte ich beynahe sagen vor der Welt aufgeführet wurde und mit halb sovielem Glück, als wenn jedermann gewußt, aus wessen Händen dieses herrliche Geschöpf entschlüpfte. O wahrhaftig starke Seele, müssen doch Männer Ihnen erröthen und zittern. Lassen Sie mich aufrichtig reden, der Name des Verfassers komischer Erzehlungen war keine gute Empfehlung für einen Engel des Himmels der auf Rosengewölken herabsank das menschliche Geschlecht verliebt in die Tugend zu machen, dieser Name warf einen Nebel auf die ganze Erscheinung und ich danke Ihnen eben so eyfrig, daß Sie ihn mir von den Augen genommen als ich Ihnen das erstemahl für Ihre Schöpfung gedankt haben würde. Und wie es mir in die Seele hinein Vergnügen macht, daß ich mich in der Ahndung auch um kein Haar
verschnappt, W. habe nur die Noten und die Vorrede gemacht, denn sie sind so ganz sein würdig. Ich verkenne diesen Mann nicht, aber er hätte mit mehrerer Ehrfurcht dem Publikum ein Werk darstellen sollen, dessen Verfasserin zu groß war selber auf dem Schauplatz zu erscheinen und dies soll geahndet werden.
Gnädige Frau! nennen Sie Ihr Mädgen nicht phantastisch, ich hoffe es werden Zeiten erwachen die itzt unter dem Obdach göttlicher Vorsehung schlummern, in denen Leserinnen von Ihnen Ihr Buch das sie jetzt noch als Ideal ansehen, zur getreuen Copey machen werden. Wenn Sie doch für jedes # Alter dergleichen Ideale schüfen! Sie würden alle einen Thon haben, weil sie aus Ihrem Herzen kämen, das sich in dergleichen Gemählden nur selbst abdruckt. Liebe gnädige Frau! der Himmel belohne Sie. – Wär’ es auch nur für all die wollüstigen Tränen die Sie mir haben aus den Augen schwärmen machen und in denen die ganze Welt um mich her verschwand
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+
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# weibliche
Wenn ich bedenke, daß und womit ich Ihnen Freude gemacht habe, so werde ich stolz auf mich selber und danke dem Himmel für die Stunde in der er mich hat geboren werden lassen, für die Leiden, den schönen krummen Pfad durch den er mich bis zu Ihnen hinaufführte, daß ich wenigstens Ihr Angesicht sehen kann. Ich habe nur den ersten Brief in der Iris gelesen und Sie gleich wieder darin gefunden. Lebt solch eine Freundin wirklich die mit den geheimsten Bewegungen Ihrer grossen Seele vertraut ist, so sei sie dem Himmel gesegnet, mit Ihnen die Zierde unsers Säculums. Was sollen wir schmeicheln liebe gnädige Frau, mich däuchte der erste Brief mit mehr Feuer geschrieben als die nachfolgenden. Binden Sie doch Goethen ja recht ein, mir wenns möglich die nächstfolgenden im Mskpt mitzutheilen, ich werde mit diesem Heiligthum gewissenhafter umgehen als W. Nicht ein Wort in diesem ganzen Briefe habe ich gesagt, das nicht mit der vollen Empfindung meines Herzens ausgesprochen, das ich nicht vielleicht weit stärker gebraucht haben würde wenn ich in einer andern Himmelsgegend und Zeitraum gesprochen hätte
- x x x
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+ x x x
Alles alles schicken Sie mir was Sie gemacht haben, auch das französische. Ich muß Sie ganz kennen lernen und das grad in dieser Lage meines Herzens. Hier ist meine Adresse. Was kannֹ’Ss mir auch schaden Ihnen meinen Namen zu sagen. Es ist so der Weg. Und ich habe viele Namensvetter, die auch Goethen kennen.
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Zum Dichter eingeweiht,
Hör nicht ihr Lob und Schelten,
Seh nur die Ewigkeit.
-Samstags.
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+Samstags.
Ich hab dem Doktor sehr Unrecht gethan! kaum hatte ich gestern so weit geschrieben so befiehl mich eine Üblichkeil die sich gerade auf die Art äuserte als ich wollte. Ich hoffe das Fieber ist zu allen Henkern. Ich aß gestern Abend schon wieder ein wenig; schlief ruhig und habe nun wirklich Hunger! – Meine kleinen Leiden werden durch die wieder täglich wachsende Gesundheit meiner besten Frau wieder doppelt vergolten, und auch an mir werden sies, denn ein Fieber, wenns fort ist, läßt immer die beste Gesundheit nach sich. – – Adieu, lieber Lenz, auf den Herbst also sehn wir Dich gesünder, fröhlicher, besser wieder. – Versags uns nicht! Wie sollst Dus? Da wirds eine wirklich seelige FamilienGruppe werden –
Hier hast du die vermutl. Übersetzung aus einem Englischen Stük von der Collection, die du drin hast liegen lassen. Ich hätte das Original gern finden mögen, sie scheint mir sehr glükl.
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werfen, damit Du unsern Hofnungen nicht entgehen könnest. Ich habe unter der Zeit manches erfahren und mich auch ein kleinwenig mit der Welt aussöhnen lernen, vielleicht weil mein Schicksal besser worden. So sind wir Helden, die ein Lüftgen dreht – Du aber bleibest wie Du bist. – Meine größten Leiden verursacht mir itzt mein eigen Herz und der unerträglichste Zustand ist mir mit alledem doch, wenn ich gar nichts leide. Viellleicht ist alle Glückseeligkeit hier nur immer Augenblick und Ruhepunkt den man nimmt um sich in neue Leiden zu vertiefen.
Lieber Lavater! ich muß hier abbrechen, Geschäfte bestürmen mich, denn ich führe mein Schiff itzt selber. Leb wohl.
-Lenz.
+
+Lenz.
Ich imaginire mir Deine Physiognomischen Beschäftigungen in der Stille so reitzend daß ich daran nicht denken kann ohne in Feuer zu gerathen. Du wirst bald den Herzog von Weymar sprechen, in dessen Gefolg ein Mann ist, der ausserordentlich von dieser Gesichtsschwärmerei auch angesteckt ist – und dessen Bekanntschaft überhpt Dich freuen muß.
Hier ein Paar meiner Gesichtsanmerkungen wieder, über die wie über die vorigen Du mir Deine Meynung mündlich sagen magst.
„Alle Linien die heraufgehen zeigen Vergnügen, alle die heruntergehen Verdruß und Traurigkeit an. Es scheint der Himmel hat den Menschen auf die Gesichter zeichnen wollen, wo der Sitz der Freuden zu suchen wäre.
-„Je kleiner der Mund, desto unschuldiger das Herz; je grösser, desto erfahrener. P
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+„Je kleiner der Mund, desto unschuldiger das Herz; je grösser, desto erfahrener. P
An Lavatern.
in Zürich.
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Wenn Göthe bey Ihnen ist, so möcht’ ich eine Viertelstunde zuhorchen. Warum lassen Sie ihn denn so viel Operetten machen? Freilich kann mein kaltes Vaterland großen Antheil daran haben, daß ich mehr für das Bildende als Tönende der Dichtkunst bin. Doch kann ich auch weinen bei gewissen Arien die mir ans Herz greifen, und verloren bin ich, (wenigstens in jeder Gesellschaft von gutem Ton,) wenn sie gerad die Stimmung meiner Situation treffen. Wenn Sie denn doch seine Muse seyn wollen, so verführen Sie ihn in ein Opernhaus, wo er wenigstens für seine Talente finden könnte, wenn man es erst von Spinneweben rein ausgefegt hätte. Nur weiß ich nicht, wie Göthe über’s Herz bringen sollte, Helden anders als im Rezitativ singen zu lassen; oder die Arien müßten von einer Art seyn, wie ich sie mir nicht zu denken im Stande bin. Ich schreibe das, weil er ganz stille schweigt.
Was mir wieder einmal eine Zeile von Ihrer Hand seyn würde – das darf ich Ihnen doch nicht erst sagen. Aber nur, wenn es Niemand, Niemand Eintrag thut. Ich will gern hinten an stehen.
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Strass. d. 13t julii 75
-Königs Hand
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+Königs Hand
Eben komme ich von Buchsweiler zurück. desswegen eine so späte Antwort auf Ihr liebes herrliches Briefehen – ja wohl Briefchen! – aber liegt nicht Dein gantzes, liebendes Herz darinne dies ersetzt mir alles – meine ganze Seele umfaßt Dich dafür, u. seegnet laut – Amen Amen! – ich habe Freunde in Buchs. verlassen – den würdigen Rathsemhausen verlassen, ländliche Freuden – u doch ist mir wohl daß ich hier bin – ich bin in, meinem Eigenthum. diess geht mir über alles– Raths. will ich soll ihn in Ihr Andenken zurückrufen, es ist ihm kostbar, er verehrt Sie, dann er kennt Ihren ganzen Wert – er hat es mir oft wiederholt ihn nicht bei Ihnen zu vergessen – dieser liebe Mann! warum kann ich nicht immer um ihn leben! so einen Mann – u ich heurate noch – unsre Rehfeldin ist noch immer das muntre schwindliche Weib, aber dabei redlich u gut – ich habe ihr die Stelle aus Ihrem Brief für sie gelesen u es hat ihr wohl gethan – sie wollte mir einen Brief für Sie mitgeben, aber unter den Freuden u Herrlichkeiten des Lebens, vergass sie ihn. unsre beyden jüngern Printzen waren da, die haben alles froh gemacht – hat Ihnen unsre Hessin die Stelle aus Lentzens Brief an mich, ausgeschrieben? hier ist noch einmahl „ich bitte sie sagen Sie doch der theuren Herderin viel Gutes von mir, u welche Aufmunterung u Erquickung mir ihr Beyfall ist. ich wünschte ich kennete ihren Geschmack u könnte für sie allein ein Stück schreiben, sie sollte mir so viel werth seyn als das ganze Publicum. sagen Sie ihr ich habe eine Lucretia geschrieben, vieleicht daß Götte sie drucken läßt, sie möge alsdann auf die Sceenen acht haben in welchen Flavia vorkommt, u mir ihre Meinung drüber wissen lassen. ihr Gefühl allein soll mir der Probierstein all der weiblichen Characktere sein die ich mir vorzüglich geglückt glaube“ – u dencken Sie diessen neuen lieben Freund verliehre ich vielleicht bald – u auf lange – hier fühle ich mich wieder in der Welt, ob ich schon in Augenblicken von oben herunter auf sie blicke – ich soll eine Fürbitte bey Ihnen für ihn einlegen – Eurer beyden Schattenriß soll ihm Stärkung Trost u Freude auf seiner langen Reise seyn – wären sie auch nur halb gut – er will das übrige hinzusetzen u glücklich dabey seyn – doch hier kommt er selbst, zu bitten – zu flehen – ich will ihm noch einmahl die Conditionen weisen unter welchen er sie haben soll – aber dafür will ich davon frey sein – selbst mein Gesicht das Sie kennen, sagt Ihnen warum – u dazu – habe ich es unsrer Fridericke abgeschlagen, sie hat die Ursachen gebilligt, sie mag sie Ihnen sagen – kriechet immer mit Eurem Buben auf Teppichen herum – da wo Agesilaus unter seinen Kindern auf einem Steckenpferde herum reitet, ist er mir am grössten Luise.
-Das Geld ist ganz recht, noch rechter daß Sie mit mir zufrieden sind.
- Lenz’ Hand
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+Das Geld ist ganz recht, noch rechter daß Sie mit mir zufrieden sind.
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+ Lenz’ Hand
Ich bin itzt ganz glücklich da ich das beste Paar unter der alles anschauenden Sonne auch das glücklichste weiss. Die Freude die aus Ihrem ganzen Briefe athmet würdigste Sterbliche! und die selbst mehr Tugend als Genuss ist, hat auch mein Herz das ihr nun lange schon verschlossen schien, wieder erfüllt und erwärmet. Gönnen Sie mir Ihr und Ihres Mannes – und Ihres Kindes Gesichter. Wenn kein unsichtbarer Zug dem Maler die Hand führen sollte, so schicken Sie mir sie auch halb ähnlich, ich hoffe noch so viel Imagination übrig zu haben, aus dem was ich von Ihnen gelesen und gesehen mir das übrige zu ergänzen. Sagen Sie Ihrem Mann, er soll mich wenn ich weit bin, unter seine Kinder aufnehmen und manchmal einen freundlichen Wunsch für mich thun. Ich kann nicht mehr schreiben, Goethe ist bey mir und wartet mein schon eine halbe Stunde auf dem hohen Münsterthurm.
-Lenz.
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+Lenz.
Katalogstext
Lenz empfiehlt Lindau die Nachbarschaft Lavaters auszunutzen, er erwähnt Goethe u. Schlosser, Goethes Schwager, die grüßen lassen, u. spricht von einer weiten Reise, die er vielleicht Ende des Winters vornehmen wird.
-Nachschrift Lavaters
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+Nachschrift Lavaters
Zwei Dinge sind unter der Sonne, die du zu meiden hast – allzustille Einsamkeit u. allzulautes Geräusch – dass du in jener nicht dich selbst, in anderer nicht andre versehrest. d. 29. Jul. 75.
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Ihr Ausdruck: neuer Freund, soll mich lange, lange durch heiße Sandwüsten begleiten und erfrischen, denn ich sehe deren vor mir. Ich will niemals fodern; aber ich bitte Sie, ach! gnädige Frau, sagen Sie mir Ihre ganze Meinung; aber ich werde mich niemals ändern. Modifiziren kann sich der nur, der nicht von Jugend auf, wie ich, mit dem Kopf gegen die Wand gerennt ist. Aber sagen Sie mir alles; ich beschwöre Sie. Ewig
Ihr Freund und Verehrer,
-M. R.
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+M. R.
Den 22. Jul. 75
Nun hast Du Zimmermann, und ich die Grafen von Stollberg genoßen. Zimmermann ich die andere Woche. Dank für Deine Freude. Ich leb itzt im Taumel. Nachher die Ruhe herrlich. Ich sammle itzt Kraft. Mehr physiognomische Bemerkungen! Lieber! Sie sind trefflich, die Du mir sandtest. auch 1 schweizerliedchen!
-Itzt mach ich ein Drama Abraham zurecht
-adieu
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+Itzt mach ich ein Drama Abraham zurecht
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+adieu
Lavater.
Hier, Hierophant! in Deinen heiligen Händen das Stück, das mein halbes Dasein mitnimmt. Es ist wahr und wird bleiben, mögen auch Jahrhunderte über meinen armen Schädel verachtungsvoll fortschreiten. Amen.
-Den 23. Julius 1775.
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+Den 23. Julius 1775.
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Verzeihen Sie meine Effronterie. Doch mein Herz straft mich, so bald ich mich darüber entschuldige. Das aber verzeihen Sie mir, daß ich Ihnen durch manche Ausdrücke meines letzten Briefes Ihr Publicum wider meinen Willen verleumdet habe. Wölkchen hangen immer noch vor Ihnen, (wie es denn auch so seyn muß, von Moses Zeiten an, dessen Angesicht das Volck nicht ertragen konnte); aber ganz verkannt sind Sie doch auch nicht, besonders von denen, die Sie gesehen und gehört haben, wie denn das sich auch leicht begreifen läßt. Überhaupt red’ ich auch nur einseitig, und der Zirkel meiner Bekanntschaften ist immer eingeschränkt gewesen.
Ihre Erzehlung: die Gouvernante, ist ganz vortreflich, und gerad das Seltsame des Einfalls veranlaßt die rührendsten Situationen. Ich liebe alle seltsame Einfalle; sie sind das Zeichen nicht gemeiner Herzen. Wer in dem gebahnten Wege forttrabt, mit dem halte ich’s keine Viertelstunde aus. Nur, meine liebe gnädige Frau, wie kommen doch alle Ihre Heldinnen dazu, die heilige Sternheim ausgenommen, sich immer nur auf Hörensagen zu verlieben. Es freut mich; aber sollte das wirklich ein Zug in dem Character aller empfindsamen Damen seyn? Ich kann mir’s freilich wohl denken: Ihre Phantasey erschafft sich den Gegenstand sogleich in der glücklichsten, gefalligsten Gestalt. Aber sollte das allemal der beste Weg seyn, und könnte er nicht manchmal sehr fehl führen? Wie wär’s, wenn Sie einmal ein Exempel von der Gegengattung dichteten, liebenswürdige Schwärmerin! (O Gott! ich kenne keine höhere Klasse erschaffener Wesen!) auf allen Fall auch zu warnen, wenigstens vorsichtig zu machen. Denken Sie, wenn ein Geschöpf wie Ihre Gouvernante, in die Klauen eines gewöhnlichen Officiers gefallen wäre – doch weg mit diesem Gedanken! Er zieht mich von der Sonne ins Meer hinab.
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Antworte mir bald mein würdiger Bruder! Ich hoffe und wünsche mein Brief werde Dich an keinem Geschäft unterbrechen. In die Iris ist nun der Anfang gemacht worden meine Uebersetzung von Ossianen einzurücken
Ich habe nach Liefland geschrieben, Dir Subskribenten zur Physiognomik anzuwerben. Ich hoffe es geht. Mit Gott. Sollte ich einst fort seyn, erkundige Dich nur bey Röderern L –
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Laß das Blatt Gedicht nicht aus Deinen Händen kommen. Wie schmeckt Dir die Ruh auf den Lorbeern!
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Ich ein Schweitzerlied – und ist dies nicht genug an diesem Theurer! Und wenn Du diese Foderung thun wolltest, sie ar: mir? einem verunglückten Komödienschreiber. Laß den bittern Spott weg.
Ich dank danke Dir für die Silhouette, sie hätte mir nicht gelegner kommen können. Schicke mir Dich und Deine Frau noch einmal. Vielleicht verreise ich gegen den Winter.
-am linken Rand, vertikal Danke auch Kaysern für seine Freundschaft. Ich habe nichts von seinen Musikalien gesehen.
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+am linken Rand, vertikal Danke auch Kaysern für seine Freundschaft. Ich habe nichts von seinen Musikalien gesehen.
Weil Dus so haben willst, so heft ich einige meiner Phys. an. Weise aber ich bitte Dich diesen Brief niemanden. Es würde sonst über den Lacher allenfalls gelacht werden, und dazu ist es ihm zu weh ums Herz.
Behalt mich in Deiner Liebe oder Freundschaft oder Mitleiden wie Dus nennen willst. – Noch einmal, es ist Rede eines Sterbenden: Deine Physiognomik ist das Werk Deiner Werke und, der Zweck, auf den Du losgehst der, den nur die erhabenste Seele sich vorsetzen konnte. Du weißt es vielleicht selbst so nicht.
-Auch das kann ich Gottlob noch fühlen. Nochmalen Dank für Goethens Silhouette Und nun leb wohl. Lenz.
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+Auch das kann ich Gottlob noch fühlen. Nochmalen Dank für Goethens Silhouette Und nun leb wohl. Lenz.
Straßburg, d. 31.Juli 1775.
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Jetzt ahnd ich sie besser aber schweige – schweige bis zur grossen ehrenvollen Zeit da ich reden werde zum Volk von den Edlen die unter ihm wandeln, die sein todtes Auge nicht sehen kann. Da ich in ein himmlisches Band sie ziehn und ihm darstellen – stille.
Niemanden was davon. Ich muß Dich und Dein Weib einmal sehn. O ich hab all ihre Briefe an ihre Freundinn aufgehascht. Welche Jagd! – Gott mache mich der Offenbarungen würdig.
-Ich werde nicht sterben sondern leben und des Herrn Werk verkündigen
-J M R Lenz
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+Ich werde nicht sterben sondern leben und des Herrn Werk verkündigen
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+J M R Lenz
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Ich befehle Dir den ich anbethe daß Du mir Dein und Deiner Frau und Deines Sohns Gesicht schickest – denn
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Nesseln vorweg zu hauen ist von Jugend auf mein höchstes Vergnügen gewesen. Kann ich das, sterb ich seelig.
Der Buchhändler wirds an Pappier und Druk hauptsächlich aber an Korrecktur nicht ermangeln lassen. Und mir zehn Dukaten Honorarium zahlen, damit’s doch heißt, es ist verkauft worden und er den Umsatz des Dinges eyfriger betreibt. Darauf kommt alles an.
-Lenz. # verte
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+Lenz. # verte
D. 3 September. 1775. – Zwölf bis funfzehn Exemplare bekomme ich. Bin ihm aber Bürge dafür, daß nicht nachgedruckt werden sollen.
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am besten kann. Wenn es nur balde in Deutschland herumkommt. Noch diese Messe und nothwendig diese Messe, schick mir ein Giftpulver lieber als daß Du mir diese Bitte abschlägst. Werd’ ich gewürdigt für dies Stück zu leiden, wer ist glücklicher als ich?
Und gerad itzt muß es ins Publikum, oder alle Gemählde verlieren ihre Anzüglichkeit Stärke und Wahrheit. Du darfst Dich nicht damit bemengen. Verbiete dem Buchhändler zu sagen, daß Dus ihm gegeben hast, nenn’ ihm meinen Namen, weiß ihm diesen Brief. Bitte Passavant daß er die Korrektur übernimmt, er muß aber eydlich versichern es niemand zu weisen, auch Kaysern nicht, ders nicht zurechtlegen kann. Wenns gedrukt ist, dann theilts alle den guten Seelen aus –
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Auch Goethen sag nichts davon, diesmal laß uns was alleine thun. Desto mehr Freude hat er dran wenn er überrascht wird. Ich hab ihm geschrieben ich arbeitete – aber nicht was?
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παντα δε δυναμενα δια την πισιν.
Es ist Gegengift Lavater! das mir lang auf dem Herzen gelegen und wo ich nur auf Gelegenheit gepaßt es anzubringen Diese Gelegenheit
ist meine Persönliche Schriftsteller-Rache – aber (es bleibt bey uns): diese Gelegenheit hab ich selbst gemacht.
Geradzu läßt das Publikum seiner Sinnesart, seinem Geschmack nicht gern wiedersprechen, man muß einen Vorwand, eine Leidenschaft brauchen, sonst nimmt es nimmer Antheil. Und meine Kunst, meine Religion, mein Herz und meine Freunde alles fodert mich jetzt dazu auf – jetzt ausgelassen, auf ewig ausgelassen. Wer ersetzt mir den Schaden? Wer ersetzt ihn euch.
So genug, Du der Du Landvögte in ihrem Frevel antastetest, für Dich. Es muß einmahl ein Ende haben oder wir arbeiten alle vergeblich und die Thoren ruffen laut, es ist kein Gott. Ich kenne die Lässigkeit des Publikums und daß wer am lautesten ruft immer recht bey ihm behält. Und sollten wir uns scheuen zu ruffen? Wir uns irre machen lassen – Lavater, wenn sie nicht gedruckt werden, so hab ich kein Theil an Dir. In eine Wüsteney will ich gehn zweiffelhaft über wen ich seufzen soll.
-Gute Nacht! Wie süß werde ich träumen! wie leicht morgen an meinen Frohndienst gehn
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+Gute Nacht! Wie süß werde ich träumen! wie leicht morgen an meinen Frohndienst gehn
Donnerstags. 1775
J M. R. Lenz.
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Lenz.
Ich darf in dieser Gemüthslage keinen Menschen grüssen lassen. Ich rase nicht. In guter Prosa: Die Soldaten eine Komödie habe ich Dir über Darmstadt zugeschickt und will wissen, sie ist. Meine Reise ist auch wahr.
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Vor einem Jahr wenigstens darf sie aus tausend Ursachen nicht gedruckt werden. Mehr als ein Leben verlier ich damit –
Herrn
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Ich sehe seegnend entgegen euren Entwürfen. Wünschte freilich bisweilen unsichtbar hinter Dir zu stehn und Dir über die Achsel ins Ohr zu flüstern, wenn Dich Dein gutes Herz – nicht alle trefliche Jungen scheinen treflich.
Leb wohl und erfreue mich bald durchs Anschauen Deines 2ten Theils Physiognomik. Ich warte sehnlichst auf Nachrichten aus Liefland
-Lenz.
-D 29sten 7br
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+Lenz.
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+D 29sten 7br
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# tief – gebeugt.
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Ihr wollt die Wolken Wiel. zuschicken. Lieben Freunde, wo ist euer Verstand, wo ist eure Freundschaft für mich? Was hab ich mit W. zu schaffen! Kennt Ihr die süßlächelnde Schlange mit all ihren Krümmungen noch nicht. Unsere Feindschaft ist so ewig als die Feindschaft des Wassers und Feuers, des Tods und des Lebens, des Himmels und der Hölle. Und ihn zu bekehren – wäre Lästerung. Ihn durch dies Stück bekehren wollen – Freunde ich fahre aus der Haut. Alle seine Absichten befördern, sagt, und mich zerhauen, im Mörser zusammen stossen. Schreib ich denn das Stück für mich? Oder hab ich hier mit W. nicht mit Wiel. zu thun? Thu ich nicht den grösten Schaden th damit? Und jetzt W. in die Hände geben, damit er über mich? Und das meine eignen Freunde.
Jeder Autor hat ein Recht auf das was er
geschrieben. Ich bitte euch also mirs zurückzuschicken und mich meinem Schicksal zu überlassen.
-Ich schreibe dies mit dem kältsten Blut und der gelassensten Ueberlegtheit von der Welt.
+
+Ich schreibe dies mit dem kältsten Blut und der gelassensten Ueberlegtheit von der Welt.
Lenz
verte
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Und W. der euch allen im Herzen Hohn spricht, die Achseln über Euch zuckt u lächelt – mit dem wollt Ihr Vertraulichkeit machen, sobald es wieder ihn geht. Liebe liebe Freunde – überlaßt mich wenigstens mir allein.
Wieland der Mensch wird einst mein Freund werden – aber Wieland der Schriftsteller, das heißt der Philosoph der Sokrates – nie. –
-Schickst Dus aber ihm so ist es seyn sein und euer aller Verderben.
-# Mit einer Welt Dukaten kannst Du mir dies Stück nicht abkauffen.
-# # Wenn ist mir selbst noch unbekannt.
+
+Schickst Dus aber ihm so ist es seyn sein und euer aller Verderben.
+
+# Mit einer Welt Dukaten kannst Du mir dies Stück nicht abkauffen.
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+# # Wenn ist mir selbst noch unbekannt.
-mit Abstand
+
+mit Abstand
Lieber, laß uns doch nicht alle unsere Köpfe über einen Leisten schlagen wollen. Gott hätte sonst nur einen Menschen auf dem ganzen Erdboden schaffen müssen Ich seegne euer Projekt und bin voll Erwartungen.
Lavater erster aller Knechte Gottes, wenn Du noch Freundschaft für mich hast, so schweig schweig ewiges tiefes Stillschweigen von den Wolken und leg’ dies auch Passavanten auf. Er ist ein guter Junge, unser aller Freundschaft leidt hiedurch kein Haar, gewinnt – aber ich und die Wolken drucken lassen # # und begehre sie hiemitzurück.
# Nicht aus meiner Autorität, sondern aus einer
Was Du von den Individuen sagst, ist vortreflich, aber paßt nimmer und in Ewigkeit auf Wieland, nimmer und in Ewigkeit auf diesen Fall. Ich hab hier eben grad mit keinem einzigen Individuum auf der ganzen Welt zu thun, sondern mit dem Ganzen, das mir am Herzen liegt.
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Daß ich Dein admonitorium einst Gottern zuschicken wollte, war nicht, um ihn zu bekehren, sondern, um ihm zu weisen, wie sehr ich ihn mit samt seinen Lobeserhebungen und Autoreinfluß und Macht verachte. – Er sollte widerrufen – das aber W. nicht.
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Ich habe Paßavanten noch nicht gesehen. Aber ich weiß zum voraus, daß er noch gerechter ist, als ich. Er wird die Wolken nicht zum Druck befördern. Das weiß ich. Thut Ers, mag er! Ich bin rein.
Kannst’s läugnen, Bruder, daß W. unendlich viel um den deutschen verdient hat. Und ist nicht – Sollst ihn nicht bessern, wenn Du ihn unverbeßerlich glaubst; aber sollst ihn auch nicht mit Füßen treten, der doch, hab er geschadet, so viel er will, so viel genützt hat, und so viel hat nüzen Wielanden fürcht’ ich nicht. Würd ers in meinem Sinne verdienen, und ich hielt ihn für unverbeßerlich; # Ich will Wielanden nicht schonen; aber ich will nicht ungerecht seyn. Du hast Macht über Dein Mspt. – Du sollst Deine eigne Wege haben. Habe sie, und handle nicht nach den unsrigen! Aber handle gerecht! Du sollst nicht denken, wie ich – aber Du sollst Dich, wenn Du strafest, zehnmal fragen: „Straf ich nicht ungerecht?“ – Handle; Ich bin Dein Richter nicht. Ich will Dich nicht verdammen. Aber freundschaftlich will ich Dir weißagen: „Du bereust’s, wenn die Wolken gedruckt werden!“
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# ich ließ die Wolken druken.
Wielanden send’ ich sie nicht, ohne Deine Erlaubniß; obgleich tausend gegen Eins wette, daß Wieland, der Schriftsteller dadurch gebessert, und Wieland der Mensch nicht verschlimmert würde.
-Dank für Herders Brief und die Nachricht.
-Schreibst Du auf Erfurt, so laß Dir den senden. Nun kommts bald an den II. Teil der Physiognomik.
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+Dank für Herders Brief und die Nachricht.
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+Schreibst Du auf Erfurt, so laß Dir den senden. Nun kommts bald an den II. Teil der Physiognomik.
Stollberg hat mir die Schweizerlieder vollenden geholfen. Nun noch geistliche Lieder. – Dann noch eine kleine Reise auf Marschlins. Dann – verschlossen in die Physiognomik. Inzwischen –
-Auflösung der Hieroglyphen, vgl. Haustein, Jens: Jacob Michael Reinhold Lenz als Briefschreiber. In: Stephan/Winter 1994, S. 337-352, hier S. 349 > Inzwischen – Plan zu grossen allgegenwärtigen Würkungen.
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+Auflösung der Hieroglyphen, vgl. Haustein, Jens: Jacob Michael Reinhold Lenz als Briefschreiber. In: Stephan/Winter 1994, S. 337-352, hier S. 349 > Inzwischen – Plan zu grossen allgegenwärtigen Würkungen.
Lindau hab’ ich angeworben.
Stolbergs werd ich anwerben.
Dein Brief an Kayser treflich!
Röderers Schuldner bin ich noch immer. Adieu.
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J M R Lenz.
Strasb. den 13ten 8br 1775.
-Herrn
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+Herrn
Herrn Hofrath
Pfeffel
in Colmar.
-Empfangsnotiz Pfeffels M. Lenz
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+Empfangsnotiz Pfeffels M. Lenz
Den 13.8.br 1775.
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Lieber Müller, ich kann mich nicht halten, ich muß in dem Augenblick da ich Ihren Satyr Mopsus lesen, in dem Augenblick der Leidenschaft Ihnen schreiben. Ich umarme Sie. Sie haben eine so muthige so feuervolle Sprache, daß mirs kalt und warm wird. Und brünstig wär’ ich den zu sehen – der so kann. Daß Ihnen doch weder Lob noch Tadel der Kritiker weder Wind noch Sonnenhitze schadeten und der Nachkomm’ unter Ihrem Schatten fröhlich ruhte.
Lenz.
rechte Spalte Dank für das Lied in der Schafschur vom Garten der Liebe – ewigen Dank!
-linke Spalte Dem jungen kühnen Maler in
+
+linke Spalte Dem jungen kühnen Maler in
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Sehen Sie dies offenherzige Gemählde meines Zustandes als einen Beweiß meiner Freundschaft an und gehn behutsam damit an. Sie haben kein Herz, das eines unglücklichen Freundes Vertrauen zu mißbrauchen, achzehnjährhundrigt genug seyn könnte. Ich habe in der That ein kleines Stück in meinem Schrank liegen das allenfalls auch spielbar seyn würde. Fragen Sie Herrn Seideller, ob er mir sechs sieben Dukaten dafür geben möchte, ich bin nie gewohnt gewesen, meine Sachen zu verkauffen, die höchste Noth zwingt mich dazu.
Doch hoff ich Herrn Seidel Seiler wird der Kauf nicht reuen. Es ist eine Nachahmung der captivei im Plautus. Noch einmal Gotter – Verschwiegenheit. So umarmet Sie
-Lenz.
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+Lenz.
Strasb. d. 23ten 8br. 1775.
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Sie machen, höre ich, eine Sammlung von Ihren Gedichten. Das wird mich freuen. Auf Subskribenten könnten Sie hier zählen. Geben Sie mir allenfalls Nachricht davon.
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Herrn
Herrn
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Stolbergs die edle grosse Seelen haben mich gezwungen sie nach Schaffhausen zu begleiten, und da zwang mich Miller mit nach
Ulm. So kam ich hieher! Ist mir sehr wohl. Finde in Schwaben viel Simplicität, Religion und Tugend. Mädchens sind Gotteskinder. –
-50 fr wie Du sie fordertest will ich Dir für die Wolken schaffen.
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+50 fr wie Du sie fordertest will ich Dir für die Wolken schaffen.
Schreib mir gleich nach Zürch wie Du meinst. Am Donnerstag geh ich hier ab, und treff dann gewiß Antwort von Dir in meinem Nest.
Stolbergs sind Deiner Liebe gewiß werth.
Du hast kein Wort – nicht
gedankt für den Freyheitsgesang. Mänchen Du bist ein eigen Geschöpf! Um Lavatern wirds mir Tag täglich wohler. Doch – ein ander mal in Zürch Antwort auf Deinen lezten Brief. Kuß und Gruß an Röderer. Ade!
-Den 13 9 75.
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+Den 13 9 75.
Kaiser.
-Hab Ordre von Klingern Dir ein Drama zu senden. Kommt nächstens. Lebe wohl Lieber!
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+Hab Ordre von Klingern Dir ein Drama zu senden. Kommt nächstens. Lebe wohl Lieber!
Den 15ten Nov. 1775.
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Grüsse Deine Frau. Sollte ich von hier reisen oder sollte es einst Zeit seyn das grosse Trauerspiel aufzudecken, so werd’ ich Dir vorher schreiben. Bis dahin muß ich noch stumm die Zähne zusammenbeißen und die Leiden meines Volks in meinem verborgensten Herzen wüthen lassen.
Strasburg den 18ten Nvbr. 1775.
Lenz.
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Solltest Du es einst künftig drucken lassen, so muß auch alsdann mein Name im Anfange verschwiegen bleiben. Ich sag es Dir hier voraus, falls ich es etwa alsdann zu erinnern vergessen sollte.
Herrn
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Den 18ten November. 75.
-Mein Vater!
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+Mein Vater!
Unaussprechl. glücklich haben Sie mich durch Ihren Brief gemacht und durch die Zeilen meiner Mutter. Fahren Sie fort, ich bitte Sie auf den Knien, mir ein zärtlicher Vater zu bleiben, Sie mögen sehen und hören von mir was Sie wollen. Weisen Sie mich aufs strengste zurecht, Sie, meine Mutter, meine lieben Geschwister; alles dient, alles frommt, und von Ihrer Hand mein Vater, die ich mit Thränen benetze, alIes Fodern Sie aber nicht, daß ich auf alles antworte, es müßte mich führen. Umstände verändern die Sache, ich kann nicht mehr sagen, aber alles, was Sie mir schreiben, was mir meine Mutter schreibt, sind güldene Aepfel in silbernen Schalen. Lange lange hab ich die Züge dieser Mutterhand mit stummer Innbrunst an meine Lippen gehalten – und in Gedanken war ich bey Ihnen und fühlte Ihre seegnenden Küsse an meinen Wangen. Ach wie viel haben Sie mir in diesem Augenblick geschenkt. Sie sind also wieder mein, Sie lieben mich noch.
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Durch zwey Freunde die diesen Brief bis Leipzig bringen. – Millionen Neujahrswünsche! – Grüße an alle gute Freunde, alle. Wie kann sie der Brief auch fassen. – –
Und sind nicht abgebrannt – und sind so gesund daß Sie mir schreiben können – und sind so gerecht, daß Sie mich außer Landes nicht durch Gewaltsamkeiten nach Hause ziehen wollen, so lang ich den innern Beruf dazu nicht habe. Das ist mein höchster Wunsch gewesen. Wir sind in allen Stücken beste Eltern, die Zeit wirds lehren.
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Wenn man zu einem Ziel schwimmen soll und Wasser liegt vor einem, muß man das Wasser nicht durcharbeiten? Trockenes Fußes konnten nur die Israeliten durchs rothe Meer gehen, als Gott der Herr noch Wunder that.
Sie thun Herdern unrecht, er ist kein Socinianischer Christ.
Lesen Sie doch ich bitte Sie seine über das erste Kapitel I B. M. und seine Erläuterungen des Neuen Testaments. Er kommt als Professor der Theologie nach Göttingen. Haben Sie ein klein Büchelgen gelesen: Meynungen eines Layen zum Besten Geistlichen. Der Verfasser ist nicht bekannt.
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Wenn Sie können, lassen Sie sich die eine periodische Schrift fürs Frauenzimmer kommen. Die Frau geheime Staatsräthin Ia Roche, eine der ersten Frauen des Jahrhunderts, schreibt die freundschaftl. Briefe darinn, die Oper Erwin und Elmire ist von Goethen, die Uebersetzung des Ossians von mir.
Ihr Rath in Ansehung Strasburgs ist noch zur Zeit unausführbar; doch schwöre ich für die Zukunft nicht. Wenigstens schmeichelt mir die Freundschaft einer ganzen Stadt (die im Grunde mich allein ernährt) so sehr, daß ich sehr vortheilhafte Anträge von andern Orten wie mich dünkt mit Recht ausgeschlagen habe. Patria ubi bene. Doch hat es mich freilich Sorgen und Nachtwachen gekostet, es dahin zu bringen und noch jetzt, ich schwör es Ihnen, sind die Wißenschaften und das Theater selbst – nur meine Erholung.
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Was sagen Sie zu Lavaters Physiognomik? Haben Sie meinen Brief durch H. v. Medern nicht erhalten? Und können L. etwan bey Edelleuten um Dörpt herum Subskribenten verschaffen. Es ist freil. theuer, doch haben hier in Str. ganze Gesellschaften zusammen das Werk gekauft.
Vielleicht thue ich auf den Frühjahr eine Reise nach Italien und Engelland in Gesellschaft eines reichen jungen Berliners (unter uns des Sohns des Münzjuden Ephraim) doch kränkt michs, daß ich den Hang dieses sonst so vortreflichkarakterisirten Menschen zu einer unüberlegten Verschwendung so stark sehe. Wer kann etwas vollkommen unter dem Monde wünschen. Und Gott der mich – ich muß es dennoch wiederholen – durch so viel geführt hat, bleibt meine Zuversicht.
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Herr v. Kleist ist wieder bey seinem Vater (durch meine lntriguen) um haushalten zu lernen. Daß ich von seinen hiesigen Verschwendungen keinen gar keinen Vortheil gehabt, daß er mich vielmehr bishero nur noch mit Versprechungen für alle mit ihm übernommene Müh u. Leiden belohnt hat, weiß der droben ist – bitte ich aber, ich Sie dennoch, für sich zu behalten. – Was uns hier entzogen wird, kommt uns an einem andern Orte wieder – Ans Heyrathen kommt mir noch kein Gedanke, es war Sturm der Leidenschaft der mich Ihnen die Briefe schreiben machte, die itzt in Freundschaft sehr ernsthafte Freundschaft verwandelt worden, aber nie wieder Liebe werden kann. Ich hatte damals nichts auf der ganzen Welt, an das ich mein Herz hängen konnte, meine Freundin war im nehml. Fall, unsere Herzen verschwisterten sich, ihren harten Stand einander erträglicher zu machen. Entfernung u. Umstände haben auf beyden Seiten vieles verändert, meine Dankbarkeit und Freundschaft aber bleibt ihr ewig.
Meinen lieben lieben kritischen Moritz und sein dickes drolligtes rundes Weib küssen und seegnen Sie doch von mir. Sagen Sie ihm, Goethe könnte und müßte in Absicht seiner Sprache nur von seinen nächsten Landesleuten beurtheilt werden, und so lang Deutschland noch keine allgemeine Sprache hat, müsse er entfernten Provinzen noch solitär scheinen. Ich bitte mir aber dereinst sein Urtheil über meine aus, die jetzt in Herders Händen liegen und noch wohl ein Jahr liegen dürfte, weil ich nicht eben gut finde damit ins Publikum zu eilen. Und meine liebe Märtyrin Lieschen? War das der omineuse traurige Abschied den sie mir gab. Sagen Sie ihr, daß „ das große Geheimniß unserer Religion sey. Und daß ich für sie – grüßen Sie den Tarwaster und sein liebes Weibgen. Goethe hält besonders viel auf ihn. Vor allen Dingen aber vergessen Sie nicht meinen lieben Bruder Christian. Daß er doch mir näher käme – Ich werde Sie alle noch einmal sehen – hier, hier, wünsche, glaube, vertraue ich. Sie mein Vater, Sie meine Mutter – ich werde Gott schauen.
-J M R Lenz.
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+J M R Lenz.
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Klopstocks Republik ist eine verborgene Geschichte und Gesetzbuch der deutschen Dichter und der deutschen Kritik. Alle diese Dunkelheiten waren nothwendig, nur niemand öffentl. zu beleidigen.
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Ich freue mich himmlische Freude, daß Du mein Stück gerade von der Seite empfindest auf der ichs empfunden wünschte, von der Politischen. Doch es konnte nicht fehlen, überall auf Deine Meynungen und Grundsätze gepfropft
Was die letzte Szene betrfft, so viel ich mich auf sie zurückerinnere, deucht mich könnte allen verdrießlichen Folgen durch Weglassung oder Veränderung einiger Ausdrücke des Obristen begegnet werden. Z. E. das mit den Konkubinen, medischen Weibern, könnte ganz wegfallen und der Obriste dafür lieber von Soldatenweibern sprechen, die wie die Landmilitz durchs Looß in den Dörfern gezogen würden und sodann wie die Römischen Weiber die nicht confarreatae waren, auf gewisse Jahre sich verheuratheten. Die Kinder erzöge der König. Sie giengen auch wohl wieder in ihr Dorf zurück und blieben ehrlich, es war sors.
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Doch darf und kann vor einem Jahr von diesem 20sten Novbr. an das Stück nicht gedruckt werden. Und auch dann wenn ich noch hier bin, frage mich. – Verzeyh Grosser! meine närrische Welch Wort!
Ordentliche Soldatenehen wollen mir nicht
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Was ich verlange? Nichts verlange ich, einen Dukaten zwey Dukaten was der Kerl geben will. Wär’ ich meiner kleinen Schulden erst frey, nähm’ ich durchaus auch gar kein Buchhändler das mir jedem Schriftsteller äusserst scheint.
Mein Reisegefährt ist ein guter wachsweicher Mensch, der sich itzt so an Strasb. angeklebt hat, daß ich nicht weiß ob er je loßkommen wird. Es ist der Sohn des Münzjuden Ephraim, der sich aber nicht dafür ausgiebt, sondern Flies nennt. Sein voriger Reisegefährt hat ihn beym Mitleiden angepackt, da zappelt er nun. Ich sage kein Wort wie Du Dir leicht vorstellst – wer weiß ob ich gar reise.
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Abgötterey treib ich mit euren Silhouetten. Sage Deiner Frau, daß ich jeden Buchstaben von ihr küsse. Sie und die Schlossern (von der ich eben komme) sind die Frauen meiner Freunde, an deren Liebenswürdigkeit ich mich auf keine andere Art weiß als daß ich sie einmal wie Aristoph. aufs Theater ziehe. έλχειν – aber erschrick nicht. Auf Art.
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Sehen Sie wie mein armer Bube durch die Moralisten ist zugerichtet worden. Desto besser. Lassen Sie ihn ohne Namen in die Welt lauffen, jedermanns Hand seye wieder ihn und seine Hand wieder jedermann. Der Nachkomm dankts uns.
Hier haben Sie auch was von Schlossern und einen Schulmeisterbrief in Knitteln. Schlossers Namen bitte nicht zu nennen.
-Lenz.
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+Lenz.
Bitte mir die Bedingungen für Schlossern zu schreiben, damit sie ihm melden kann, weil ichs ihm abgeschwatzt habe. Er will, wie Ihr erster Brief es versprach, nur einen Louisdor für den Bogen.
ich habe ein Mittel alles das bey Wiel. und seinem Publiko wieder gut zu machen, das ich aber in petto behalte. Ableugnen werd es gewiß nicht, so sehr ich vor der Hand meinen Namen verschwiegen wünschte.
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Daß doch der Abdruck des Possenspiels recht korrekt wird. ich kann und darf sie hier weder abschreiben noch abschreiben lassen.
Sie sehen lieber Gotter! hier ein Stück wo alle Characktere gleichsam nur angedeutet sind, dem Schauspieler nur Winke geben was er zu thun habe und ihm auf keine Weise zuvorgreiffen. Ich habe alles wohl überdacht, es läßt sich nicht anders für ein heutiges Theater einrichten, es würde sonst zu lang, zu groß, zu unbändig. Wollten Sie den Herren vorschlagen einen Versuch damit zu machen, das Sujet ist wenigstens ganz neu und wie mich deucht geschickt genug die Talente eines Schauspielers zu üben. Die beyden Freunde handeln unendlich mehr als sie reden und ihr ganzes Spiel setzt langes Studium voraus. Zwey Leute die determinirt sind in allen Fährlichkeiten einander mit ihrem Leben beyzuspringen, müssen in jeder Bewegung in jeder Mine
Enthusiasmus für einander weisen, sonst wird das ganze Spiel frostig und kalt. Auf diese kommt nun alles an, was das Stück heben oder fallen machen kann. Eben so enthusiastisch für seinen Sohn muß der Vater seyn, oder er wird abscheulich. Die Freude bey der Hofnung seinen Sohn wieder zu bekommen so ausschweiffend als die Wuth bey Fehlschlagung dieser Hofnung. Und das alles keine Grimasse unsers gleichgültigen Jahrhunderts, sondern wahres inniges Gefühl seyn. Unter diesen Voraussetzungen allein kann das Stück gefallen.
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Sechs Exemplare bitt ich mir aus.
Verzeyhn Sie mir meine lange Paranäse, ich weiß wohl daß der Dichter viel vom Schauspieler lernen muß, aber wiederum kann er doch dem Schauspieler am besten in den Standpunkt stellen aus dem er gearbeitet. Findt Herr Seiler es unspielbar, so lassen
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Sie es etwa drucken, es möchte doch wohl auch im Lesen hie und da gefallen. Lenz.
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Warum geben Sie mir denn keine Nachricht von Ihrer Fräulein Schwester. Werden wir nicht das Versprechen erfüllt sehen, daß Sie sich thaten, Strasb. zu dem Mittelpunkt ihrer Zusammenkunft zu machen.
Und warum haben Sie an das nicht gedacht, woran mein Brief wenigstens Erinnerung seyn sollte? Ich sage Ihnen Sie erweisen Vaterlande und Freunden einen Dienst damit. Von Ihren theatralischen Sachen hör’ ich soviel reden u. kann sie kann sie nicht zur Ansicht bekommen. Leben Sie wohl Bester und antworten balde
-Ihrem äußerst zerstreuten
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+Ihrem äußerst zerstreuten
aber stets redlichen JMR Lenz
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im Begrif zu Pferde zu steigen – Wenn Sie Stolbergs sprechen, tausend Empfehlungen von mir, die ihnen Lavater auszurichten vergessen hat.
Ihr Urtheil!
Es ist hier in großer Gesellschaft vorgelesen worden und hat Glück gemacht. – Doch ists das einzige Mskpt. das ich habe
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In Bojens Monathsschrift kommt eine Schulmeisterchrie in Versen von mir die Dich auch freuen wird. Bester wenn Du doch bey Gelegenheit Dich erkundigen könntest, was aus meinem Petrarch
geworden ist. Es wäre der beste Wundstillende Balsam in diesem für mich kritischen Zeitpunkt um des Publikums Wuth gegen mich ein klein klein wenig zu besänftigen.
-Grüsse
-Lenz.
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+Grüsse
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+Lenz.
auch kommt bey Gottern ein neues Lustspiel nach dem Plautus von mir zum Vorschein, worinn ich dem Faß vollends den Boden ausschlage. Es muß diesmal bauen oder brechen auf immer. Ich bin zu allem gefaßt Unser aller Freiheit ab.
Wie schön man eben vom Münster ein Danklied abbläst. Das Feuer war grad der Kirche gegen über und ist Gottlob!! glücklich gelöscht. Herr Gott dich loben wir.
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Frage doch Lavatern ob er mein letztes Briefgen erhalten hat, in dem von der Physiognomik die Rede war. Ich gab ihn jemanden bis Basel mit, dessen mir bekannte Nachlässigkeit mir itzt Sorgen macht.
@@ -1697,7 +1842,8 @@
Herr Blessig den Sie noch aus Göttingen kennen werden arbeitet an etwas das wir Ihnen auch zugedacht haben und von dem er den ersten Bogen in einer unserer Versammlungen mit allgemeinem Beyfall vorgelesen. Sein Sujet ist die Bildung der Griechischen Sprache durch die Poeten und Philosophen und er sammelt noch fleissig Materialien zu künftiger Bearbeitung. Sie kennen vielleicht schon die ganze Feinheit und Stärke seiner Diktion.
Unsere deutsche Gesellschaft vergrössert sich von Tage zu Tage. Schlosser ist auch davon und in Colmar Freyburg und andem benachbarten Oertern bekommen wir Zuwachs. In Erwartung baldiger Antwort und
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Nachricht von Zerbins Schicksal, das ich ganz ohne Umstände mir als ein Biedermann zu bestimmen bitte, bin mit wahrer Freundschaft
Ihr ehrlicher Fr. u. Diener Lenz.
@@ -1708,7 +1854,8 @@
Ich hatte über die Geschichtsphilosophie ein Gestammel in Versen an Dich aufgesetzt, das ich aber als ein kindisch Lallen unterdrückte. Liebe Posaune des Erzengels, schmettere schmettere Tod und Gericht in tausend unbereitete Busen, mir bist Du Gesang ewigen ewigen Lebens. Daß ich einmal ein Mann würde und Ordnung um mich her sähe und mir die Schriften meiner Lieblinge alle nach ihrem individuellen Werth um mich her stellen könnte, wie groß und stark würde ich denn seyn. So aber genieß ich immer im Fluge, doch seelig –
Darf ich Dir zu dem Hügel Glück wünschen auf dem Du itzt Batterien anlegen wirst, grosser Freund des Herrn? – Mein Herz wallt und schwingt sich für Freude über alle die Aussichten, ich aber ich mein Bruder – ach eine Träne aus Deinem Männerauge – ich werde untergehen und verlöschen in Rauch und Dampf. Doch will ich die Liebe mitnehmen. Sie allein wird mich #
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# zur Hölle hinabbegleiten u. noch da tröstend zur Seite stehn. – Meine Reise nach Italien könnte sich wohl noch machen, aber sobald nicht. Der Stein des Anstosses ist fort, nur hängt mein Mann noch zu stark an Strasburg. – Diese Reise ist mir eine wahre Höllenfahrt. Von allem mich loszureissen – und doch muß es gerissen seyn. Herder laß Deine Seele, Deine Vaterwünsche mir folgen, mich nie verlassen. Und Deiner Frauen – ach wenn sie mir wohl will, so kann ich Gott nicht unangenehm seyn.
Lenz.
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Mein lieber Lindau Textverlust zu Herrn v. Kniestätt. Er ist der einzige am Hof den ich kenne, und der wird Sie mit allen ehrlichen Leuten bekannt machen! – Ich küße Sie herzlich; hier haben Sie einen Brief für ihn. – Leben Sie wohl. Schl.
E. d 23 Dec. 1775.
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Den Einschluß gieb doch Zuckerpüppgen unserm Goethe ab. Sollt er noch nicht da seyn, laß es nur seinen Eltern
- vive St. Thomas!
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+ vive St. Thomas!
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Hier bester Lindau ein Paar Zeilen von Schlossern von denen ich wünschte, daß sie Dich noch vor Carlsruh ereilten. Ich hatte die Nacht mit jungen Franzosen geschwärmt und nach der Mette mit ihnen frühstücken müssen. Nach dem Frühstück legt’ ich mich schlaffen und erwachte erst um zehn, da ichs denn für zu spät hielt, zu Dir zu gehen. Deine Bestellungen zeugen von der Güte Deines Herzens, leyder hab ich bey all unsern drey Buchhändlern nach den angezeigten Büchern vergebens gefragt. Einer aber hat mir versprochen, sie mir aufs höchste in drey Wochen aus Leipzig kommen zu lassen. Solltest Du Deine Meynung ändern, so schreib mirs daß Schlosser das Geld abgeben kann. Er kommt vielleicht auf die Neujahr hieher.
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Ich habe auch noch das Original des Briefes von Deinem treflichen Freunde Greven hier, von dem Du mir erlauben wirst, eine Kopey zu nehmen. Ich schick es durch Goethe, versiegelt wieder; ihn hab ihn 2, 3 mal durchgelesen und kann mich nicht genug weiden daran. Dein Peter ist mir #
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Auch immer vor den Augen und ich beneide Dich um den ganzen Fu Stolz solch eines Funds und solch eines Projeckts. Denk an mich, wenn Du Deine Schwester umarmst. Hernach vergiß mich, ich werde drum nie weniger seyn aus ganzer Seele Dein Freund Lenz
An
von Lindau.
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Lieber Lindau nur ein Wort auf diesen Brief. Seegne Dich Gott ferner mit gutem Glauben und Freude an Dir selbst. Wir sehn einander wohl wieder. Schreib mir nur ein Wort hierher wie Dir’s geht, und wohin Du ziehst grüse den Engel. Weimar d. 8. Jan 1776.
Ich kann mich nicht enthalten gnädige Frau, Ihnen den ganzen ganzen Brief der Gräfin Waldner über den Beschluß Ihrer Henriette zuzuschicken. Sie werden in jedem Zuge das unaussprechliche sehen, das ich nicht als Mannsperson, das ich nach der kältesten Erkenntniß drin finde. Haben Sie die Gnade ihn mir wiederzuzuschicken, weil ich der Person der er gehört, ihn nur unter dem Vorwand abgeschwatzt habe um die Stelle die Ihre Henriette angeht, für mich auszuschreiben, nichtweniger die über Hn. von Bismark Denkmal auf seine verstorbene Frau, das ich bey dieser Gelegenheit Ihnen nicht genug empfehlen kann.
-il trouve bien toutes ses pensées toutes ses actions – il semble – denken Sie, il semble (wie wenig sie mit dieser Empfindung prahlen will) il semble qu’on voudroit avoir eté cette femme et etre morte pp.
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+il trouve bien toutes ses pensées toutes ses actions – il semble – denken Sie, il semble (wie wenig sie mit dieser Empfindung prahlen will) il semble qu’on voudroit avoir eté cette femme et etre morte pp.
Kurz um gnädige Frau, ich werfe mich Ihnen zu Füssen, daß Sie mir dieses Heiligthum von Abdruck einer schönen Seele (wie wenig vermutet sie, ihren Brief in andern Händen zu sehen) wieder zukommen lassen, damit ich bey seiner Besitzerin kein Kirchenräuber werde.
Sie schreibt alle ihre Briefe auf der Hand, grad wie sie ihr aus dem Herzen kommen, nun zählen Sie auf die Wahrheit der Ausdrücke ilest impossible de rendre und des j’y ai pleuré de bien
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Von mir darf ich nichts sagen, meine Reise nach Italien könnte durch die magnetischen Kräfte die meinen Reisegefährten an Strasburg heften, noch auf ein Jahr hinausgeschoben werden. Mittlerweile werden sich erschröckliche Nebelwolken vor meine Stirne lagern und ich Freunden und Feinden ein Ungeheuer scheinen bis Gott andere Zeiten schafft.
Entziehen Sie mir, ich mag Ihnen erscheinen wie ich wolle, wenigstens nachdem was ich gewesen bin, oder Ihnen anfangs schien, entziehen Sie mir, gnädige Frau den kleinen Funken gütiger Achtung, Nachsicht nicht, den mein guter Genius in Ihrem Herzen für mich erhalten wolle, der immer immer mein ganzes Glück ausmachen wird. Bedenken Sie, ich flehe, daß ich grosse lange Büssungen im Fegefeuer vor mir habe – vielleicht mehr
-Lenz.
+
+Lenz.
Strbg d 28sten 10br 1775
Haben Sie die Gütigkeit Ihre mir unschätzbare Zuschriften künftighin immer unter folgender Adresse an mich kommen zu lassen
-A Messieurs Meuille et Perrin
+
+A Messieurs Meuille et Perrin
Marchands trés renommés
pour rendre a Mr. Lenz
a Kehl
-An die Frau
+
+An die Frau
Geheimde-Räthin von
in Coblenz.
@@ -1768,11 +1925,14 @@
so gut mein nennen kann, als Racine seine aus dem Euripides gestohlnen Tragödien. Ich weiß selbst nicht, warum ich es noch nicht über mich gewinnen kann, nach eignem Plane zu arbeiten.
Ihre Anmerkungen wegen des von den beyden Freunden zu beobachtenden Spiels sind vortreflich und ich werde sie gehörigen Orts mittheilen.
-Empfehlen Sie mich den beiden Hhn. Salzmann u. H. Michaelis, wenn sie ihn sehen.
-Mein Freund Sulzer ist auf einer Reise ins Hannöverische, um die Beschaffenheit der dortigen Viehseuche zu untersuchen.
+
+Empfehlen Sie mich den beiden Hhn. Salzmann u. H. Michaelis, wenn sie ihn sehen.
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+Mein Freund Sulzer ist auf einer Reise ins Hannöverische, um die Beschaffenheit der dortigen Viehseuche zu untersuchen.
Und meine Schwester in Lion – bald hätt’ ich Ihre verTextverlustliche Nachfrage nicht beantwortet – befindet sich woTextverlust wünscht aber sehnlich, künftiges FrühjaTextverlust land zurückzukommen. Es wäre freylich Textverlust ich ihr bis Straßburg entgegen reisen könTextverlust Die Stollberge sind schon vor einigen WochTextverlust gereist und haben sich nur zwey Tage aTextverlust Fahren Sie fort mein Freund und von der RedTextverlust meines Herzens überzeugt zu seyn! Der Himmel laß es Ihnen sowohl gehen, als es Ihnen wünscht
-Ihr G.
+
+Ihr G.
An Herrn
Herrn
mit 4. Louis’dor
@@ -1785,7 +1945,8 @@
Ich kann denen Leuten die meinem Herzen am nächsten sind am wenigsten sagen. Wir steuren vielleicht auf einer See unter dem nehmlichen Winde nach einem Ziel. Lassen Sie uns nie vergessen wenn Dunkelheit weit um uns her auf dem grossen Ocean liegt, daß wir uns lieben, wenn wirs uns schon nicht sagen können und alles für einander zu thun und zu leiden entschlossen sind.
Daß einmal Schönheit an Höfen aufgehe, wenn der rasende Sturm sich gelegt hat, der itzt durch die schwüle Mittagshitze zusammengezogen wird. Innere wesentliche ewige Schönheit deren Reitz nicht veraltet.
-Lenz.
+
+Lenz.
ich höre Sie arbeiten an einem Trauerspiel etwa auch Pastoral? Oder aus der Welt? Oder aus der Geschichte? – Was es wolle, daß Sie nur unterstützt würden und ich mehr als Fauler seyn könnte dürfte der über seinen Wünschen stirbt. So aber da ich selbst in Ihrem Fall bin, fremd und ganz ohne Zuflucht hier ausser der in mir selbst – Courage!
@@ -1794,7 +1955,8 @@
Lieber Bruder ich trag etwas im Sinn das ich Dir sagen will und wozu ich all Deine Liebe und Theilnehmung auffordre mir beyzustehn! Ich habe Bedürfniss nach einem Stück dramatischer Poesie, das ich ganz nach meinen Ideen und Phantasien voll und prächtig componieren mögte. Und lass Dir jezt klagen liebster Junge daß unter dem hellen Haufen gedrukten Wesens nicht ein Blatt für mich ist! Da bin ich drauf gefallen mich an Dich zu wenden und Dir mit allem trauen und wähnen die Grille zu entdecken, ob Du was machen willst. Es wär ein schönes Ding drum wann Du mir und Dir und allen die Du liebst, so was gäbst und ich drinn auch das treiben meines Geists da abreiben könnte. Ich mag für diessmal nicht lang von reden, denn alles beruht nur für erst darauf ob ich Dir so was zumuthen darf und wie sich Dein inneres darzu geberdet wann Du’s überdenkst. Es bTextverlust nicht Cantate nicht Lied nicht Textverlustrium und all das GeTextverlust solte würkliche Opera Textverlust Drame heroique der Textverlust Fühle hier meinen Textverlust fürchte mich nicht mehr zTextverlust wie ihr Leute seyd Textverlust was das heißt: Textverlust
Vielleicht begegnet Dein Geist hier unmittelbar dem meinen und Du verstehst mich dann gleich. Könt ich Dir so sagen wie das doch Verdruss ist wann man so was braucht und nichts hat. Siehe das schöne heroisch, simple, verliebte Zeitalter der Griechen, und was so ein Süjet da heruasgenommen für liebe Reize darböte – Ich will nur schweigen! Bitte Dich antworte mir gleich auf meine Idee und lass es gut aus fallen. Wilst Du Dich mit einlassen so reden mehr, und wilst Du noch etwas weiter fragen wie ichs für die Macht der Darstellung der Musik am besten halte – so rede und ich antworte. Nur schlag mir wenigstens den Zunder nicht aus der so gut gefangen hat, und lass es dann während so langs will biss Feuer gibt. Adieu. Adieu.
-K.
+
+K.
Göttingen. Den 10ten Januar. 1776.
@@ -1820,18 +1982,23 @@
Leb wohl! Der Augenblick den ich während des Schreibens des Actuarii erwischte, ist vorbey! – Ich küsse Dich herzlich!
Du schreibst mir nichts von den Büchern die ich verlangte: Herodot, Diod. Sic. und Plutarch. Kannst Du sie nicht haben – Lindau ist ein Stockfisch. Ich habe ihm keinen Auftrag gegeben. Er soll sich besser erklären. Adieu.
-Schlosser.
-Auf dem Emmendinger Rathhaus, den 13 Jänner 1776, Abends 7 Uhr.
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+Schlosser.
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+Auf dem Emmendinger Rathhaus, den 13 Jänner 1776, Abends 7 Uhr.
Hochgeehrtester Herr!
Hier die Offenbarung Johannis von Lavater – an Herder.
Lavater grüßt Sie herzlich – hat nicht Zeit zu schreiben. Bittet Sie die Offenbarung, so bald möglich an Herder durch Hrn. Geheimen Rath Heß in Darmstadt – zu überschicken – nebst Stollberg – eins vor Sie samt Passavant und Pfenninger. Leben Sie wol. Ihr ergebener Diener bey
-Johann Caspar Lavater.
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+Johann Caspar Lavater.
befindt sich sehr wol.
-Zürich. d. 14. Jan. 76.
-An Hrn. Lenz
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+Zürich. d. 14. Jan. 76.
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+An Hrn. Lenz
Den 14ten Jenner
@@ -1840,14 +2007,16 @@
Da Sie doch einmal so freundlich sind und sich mit dem Buben zu thun geben wollen, so bitte ich Hn. Seiler oder wem Sie ihn anvertrauen auch noch folgende kleine Einschiebsel in den Dialog zuzusenden, die das Ganze überschaulicher machen und vielleicht manche kleine Hindernisse an die sich die Täuschung stieß, wegräumen werden. Etwa in der
ersten Szene ersten Akts, sobald Alonzo Marianen den Anschlag entdeckt hat, den er mit dem Sklaven hat (wie die Stelle heißt kann ich mir nicht mehr erinnern) könnte der antworten, eh er ihm noch den Glückwunsch thut
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Meine Adresse ist an Hn Lenz, abzugeben bey Hn. Miville Vater und Sohn in Kehl.
Wie aber wenn Sie alles dies nicht nöthig hätten und Ihr Sohn etwa gar mit unter den Sklaven wäre, die der Ritter Ackton eingebracht hat
Er würde mich sogleich aufgesucht haben
Er vermuthet Sie aber noch in Barcellona
Würd’ ihm denn da nicht mein alter Freund Ramiro Nachricht von mir gegeben haben? – Hören Sie, er ist Ihr Correspondent, Sie könnten allenfalls doch, wenn Sie an ihn oder jemand anders in Barcellona schrieben, allenfalls Nachfrage thun. Sie erwiesen mir einen Dienst dadurch. – Doch was wollen wir uns mit Schimären den Kopf zerbrechen. Ich weiß daß sein Herr ihn nicht von sich läßt, wie sollte er denn jemals in Spanierhände gerathen? So aber bekomm’ ich ihn wieder und wenn er in Beelzebubs Klauen steckte.
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wenn es gedruckt wird bitt ich mir einige Exemplare für meine Freunde aus – ich wäre sehr begierig von einem nicht schonenden Freunde die Wirkung zu erfahren, die das Stück auf dem Theater thut. Es könnte vielleicht mir Gelegenheit geben Ihnen etwas anders zuzuschicken, daß sonst kein Mensch auf der Welt würde zu sehen bekommen haben. ich bin entsetzlich fürs wenn es unbeschadet anderer Sachen seyn kann.
@@ -1857,7 +2026,8 @@
Sie sehen daß dies die Folgen von Ihren Anmerkungen sind, für die ich Ihnen herzlichst danke. Doch Man arbeitet bisweilen so flüchtig weg, ohne sich genug umzusehen nach Lesern und Zuschauern und nach ihren Ideefolgen. Doch fällt Ihre Beschuldigung Plautussen unendlich mehr zur Last als mir, der ich durch die Veränderung des Autextverlusthalts des alten Alonzo, durch die lange Zeit des Ausbleibens, durch die türkische Kleidung, am meisten aber durch den alle andere Erinnerungen verschlingenden Enthusiasmus der Freundschaft in der Seele Pietros (wohin auch die Aufschrift des Stücks weiset) allen Störungen der Illusion wie mich deucht itzt wohl hinlänglich ausgebeugt habe.
Für die Nachrichten von Goethen, Wieland, danke ich zärtlichst. Die von Ihnen bitte aber sobald es seyn kann mit Urkunden zu belegen, damit ich sie hier meinen Freunden mittheilen kann. Fahren Sie fort mir Ihren schätzbaren Briefwechsel zu gönnen, und von Zeit zu Zeit was von Ihrer Fräulein Schwester was einzumischen die ich dem leichtsinnigen Gallien mißgönne. Ich lebe hier ziemlich wohl und nur muß ich alles was mich etwas preßt sehr sorgfältig verstecken. Meine
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Situation ist eine der wunderbarsten die ich mir jemals hätte können träumen lassen. gesellschaftliche Freunde und keinen fürs Bedürfniß. Und beydes nimmt nach dem Maaß zu nach dem ich hier bekannter werde. – Es wird Ihnen nicht besser gehn nur daß die Stadt so groß nicht ist.
@@ -1878,8 +2048,10 @@
Kennt Ihr Gaudi Anweisung für Offiziers von der Infanterie Feldschanzen anzulegen p. Schafft euch das an, es kann euch brauchbar seyn und ist nicht schwer. Hier ists nicht zu hTextverlust sonst schickt’ ichs euch.
Meldt mir wenigstens was aus eurem Projekt und aus eurem Peter wird und wenn ihr nach Weymar kommt, grüßt Goethen. Ists wahr daß er ganz dableibt? Sagt ihm ich könnte ihm noch nicht schreiben. Ihn mündlich zu sprechen wünschte sehr. Auch soll er Wieland grüssen von mir.
-Lenz.
-Seinen Egmond habe noch nicht bekommen.
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+Lenz.
+
+Seinen Egmond habe noch nicht bekommen.
A Monsieur Monsieur Henri Jules
de chez Monsieur
@@ -1893,7 +2065,8 @@
Ich bin wieder hergestellt. Die Ungewißheit konnte nicht dauern und gottlob der unsre Seelen so eingerichtet hat. Einem Leiden von der Art wenn es anhielt wär auf der Welt nichts zu vergleichen und endliche Kräfte zu schwach dafür
Ich bin nicht gehalten etwas zu lieben, das nicht einen mir fühlbaren Werth hat. Und das was ich bis auf den Grad meiner Geliebten lieben darf muß einen Werth haben, der sich auf mich bezieht. Sonst müst ich die ganze Welt heurathen. Ich bin also fest entschlossen meine heilige Grille sie mit keinem Geschöpf auszutauschen in den Sarg mitzunehmen – sag mir drüber was Du willst. Denn ihren Werth kann und wird sie hoffe ich nicht verlieren u. wohl mir wenn sie mich nie liebt als nach Beziehung des Meinigen auf sie.
-L
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+L
Was ihr Werth in Beziehung auf mich ist? – Alles. Ich behalte keinen Werth übrig wenn ich den ihrigen zu lieben aufhöre. Meine Existenz ist vergeblich. Ich handelte für sie – sie allein ist und kann zuverlässige Richterin meiner Handlungen seyn und wer mein Verhältniß zu ihr versteht. Ob sie es seyn wird ist die Frage nicht.
@@ -1915,7 +2088,8 @@
Durch verborgene Wirkungen höherer Mächte muß sie dazu gebracht werden – denn es ist nicht falsche Bescheidenheit – es ist das zärteste Gefühl weiblicher Schüchternheit, das sie so gänzlich abgeneigt macht, irgend einem Menschlichen Anhalten ihren SchattenrTextverlust mitzutheilen. Gott welche Seele mahlt sich in dem Profile – welch ein Meisterstück von edler Erziehung unter den Grossen, mit alledem verbunden was ein unauslöschlicher Durst nach allem was vollkommen ist, was Kenntniß heißt und das Herz eröfnet, aus uns selber machen kann. Und denn alle die Hülfsmittel, die Constellation aller äußern Umstände – auf dem Lande gepflanzt, erzogen, an einem Hofe zur Reiffe gebracht und jetzt in seiner ganzen Liebenswürdigkeit vollendet um Tausend Elend und Einen zu einem Gott zu machen –
Verzeyh mir Lavater! die Romantische Sprache. lsts Idololatrie so kann sie mir Gott nicht zurechnen, es ist sein Geschöpf: sein Bild. In einem Jahr reis’ ich wohl nach Italien um alles das an den todten Werken der Kunst zu vergessen zu suchen. Noch ist mein Reisegefährt zu sehr an Strasbg. geheftet.
-
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Vorher komm ich aber gewiß noch zu Dir und lasse mich heilen, weyhen und stärken Ob zu Leben oder Tod ist hier nicht nöthig zu fragen, Euripides sagt, vielleicht ist das Leben ein Tod und der Tod das Leben – Sey glücklich lieber Herzensforscher und antworte mir ob Du das Bild möchtest. Dein Glaube erzwingt Dirs gewiß. Immerweg und ewig Dein Lenz.
Herrn Herrn Joh. Casp.
@@ -1931,8 +2105,10 @@
Hier ist auch etwas von Schlossern für Ihre Sammlung das Ihnen gewiß Vergnügen machen wird. Sie dürfen das Geld dafür mit dem dem für dem ersten Mskpt. Sobald Sie es bequemlichst thun können, ihm unmittelbar nach Emmedingen zu schicken. Darüber aber ist er ein wenig empfindlich gewesen, daß Sie seinem ausdrüklichen Verbot zuwieder, seinen Namen bekannt gemacht und ihn so mit Wielanden über den Fuß spannen. Von diesem können Sie ihn immer als Verfasser nennen.
Aus unserer Gesellschaft die täglich anwächst, kann ich Ihnen mit der Zeit einige Sachen mittheilen. Verschiedene Professoren unserer Akademie haben sich zu uns gethan von denen wir auch allerley hoffen. Herr Blessig schreibt hier an einem Strasburger Wochenblatt, das aber ganz und gar ist. Auch ich schreibe hinein. Aber wie Sie sich wohl vorstellen können, alles ad captum unserer Leute. Indessen wollen wir hoffe ich andern Schriftstellern dadurch Feld bearbeiten. Leben Sie wohl u. antworten Ihrem
-L.
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+L.
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Das Soliloquium des Wetterhahn könnte füglich wegbleiben. Es ist schmutzig. Sorgen Sie doch dafür bester! Wenigstens muß er in Kleidern
am Tisch sitzen. es wäre mir wenns ganz wegbliebe. verte
Den 21sten Jenner
@@ -1944,16 +2120,22 @@
– Das Packet mit den 10 Dukaten habe erhalten und danke sehr für die schleunige und freundschaftliche Bezahlung. Aber wie gesagt ein Dolchstich von der Hand des Freundes wäre mir angenehmer als Hintertreibung Absichten – unter dem Schein sie zu befödern
Doch wenn ich mich geirret habe so verzeyhen Sie! Oder sollte selbst im befürchteten Fall, Herr Leibarzt Zimmermann auch # seyn – O welche Freude für einen Jüngling, die Stimme eines solchen Mannes gewonnen zu haben. – Sonst mach ich diesen ganzen Lärm nicht eben um der Männer willen; die über Lärmen dieser Art gewöhnlich hinauszuseyn pflegen. Wenn sie aber Söhne haben – Söhne in meinen Jahren – und in meinem Fall – Söhne für die ich alles das thue –
-# und es ihm mit dem Druk in Leip. ein Ernst seyn
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-Den 22sten
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+# und es ihm mit dem Druk in Leip. ein Ernst seyn
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+Den 22sten
Wie gesagt, vor allen Dingen, wenn meine Furcht wahr ist, bitte mir die Apologie wieder. Sie ist meine einzige Schutzwehr, der einzige Schlüssel aller meiner Absichten, auf den ich alle meine Freunde die über diese Sache an mich geschrieben verwiesen. Bekomme ich sie nicht so bin ich in einer verzweiflungsvollen Lage – und das durch Freunde – denen ich mich ohne Zurückhaltung anvertraut –
-Lenz
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+Lenz
Bester Freund wenn meine Furcht ungegründet ist, so verzeyhen Sie nochmals bitte ich, den Ausbrüchen meiner Leidenschaft. Mir ist an Endigung dieser Sache und an Aufklärung des Publikums über meine Gesinnungen und Handlungen gegen Wiel. alles alles gelegen. Um dieses Schrittes willen – that ich all meine bisherigen Schritte – dieser Schritt entscheidet von allen meinen künftigen. Ich kenne mein Publikum, ich habe es vorbereitet – ich habe die ganze Wirkung berechnet die das thun – thun soll und muß – und wenn nun am Ende der Unternehmug – – sich mir der Freund entgegen stellte und mir zum Ziele zu helfen – ich kann den Gedanken nicht aushalten – entreissen Sie mich dieser gewaltsamen Gemüthsverfassung durch die geschwindigste Zurücksendung des unglücklichen Mansukripts das sodann freilich nicht in Freundshände hätte fallen sollen.
-Viel lieber hätte ich Wiel. selber zugeschickt. Beruhigen Sie mich, ich beschwöre Sie
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+Viel lieber hätte ich Wiel. selber zugeschickt. Beruhigen Sie mich, ich beschwöre Sie
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Von Blessig und andern nächstens
@@ -1961,17 +2143,21 @@
Liebster Lenz, Dank für Deine Herzens Brief, Deine Herzenssachen. Nur dieß: wie kann ich den Schatten verlangen? vielleicht, wenn Du mir die Person nennest – kann ich, darf ich an sie schreiben? Sag mir, was Du willst u: kannst. Dein Petrarch ist endlich fertig. Aber hinten am ist zum toll lachen.
Friz (Porträte von beyden bekommst Du durch Emmerich!) ist Cammerherr in Weymar. Bravissimo. Wann kommst Du? Du – u: Zimmermann. Schloßers Epistel herrlich, göttlich … aber nicht ganz. Muß alles ungöttliche weg. Solche Sachen halb, sind sehr schädlich. Soviel dießmal. Adieü. Paßavant ist wol u: brav, und ich ein zertretner Wurm –
-D 24. Jan: 76.
-J. C. L.
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+D 24. Jan: 76.
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+J. C. L.
Fast sollte selbst das Äusserliche dieses Briefes Ihnen das unterscheidende und wenn mein Blick nicht ganz trügt nicht eben Ihnen unangenehme meines Karackters vor Ihre Augen bringen. Der innigsten Verehrung der Schönheit und ihrer Priester fähig zwingt mich eben diese Leidenschaft die ich für sie trage und die im eigentlichsten Verstande die Leidenschaft des Liebhabers heissen kann eine meinem Gesicht wiedersprechende Maske, die Maske des kalten Philosophen vielleicht wohl gar des unorganisirten vorzunehmen um den zufälligen Schaden der durch zu grosse Sonnenhitze entsteht unwirksam zu machen um Ihnen m H. meine mir heilige Pflanzen den Boden zu säubern und einem neben dem andern Platz zu machen. Sie kennen sich zu sehr und Ihr Publikum zu wenig als daß Sie dieses Geschäft selber übernehmen könnten wenn jemand dazu tüchtig seyn konnte mußte ich es seyn dessen eigene kauderwelsche Gestalt ihn von aller Partheylichkeit und Eigennutz freyspricht. Glücklich möcht ich mein Vaterland gern sehen, glücklich durch Sie und Ihres gleichen – weh Ihnen wenn Sie das nicht auch wollen. Nur lassen Sie der Sie der Imagination alles absprechen sich nicht durch Ihre eigene zu schön gestimmte verleiten Gedichte die entzücken für Wahrheit zu halten, die nur wie sorgfältige Eltern mit Ernst und Strenge langsam und unmerklich beglücken kann und deren Dank nicht in dem Beyfall ihrer Zeitgenossen sondern im Beyfall ihres eignen Herzens liegt. Geben Sie uns den Dichter W. wieder den wir durch unglückliche äussere Verhältnisse vielleicht des Alters und einiger Ihrer Zeitgenossen verloren zu haben schienen und lassen Sie denen Philosophen die Sie zu schätzen und zu fühlen wissen Gerechtigkeit wiederfahren, wenn sie gleich oft die Leute für die keine andere Kur da ist lehren müssen
auf allen Vieren zu gehen. Eben diese sind es die Ihnen Ihr Publikum machen und Sie sollten durch Ihre lucianische Gabe zu spotten nicht den Undank gegen sie soweit treiben daß er Ihnen am Ende selbst gefährlich wird. Einem Nervengebäu das nicht gespannt ist kann Cramer und Lolli Jahrhunderte lang vorgeigen. Das ist eine Frage ob ein heutiger Orfeus sich nicht lieber Höllenhunde und Furien zu Zuhörern wünschen wollte. Sie also der Sie soviel kaltes Blut haben, sehen Sie also einmal Ihren eigenen Werth und Ihr eigenes Interesse mit kaltem Blut an, setzen Sie sich in unsern Gesichtspunkt und fragen Sie nun nicht als Künstler sondern als Kunstliebhaber Ihr eigen Herz ob Sie nöthig haben zu Ihren aufgestellten Gemählden
-ultro emptorem adducere Pl. Poen.
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+ultro emptorem adducere Pl. Poen.
ob Sie bey diesem Betragen nicht Ihnen Schaden gethan ob Sie denen nicht Verbindlichkeit haben die Sie dieser Mühe überheben und zugleich Ihre Zuschauer in den Gesichtspunkt stellen wo sie bloß mit der stärkeren Phantasey das schöne Ganze Ihrer Produktionen aufffegenassen nicht aber zu ihrem eigenen und der Kunst und des Geschmacks Verderben an einzelnen Theilen derselben hängen bleiben die nur durch die üble Anwendung die man davon macht gefährlich werden
-Ihr Freund und Diener
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+Ihr Freund und Diener
Daß das was ich Ihnen hier sage nicht blosse Prahlerey sond. schon vollführte Handlungen sind, werden Sie nun bald öffentlich erfahren. Und sollen es inskünftige noch besser erfahren wenn –
@@ -1996,16 +2182,21 @@
Wolf geht viel weiter als ich, u: ist
sein wahrer Herzensfreund. Ob ich ihm gleich gut geworden bin so wollte ich doch daß er nicht in Weimar lebte. Ich komme dorthin als Kammerherr, zwar traurig meine Geschwister u: eine Hand voll Freunde zu verlassen, aber froh das knechtische Dännemark mit meinem lieben Vaterland zu vertauschen. Unsern treuen Wolf hoffe ich oft zu sehen. Mit Klopstock haben wir seelige Tage gelebt, über die Belte sind wir mit Eisbooten gegangen, man zieht das Boot nach sich, u: springt hinein sobald das Eis bricht. Schwestern haben wir hier wie sie im Himmel nicht besser sein können. Mein Bruder liebt Sie zärtlich.
-Lieben Sie mich wie ich Sie liebe, u: verzeihen Sie wenn ich zu viel fodre.
-F. L. Stolberg.
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+Lieben Sie mich wie ich Sie liebe, u: verzeihen Sie wenn ich zu viel fodre.
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+F. L. Stolberg.
Empfangen. Den 12 Febr. 1776.
-Bester Freund!
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+Bester Freund!
Eben jetzt erfahre ich von Me. Ia Roche, was ich noch nie gewußt, daß sie einen Sohn bey Wiel. im Hause gehabt. Ein Donnerschlag hätte mir nicht empfindlicher kommen können als eine Nachricht, die so viel Beziehung auf meine Pasquinade hat, denn ich wollte eher alles in der Welt als diese Frau oder etwas das ihr angeht beleidigen oder kompromittieren. Können Sie es also auf irgend eine Art machen, daß die Wolken entweder gar nicht oder wenn dies unmöglich ist, statt der deutschen Namen die Griechischen aus dem Aristophanes: Strepsiades und Phidippides
(für Leopold Sauk etc:) gesetzt und die Vertheidigung W. gegen die Wolken durchaus angehängt, sondern gedruckt werden als Palinodie nicht als prämeditirte versteckte Apologie derselben. Wie gesagt ich bin über die Nachricht ausser mir denn sie zertrümmert mein ganzes Projekt, das nichts weniger war als irgend eine Privatperson durch meine Possenreissereyen zu beleidigen sondern nur W. aus seinen Schriften turlupiniren wollte.
-L.
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+L.
+
+
Wenn der Druck der Wolken ganz inhibirt werden kann, ich gebe was darum. Die Palinodie kann und, muß deswegen doch in die Welt. Desto origineller ist sie. Man kann dazu setzen, der V. habe den Druck der W. verhindert und weil viele sie im Mskpt. gelesen, dies zu seiner Rechtfertigung geschrieben. Ich will nichts dafür.
@@ -2016,7 +2207,8 @@
Eben jetzt mein lieber bester Freund, erfahre ich von verschiedenen hiesigen Freunden, daß Sie Stabsekretär in Hannover werden. Es thut mir wehe, daß meine Privat- oder Publick-Geschäfte vielmehr mir so den Kopf eingenommen, daß ich mich bey Ihnen deßfalls nicht näher erkundigen konnte. Von ganzem Herzen umarm’ ich Sie, wünsche Ihnen Glück, wünsche Ihnen zur Vollendung Ihres Glücks eine Gattin die Ihr ganzes Herz auf ewig in Besitz nimmt und es so in Enkeln bis auf folgende Jahrhunderte hinausdehnt. Mir wird dies Glück sobald nicht werden, denn zu jedem öffentlichen Amt bin ich durch meine Schwärmereyen verdorben.
Lassen Sie sich dies Wort nicht schröcken. Ich kenne Herr Wielands Unterscheid vielleicht besser als er, lieber Schwärmer für die Tugend als Enthusiast für das Schöne seyn, solang das Schöne sich mit der Tugend nicht vertragen kann. Sind die ersten Chymischen Operationen erst vorbey, so wollen wir auch schon sublimiren und ich hoffe mit ein wenig besserem Glück – aber das unter uns, es giebt Leute, wie Werther sagt, die das übel nehmen würden.
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Zu Ihrem Museum werde Ihnen mit Beyträgen die Ihnen lieb seyn werden nicht entstehen. Ich bin sehr begierig aufs erste Stück. Sorgen Sie nicht, Sie sollen meine Freunde hier, die sich durch Sie produziren, nicht mit Geld bezahlen.
@@ -2029,8 +2221,10 @@
Machen Sie mir doch die Freude und schicken mir einige Anzeigen von Ihrer MonathsWochenschrift nach der mich hier so manche Leute gefragt haben an denen Ihnen gelegen ist. Ihre Litterarischen Neuigkeiten sind mir und meinen Freunden sehr willkommen.
Unsere deutsche Gesellschaft breitet ihren Wipfel immer weiter aus, so daß ich unter ihrem Wipfel vo Schatten von der Hitze des Tages offt herrlich abgekühlt werde. Einige Mitglieder derselben, unter andern eine sehr liebenswürdige Magistratsperson (Herr v. Türkheim) arbeiten an der Wochenschrift der – der ich an manchen Orten Deutschlands Nachahmer wünschte. Besonders in Ansehung des Lokalen. In der Schweitz kommen auch noch flüchtige Aufsätze von mir heraus, in denen ein Familiengemählde: Die beyden Alten, ein Drama Ihre Augen füllen wird. Das Kostnitzergenie kenne ich nicht, in Colmar kenne ich einen jungen Franzosen, von dem ich etwas in Lausanne werde drucken lassen, das Ihnen die Beschaffenheit des Bodens im Elsaß zur Hervorbringung poetischer Köpfe näher bezeichnen wird. – Wissen Sie daß von Goethen in Berlin gedruckt wird und er in Gotha Weymar bleibt? – Vielleicht komm’ ich auch bald in Ihre Gegenden. Lieben Sie immer
-Ihren Freund Lenz.
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+Ihren Freund Lenz.
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Herrn Zimmermann wenn Sie ihn sehen, meine ganze Hochachtung. Ich wünschte mehr Zeit zu haben, ihn in seinem Sohn zu geniessen.
Herrn
Herrn
@@ -2051,11 +2245,13 @@
Der kleine Lindau ist nicht Officier geworden: weil er mir zu viel gekostet hätte: Ich nehme ihn blos als Reisegefährte mit. Ich hoffe er wird acht oder vierzehn Tage nach diesen Brief in Strasburg eintreffen. Es hat grosse Eile, den die Truppen marschieren vor Ende dieses Monats: und drey Wochen drauf embarquiren sie sich den Tag kan ich aber nicht bestimmen Wenn Du zum Unglük nicht m Peter Peter wird mich wohl schwerlich in Cassel noch antreffen und wird mir müssen nachreisen. Er muß sich dort an Herr Lagis adressiren. Wenn Du zum Unglück nicht mit kanst so wird der Peter Geld genug übrig haben, so sey doch so gut und kaufe ihm
einen kleinen Degen mit einer guten Lane Lame a dos wenn Du eine kriegen kan, einen hübschen Chapeau corse, und hauptsächlich ein paar Stiefeln, wenn es moglig ist. Schreibe mir ja bald.
-In Frankfurt addres meldet Ihr euch gleich bey dem Herrn Rath Göthe. Ist Peter allein so wird er wohl bey ihm logieren
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+In Frankfurt addres meldet Ihr euch gleich bey dem Herrn Rath Göthe. Ist Peter allein so wird er wohl bey ihm logieren
Habe ich Zeit so will ich noch heute an Salis schreiben daß er Dir Nachricht von Peter giebt.
-Deine Ungewisheit thut mir Weh.
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+Deine Ungewisheit thut mir Weh.
Den 20 Febr. 76.
@@ -2067,7 +2263,8 @@
Schreiben Sie mir auf das geschwindeste Bester, o nun mein entscheidender Freund – ob das hintertrieben werden kann. Ich will gern alle Kosten tragen. Und verzeyhen Sie mir meine häuffigen Briefe und wie ich Sie mit alle den Aufträgen mißhandele. Ich hoffe daß einmal gut zu machen.
Und schicken Sie mir, ich bitte das Mskpt der Wolken zu, damit es in keine andere Hände durch Zufall jemahls gerathen könne. Es verwölkt und umnebelt meine ganze Bestimmung alle meine Entwürfe auf immer.
-am rechten Rand aller Zeilen des Absatzes Anführungszeichen; wohl irrtümlich und für den darauf folgenden Absatz gedacht
+
+am rechten Rand aller Zeilen des Absatzes Anführungszeichen; wohl irrtümlich und für den darauf folgenden Absatz gedacht
Nichts destoweniger können und sollen die Blätter gedruckt werden die den Wolken als Anhang bestimmt waren: sie sind fürtrefflich und für unsere Zeiten, für Wieland, für die Kunstrichter und das Publikum nothwendig. Mit denen biete ich allen Gefahren die meinem Namen daraus entstehen könne frölich Trotz, von meinem eigenen Herzen gerechtfertigt. Wenn Sie doch Herrn Helwig bereden könnten die Wolken dagegen auszuwechseln und sie ungefähr mit folgendem Vorbericht drucken zu lassen.
@@ -2075,7 +2272,8 @@
Der Verfasser dieser kleinen Schrift hatte mir ein Manuskript zugesandt, dessen Druck er aus wichtigen Gründen zu hintertreiben und es der für nöthig gut fand. Da dieses Mskpt. aber doch durch verschiedene Hände gegangen war, fürchtete er es könnte bey einigen seiner Leser nicht nur wiedrige Eindrücke gegen die darin vorgestellten vorkommenden Personen sondern auch wieder den Verfasser selbst, der in dem Augenblick als ers schrieb seiner Einbildungskraft und seinen Leidenschaften Zügel anzulegen nicht im Stande war, zurückgelassen haben. Diese auszulöschen schrieb er folgende Vertheidigung der in den Wolken geschilderten vorgestellten Personen und seiner selbst, weil er einen Schritt den er in Aristophanischem Spleen zu weit gethan auf keine andere Art gut zu machen wuste, um zugleich durch sein Exempel allen seinen jungen Landsleuten die in ähnliche Umstände kommen könnten, einen Wink der Warnung zu geben. hinterlassen.
Ich bitte Sie um baldige Antwort Boje, weil eine mir sehr wichtige Reise davon abhängt. Unterdessen umarmet Sie aufs zärtlichste
-Lenz.
+
+Lenz.
Herrn
Herrn
Gelehrten in G
@@ -2096,7 +2294,8 @@
Ich habe nicht Zeit gehabt, es abschreiben zu lassen, die kleinen Aenderungen aber die ich in dem Ausdruck hie und da gemacht sind deutlich genug als daß Ssie hoffentlich den Korrecktor verwirren könnten. Für Druck und Pappier lasse ich die Freundschaft sorgen. Ich wünscht es sobald als möglich gedruckt weil es schon in manchen Händen gewesen die sehr begierig auf die Bekanntmachung sind.
Schreiben auch Sie mir Ihre Sensation. Ich umarme Sie vom ganzen Herzen u. ganzer Seele Lenz.
-
+
+
Die Wolken bitte ich mir doch zurück. Vielleicht komm ich noch dieses Jahr in Ihre Gegenden. Mein Name wird nicht genannt.
@@ -2113,7 +2312,8 @@
Ich hoffe, daß auch ich Wieland kennen lernen, und mit ihm, zwar zu seinem Vorteil, werde ausgesöhnt werden. Indessen hat doch alles das zu manchem gut seyn müssen.
Gegenwärtig gehe ich mit einer kleinen Reise nach Deutschland um, die die nach Italien wohl noch vorher kreuzen, vielleicht ganz auf eine andre Zeit aussetzen könnte. Ich bin nicht so ganz Dichter allein, als Sie wohl glauben werden, und fühle es wenigstens sehr lebhaft, daß zum gut und artig seyn, auch nothwendig das gehöre.
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Es hat mich gefreuet und geschreckt, daß die Soldaten bereits gedruckt werden. Indessen da es so ist, so hat es wohl so seyn müssen. Nur hab’ ich höchst wichtige Ursachen (nicht des Eigennutzes allein, sondern etwas mehrern) meinen Namen nicht bekannt werden zu lassen. Wollten Sie also die einzige Gewogenheit für mich haben, Herrn Reich zu bitten, daß er, um alles desto besser zu maskiren, auf den Titel setze: eine Komödie von Steenkerk aus Amsterdam; der drolligte Name wird nichts zu sagen haben, er hebt alle meine Privatbesorgnisse alIein. In der Folge wird es sich erweisen, warum diese Vorsicht nöthig war, und jeder Menschenfreund wird mir Recht geben. Auch bitte ich Herrn Reich meinen Namen nie zu nennen, denn Buchhändler schweigen nicht gerne, mag ihr persönlicher Charakter noch so edel sein. Wie können sie’s auch wissen oder ahnden, was für Wunden sie oft dem Verfasser schlagen.
@@ -2132,7 +2332,8 @@
Diesen Brief, den Du, damit Du nicht nichts habest, lesen kannst, bitte Dich schleunigst, franco zu spediren, und Dir das Port von Emmerich bezahlen zu lassen. Verzeihe.
Ich bin itzt ganz zerrißen. Also nichts von Deinen That-Entwürfen. Der erste Abend an meinem Arm – wollen wir Thaten bestimmen. D 28. Febr. 76.
-L.
+
+L.
am oberen Rand Weise diesen Brief nicht Bester, wie alle meine Briefe.
@@ -2140,8 +2341,10 @@
Lieber Lavater! mein Kopf ist eingenommen von tausend Dingen und ich kann Dir nichts weiter sagen, als ich liebe Dich, ich danke Dir. Hier ist der Brief von der C. Waldner# (ihr Onkel ist Graf, sie nur Baronesse.) kannst Du mirs verzeyhen daß ich, der vielleicht bald von hier reist, ihn erbrochen und mit meinem Siegel wieder zugesiegelt. Ich weiß wie innig sie Dich hochschätzt und ich wollte doch gern den Ausdruck davon lesen. Du mußt wissen, daß sie alle ihre Briefe französisch schreibt und ihr daher ein deutscher Brief an Dich nicht wenig Müh gekostet. Doch auch hier wirst Du ihre ganze schöne Seele finden die eben durch die für Dich so mühsam aufgesuchten Ausdrücke durchscheint, es ist die Sprache die nicht mit Worten redt Lavater, die Sprache die zwey befreundte Seelen stammeln die nicht von einer Nation sind. Ach wenn Du sie kenntest
Ich gehe wohin mich Wink der Vorsicht ruft, mein Ziel kann ich Dir noch nicht bestimmen. Ich kenne es und der Tod soll mir Bruder seyn, wenn er mich dahin führt. Grüß Kaysern, sag ihm, es ist mir unerträglich daß ich an ihn nicht schreiben kann, nicht kann, so wenig als an den redlichen Kaufmann. Ich habe keinen Augenblick zu feyren.
-# sie hat ein Canonikat von dem sie sich schreibt. Sey vorsichtig.
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+# sie hat ein Canonikat von dem sie sich schreibt. Sey vorsichtig.
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Doch beschwör ich den ersten bey Dir bey dem lebendigen Gott: und allem was ihm heilig ist, alles zu thun, was ich ihm gesagt habe. Stollberg schreibt mir aus Koppenhagen, schmachtet nach Nachrichten aus dem „Gotteslande Schweitz und vom Gottesmann Lavater“.
Ganz Dein Lenz
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Wie wunderbar einig in allem! Wie Du alle meine dunklen Ahndungen mit Licht trifst. Ach das Bild vom neuen Jerusalem und seiner Sonne und Mond – tausend tausend Dank.
Ich arbeite jetzt in mancherley Strömen wieder den Strom. Habe Licht und Hofnung im Herzen, die durch Deine Offenbarung auf Ewigkeiten hinaus gemehrt worden. Ist Dir das nicht angenehm. Ein Schaaf ist dem Hirten auch lieb wenn er gleich noch neun und neunzig in der Wüsten hat.
-Doch hab ich einen grossen alten Drachen in mir, mit dem ich noch viel zu ringen haben werde. Er soll immer hinunter.
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+Doch hab ich einen grossen alten Drachen in mir, mit dem ich noch viel zu ringen haben werde. Er soll immer hinunter.
Ich hoffe ich glaube ich lebe. Komm bald Herr Jesu! Schnörkel
-Aus Deiner Göttingerstelle nichts geworden? Schüttle den Staub über sie!!!
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+Aus Deiner Göttingerstelle nichts geworden? Schüttle den Staub über sie!!!
Ist denn die Regierung Gottes arm? Oder fehlts ihm an Werkzeug und Mittel? Bedaur und belächle der ohnmächtigen Thorheit Rache.
-zwei Schnörkel Lenz.
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+zwei Schnörkel Lenz.
-Grüsse sie. – die einzige. Und küß Dein Söhnlein
-Verzeyhung daß ichs solang behalten, es war mir zu lieb. Wenn wirds gedruckt? Wenn darf es in die Welt?
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+Grüsse sie. – die einzige. Und küß Dein Söhnlein
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+Verzeyhung daß ichs solang behalten, es war mir zu lieb. Wenn wirds gedruckt? Wenn darf es in die Welt?
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Die Wolken sind unterdrückt. Verlaß Dich auf mein wenn’s nöthig ist, ists Dein! Diese flüchtige Aufsäzze hoff ich noch auf Ostern herauszubringen. Doch allenfalls schreib mir, Dir Anträge gethan hat, wenn ja mein Buchhändler Mäuse machen solte.
Schreib mir’s gewiß. Papier, Druck etc. wird werden; Korektur !! Nur bitt ich Dich um alles berichtige mir folgendes:
-1) Im Matz Höcker von der Stelle: D’ Bücher un nu’ und die Gesellschaften heuer
bis zu dieser:
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+1) Im Matz Höcker von der Stelle: D’ Bücher un nu’ und die Gesellschaften heuer
bis zu dieser:
Sagt man sie sollen Schuld dran seyn.
-2) Diese Stelle ebend: Und die Moral Aesthetik u. Tatik. Ist Tatik recht? Ich versteh das Wort nicht!
-3) In den beeden Reden über die deutsche Sprache, all die französischen Stellen sauber u. korekt geschrieben.
-Du siehst selbst Schaz daß das nöthig ist, wenn ich was guts liefern will thu’s also!
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+2) Diese Stelle ebend: Und die Moral Aesthetik u. Tatik. Ist Tatik recht? Ich versteh das Wort nicht!
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+3) In den beeden Reden über die deutsche Sprache, all die französischen Stellen sauber u. korekt geschrieben.
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+Du siehst selbst Schaz daß das nöthig ist, wenn ich was guts liefern will thu’s also!
Was anlangt den innern Werth der Stücke selbst, so schweig ich. Von Dessen Werth ich kaum (wie Goethe auch nicht) kaum in den Augenblicken der trunkensten Phantasey aussprechen kann! – laß mich. Ich weiß was die Welt an Dir hat. Fluch ihr! weil sie fähig ist Dich zu verkennen. Lieber laß Dir genügen an uns Deinen Treuen! O unser hiesiger kleiner Hauf, der Gott in Menschengestalt unser Lavater
– da bist Du oft mitten inne. Wir wißen was Du bist! Amen!
-×
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+×
Das Drama ist ein Meisterstück. Aber die Musik war nicht dabey. Sende sie mir lieber – ob ich gleich nicht weiß ob sie mit darzu kan gedruckt werden. Die Vertheidigung der Wolken wird hier unter uns circulieren. Schloßer schrieb drunter: Helas tais toi Jean Jaq. ils ne t’entendront pas – und das ist herrlich wahr! Darf ich mich unterstehen Dir aufzutragen eine Empfehl. vor meines Goethes herrliche Schwester zu bringen. O! o! Kl. dankt Dir 1000 mal für Textverlust Petrarch. Er hat an Petrarch diesen Textverlust ter sein ganzes Labsal gefunden Textverlust die Canzonette sorella übersetzt die Du einmal sehen sollst. Steiner wird Dir Expl. zugeschickt haben. Er × grüßt Dich und ist Dein wie ich! Kaufm. macht mir viel Freude denn er ist eine kostbare Seele. Lavater wird immer mehr mein! O was er von seinen Feinden gepeinigt wird! Gut u. wohl Dir daß Du’s nicht so weißt. Du würdest Höllenangst für ihn leiden wie wir alle. Ich will was für ihn thun u. wär’s mein Blut und Leben, das ich ihm willig darbringe weil er ein ist. Harre es wird werden!!!
-Leb wohl ewiglieber Bruder. K
-Zürch 3 Merz 76.
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+Leb wohl ewiglieber Bruder. K
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+Zürch 3 Merz 76.
abzugeben bey M. Röderer an der neuen Kirch
@@ -2210,13 +2425,15 @@
Hochwohlgeborner Herr, schätzbarster Freund und Gönner! Wie oft habe ich den Gedanken gefaßt und wieder fahren lassen, den Genuß der wenigen glücklichen Augenblicke, die Sie mir in Straßburg haben schenken wollen, wieder zu erneuern: aber verschiedene Rücksichten haben mich bisher zu schüchtern dazu gemacht. Unser Verhältniß ist nicht mehr dasselbe, dacht’ ich, es war vielleicht mehr die Neugier eines philosophischen Reisenden, der unterwegens nichts aus der Acht läßt, als wahre unbefriedigte Bedürfniß des Herzen und Geistes, was Ihre Aufmerksamkeit auf mich lenkte, und ich konnte Ihnen in meiner Situation wohl nicht anders vorkommen als ein Zeitungsblatt oder eine unbedeutende Broschüre, die man nicht gern zum zweitenmal liest. So resignirte ich mich endlich, in einem Herzen in Vergessenheit zu gerathen, das ich in den wenigen Stunden unsers Umgangs von so viel liebenswürdigen Seiten kennen gelernt hatte und das ich nicht so leicht vergessen konnte. Hundert Arten peinvolle Zerrungen der tausend kleinen Fäden kamen dazu, die an dem Nervensystem eines Menschen angeknötet sein müssen, der nur durch und in andern Menschen existirt – der Ihrige war einmal abgerissen, und ich sahe kein Mittel, bei einem verzettelten Knäuel seiner wieder habhaft zu werden.
Vielleicht hat die Gegenwart meines Freundes Goethe durch die unerklärbare Association der Ideen einige schwache, dunkle Erinnerungen von mir wieder bei Ihnen rege gemacht. Ich muß diese Gelegenheit haschen, sollte ich sie auch nicht zu halten im Stande sein. Wenigstens habe ich denn alles gethan, was mein Herz von mir foderte. Sie haben in der Zeit viel neue Gegenstände aufgefaßt, die Ihrer Beobachtung und Bearbeitung würdiger waren, als alles, was Straßburg Ihnen (den Münsterthurm ausgenommen) anbieten konnte. Eine Stadt, deren Bürger nur die Ausgelassenheit der Sitten denen Franzosen scheinen abgelernt zu haben und mit den wahren Vorzügen dieser Nation unbekannter als Deutschland und Moskau sind. Nur auf dem Lande hätten Sie (wenn die Absicht Ihrer Reise es erlaubt,) vielleicht Charakter und Sitten angetroffen, die Sie zum Neide gegen einen Boden verleitet hätten, der, wenn er nicht verdorben wird, in seinen physischen sowohl als moralischen Producten einer der mildesten und reichhaltigsten unter der Sonne ist.
-am Rand
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+am Rand
Doch muß ich auch Straßburg Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich habe hier neulich eine Dame von Adel kennen lernen, die nun freilich über alle mein Lob erhaben ist. Verzeihen Sie, daß ich alle Ränder vollschreibe; ich konnte es nicht über mein Herz bringen, diese große Ausnahme von der Regel nicht anzuzeigen.
Wenn Sr. Durchlaucht der Herzog sich noch des unbedeutendsten aller Eindrücke zurückerinnern können, den ein Mensch in einem damals gewiß seltsamen Aufzuge und noch seltsamem Lage auf Sie gemacht haben muß, der, wie Diogenes aus seinem Schneckenhause geschüttelt, in einer sehr unphilosophischen Verlegenheit dastand, als ihm die zuvorkommende Herablassung eines solchen Prinzen alle seine weitausgesponnenen Ideen von Verläugnung der Welt mit einemmal zerschnitt und ihn außer der Sonne noch etwas Besseres schätzen lehrte, so legen Sie mich Höchstebenselben unterthänigst zu Füßen. Wie nicht weniger Sr. Durchlaucht dem Prinzen und unbekannterweise den Durchlauchtigsten Herzoginnen. Ich bewundere einen Hof, der Deutschland das erste Muster von Beschützung der deutschen Musen aufstellt, das in der bekannten Wanderung der Wissenschaften gewiß Epoche machen wird. Ich wollte lieber sagen, wie sehr ich ihn dafür verehre, wenn es hier nicht rathsamer wäre, meine Empfindungen in mein Herz zu schließen, als damit Geräusch zu machen und den Argwohn eines Clienten zu erregen.
Haben Sie denn auch wohl so hübsche Mädchens in Sachsen, als unter unsern Flechten stecken? Ich weiß, daß Sie über die rothen Backen hier manche boshafte Anmerkung machten. Sie haben aber diese Nymphen der Diana noch nicht sprechen, noch nicht die O und A trotz den Italiänern schleppen hören, besonders wenn ihre Sittsamkeit, oder wie soll ich es nennen? Durch artige Sachen, die man ihnen vorsagt, in Verlegenheit gesetzt wird. Da soll mir einer sagen, daß die deutsche Sprache keines Wohllauts fähig sei.
-am Rand Ich habe einen Petrarch geschrieben, für den mich die hiesigen Damen steinigen, weil sie alles das für geistliche Lieder halten. In Goethens Werther ist ihnen nur die Stelle verständlich, als er losdrückt und darnach im Blut gefunden und hinterm Kirchhof begraben wird. Wenn er nur ehrlich begraben wäre, hätt’ alles nichts zu sagen.
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+am Rand Ich habe einen Petrarch geschrieben, für den mich die hiesigen Damen steinigen, weil sie alles das für geistliche Lieder halten. In Goethens Werther ist ihnen nur die Stelle verständlich, als er losdrückt und darnach im Blut gefunden und hinterm Kirchhof begraben wird. Wenn er nur ehrlich begraben wäre, hätt’ alles nichts zu sagen.
@@ -2233,7 +2450,8 @@
Gestern hat mich Lindau sehr unerwartet überrascht. Er geht, wie Sie vielleicht wißen, als hessischer Lieutenant, mit nach Amerika. Sonderbar und unbegreiflich! Von Herdern weiß ich lange nichts. Ob er nach Göttingen geht oder nach Weymar?
Ihr Brief findet mich hier, unter der Adreße an den Stabs Sekretair Boie. Ich umarme Sie mit vollem Herzen. Ewig der
-Ihrige Boie.
+
+Ihrige Boie.
Herrn Herrn Gelehrten
@@ -2252,11 +2470,16 @@
Ich denke unter der Adreße der Mlle König u. der Frau Geh. Räthin Heße könnten wir immer einander schreiben, ohne daß es Postgeld verursacht.
Leben Sie wohl u. gedenken Sie meiner offt z. E. wenn etwas von Ihnen nach Weimar geht, könnts nicht vorher ein bißchen hier anhalten? Ihre Posten hat mir Goethe nie wollen mittheilen.
-So eben scheint die liebe Sonne u. ich denke es ist besser Gottes Angesicht schauen als schreiben.
-Leben Sie wohl u. halten Sie Ihr Versprechen nächstens zu schreiben.
-Ihr ganz eigener
-Merck
-D. 8ten Mart. 1776.
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+So eben scheint die liebe Sonne u. ich denke es ist besser Gottes Angesicht schauen als schreiben.
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+Leben Sie wohl u. halten Sie Ihr Versprechen nächstens zu schreiben.
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+Ihr ganz eigener
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+Merck
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+D. 8ten Mart. 1776.
@@ -2272,24 +2495,32 @@
Wort, was Du machtest, würktst, dichtetst, sorgtst. Wie gern wollt ich Dir näher leben. Auch sehn wir uns einmal wahrlich!
Ehgestern ging ich an meine Urkunde in Druck u. Nebel; am Tage da Dein Brief kam. Er zer schoß einen Stral hindurch! Gebe Gott daß ich thue, was ich thun soll.
-Hast Du die Meinungen des Layen geschrieben? Ich bitte Dich um Deines Herzens willen, sag mir.
+
+Hast Du die Meinungen des Layen geschrieben? Ich bitte Dich um Deines Herzens willen, sag mir.
Gott mit Uns dort am Ufer des Rheins u. hier am Bach Krith, wo die Raben mich hacken statt mich zu ernähren. Schadt aber nichts und wird helfen!
-H.
-9. Mz.
+
+H.
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+9. Mz.
Es freut mich daß gegenwärtiger Brief den mir Lavater offen für Dich zugeschickt hat, mir Gelegenheit giebt bester Herder! Dir in die Arme zu fallen. Zwar ein wenig zerrissner noch als er zu seyn behauptet, aber doch – meines Zwecks gewiß.
Ich danke Dir daß Du die Soldaten zum Druck befördert hast, ich habe nun alle dem Uebel das daraus hätte entstehen können, vorgebeugt – ich – und für den Weg den Du sie hast nehmen lassen. Reich wird sie hoffentlich vor Michaelis nicht bekannt machen und alsdenn wird das mit Fingern deutende Publikum auf nichts mehr zu deuten haben. Auch – wenn Gott mein Gebeth aus der Tieffe erhört, von mir eins und anderes geschehen seyn, das denen die ich geissele, weist wo es ich mit ihnen hinaus will. Ich habe eine Schrift über die unter Händen, die ich einem Fürsten vorlesen möchte, und nach deren Vollendung und Durchtreibung ich – wahrscheinlichst wohl sterben werde. Gott laß mich mit Freudigkeit – Dein Wille –
-Grüsse und umarme Dein Weib. Geseegnete unter den Weibern. Lange mit Dir geseegnet.
-Ich hoffe euch zu sehen, eh ich gehe. Lebt wohl!
-Lenz
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+Grüsse und umarme Dein Weib. Geseegnete unter den Weibern. Lange mit Dir geseegnet.
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+Ich hoffe euch zu sehen, eh ich gehe. Lebt wohl!
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+Lenz
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Weise niemand diesen Brief. Er ist für kein Auge das nicht durchdringt. Selbst für Deines itzt noch Dunkelheilen bleiben.
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Wegen der Soldaten sey ruhig! Ists wahr daß Du nach Weymar kommst so werde ich wieder einmal eine Freude haben. Eine.
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Laß Dich umarmen – Es sey vergeßen das Unrecht das man meinem Gottheits Bilde anthat. Du hast mir das Leben wieder gegeben da Du ihr ihr Gesicht wiedergabst. So wie es sich m: Herzen auf ewig eingegraben hatte u: wunderbar! bis auf Züge die der Mahler Balay ganz u: gar unausgedrükt ließ. So ist das Auge – doch Du wirst glauben ich schwärme u: das ärgert mich.
Dein Urtheil that mir entsezlich weh. Nimm mich krank wie ich bin auf Dein Herz, u: übe Dich an mir in der göttlichen Kunst zu verzeyhen. Sage mir ob Du nicht 2. Bilder von ihr unter meiner Aufschrift erhalten.
-Tausend Dank Vater! Ich kann jetzt kein Wort mehr sagen. Ach daß ich einen Wunsch äußern dürfte.s
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+Tausend Dank Vater! Ich kann jetzt kein Wort mehr sagen. Ach daß ich einen Wunsch äußern dürfte.s
O wie theuer mir Dein Bild ist, Du Einziger der meinen Schmerz nicht entehrt. Es soll mich so wie das ihrige bis ans Ende der Erde begleiten. Deins u Goethens
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Leipzig noch auf die Ostermesse könnte drucken lassen. Von dem Honorario gäb’ er Ihnen soviel für Ihren Freund Herr Hellwieg ab, als ihm der Druck der Wolken gekostet, versprächen Sie ihm aufs heiligste ein ander Stück
von mir das vielleicht gegen Michael fertig wird
gewiß, kann ich sagen, da es nur noch an der letzten Hand fehlt die ich dran lege“
Es wäre mir aus Ursachen die auch Herr Leibarzt Zimmermann weiß lieber die Freunde diese Ostern in Leipzig erscheinen zu sehen überdem muß ich Ihnen aufrichtig gestehen daß ich gegenwärtig durch Schulden und andere wunderbare Verwickelungen mich in einer Geldnoth befinde die auf mein ganzes künftiges Schicksal haben könnte. Umarmung.
-Lenz.
-verte
-
+
+Lenz.
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+verte
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Herr Reich würde vielleicht auch die Correktur, Pappier und Vignetten besser besorgen können und bey meinem ersten Wiedereintritt in das Publikum seit meinen verdrieslichen Autorhändeln muß mir daran gelegen seyn. Wie befinden Sie sich in Ihrem neuen Zusammenhange. Die Nähe des Herrn Leibarzt Z. wird Ihnen sehr erquicklich seyn. Machen Sie diesem verehrungswürdigen Mann meine wärmste Empfehlung. Auch Herrn Hellwieg empfehlen Sie mich.
Könnte ich auf das möglichst geschwindeste ein Exemplar der Vertheidigung W. sobald es schwarz auf weiß ist (oder vielmehr einige) bekommen, ich bin ihrer höchstbedürftig, besonders da ich Wielanden selber davon geschrieben und ihn von der Wahrheit meiner guten Gesinnungen gegen ihn überzeugen möchte.
-Die Wolken sind doch schon worden? Ich stütze mich auf Ihr Wort.
+
+Die Wolken sind doch schon worden? Ich stütze mich auf Ihr Wort.
Wollten Sie allenfalls sich selber die Mühe nehmen Herrn Wieland ein Paar Vertheidigungen ohne Namen und Ort zuzuschicken, damit er sie desto eher bekommt und sein Mißtrauen gegen uns entwaffnet wird.
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Ich danke Ihnen lieber wahrer warmer Freund! für alle Ihre freundschaftlichen, soll ich lieber sagen, patriotischen Mühwaltungen. Alles ist gegangen wie ichs wünschte
und das, weil das Geschäft Ihnen anvertraut war. Lassen Sie die abgedruckten Exemplare sich kommen und heben Sie sie sorgfältiger bis ich Ihnen sage was damit anzufangen. Eins möcht ich doch zur Probe haben mehrere Vertheidigungen aber halte ich mir ja aus. Der Verlust kränkt mich nicht, so beträchtlich er für einen Poeten ist. Und nun nehmen Sie nochmals meinen Dank und meinen Kuß und meine Umarmung für das Vollziehenhelfen einer Sache deren Folgen ich alle zu rechter Zeit zu benutzen wissen werde.
Jetzt will ich Ihnen gestehen, daß dem armen Hellwieg ohnehin bey den Wolken ein Nachdruck würde zuvorgeeilt seyn den ich mit allen Kräften die ich anwandte nicht würde haben verhindern können. Es hatte jemand durch die dritte Hand das Mskpt. bekommen eine Abschrift davon genommen und schrieb mir er würde es drucken lassen, ich möchte’s erlauben oder nicht. Jetzt ist auch das durch eine Aufopferung verhindert –
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+
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# Kein Mensch darf sie zu Augen bekommen, oder unsre Freundschaft ist todt.
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und den Adel scheeren wollten. Sie hatten nie ein anderes Recht als zu bitten Suppliken einzureichen und das behalten sie ja noch. Wenn der König sie nöthig hat und sie ihm Geld stossen wird er ihnen schon mehr bewilligen.
Unterdessen gehabt euch wohl und Gottes Schutz walte über euch. Er wird walten über euch.
Und hab ich euch beleidigt verzeyht mir. Der Peter wär auch nur zur Last dort geworden und nach Europa sollt und müßt Ihr wieder zurückkehren mein lieber lieber Lindau.
-mit innigster Wehmuth
-Lenz
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+mit innigster Wehmuth
+
+Lenz
Macht die Distanzen zwischen euren Divisionen immer grösser und grösser, so sehen sie euch immer für noch einmal soviel an. Ich schike das Geld Deinen Fräulein Schwestern mögen sie damit disponiren oder Lavatern wie Dus befiehlst.
In der Magna charta von England steht kein Wort vom Unterhause. Nur durch das Geld das sie dem König Eduard stiessen brachten sie es bey ihm dahin
Auch werden es die Kolonisten nicht lange machen alles rüstet sich wieder sie und das Geld wird ihnen in die Länge auch schon fehlen. Schreibt aus Amerika an mich wenn ihr euren Peter verlangt kann er künftiges Frühjahr ein wenig gescheuter mit den Schiffen zu euch kommen
-Greven ist bey euch, grüßt ihn feurig wenn er mich gleich nicht leiden kann.
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+Greven ist bey euch, grüßt ihn feurig wenn er mich gleich nicht leiden kann.
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Aber Sie Sie und alles was werth ist kann ich schätzen, kann ich mit ungeschwächten Nerven fühlen und das ist mein Vorzug mein Glück und mein Hochmuth.
Mündlich ein mehrers. Dank für Herders Knittelverse, ich wünschte mehr in der Art von ihm zu lesen. Ihren fortgesetzten Reimhardt aber will und muß ich zu mir reissen denn auf die Art Verse bin ich nun einmahl bestürzt, da heurig die ganz ausgeglätteten neuitalienischen so Mode wurden, besonders im Merkur die mir das Herzweh machten, eine Krankheit die sonst nur Frauenzimmer haben wenn ein unausgefülltes Leere in ihrer Brust ist. Sonst liebe Wieland von Herzen wegen seiner Jugendsünden und bitte mir sein Drama aus. Wohl ihm wenn er mit Goethen zusammen schmilzt.
-D. 14ten Merz.
-Lenz
-
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+D. 14ten Merz.
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+Lenz
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Der Dichter, verliebt.
Ich besingen Phillis? – Nein
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Empf. 23. März 1776.
-Den 15ten Merz
+
+Den 15ten Merz
Eine Reise deren Folgen für mein Vaterland wichtiger als für mich seyn werden, zwingt mich bester der Menschen Sie zu beschwören daß Sie bey Herrn Reich alles anwenden mir das Geld das er versprochen, sogleich durch Ihre gütige Vermittlung zu übermachen und zwar unter des Herrn Merk in Darmstadt
mit dem ich deswegen schon die gehörige Abrede genommen. Sollte es auch unter der mir schmerzlichen Bedingung seyn, daß er das Stück schon auf Ostern bekannt machen müßte.
Ich brauche Geld nöthiger als das Leben und das zu einem entscheidenden Augenblick der hernach nicht wiederkommt. Könnt’ ich auch für die andere Piece etwas vorausbezahlt bekommen von der Ihnen Boje gesagt haben wird so geschäh mir eine Wohlthat. Ich bin auf der Hälfte des Weges der meine Laufbahn endet – und komme zu kurz. Helfen Sie!
-Ihrem
+
+Ihrem
aufs Äusserste gebrachten
JMRLenz.
-Richten Sie den Brief nur an Herrn Merk in Darmstadt.
-
+
+Richten Sie den Brief nur an Herrn Merk in Darmstadt.
+
+
könnte es aufs späteste in 14 Tagen da seyn. Verzeyhen Sie das erste und letztemal daß mich die Noth zwingt in dem zu seyn. Wie werd ichs in meinem ganzen Leben gut machen?
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Ehe Du die Paphpiere ließst muß ich Dir sagen daß ich noch lebe und vors erste auch noch init dem Quartier in der Welt verliebt nehme.
-Nun kannst Du lesen.
+
+Nun kannst Du lesen.
Den dritten zweiten gieng ich zu meinem Vormund, den vierten und nach Cassel wo ich Gaudot auf meine Bitte gekommen war, um meinen lezten Willen zu vollbringen, und mich alles in Ordnung zu bringen helfen. Hier ist etwas von einem Brief den ich an Grewen schreiben wollte – … … . Still unsetteld Two cruel Days yet I must live for my affairs sake. Still unsetteld undetermined. Wether that I live or that I die. I must make
great sacrifices. And what party I chose I will not be determined by weekness but by Strenth of soul. Great God that art in heaven send thou me that strenth I want yet.
-The third
+
+The third
I have no strenth, whether to act, nor to omit the action Gaudot teils me I must expect the time, where I am far from my family. But no, this is the moment or not in a long while. Now I am to begin …….. (viel Uhrsachen) …… Now Death would be a new kind of life or a new kind of torture If I am obliged to try this yet, I shall be obliged to try all others till my death. But If I know myself enough for to be sure that I kan never get existentiam unoquoque momento debitam it ist weekness andfolly to wait for an other time
……… Now Death would be the seal of my existence, which else will never have a certain determination. Could all those ideas, be clear, active and lively in my soul at the last instant and till then, I would not be undecided. But this I pretend from my soul, before she can claim the right from my hand to break be untied from her prison.
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meinen Schlus w von dem Vergangenen auf das Zukünftige. Er will ich soll hoffen, und behauptet es sey mir noch erlaubt zu leben, Summa, ich wandle noch unter die Lebendigen.
Du wirst nunmehr meinen Brief mit die 9 Carolinen benennenkommen haben und deine an Me Gothe in Frankfurt habe ich noch sechs geschickt. Von Peter höre ich aber noch nichts. Wollte Gott er käme nicht. Ich bin seiner nicht werth und eben deswegen wird er mir oft zu Last seyn. Ich habe Salis gebethen selbst zu entscheiden was ihm am zuträglichsten ist. Nach der Entscheidung also kommt er mit oder nicht. Schreib mir nur frey was Du mir zu sagen hast. O daß Du doch Gaudot kenntest.
-Gudensburg in Hessen den 16 Merz 1776
+
+Gudensburg in Hessen den 16 Merz 1776
Darmstadt d. 17ten Mart. 1776.
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7Jezo hab ich keine Zeit was abzuschreiben, kaum noch so viel Ihnen zu sagen daß ich Sie mit der wärmsten Umarmung erwarte. Mein Haus ist der nächste Nachbar am PostHaus, also sehn Sie’s ganz als das Ihrige, u. Gott gebe, auf etwas mehr, als kurze Zeit an.
-JHM.
+
+JHM.
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Mit Weimar stockts wieder (doch das unter uns) ich muß nach Ostern erst hin – denke! – Probpredigen. Nicht für den Herzog, versteht sich, sondern für die Stadtphilister u. mich ahndets, ich komme nicht los. Da werd ich sie alle sehen.
Mein Paradies ist fertig – es geht zur Katastrophe – wollt’ es würd’ Ostern fertig, oder läge schon da! – Tausendmal wohl, lieber Junge, Gott mit Dir.
-H.
+
+H.
Daß die Wolken Dein sind, weiß niemand: das Gerücht geht, es ist Göthe. Wir umarmen Dich beide. – Stella ist ein liebes Mädchen und Zug für Zug eine wahre Person. Das Stück hat Flügel der griechischen Aurora.
- Mz.
-
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+ Mz.
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+
Die anderen Ex. mit der Fuhrpost.
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Laß uns auf das was kommen soll, das edle große Werk nicht sol „das in d. Leben Epoque machen soll“ – nicht so lange warten, als unser Herr Gott auf den Meßias. Und Du kommst gen Zürich! Das soll mir in meiner unseligen Abgeschiedenheit von Dir Trost seyn; so ich nicht krank seyn werde, u: das mich an Deinem Genusse stören sollte, wie ao 75 an Göthe p:
Veracht’ die 2 Worte nicht; sie sind im Bethe geschrieben mit viel Liebe u: Anstreben Deiner – wovon Dinte nichts zeigt.
-Pf.
-Zürich 19 März 1776.
+
+Pf.
+
+Zürich 19 März 1776.
Herrn Lenz.
abzugeben
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alle Deine Briefe hab ich, verstehe sie und spotte Deiner nicht. – Ich habe Bild von der Waldnern, nicht erhalten. Das von Baly – leicht u: schlecht gemahlt – übrigens noch daß ich all Dein Zittern u: Sehnen verstehe u: natürlich finde. Es ist unmöglich, daß ich Dir izt was drüber sage. Es ist Samstag, u: ich kann nicht aufsehn. Das Engelsbild kam erst vorgestern. Hätt’ aber lieber eine bloße Silhouette gehabt. Das muß ein ganz ander Gesicht seyn, in der Wahrheit. Das Bild ist, wie sehr mans kenntlich nennen mag, abscheulich verschwemmt; der große göttliche Umriß so zaghaft unbestimmt herabgepinselt, daß ich über den Mahler recht unwillig wurde – unmöglich ists, Lieber, daß ich Dir das Bild mit der ersten fah Landkutsche zurücksende. Ich habe nur Eines. Dieß laß ich sogleich, so gut, als möglich kopiren. Ich erhielts erst Mittwoch Abends, Donnerstag ließ ichs anfangen. Soll ichs senden das Original, als oder Eigentum. Hats die W. oder geschenkt? Thut nichts, es ist immer Nur daß ich, des Dankens wegen es wiße. Hierauf deutl. bestimmte Antwort.
Vorläufig werd’ ich ihr schreiben. – Ihr Brief ist recht so im Fürstenstyl – das thut aber nichts. Ihr Gesicht ist tausendmal beßer, als ihr Brief. Die Nase allein ist mehr werth, als tausend andre Gesichter, obwohl auch diese verzeichnet ist.
-Kayser wünscht zu wissen, wo Du bist. Ich bin ruhig. Er nicht so.
+
+Kayser wünscht zu wissen, wo Du bist. Ich bin ruhig. Er nicht so.
wird ein herrlicher Mensch
Alles was ich izt schreiben kann. u: Amen! D 22 Mz 76. L.
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Sagen Sie doch Lentz daß Frl. von Waldner eine Braut ist, mit einem Mann der nicht ganz ihrer werth ist, ohne die feinen Empfindungen die ihren Haupt Character bezeichnen und besser gemacht ein alltags Geschöpf glücklich zu machen wie , ihr Hertz hat ihn auch nicht gewählt, Vernunft und starcke Ursachen die sich nicht sagen lassen, haben die Sache entschieden ich hoffe aber doch sie soll glücklich seyn wann sie will – ich ken dieß ist das Geheimniß das sie Lentz so sehnlich zu wissen verlangte, nun hat er es – es ist H. v. Oberkirch der älteste der ihn sie heurathet, gleich nach Ostern wird sie ihr Glück entscheiden, o es werde vollkommen!! – ich kann Ihnen heute nichts nichts sagen, ich habe keinen
Augenblick Zeit dazu, doch wollte ich Lentzen den Antheil belohnen den er an meiner Freundin Schicksal nimmt. Versichern Sie ihn meiner Freundschaft Sie wißen daß Sie sie auf ewig haben
-Luise
+
+Luise
Sub iuramento mysterii
-Darmstadt
+
+Darmstadt
Ich will Dir alles sagen Herder! Das Mädchen das die Hauptfigur meiner Soldaten ausmacht, lebt gegenwärtig in der süßen Erwartung ihren Bräutigam, das ein Offizier ist getreu wiederkehren zu sehen. Ob der’s thut oder sie betrügt steht bei Gott. so könnten die Soldaten nicht bald genug bekannt gemacht werden um den Menschen zu zerscheitern oder zu seiner Pflicht vielleicht noch zurück zu peitschen. so könnte vielleicht das Stück ihr ganzes Glück und ihre Ehre verderben, obschon nichts als einige Farben des Details von ihr entlehnt sind und ich das Ganze zusammengelogen habe.
-Das ist die Bewandniß nun entscheide!
-
+
+Das ist die Bewandniß nun entscheide!
+
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es ist mir Last der Verzweiflung wenn man meine Wolken Goethen auf den Rücken schieben wollte. Er weiß nicht einmal daß ich die gehabt welche zu schreiben. – Ueberhaupt stehe ich allein.
auf das Paradies wär ich begierig Könnt ichs nicht bekommen Vater Herder?
Wenigstens müßte gesetzt werden, das Stück wäre von einem gewissen Theobald Steenkerk aus Amsterdamm geschrieben worden, damit wenigstens bey den Stadtwäschern die nichts weiter als Detail drin sehen vor zu großen Unverschämtheiten eine Sperrkegel gelegt würde. Meine Exemplare kommen nicht aus den Händen. Für die Bezahlung danke.
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nichts von Schicksal hier!
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Solltest Du ein Exemplar der Wolken selber zu Handen bekommen, so halt es unter sieben Siegeln. Sie könnten mir alles verderben was ich thun will kann werde. Deinem Weibe Heil!!!
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sehen hoffe. Armer Herder mit den verdrüßlichen Schritten die Du durch Koth machen mußt, da Du zum Fliegen Fittige und Bestimmung fühltest. Aber vergiß nicht Liebgen daß wir auch Thiere bleiben und nur Klopstocks Engel und Miltons und Lavaters Engel auf den Sonnenstrahlen reiten. Ich bin stolz darauf Mensch zu seyn.
Ich hoffe heut beym Geh. Rath Dein und Deines Weibes Angesicht zu schauen und viel mehrers zu eurem Bilde zu sagen. Liebe mir doch den Merck bey dem ich dies schreibe.
-Lenz.
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+Lenz.
Probebredigen? lustig genug aber sieh das als eine Farce an, und denk an Coriolan im Candidatenrock. Ulyß gar in Bettlerslumpen. – Küß Deinen Sohn!!!
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Die Wolken nicht eher als nach meinem Tode ans Licht kommen. Es sind wahre Wolken voll Schnee und Hagel die Gott wegwehte. Der Anhang wird Dir besser gefallen, und . –
Grüsse Zimmermann.
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+
Die Meynungen – sind von mir.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn Oberkonsistorialrath Herder
in Bückeburg.
-durch Einschlag
+
+durch Einschlag
Giesen, den 27sten Merz. 1776
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-Ihr
+
+Ihr
Verehrer
Christian Heinrich Schmid.
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das zuschicken – und lachend – um mir den Antheil zu belohnen den ich an Ihrer Freundinn Schicksal genommen? Also beleidigte Sie das? Und Sie nennen sich Freundinn? Und Ihre freundschaftlichen Rathschläge haben vermutlich den Entschluß des Fräuleins bestärken helfen.
Nun wohl! da die Sache nicht mehr zu hintertreiben ist so hinterlaß ich Ihnen dies Blättgen zur schuldigen Danksagung. Mein Schicksal ist auch entschieden
-Lenz.
-
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+Lenz.
+
+
Mein Antheil war kein andrer als den jede edle Seele an dem Schicksal eines Frauenzimmers wie das nehmen mußte: Ein Teuffel müste ich seyn ruhig zuzusehen, daß sie unglücklich seyn soll
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von ihren in Strasburg ganz ganz verkannten höheren Vorzügen des Geistes kann und darf sich nicht übereilen, kann und – Ach ich bin zu erschöpft von meiner Verzweiflung als daß ich mehr schreiben kann. Nur laß nicht merken daß ich es Dir gemeldet habe.
Schreib ihr unmittelbar unter ihrer Adresse in Strasbg. Sie hat eine so weitläuftige Correspondenz daß sie Deinen Brief ohne Gefahr erhalten kann. (A Madame Madame de Waldner, Chanoinesse a Strasbourg) Nur wenn Du merken läßest daß ich dahinterstecke, so bin ich verloren. Red ihr als Geistlicher – als ihr Freund ans Herz – weiter nichts als daß Du sie auf die Wichtigkeit des Schritts aufmerksam machst – auf die Gefahren denen sie sich aussetzt einen Mann zu nehmen den sie nicht lieben kann, der sie nicht liebt wie sie es verdient.
Ich habe Deinen Abraham an die Prinzessin Louise mitgenommen. Wie glücklich wäre meine Reise wenn ich nicht die Hölle im Herzen trüge. Mit welchem Gesicht werde ich bei Hofe erscheinen! Herder kommt auch dahin, wird dort die Probepredigt halten. Goethens Eltern grüssen Dich zärtlich auch Merk. – Schick mir doch das Bild bald damit ich nicht untergehe. Durch Röder – lieber gerade.
-Lenz
-
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+Lenz
+
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ihr Bild oder ich sinke eh alles gethan ist.
Wollen Sie eine Schrift, die ich unter Händen habe: drucken. Ich verlange weiter nichts als 2 Dukaten den Bogen und saubern Druck und Pappier weil sie sich in Versailles und an andern Höfen produziren soll. Die Sache hat Eile und ich sähe gern wenn sie sobald als möglich im Meßcatalogus angezeigt werden könnte. Wüsten Sie mir allenfalls einen guten Uebersetzer ins Französische vorzuschlagen?
-Weimar. Den 1. Aprill.
-Lenz Verf. der Soldaten.
+
+Weimar. Den 1. Aprill.
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+Lenz Verf. der Soldaten.
1776 .22. Aug. Weimar
-Lenz
+
+Lenz
Weymar d. 2ten Aprill 1776.
@@ -2622,9 +2898,11 @@
Ich habe unterwegs viel wackere Leute kennen gelernt. Von denen allen wir ins künftige mehr sprechen wollen. Meine Adresse ist an Goethen weil der Name hier bekannter ist.
-Lenz.
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+Lenz.
-Nochmals daß doch die Wolken in keines Menschen Hände kommen mag darnach fragen wer da will. Sie sehen selbst die Nothwendigkeit davon ein lieber Freund.
+
+Nochmals daß doch die Wolken in keines Menschen Hände kommen mag darnach fragen wer da will. Sie sehen selbst die Nothwendigkeit davon ein lieber Freund.
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versuchen Sie ein bis zwey Jahre bei uns zu sein, sollten Sie alsdenn (wofür mir nicht bange ist) mit Ihrem Aufenthalt allhier nicht zufrieden seyn, so sollen Sie kostfrei hingeliefert werden, wohin Sie wollen. Alle Bedingungen, die Sie noch machen wollen, – da Sie keine andere als billige machen können, sollen erfüllt werden.
Laßen Sie uns so bald als möglich wißen, ob und wann Sie kommen wollen. Werden Sie mit ein Vater des Philanthropins, lieben Sie dasselbe, und denjenigen, der im Namen desselben schreibt
-Ihren
-Simon
+
+Ihren
+
+Simon
Professor am Philanthropin
-Deßau d: 4ten Aprill
+
+Deßau d: 4ten Aprill
am Karfreytage 1776.
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Sagen Sie unserm lieben Vater, er soll alle unsere Geschwister und Freunde an einem Sonntage zusammenbitten und meines Bruders Goethe Gesundheit trinken. Alsdenn seiner Mutter, seiner Schwester, seines Vaters und dann meine. Die Rangordnung hat ihre Ursachen.
Ich werde Papaen schreiben eh ich von hier wegreise, bitten Sie ihn daß er immer gleich zärtlich gleich gütig gegen mich bleibt. Küßen Sie alle meine Geschwister von mir. Und all unsere Freunde.
-Jakob M R Lenz.
-Was macht Schwester Liesgen?
+
+Jakob M R Lenz.
+
+Was macht Schwester Liesgen?
Ich bin 2 Stunden beym Herzoge gewesen und werde Morgen Mittag bey ihm essen. Sehr gnädig empfangen worden. – Was für große trefliche Leute kennen gelernt! All das dank ich Ihnen mein Vater! bethen Sie ferner für mich.
@@ -2695,10 +2978,13 @@
Sie sind also nicht nach Darmstadt gekommen, liebster Freund? Dahin haben sowohl H. Zimmermann als ich Briefe und Geld geschickt. Beides wird hoff ich nun in Ihren Händen seyn. Sagen Sie mir doch bald, wie’s Ihnen in Weymar geht, und ob Sie sich da fixiren. Herr Steenkerk gilt hier, durch seine Soldaten, allethalben für einen sehr glücklichen Nachahmer von Lenz. Wir haben jetzt die Schrödersche Gesellschaft von Hamburg hier, und ich habe schon einige herrliche Abende in der Comödi zugebracht. Warum haben Sie nicht ein ungedrucktes Stück in Schröders Hände zu spielen gesucht? Er spielt künftige Woche eins von Klingern, das ich sehr neugierig bin zu sehen. Ich wollte, Sie ließen sich einmal verführen, uns hier zu besuchen. Herr Zimmermann wenigstens und ich würden Sie mit offnen Armen empfangen, und ich könnte Ihnen bey mir ein recht artiges Gartenstübchen anbieten, das Ihnen schon ge
fallen sollte. Von Ihren beyden Sachen, die Helw. hat, hab ich noch keine Bogen. Das andre ist von unsrer Seite völlig unterdrückt. Mein Verleger Weygand schickte mir vor einigen Tagen Anekdoten zu Werthers Freuden von Göthens Hand geschrieben fürs Museum zu, die ich wieder zurückgeschickt, weil ich sie Seinet- und Meinetwegen nicht drucken lassen möchte. Auch weiß G. vielleicht nichts davon, daß ich sie gehabt. Sagen Sie’s ihm, und bitten Sie ihn, sie wo möglich wegen hiesiger Freunde zu unterdrücken. Wider N. jetzt auch noch was zu sagen, da die Freuden längst vergessen sind, wäre ja zu spät. Grüßen Sie Göthen, und machen Sie, daß er mir ein paar Blättchen für Mus. gibt. Werden Sie ihm in W. auch nicht ganz ungetreu. Wenn Sie eine Woche später nach Darmstadt gekommen wären, hätten Sie Claudius da getroffen. Wir haben einen herrlichen Abend hier gelebt. Lindau ist Lieutenant im Wutgenauischen Regiment, das, so viel ich
weiß, noch nicht in Marsch ist. Ein Brief, an seinen Vetter Lindau, Lieutenant in der Garde zu Kassel adressirt, kömmt gewiß in seine Hände. Künftig, wenn er in Amerika, können STextverlust durch mich so oft schreiben, als Sie wollen, ohne daß Textverlust Ihnen was kostet. Schreiben Sie mir doch ein bischen vTextverlust Ihrer Reise und Weymar, u. vergessen nicht ganz
-Ihres ergebensten Textverlust
-Schreiben Sie mir künftig lieber über Braunschweig.
+
+Ihres ergebensten Textverlust
+
+Schreiben Sie mir künftig lieber über Braunschweig.
-Herrn Herrn Gelehrten
+
+Herrn Herrn Gelehrten
bey Dr. Göthen zu erfragen.
@@ -2707,8 +2993,10 @@
Wie steht es liebe Freundin? Wollen Sie mir denn kein einig Wort schreiben? Ich hätte Ihnen tagelang zu erzehlen von alledem was ich gesehen und gehört und was seit der Zeit mit mir vorgegangen. Ich schweige aber auch wenn Sie mir schweigen. Ihre Bedenklichkeiteil sind (verzeyhen Sie mir) fast ein wenig geziert. In Deutschland wenigstens denkt das Frauenzimmer in dem Stück freyer glücklicher und erlauben Sie mir zu sagen vernünftiger Werfen Sie also ich bitte einmal das Vorurtheil des vorigen Jahrhunderts über den Zaun.
Mein Herz würde hier auf Rosen liegen, wenn ein Gedanke an Strasburg nicht feurige Kohlen draus machte. Melden Sie mir doch ich bitte, allenfalls durch Röderer einige Neuigkeiten von dort aus, ohne die ich vergehen muß, da ich hier den ganzen Tag im Strudel des Hofs wie im beständigen Taumel lebe.
-Lenz.
-
+
+Lenz.
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+
Ist Fräulein von Waldner noch in Strasburg? ist die Hochzeit schon vor sich gegangen? – Ich habe ihre Cousine hier neulich eine Oper spielen sehen, aber noch nie das Herz gehabt sie anzureden. Warum, ist mir selber unbegreiflich. Aber es ist mir unmöglich. Sonst kenn’ ich hier nun alle.
@@ -2722,8 +3010,10 @@
Wär’ es denn nicht möglich das zu ändern zu bessern Lavater, ich will gern das Bild noch ein Jahr lang missen, so sauer mirs ankommt. Hab’ ich doch ihr Bild im Herzen. Aber wenn Du mich schickst Du mirs sobald Du kannst.
Ich bin hier verschlungen vom angenehmen Strudel des Hofes, der mich fast nicht zu Gedanken kommen läßt, weil ich den ganzen Tag oben beym Herzog bin. Aber mein Herz bleibt immer dasselbe und kann seine Richtungen nicht ändern. Das sage auch Pfenningern den Wieland und Goethe sehr lieben und ich unendlich werth halte. Dein Abraham ist sehr gnädig aufgenommen worden. Herzog u. Herzogin sind wirklich Engel, mehr hindert mich die Fülle meiner Werthachtung zu sagen. Goethe ist wirklich Mignon hier und ich ganz glücklich und ganz unglücklich
-Lenz.
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+Lenz.
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Deine Physiognomik habe ich mit einem der herrlichsten Geschöpfe auf Gottes Erdboden durchblättert, der Frau v. Stein Goethens grossen Freundinn. Aber auch nur durchblättert, drum kann ich Dir nichts drüber sagen. Wenn Du doch hier wärst!
@@ -2738,14 +3028,19 @@
Allenfalls kann er noch ein Exemplar für den Minister beischließen, das ich den jungen Herrn v. Hompesch ersuchte in meinem Namen seinem Herrn Vater zuzuschicken. Übrigens würde es mich sehr freuen von Werthes ein Briefchen hieher zu erhalten.
Meine Soldaten müßt’ Ihr jetzt schon haben. Sie sind bey Weidmanns Erben gedruckt. Wo nicht so schick ich Euch bald einige Exemplare hinüTextverlust
-Grüß den guten Kaiser.
-Sag Pfenniger! sein Zuruf soll nicht vergeblich gewesen seyn.
-und wie denn ein Mann wie er krank seyn könne.
-Umarme Deine Frau und Deine Kleinen glücklicher Lavater.
+
+Grüß den guten Kaiser.
+
+Sag Pfenniger! sein Zuruf soll nicht vergeblich gewesen seyn.
+
+und wie denn ein Mann wie er krank seyn könne.
+
+Umarme Deine Frau und Deine Kleinen glücklicher Lavater.
Wielands Familie habe noch nicht gesehen – sie sind alle krank. Herder kommt balde
Melde mir doch Bester! wenns möglich, was Lindaus Peter in Marschlins macht. Und was Herr v. Salis für ein Jahr zu seiner Erziehung braucht.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn
Pfarrer am Waysenhause
zu
@@ -2761,13 +3056,17 @@
W. d. 16 Aprill.
Was werdt Ihr sagen bester Müller! und was wird Freund Rigol sagen, daß ich solang nichts von mir hören lassen. Aber ich bin so verschlungen in die wahren wesentlichen gewiß noch unvergleichbaren Annehmlichkeiten daß ich meinen Freunden nichts anders als aufs höchste Gedanken habe widmen können. Grüßt doch alle die treflichen Seelen in Mannheim, Rigol oben an, all seine Freunde unsern wackern zur Nieden den ich in Fkfurt nicht habe besuchen können weil ich nicht aus Goethens Hause kommen bin. Schickt mir ich hab ihn dem Herzog vorzulesen versprochen. Welch ein Herr ist das!!
-ich komme den ganzen Tag nicht vom Herrn weg. Lenz.
-
+
+ich komme den ganzen Tag nicht vom Herrn weg. Lenz.
+
+
Wie stehts mit dem Nationaltheater? Das müßt Ihr nun dort vor der Hand allein treiben.
-
+
+
Mit Ekhof ist nichts, er befindt sich allzu wohl in Gotha. Von Wieland ein andermahl.
-grüßt Herrn und Madame Schwan
+
+grüßt Herrn und Madame Schwan
Meine Soldaten werdt Ihr jetzt schon haben. Vielleicht seht ihr das nächste Vierteljahr was im Merkur von mir wenn ich soviel Zeit habe.
@@ -2775,7 +3074,8 @@
Mich freut’s liebster Mann wenn es Ihnen wohl gehet. Ihr Briefgen habe erhalten und ihre aufträge sind besorgt bis auf H: Fibich den ich noch nicht gesehen habe. Herr Prof. Koch sagt mir Sie hätten ein Buch von der Bibliothek, ich dachte Sie hätten alle nach Hause geschickt: Er hat es aber doch nicht zurück begehrt. Ich denke Sie kommen bald wieder wann nicht allenfalls eine beßere vocation Sie uns weg kapert. Vielen Empfehlungen an meinen Liebsten Goethe, H. V. Knebel, Graf Stollberg und unbekannter weis an Hn. Hofrath Wieland. Hetzler hat mir den 1ten Bogen von meinen Abhandlungen zugeschickt Sie werden auf die Meße fertig. Lieben Sie mich
Saltzmann
-Strasburg den 16ten Apr:
+
+Strasburg den 16ten Apr:
D 16. Apr. 76.
Laß mich mit ein paar Worten dieß Blatt profaniren, meine Liebe zu Dir mag's wieder heiligen. Meine Seele frohlockt drob daß Dirs wohl geht. Deine Grüße sind ausgericht. Alle grüßen Dich wieder und sind herzlich froh daß sie drüber in die Höh springen möchten wann sie hören daß Du glücklich bist. Mslle. König. Lauthin. Fibich. Zimmermann. Mechel. Spener. Sano. Prinz grüßen Dich.
@@ -2790,7 +3090,8 @@
Manheim
-Lieber Lenz
+
+Lieber Lenz
daß Du mir noch nicht geschrieben – eine gewaltige Unart – so viele vortrefliche liebe Freunde fragen, wollen wißen was Lenz macht – Kann weiter nichts drauf antworten als – ich weiß nichts – Liederlicher Teufel entweder Du liegst an Zaubrer Göthes Busen sinnlos in süßen Phantasien verwickelt und verstrickt – denkst im Wiegen und Liegen und Vergnügen aller Welt Freunde zum Guckguck hin – oder eine listige Hexe mit schwarzen dämmernden Augen und einem erwärmenden seeligen MadonnaBlick, da für sie Gott seegnen wolle, hält meinen loßen Flattrer irgendwo gefangen – – aber närrisch daß ich eben Dir drum vorpredigen will – das arme Herz Bruder Lenz wie Kletten wirft sichs überall an – und ein Mädchen Gesicht – Gott sey bey uns bin auch seit Deiner Abreise wieder geschmolzen – ein Mädchen – o! ein Engel Lenz
– ein Teufel von einem lieben Mädchen führt mich am Seile gefangen – schwärmen möcht ich gerne und arbeithen soll ich – o! Frühling und Liebe und jugend! – ich kreutzig und segne mich über und über und lese meinen Morgen- und Abend Seegen im Werther.
@@ -2798,7 +3099,8 @@
Apropo mit dem National Teater wirds hier zu Stand kommen – habe einen Plan zur Anlegung einer Teater Schule machen müßen den ich Dir zuschicken will wenn Dus begehrst der Grund zu einem weitläuftigen prächtichen Schauspiel Hause wird in aller Hastigkeit gelegt diesen Sommer noch solls fertig seyn und zukünftigen January schon drauf gespielt werden.
Sag kannstu mir nicht Adreße geben wo ich indessen einige guthe brauchbare acteurs und actrißen anwerben könnte, je geschickter je beßer für uns – zum Exempel für folgende Rollen
-
+
+
Erster LiebhaberErste Liebhabrin
BedienteSubrette
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Ich bitt Dich drum wenn Du kannst lieber sey nicht nachläßig – arbeithe mit es geht ja für die gemeine Sache – Schreib mir gleich wenn Du mir einige Schauspieler ausfündig gemacht die sich für mich schicken, daß ich mit Dir gleich unterhandle, oder sag ihnen daß sie mir selbst schreiben
– findet noch Auswahl statt lieber Lenz so schicke mir diejenige, die am wenigsten Manier an sich angenommen wenn Sie Ihnen nur Feuer und natürliche Wärme vom Himmels Papa im Busen angezündet ist –
-An Eckhoff schreib ich so eben auch.
+
+An Eckhoff schreib ich so eben auch.
Den anticken Saal hastu doch der Zeit nicht vergeßen Lieber – Du bist zu ehrlich und ich traue Dir viel zu viel Gewißen zu, als daß Du nicht manches Stündchen meinem L armen Laocon meiner lieben Niobe und meinem arme guten Glatiator widmen solltest – Sie sind mir gar zu lieb und ich könnte Dir drum feind werden wenn ich je so was von Dir erführe – pfuy das wär auch zu undankbar für einen Lenz der süßen Augen Blicke so zu vergessen, eher solltestu ein hundert von dem viel tausend Grüßen und Küßen an meine Liebe Wieland und Göthe vergeßen die ich Dir mitgegeben und beym Himmel das ist doch arg genug
-Frid.
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+Frid.
Empfangsnotiz Boies Den 26 Apr. 76.
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Ich bin hier unendlich wohl. Die vorzügliche Gnade des Hofes und die Freundschaft so vieler herrlichen Geschöpfe Gottes beysammen machen mich in einem gewissen Grade seelig den nur mein eigen Herz mir verderben kann.
Machen Sie doch daß ich die Freunde p. bald bekomme. Ich hoffe Helwig wird daraus zuviel lösen als daß er es übers Herz bringen kann mir nur 6 Dukaten dafür gegeben zu haben
-Lenz.
+
+Lenz.
Grüssen Sie unsern fürtreflichen Hn. Leibarzt Zimmermann und sagen ihm daß es mir wehe thut nicht gegenwärtig bey seinem Hn. Sohn in Strasb. seyn und ihm seinen Brief vorlesen zu können. Es geht Goethen freilich sehr wohl hier wie auch mir jetzt. Sobald ich aus dem lieben Strudel der mich fast bis zur Betäubung umdreht zu mir selber kommen kann, schreibe ich ihm. Unterdessen dank ich für all seine gütigen Mühwaltungen innigst. Das mehrere behalt ich mir vor.
-L.
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+
+L.
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Der Herzog und der ganze Hof lesen Ihr Musäum mit vieler Liebe.
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Meineidige zu machen, sondern weisen ihm nur h die schädlichen Folgen der Debauche und überlassen das übrige seinem Gewissen. So werden Sie nicht allein aufgeklärte und liebenswürdige sondern auch gesunde und starke Weltbürger ziehen, deren glückliches Alter sie von selbst bewegt, ihre Kinder niemand als ihnen anzuvertrauen. Das ist von wichtigem Folgen für Ihre Anstalt, würdigster Mann! als Sie glauben werden. Ich kenne einen grossen Theil der Eltern auch in meinem Vaterlande. Ich weiß welch ein wichtiger Punkt einem zärtlichen väterlichen Herzen die Gesundheit seiner Kinder ist. Ich weiß fürchterliche Exempel vom Gegentheil, die den Eltern unaussprechlichen Gram gemacht haben.
Ich bitte meine wortreichen Erinnerungen mit der Liebe aufzunehmen mit der sie geschrieben sind und diese nicht sowohl in meinen Ausdrücken als in dem Herzen zu suchen aus welchem sie kamen und das mit der wärmsten Ehrerbietung ganz Ihre ist.
-Lenz.
+
+Lenz.
Brief
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Karrengaul Packpferde gekommen ist. Eine solche furchtsame träge ohnmächtige Tugend ist bey der ersten Versuchung geliefert. Will also einer an diesem Eckstein sich den Kopf zerschellen, anstatt sich an ihm aufzurichten, so thut er’s auf seine Gefahr. Dasselbe würde ihm bey der ersten schönen Frau begegnet sein; darf er deßwegen den Schöpfer lästern der sie gemacht hat? Setzen wir diese nun auch in hundert noch reitzendere Verhältnisse; der Reine dem alles rein ist und der seinen Entschluß und seine Hofnungen unwandelbar im Busen fühlt, wird wenn wir sie zu Hunderten gruppirten, mit der Trunkenheit eines Kunstliebhabers wie unter Griechischen Statuen bey Ihnen vorbeygehn, ohne einen Augenblick zu vergeßen, daß nur eine ihn glücklich machen kann. Ueberhaupt schweigt der thierische Trieb je höher wir die Reitze auch der körperlichen Schönheit spannen und verliert sich unvermerkt in die seelige Unruhe und Wonne der Brust des Busens des Herzens das alsdenn von neuen menschenwürdigem entzückungsvollen entzückendern Gefühlen geht schwillt wohin ihn Wieland an hundert Stellen seiner komischen Gedichte so geschickt hat hinaufzubegleiten wußte. Welche Wohlthat er dem menschlichen Geschlechte dadurch erwiesen, wird ihm erst die Nachwelt danken: falls seine Gedichte etwa nicht unglücklicherweise anders gelesen werden sollten als er sie gelesen haben will.
Sollten Sie nun vollends diesen Mann in seinen Häuslichen Verhältnissen wie ich fast täglich zu sehen Gelegenheit haben, wie er ganz Zärtlichkeit gegen seine Gattin und Kinder ist, deren feurige Augen die treflichste beste Wiederlegung aller derer sind, die j emals in seinen Gedichten schlüpfrige Stellen gefunden oder daraus nachtheilige Schlüsse auf seine Sitten gemacht, sollten Sie sehen, wie aufmerksam und nachgebend er gegen jeden Schatten von Verdienst, wie bescheiden obwohl immer gerecht gegen sich selbst, wie entfernt von allen Anmaßungen und Foderungen an andere, wie beynahe zu nachlässig für seinen Ruhm und die Erhaltung desselben, wo ihn nicht die äußerste Noth dazu zwingt (daher auch alle die falschen Lichter kommen, unter denen er sich bisher immer entfernten Personen gewiesen) wie eyfrig und emsig das Gute zu befördern wo und wie er kann: so würden Sie sich nicht wundern daß ich, der weder von Schriftstellern noch vom Publikum etwas zu erwarten hat, einem ohne mich schon berühmten Manne den Hof mache, ich der mit eben der Unbefangenheit Sorglosigkeit in meinem Haß und in meinen Unarten gegen ihn fortgefahren wäre wenn mein Herz mich nicht erinnert hätte. Ich wünschte sehr noch so lange hier
-
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+
bleiben zu können, daß ich auch Sie unter so viel treflichen und von sovielen Seiten sich auszeichnenden Personen, als diese glückliche Gegend einschließt, sehen und umarmen könnte
-Lenz.
+
+Lenz.
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Wenn Sie einen Abdruck von den Algierern haben, bitt ich mir ihn doch auch aus. Das Stück war eigentlich für gegenwärtige Zeitläufte geschrieben und verliert wenn es liegen bleibt.
Meinen Empfehl der Demoiselle Schwester auch wenn Sie nach Lion schreiben den liebenswürdigen deutschen Damen in Frankreich.
-Lenz.
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+Lenz.
Sollten Sie ein Exemplar des barbier de Seville besitzen so bitt ich Sie doch sehr es mir gütigst auf 8 Tage zu leyhen. Die Herzoginn Mutter ist sehr verliebt drinn und ich hab ihrs zu übersetzen versprochen damit wirs hier aufführen können.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn
Archivarius
in
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Hannov. 25sten Apr. 76.
Mattei, der Ihnen diesen Brief giebt, ist mein Freund, und wünscht Sie kennen zu lernen. Ich hoffe, es wird Ihnen lieb seyn, daß ich ihn zu Ihnen führe. Es ist ein schazbarer, warmer rechtschaffener Mann, der Welt und Menschen gesehen hat. Kennen Sie nicht Charlotte Seidel? Von ihr sprechen Sie mit ihm, und von Ihrem Freunde
-Boie.
+
+Boie.
Grüßen Sie Göthe. Vielleicht sind Sie nicht mehr in Weymar. So überschreib ich diesen Brief auch an Göthe, damit er wenisten Einen von Ihnen sehe. Mich verlangt nach Nachricht von Ihnen.
-An Lenz oder Göthe
+
+An Lenz oder Göthe
Weymar.
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Mit dem Zögern in Weimar gehts doch entsetzlich. Ich sitz hier freilich nicht auf St. Lorenz Kohlen, u. doch unsanft, denn das Geträtsch ist überall hier herum und ich sitze. Trage Du doch bei, daß das Ding so oder so ausgeht, nur daß was gethan wird. Soll ich predigen, wohlan –
Und nun noch Eins, lieber Lenz. Da das Glück nicht wollte, daß ich Dich in Weimar vielleicht finde, so beschwör ich Dich, komm zu mir!!! wenn Du von dort zeuchst. Ich will Dir die Reis’ ersetzen. Ich wollt gern zu Dir halbenwegs kommen, aber dann sieht Dich nicht mein Weib, u. sie will Dich so gerne sehn u. was ist im Wirthshaus? Komm her, ich bitt u. flehe Dich, wenn Du nicht so lang in Weimar bleibst, bis wir erscheinen. Oder bleib immer da, da wir dann herrlich singen wollen Hallelujah.
-Nochmals gesagt, daß ich die Fabeln Dir vertraue. Leb wohl, lieber Lenz bester Junge. Grüß Göthen.
+
+Nochmals gesagt, daß ich die Fabeln Dir vertraue. Leb wohl, lieber Lenz bester Junge. Grüß Göthen.
Den 27. Apr. 76.
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+
an
Ich kehre mein Viertelstündchen, u: bis es herunter gesandet
hat, schreib ich Euch, lieben Drey, was mir einfällt.
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+
Den hertzigen Brief vom 15. Apr. empfangen! Dank!
-Freude – über die Wiedergenesung der Kranken! sagte mir, was Du in solchen Fällen leidest.
-Ich bin Erstaunen gesund; aber mein stilles Weibchen hat viele, viele Leibesbeschwerden.
-
+
+Freude – über die Wiedergenesung der Kranken! sagte mir, was Du in solchen Fällen leidest.
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+Ich bin Erstaunen gesund; aber mein stilles Weibchen hat viele, viele Leibesbeschwerden.
+
+
Komm ich dann auch zu keiner Stunde, wo ich Dir wieder einmal mein gedrücktes Herz leeren kann! o
Goethe – nur noch ein paar Stunden neben Dir aufm Obern Lindengraben – oder aufm Bett im Saale!
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Du hast nun die Briefe vom nochlebenden Lindau?
-Sey ruhig des Bildes wegen. ist nicht mehr in Lausanne.
-
+
+Sey ruhig des Bildes wegen. ist nicht mehr in Lausanne.
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+
Aus Mißverstand ist auf ein klein Täfelgen radirt worden. Ich behalte das vor mich, und laß einen andern machen.
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+
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In und hab ich wieder einmal satt von Dir gesprochen. und sind der des leztern für die
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Ich bin, Gott weiß, äußerlich der glücklichste Mensch. Was meine Seele inwendig zerreißt – weiß nur
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Ich habe noch nichts von Deinen neuern Dingen gesehen. Ach! mein Lieber! wärst Du bey mir!
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+
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In 8. Tagen hoff’ ich zusehen; verspreche mir viel von ihm.
-Goethe – Wieland u. Lenz.
+
+Goethe – Wieland u. Lenz.
Wollt’ Euch gern meinen senden, wenns nicht mehr kostete, als im Buchladen. Verzeiht.
-Adieu – Ihr guten Lieben!
-Laßt uns würken, weils Tag ist! Es kommt die Nacht, da niemand würken kann. Amen. Den 27. Apr. 76. J. C.
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+Adieu – Ihr guten Lieben!
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+Laßt uns würken, weils Tag ist! Es kommt die Nacht, da niemand würken kann. Amen. Den 27. Apr. 76. J. C.
Der Wielandin Kuß für mein Weibchen hab ich noch in Petto – wollen erst eine Menge andre einziehen. Hab aber schon ein Lächeln zum voraus durch die Ankündigung erholt.
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+
wünscht seine Poesieen in Merkur gedruckt.
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Briefwechsel dreyer akademischer Freunde. (Ulm bey Wohler) – – – fließend; doch etwas matt fließend; Bisweilen süßlicht, und etwas fade. Übrigens voll Gutherzigkeit und für Studenten eine treffliche Lektüre. Sehr selten Geniespuren, desto mehr nüzliche Erinnerungen. Über die vielen Urtheile über lebende Personen – urhteilen wir nicht, nur kann hierüber allen Jünglingen in öffentlichen Schriften die überlegteste Behutsamkeit – nicht genug angerathen werden.
-doppelter waagrechter Strich
+
+doppelter waagrechter Strich
Ephemeriden der Menschheit
oder Bibl. der Erstes Stück 76. Basel. Wirthschaft, Sitten, Freyheit – der Gegenstand dieser Monatschrift. – Dieß Stück enthält viel Merkwürdiges. Das Beste – der Brief von an über die
-doppelter waagrechter Strich Auf den mit, wenn’s nicht gefällt.
+
+doppelter waagrechter Strich Auf den mit, wenn’s nicht gefällt.
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Ich schick Ihnen hier die Abhandlung oder Vertheidigung und die Komödie. Mit dem Druck der lezten zumal bin ich wenig zufrieden, aber, ich kann’s weder ändern noch helfen. Die W. sind vernichtet. Ich selbst habe nicht ’mal einen Abdruck. Von diesen beyden hab ich H. Zimmermann, der sich Ihnen empfiehlt, ein Exemplar gegeben. Es sind nur 5 1/2 Bogen geworden, u. ich hab Ihnen 6 Dukaten geschickt. Ich hatte den Druck wie in der Stella bestellt, u. rechnete auf mehr als 6 Bogen. Nach der Meße kommt H. erst hier, u. giebt mir Geld. Ich will mein möglichstes thun, Ihnen mehr zu verschaffen. Aber ich verzweifle. Ich kenne die Buchhändler, u. zumal in diesem Falle, wo wir ihn doch menagiren müßen. Ich selbst
hab über 1 Duk. Auslage. Wenn Sie mehr Exempl. haben wollen, schreiben Sie an H. nach Leipzig. Von der Vertheidigung ist nun kein Exemplar an W. gegangen.
-Ich schicke Ihnen nächstens einen Freund von mir zu, von dem Sie hören können, was ich mache.
+
+Ich schicke Ihnen nächstens einen Freund von mir zu, von dem Sie hören können, was ich mache.
Die verlangten Nachrichten sollen Sie haben, aber heut nicht. Sie kosten mich Nachsuchungen, zu denen ich nicht Zeit habe. Ich bin ge wärtig von Schreybereien wegen der Musterungen wie erdrückt.
Daß das Museum in Weymar gelesen wird, freut mich. Wenn ich nur mit keinem Buchhändler zu thun hätte! Der Meinige ist vollends ein Esel, der immer mit
sprechen will. Ich hoffe immer mehr intereßante Sachen zu liefern. Im May lesen Sie ja Lenardo und Blandine. Lic. Webers Beiträge sollten uns ganz willkommen seyn, wenn ich an ihn zu kommen wüste. Vergeßen Sie Ihre Freunde nicht!
-Wenn Sie Zeit haben, schreiben Sie mir weitläufiger, u. mehr von sich u. Weymar.
-Der Ihrige
-B.
+
+Wenn Sie Zeit haben, schreiben Sie mir weitläufiger, u. mehr von sich u. Weymar.
+
+Der Ihrige
+
+B.
Weymar d. 30sten Aprill. 76.
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Haben Sie doch die Güte bester Freund bey Hn. Hellwieg zu kontremandiren, daß er keine Exemplare der Vertheidigung Wielanden zuschicke. Sie würden ihn nur beunruhigen und ich habe den Mann zu lieb, ihm nicht alles zu ersparen was seine ruhige Dichterexistenz, die er gewiß verdient wenn sie ein Mensch auf der Welt verdienen kann, unterbrechen könnte. Ich wünschte allen meinen Freunden daß sie diesen Mann kennen lernten, wie ich ihn nun kenne und ihn liebten in dem Grade als ers werth ist, sie würden sich dabey sehr wohlbefinden.
Vom Musäum sprechen wir nicht eher, als bis ich aus Ihrer Liebe und Güte die erbethene Liste von den Appointements eines Hannöverischen Infanterie- und Cavallerie Regiments habe, woran mir alles gelegen ist. Ich befinde mich hier so wohl daß mir meine Existenz halb wie ein angenehmer Traum vorkommt. Nichtsdestoweniger werd ich einen Monathen aufs Land gehn um zu meinen Arbeiten wiederaufzuwachen. Ich umarme Sie nach viel Empfelungen an Hn. Leibarzt Zimmermann als
-Ihr aufrichtigster Freund Lenz
+
+Ihr aufrichtigster Freund Lenz
Ich sehe mich genöthigt französisch zu schreiben werde also nicht allein längere Zeit sondern auch weniger Raum brauchen, da man französisch vieles kürzer sagen kann. Diese Umstände zusammengenommen nebst dem was ich bei meinem Aufenthalt allhier der mir zur Musse nothwendig ist zusetze und durch meine Abwesenheit in Strasburg einbüsse (wiewohl das letzte mir doch nicht bezahlt werden kann) möchten mich wohl nöthigen den Preiß für den Bogen höherzusetzen. Wir werden darüber schon zurecht kommen, wie ich hoffe, der Tittel wird Sur les mariages des Soldats
-Empfehle mich Ihrer ferneren Freundschaft.
-Weymar. D. 6ten May 1776
-Lenz.
+
+Empfehle mich Ihrer ferneren Freundschaft.
+
+Weymar. D. 6ten May 1776
+
+Lenz.
Am 8ten May Morgens 7 Uhr.
-Ich reite um Göthen zu sehen heute Morgen nach Ilmenau.
-Begleiten Sie mich Lieber Lenz bey dem schönen Wetter so wir haben dahin.
-Morgen oder Uebermorgen sind wir wieder zurück.
+
+Ich reite um Göthen zu sehen heute Morgen nach Ilmenau.
+
+Begleiten Sie mich Lieber Lenz bey dem schönen Wetter so wir haben dahin.
+
+Morgen oder Uebermorgen sind wir wieder zurück.
Wenn Sie Sich zu dieser Reise entschließen so schicken Sie mir Ihr Nacht Zeug und halten Sich um 9 Uhr gestiefelt, ich besorge Ihr Pferd und hole Sie ab.
-Der Ihrige
-Kalb.
+
+Der Ihrige
+
+Kalb.
Daß Siemein Ausbleiben diesen Nachmittag nicht stuzig macht; noch einmal einen vergebnen Weg zu unternehmen: so erfahren Sie hiedurch bester Freund daß ich nunmehr auf dem Garten-Hauß bin, und Sie erwarte.
-Einsiedel
+
+Einsiedel
vertikal geschriebene, unleserlich gestrichene Zeile von Lenz’ Hand
Meinen besten Dank, und könnt Ihnen an meinem Beyfal etwas liegen meinem ganzen Beyfal. Ich war heut früh bey der Herzogin, sonst würden Sie es eher wieder erhalten haben
-G.
+
+G.
Weymar d. 12ten May
Das letzte Wort das ich Ihnen sowohl als Ihrem Freund Hellwig dem ich dies zuzuschicken bitte über die Wolken schreibe, ist, daß Sie, wenn nicht wie ichs verlange und wie mirs ist worden, alle noch daseyende Exemplare verbrannt worden, niemand grösseren Schaden thun als Zu geschweigen daß bloß unter diesen Bedingungen
Strephon der mir sonst unter 20 Louysd. nicht feil gewesen wäre Ihnen überlassen worden ist, so erkenne ich weder die Wolken noch die Vertheidigung derselben für meine Arbeit und nur mente captus könnte sie Goethen zuschreiben der in seinen gegenwärtigen Verhältnissen sie verabscheuen würde wenn er sie sähe. Sie würden also nur dienen den völlig zu der alles auf seine Hörner nehmen müßte und zwischen mir und ihm eine ewige und unwiederherzustellende Entfernung zu veranlassen die mich nöthigte mich öffentlich als seinen Feind zu erklären und alle meine Kräfte aufzubieten ihm in mehr als einer Rücksicht ein solches Verfahren reu zu machen. Welches mir nicht schwer fallen soll
-Lenz.
-
+
+Lenz.
+
+
Sie bekommen von nun an lieber Fr. eher keine Sylbe von mir als bis ich über die Wolken und ihre Vertheid. völlig beruhigt von Ihnen bin. Wo sie ein Mensch zu sehen kriegt, so weiß ich was ich thue
@@ -3035,13 +3386,17 @@
Du lieber Br. würdest mir höchlichst Unrecht thun, wenn Du mich zu einer Klaße von Menschen rechnen wolltest, die so immer in den Tag hineindenken und handlen ohne sich durch sichtbarliche Zeichen und Wunder eines anderen belehren zu lassen. d. i. Ich habe längst über gewisse Dinge ganz anders gedacht – und Dein Zettel aus Weimar trift mich nicht, so lieb er mir übrigens aus Deinen freundlichen Händen und Andenken ist.
Die Wolk. warten auf Gelegenheit um nach Strasburg zu gehen. Im übrigen I. Br. laß mich nicht lang schwazzen sondern mir! Sey ohne alle Sorgen wenn ich was so thu’ ichs auch! Auch wäre es brav wenn Du schriebst wie Dir’s sonst zu Sinn ist. Ob Du bleibst wo wir glauben – Und daß wir Dich also nicht nach Zürch bekommen, wo einige Deiner harrten, und Dich wahrlich mit Liebe hoch gehoben hätten. Auch gut so! –
-Schloßer war da und o Du warst
+
+Schloßer war da und o Du warst
auch mit dabey. Grüße Goethen.
Deine flüchtige Aufsäzze sind längst verakkordiert und freylich weil der böse Feind überall sein Spiel hat, noch nicht angefangen zu drucken. Habe doch Geduld. Wenn’s kommt ists auch noch Zeit. Mann hat ja jezt erst einige Nouvellen von Dir wie ich höre aus Leipzig. Auf die Soldaten freu ich mich. Das ist ein trefflich Sujet für meine arme Seele. Hast Du meine Gefühle gelesen? Gluk hat mich niedergedrückt und liegt schwer auf mir. Ich habe Hofnung zu einigen ungedruckten Sachen von ihm aus Hermannsschlacht! Vielleicht komm ich ihm näher dem Herrlichen.
-12 Exemplar – von den flüchtigen Aufs. an Dich! Wohin? – wenn sie fertig sind.
-Fahre wohl. Einen andenkenden Blick zu weilen auf Deine Zürcher!
-K.
+
+12 Exemplar – von den flüchtigen Aufs. an Dich! Wohin? – wenn sie fertig sind.
+
+Fahre wohl. Einen andenkenden Blick zu weilen auf Deine Zürcher!
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+K.
So schreibt er d. i. Lenz, unter andern, ganz cavaliérement:
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Nur daß ich das Bild wieder habe u: bald – Was wirst Du darüber sagen! Kann ich’s Voraus wißen u: insgeheime? Lieber mein Leben, tausend Leben, als das Bild. –
Nim mir mein Geschwärm nicht übel, Du bist auf der Welt der Einzige gegen den ich so schwärmen darf. Und doch bin ich des in mich Hineinschließens an den Leuten hier so gewohnt, daß ich selbst gegen Dich –
-Wo Du aber gegen sie von alledem was merken läßest, bist Du nie mein Freund gewesen.
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+Wo Du aber gegen sie von alledem was merken läßest, bist Du nie mein Freund gewesen.
Hannover. Den 19ten May. 76.
@@ -3069,16 +3425,21 @@
Ich habe mich wohl gehütet, H. Ihren Brief zu schicken, da er noch das Schwert in Händen hat. Er möchte nicht so kalt seyn können als ich. Daß ich nicht mehr von ihm habe bekommen können, ist mir leyd genug. Aber kann ich die Buchhändler uneigennüziger machen? Ich habe versprochen, daß ich mehr zu erhalten suchen würde, wenn ich ihn hier sähe, und das Versprechen halt ich, wie das erste, daß ich nicht eher ruhen will, als bis die Exemplare verbrannt sind, die Sache mag eine Wendung nehmen, welche sie will. Sie können mich sogar angreifen, wenn Sie wollen, und deßwegen soll doch keiner durch mich die W. zu sehen bekommen, wie sie keiner gesehn hat, als Z. der vorher davon wuste.
Ihre Drohungen will ich vergeßen. Es schmerzt mich nur, daß sie gegen mich brauchen Ich habe keinen litterarischen Ruhm zu verlieren; also bin ich gleichgültig dabey. Das Bewustseyn als ein ehrlicher Mann gehandelt zu haben, können Sie nicht, kann mir keiner rauben.
-Boie
+
+Boie
Wenn Sie lieber Freund! die noch nicht weggegeben haben, so wollt’ ich Ihnen unmaßgeblich rathen sie Herrn Bode anzuvertrauen, der sie der Schröderschen Gesellschaft in Hamburg zu spielen giebt (die Ihnen gewiß reichlicher zahlen wird als keine andere) und sie sodann auch dort kann drucken lassen, woran mir am meisten gelegen da ich keine Abschrift davon habe und sie doch wieder einmal lesen möchte.
-Meinen Empfehl der Demoiselle Schwester.
-Weymar d. 20sten May 1776.
-Lenz.
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+Meinen Empfehl der Demoiselle Schwester.
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+Weymar d. 20sten May 1776.
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+Lenz.
-Ich hoffe daß Bodens Bekanntschaft Sie so freuen wird als sie uns Freude gemacht hat
+
+Ich hoffe daß Bodens Bekanntschaft Sie so freuen wird als sie uns Freude gemacht hat
Herrn
Herrn Archivarius
@@ -3097,7 +3458,8 @@
Viel politische Neuigkeiten kann ich Dir wirklich noch keine von hier melden. Von Krieg wird nicht gesprochen, der Hof ist noch immer zu viel mit sich selbst beschäftigt und scheint alle auswärtigen Angelegenheiten von sich ablehnen zu wollen. Mr. Turgot hat seine Dimission bekommen, vermuthlich daß er sich durch verschiedene Edicte viel Hasser gemacht denen seine ökonomischen Projekte (die an den meisten Orten bis zur Ausführung reif waren) – für ihre besondere Ökonomie nicht anständig waren. Der König selbst soll, wie man mich zuverlässig versichert hat, sein letztes Lit de justice bereuen.
Beym Franzosen bin ich gewesen und hab die Interessen mit 24 Sous besorgt, so bald es sein kann will ich der Relation ein Ende machen, seh aber noch nicht wann.
-
+
+
Unsere Besatzung. 1 Regiment schwere Kavalerie von 350 Mann.
1 – Dragoner350.
1 Regiment Schweitzer-Salis 1032.
@@ -3109,7 +3471,8 @@
Das Artillerie-Corps nicht mitgerechnet #5796.
5796Verte
- am linken Rand, vertikal Berechnungen von Lenz’ Hand
+
+ am linken Rand, vertikal Berechnungen von Lenz’ Hand
Zu Flies werd ich nächstens gehen. Worinn besteht das Schletweinische Ursystem? ists theologisch? – hier wird nichts Neues von der Art eingeführt, den Theologen hier ist die Ruhe lieb und zu dem verstehn sie das alte System noch lange nicht genug, ich denke sie würdens alsdann noch eifriger beibehalten wann sies nach seiner ganzen Spinnigkeit kennten. – ist’s politisch? bestehts in neuen Exercitien? so kann ich Dir sagen daß die Sache nicht interessant seyn kann, denn es wird bald wieder ein Ende haben, sobald eines erlernt ist kommt immer wieder ein neues auf. – ist’s ökonomisch? bestehts in der Vertheilung der Almenplätze und in der Bearbeitung derselben zum Ackerbau, so kann ich Dir sagen daß man hier fast alletage fortfährt dieselben zu versteigern. Unser Magistrat hatte bei jedem Viertel Frucht das in die Stadt kam ein gewisses Stück Geld abzufordern das jährlich ein Einkommen von 40–50000 Gulden ausmachte und da nun dies auf Königsbefehl wegfällt, so suchen sie sich durch Versteigerung der almen Plätze Ersatz. Wie sich alles das bey der Veränderung des Herrn Turgot entwickeln werde? – mag Zeit lehren.
@@ -3120,7 +3483,8 @@
Laß Dich erbitten mir Verzeichnisse von Deinen und Herrn D.Göthens neuen Stücken zu schicken. Claudine? Von wo muß man’s kommen lassen? Dein Engländer? Was ist das? wer verlegts? Ist Dr. Faust fertig gedruckt?
Wegen den Bauren auf dem Land muß ich erst noch nachfragen. Den Guibert hab ich empfangen, ich glaubte er sey im Getümmel von Schlachten herum getragen worden – doch habe ich ihn dermaßen zurecht legen· und ausheilen lassen daß man ihm nicht einmal die Wunde ansah die er vom Leser bekam und der Hr. Pr. Koch machte gar ein freundliches Gesicht als er ihn sah und Deinen Brief bekam und läßt Dir ein höflich Compliment sagen.
-am linken Rand, vertikal Berechnungen von Lenz’ Hand
+
+am linken Rand, vertikal Berechnungen von Lenz’ Hand
Die Veränderung die man mit den Regimentern vornehmen wird. Jedes wird aus zwey Bataillons bestehen. Das erste Bataillon kriegt 5 Compagnien. Jede zu 160 Mann gerechnet,
davon eine Compagnie aus Grenadirs besteht, die 4 andern aus Gemeinen. Das zweite Bat. hat statt Grenad. eine Comp. Jäger. Dann kommt noch eine Compagnie auxiliaire zu jedem Regiment, diese eilfte besteht aus Recrues die unter dem Kommando von 6 Officiers exerciert werden und allemal die abgehenden Leute ersetzen. Aus Ursach dessen ist auch die Land Milize abgeschafft worden. Jede Compagnie hat 2 Capitaine und 4 Officiere. Auch wird der jährliche Sold der Officiere vermehrt so daß statt 500 l. die ein gemeiner Officier jährlich bekam er 700 bekömmt. Jedes Regiment wird also um 600 Mann ungefähr verstärkt, dann 160 Mann in der Comp. X 11 = 1760 Mann und itzt hat ein Regiment ongefähr 1000 bis 1200 Mann.
@@ -3140,36 +3504,44 @@
Ich habe seit Deiner Abreise einige mal gepredigt und am letzten Himmelfahrtfest vor einer großen Versammlung, es gieng mir Gott sey Dank allemal gut, ich hatte nie die geringste Schüchternheit, u. schämte mich daß mir jemals für der Sache bang war, auch ist mir mein Gedächtnis getreu und nirgends habe ich mehr Lebhaftigkeit und Entgegenwallung des Herzens als auf der Kantzel. Das letzte macht mich oft mit allem Vorsatz extemporiren und dann komm ich immer mit présence d’esprit wieder aufs Conzept zurück. Ich glaub itzt mehr als jemals daß die Kanzeln nicht umsonst gebaut wurden und sie wichtige Bestimmung für den sind der sie würdig betritt, ich hoffe mit der Zeit unter die gezählt zu werden. Lebe wohl lieber Bruder! Gott tröste Dich! sey mit ihm Lenz wie er gewiß mit Dir ist mein lieber leidender Heiliger. Vergibe mir wann ich was sagte das in diesem Brief Dir widrigen Eindruck machen sollte entweder weils Misverstand wäre oder ich Deine Delicatesse nicht genug geschont haben sollte, ich schrieb in großer Unordnung, wie ich eine Seite Deiner lieben Briefe nach der andern wie sie mir vorfielen beantwortete. Vergieb das lange Zaudern und Zögern, wann ich Dich nicht kennte so würde ich glauben, daß deswegen ein fulminanter Brief auf dem Weg sey, aber liebe mich und glaube daß ich nicht sowohl Deine Freundschaft zu verdienen mit bestem Vermögen strebe als vielmehr meiner eigenen Liebe zu Dir Satisfaction zu geben bemüht bin Dein alter Röderer.
Den Pack den ich Dir senden werde wird erst über 8 Tage von hier abgehen können, es mag alsdann das Paket aus der Schweitz da seyn oder nicht.
-Meine Hochachtung an H Dr. Göthe und wann Du mich nennen magst an Herrn Hofr: Wieland.
-
+
+Meine Hochachtung an H Dr. Göthe und wann Du mich nennen magst an Herrn Hofr: Wieland.
+
+
Quisqui ubique habitat
Maxime nusquam habitat
-
+
+
schändliche kalte Tugend die uns
zwingt Aufopferungen gegen einen Freund
zu machen den wir hernach dafür nicht
lieben könnten.
-Schicksal des
+
+Schicksal des
Guten
Einer der alles hingiebt zuletzt das Leben und nichts thut weil er
nicht das Herz hat
eines X stumm der
Weg zum
-
+
+
hat sie mich davon vorher warnen lassen durch ihn
und ich suchte das nicht zu hindern
nur wenn alles gethan ist den letzten Genuß
um ihr sagen daß ich sie erwarte
-Röderers Hand An Herrn Lentz
+
+Röderers Hand An Herrn Lentz
bey Herrn Doctor Goethe
zu Weimar.
- Gusne
+
+ Gusne
Joka
J
-Sobald
+
+Sobald
Ausfüllen kann, warum ihn nicht verlassen?
Sobald also dies gethan ist – geh ich. Es ist Gott der mich ruft.
Im Frieden ist auch im Mil. nichts zu thun für mich.
@@ -3180,7 +3552,8 @@
Colmar le 25 may 1776
-Monsieur et Cher ami.
+
+Monsieur et Cher ami.
J’avais appris avec trop de peine, votre départ subit de Strasbourg, pour ne pas recevoir avec le plus grand intérêt de vos nouvelles; mon ami m’en a donné de bien satisfaisantes. vous êtes réuni à votre illustre ami M. Goéthé, sous les yeux et la protection d’un prince qui sait estimer les talens, et qui serait un grand homme quand même il ne serait pas Prince. je compare l’idée que je me forme de sa cour, à celle de ma triste demeure. aux talens il faut un théatre et je suis dans un desèrt, au milieu de mes chers concytoyens.
@@ -3200,7 +3573,8 @@
Vous êtes maintenant plus Tranquille, et plus heureux que moi. cultiviéz les muses pour le charme des cœurs sensibles; ils vous doivent déjà
beaucoup. Daigneéz vous Souvenir quelquefois de moi. je n’oublierai jamais le peu d’Instans agréables que nous avons Passé ensemble; alors je ne croyais pas que ce Seraient les derniers. J’ay l’honneur d’ être avec le plus sincêre et inviolable attachement, Monsieur et cher ami
-Votre très humble et très obeïssant Serviteur.
+
+Votre très humble et très obeïssant Serviteur.
Ramond
@@ -3208,7 +3582,8 @@
Hier ist Lindaus Schwanengesang, den er sehr gern an Washington oder D. Franklin möchte gelangen lassen. Wie ist mir selber unbegreiflich. Vielleicht wissen Sie Auswege. Den Colonisten kann ein solch Produckt nicht anders als lieb seyn. Und Sie mein Freund, sind Freund der Freyheit – nur daß es nicht in unrechte Hände falle.
Bode geht eben durch nach Frankreichfurt und weiter. Herder und Stolberg sind noch nicht da, letzter wird den Sommer noch bey seinen Schwestern zubringen.
-Entwurf zu Catharina von Siena auf der Rückseite
+
+Entwurf zu Catharina von Siena auf der Rückseite
Bey einer alten Tante auf dem Lande
Wo ich gehorsam mit Geduld und Tränen
Und meinem Väterlichen Erb bezalen mußte
@@ -3234,7 +3609,8 @@
Sonst ehrfurchtsvoll vorbey schlich schienen nun
Nur drauf zu harren daß mein daß mein Fuß sie knickten
– wie theilt ich ihr Schicksal
-
+
+
Dafür theil ich ihr Schicksal itzt.
@@ -3246,9 +3622,11 @@
Zugleich bin ich so frey, Sie um etwas zu bitten, aber Sie dürfen nicht glauben, daß ich dieser Bitte wegen, Ihre Freundschaft wünsche. Ob Ihnen einige kleine u. grosse Produkte meiner Arbeit zu Gesicht gekommen, thut nichts zur Sache; aber ich gebe gegenwärtig eine Art von periodischer Schrift heraus, die weder in Absicht der Theile noch der Zeit, gewisse Bestimmung hat; soviel kann ich Ihnen sagen, daß ich sie wenigstns so gut zu machen suchen werde, als möglich. Bürger schickt mir etwas zu, und unsern theuren Göthen hab’ ich auch drum gebeten. Nun hätte ich freylich auch gern etwas von Ihnen, es sey was es wolle Wollten Sie mir wol was schicken? – Aber lieb wäre mirs, wenn ich noch etwas zum dem 1. Theil haben könnte.
Ich halte Sie für gut, drum wünsche ich Ihre Freundschaft; und ob ich sie in diesem Falle verdiene, darum fragen Sie Göthen. Empfehlen Sie mich doch allen Ihren Freunden, und werden Sie vorzüglich der Meinige.
-Magister Becker,
+
+Magister Becker,
wohnhaft im Schloßgarten bey Madame Blanchard.
-Vergeßen Sie mir Ihre Adresse nicht.
+
+Vergeßen Sie mir Ihre Adresse nicht.
@@ -3265,9 +3643,11 @@
Bode ist eben von hier abgereist der Uebersetzer von Tristram Schandy. Goethens Erwin ist mit der Musik von der Herzogin Mutter Ietzt hier aufgeführt worden. Frage doch Kaysern ob er mich ganz vergessen hat? Hier warten soviele auf das Familiengemählde.
Wie wir mit WieI. stehen, soll das Publikum nächstens öffentlich erfahren. Wie wärs, wenn er frömmer wäre als wir alle? Ein wunderbarer Mann, dessen Erkenntniß mir hier sehr wohlthut. Im Musäum (doch sags ihm nicht) laß ich bald etwas über ihn einrücken. Ich bin ihm sehr gut und seiner Frau u. Kindern.
-L.
+
+L.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn JC. Lavater
Pfarrer am Waysenhause
zu
@@ -3287,7 +3667,8 @@
Die Fremden gehen jetzt hier sehr häuffig. Ich habe auch unter denen viele wunderbare Gelegenheiten gefunden, Personen die ich zu sehen aufgegeben hatte wiederzusehen. So den geheimen Rath Vietinghof aus Liefland zum Exempel, der ins Bad und von da nach Frankreich England und Italien geht und durch den ich vielleicht meine Schrift in Paris überreichen lassen werde, wenn ich sie nur noch aufs höchste gegen den Oktober fertig gedruckt haben kann denn er bleibt nur die eine Hälfte des Winters dort, die andere Hälfte passirt er in Italien.
Herder und Stollberg sind noch nicht hier, der letzte kommt erst auf den Herbst, warum der erste aber zögert begreiffe ich nicht. Ich wünsche ihn aus allen Kräften hieher, hoffe auch daß die letzten Steinehen des Anstosses bald weggeräumt sein werden. Der Herzog ehrt ihn ungemein.
-
+
+
Im Merkur werden Sie künftig auch mich zuweilen sehen. Was ist doch die Frau v. Stein für ein Engel, deren Schatten Sie uns in Strasbg. wiesen
@@ -3298,8 +3679,10 @@
Sie werden mir einen Gefallen thun, wenn Sie mir die noch hoffentlich nicht verkauften Exemplare der Vertheidigung zuschicken, die Exemplare der Wolken aber in Zimmermanns Gegenwart verbrennen. Dafür verspreche ich Ihnen einige Beyträge in Ihr Musäum
unentgeldlich und habe auch Schlossern geschrieben Ihnen ein Drama von mir „Der Engelländer“
das hier sehr goutirt worden, für 4 Louisd’or zu überlaßen. Weniger fordern kann ich nicht, da ich in Hamburg für die Vorstellung allein 100 Thaler erhalten und es mir sodann doch freystehen würde es einem Verleger zu verhandeln.
Ich verlange nichts weiter für den Strephon als den Pack (nebst einer Zulage der erbethenen Nachrichten, um die ich nochmals sehr bitte) den Sie nur an Goethe adressiren, da ich bald von hier aufs Land gehe. Vergeßen Sie alles Vergangne und bleiben mein Freund
-Lenz.
-
+
+Lenz.
+
+
Sagen Sie Hellwigen doch, daß er ein sehr braver Mann ist. Nur soll er bedenken daß auch einen Mann wie Wieland zu menagiren habe, über den man nicht anders als deräsoniren kann, so lang man ihn nicht gesehen.
@@ -3316,7 +3699,8 @@
Nach seinem Tode wird meine Mutter krank auf 18 Wochen für Kummer. Wir Kinder all, und fremde Leute nahmen das bisgen weg das noch übrig war. Meine Mutter von der Liebe zu uns gestärkt ermunterte sich. Arbeitet mit ihren Händen, ernährt drey unmündige Kinder, ohne zu vermeiden, nicht in Schulden zu kommen. Als ich heranwuchs bat und flehte ich mich in die Lateinische Schule zu halten. Das geschah, sie konnte mir nichts abschlagen. Noch erinnere mich daß sie mein erstes Schulgeld nicht bezahlen konnte und es borgen mußte. Das gieng so fort. Sie erhielt mich bis ins 19 Jahr in allem, denn was ich mit Informiren und vom Chor bekam war sehr gering. Zwey Jahr erhielt ich mich und gab ihr was ich konnte. Nun wollte
ich auf Akademieen gehn, hatte keine 100 fl. Ich ward mit Goethe bekannt: Das war die erste frohe Stunde meiner Jugend. Er bot mir seine Hülfe an. Ich sagte nicht alles und ging so, weil ich lieber sterben wollte als unverdient was annehmen. Die 100 fl. waren bald all. Der grosse Goethe drang in mich, machte mir Vorwürfe und nun leb ich schon ein ganzes Jahr von seiner Güte – o Lenz, bin ich Ihnen nicht verächtlich? Ich wäre tausendmal´lieber gestorben, kann ich Ihnen sagen was michs kostete. Aber Goethe, oh wenn ich seiner werth würde, wenn ichs ihm erstatten könnte, um froh zu sterben. Ich bin nicht Herr über mich bis das geschehen ist. Und die Angst er möchte sich manchmal einfallen lassen, meine Liebe zu ihm rühre aus Intresse her. Liebster, bin ich nicht unglücklich? Und meine von Schulden u. Elend gedrückte Mutter, meine leidende Schwestern wovon die eine ein herrliches Geschöpf ist, die alle auf mich warten etc.
-
+
+
Lassen Sie Goethen nicht merken gnädige Frau! daß ich Ihnen das verrathen habe.
L.
@@ -3331,17 +3715,22 @@
Kaufmann ist von Emmedingen zurück und zum 1ten mal und gieng zum 2ten mal wieder hin. Er hat auch das Pack nicht gekriegt. Es war noch ein anderer Schweitzer theolog und Freund von Lav: und Pf: hier den ich sehr nah als einen braven Mann kennen lernte und liebe.
Wer ist Deine Feindin hier red, so kann ich mich hüten ich kenne niemand. Mein Glaube an Dich wird nicht fallen, wann er’s sollte so werd’ ich Dich Bruder um Stärkung bitten.
-Lebe wohl. Dein alter Röderer.
+
+Lebe wohl. Dein alter Röderer.
Mache mit meinem Demosthenes was Du willst, nur wollt ich ihn bey Niemand eingebettelt haben, wann’s nicht gern angenommen wird von Männern dies besser als ich verstehn so zerreiß es.
-Zimmermann ist mit Häveli nach Zürich gangen. Kaufmann und Ehrmann werden Dich bald sehen. Lebe wohl.
-Strasb. den 4t Junius. 1776.
+
+Zimmermann ist mit Häveli nach Zürich gangen. Kaufmann und Ehrmann werden Dich bald sehen. Lebe wohl.
+
+Strasb. den 4t Junius. 1776.
Lieber Kaiser es freut mich um Deinetwillen daß Du mir meinen letzten Brief nicht übel genommen. Sey versichert daß ich Dich liebe und den Geist den ich aus den herabfallenden Blüthen Deiner Kompositionen ahnde zu ehren weiß. Sage Lavatern ich lasse über Wiel. jetzt noch nichts drucken. Die Herzoginn Mutter hat mir neulich eine Stelle aus seiner Physiognomik mit sehr vieler Empfindung vorgelesen und dabey den Wunsch geäussert ihn einmal persöhnlich kennen zu lernen. Grüsse den theuren Pfenninger und alle Gotteskinder in Zürch, auch Deinen Freund Klinger
-L.
-Weymar d. 7 Jun.
+
+L.
+
+Weymar d. 7 Jun.
W. d. 9. Junius 1776.
@@ -3349,14 +3738,18 @@
Lieber Herder! ich habe von dem Präsidenten Lincker gehört, daß die Vokation Dir schon zugeschickt worden und man Dich aufs späteste auf Johannis hier erwartete. Wird also hoff ich es mir noch gewährt werden Dich und Dein Weib und Deinen Sohn in Weymar zu sehen und bedarf es keiner Reise.
Ich habe Deiner Fabeln etliche Wielanden gegeben, etliche dem Herzog gewiesen, der mir sie aus der Hand riß und sie für sich insgeheim abschreiben ließ, zugleich mich bat das bei Dir zu entschuldigen und Dir zu versichern, daß sonst niemand sie zu sehen bekommen würde – Deine älteste Urkunde habe auch erhalten vermutlich von Dir und noch zu wenig darin gelesen ohne um darüber was erträgliches wiederhallen zu können – das übrige reden wir mündlich
-
+
+
Tausend Dank!
Möge Glückseeligkeit von oben herab Dich umathmen und Dich bald herüber zu uns wehen. Was soll ich Deiner Frau sagen, dem Engel der sich wohl nicht vermuthet wie sehr seine freundliche lichthelle Vorstellung von mir hintergangen werden wird. Sey es. Vor einigen Monathen war ich freylich in glücklicherer Stimmung aber mein Herz bleibt dennoch dasselbe Taub zwar itzt für die ganze Natur, ein hinschwindender Schatten, nicht einmal der Reminiscensen fähig. Komm bald
-Lenz
-auf der Rückseite
+
+Lenz
+
+auf der Rückseite
Dürft ich doch fragen ob Zimmermann oder Merck die Exemplare von den Soldaten bekommen hat. Ich selbst habe keins, auch niemand schicken können und hier sind sie im Buchladen nicht. Nach Strasb. dürfen sie nicht gehen.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn Herder
Consistorialrath
in
@@ -3366,22 +3759,31 @@
Den 17. Jun. 1776.
Ich schreibe, daß Sie mein Stillschweigen nicht andem Ursachen beymeßen, lieber L. Die Krankheit und izt der Tod meines Chefs des alten Feldmarschalls, der mich hieher gezogen, und viel guten Willen u. Freundschaft für mich hatte, hat mich sehr zerrüttet und verwirrt mich noch. Ich habe sehr viel zu arbeiten, u. kann nichts für mich thun, bis das Departement wieder einen Vorgesetzten hat. Gewinnen kann ich wenig dabey; verlieren viel Textverlust durch ausgeschnittenes Papier ten Sie doch Lindaus unbesonnenes Blatt nicht drucken lassen! Es kann ihm so leicht schaden, wenn’s bekannt wird. H. hat mir noch nicht geantwortet, aber seyn Sie ruhig. Sobald ich Antwort habe, schick ich sie Ihnen wenigstens gleich zu, wenn ich auch nicht dabei sollte schreiben können. Leben Sie wohl
-Boie.
+
+Boie.
Ein Freund von mir Sprickmann aus Münster, wird durch Weymar reisen und Sie sehn. Nehmen Sie ihn auf als meinen Freund. Ihr Brief an Stolberg hat mich sehr gefreut.
-
+
+
Z. hat alle 12 Ex. der Soldaten gleich an Herder geschickt, u. keines mehr. Haben Sie sie von H. nicht bekommen? Sagen Sie mir, kömmt der vortrefliche Mann nach W. oder nicht?
-Rückseite
-Herrn
+
+Rückseite
+
+Herrn
Gelehrten
-Bey Herrn D. Göthe.
+
+Bey Herrn D. Göthe.
WeymTextverlust
-Lenz’ Hand, Entwurf zu Brief an Lauth vom 17. Juni 1776
+
+Lenz’ Hand, Entwurf zu Brief an Lauth vom 17. Juni 1776
1) nicht ein Wort teutsch reden in Lyvrey gehen aufwärts bey Zürch kriegst 20 bis 25 # eine Livrey Obristen Kleidungsstücke an Wäsche Schuhe u. Strümpfen nicht sich wenigstens auf 3 Jahr engagiren läßt er sich ihrer uberwendig macht so wird ihm das Reisegeld vom Gehalt abgezogen Reisegeld von Strasb. nach Lübeck von da geht er zu Wasser nach Pernau.
-Ein gewisser Cap. Rennekampf erkundigt sich nach den Doctor Sax und Prof. Schütz die seine Freunde gewesen
-horizontal gespiegelt Von Palloper. Er hat vor 26 Jahren als Hauptm. mit seinem Corps in Strasb. gestanden
-vertikal gespiegelt 2 Binden
+
+Ein gewisser Cap. Rennekampf erkundigt sich nach den Doctor Sax und Prof. Schütz die seine Freunde gewesen
+
+horizontal gespiegelt Von Palloper. Er hat vor 26 Jahren als Hauptm. mit seinem Corps in Strasb. gestanden
+
+vertikal gespiegelt 2 Binden
1 P. seidene Strümpfe
1 Hemd
1
@@ -3398,24 +3800,30 @@
Soldatenweiber nähren sich mit ihrer Arbeit
Offiziers von ihren Männern trennen
Alle Anstalten wegen der Deserteurs fallen weg, Kinder zu hause
-Tout ou rien.
-Soldatenweiber machen die Marquatete
-Ich sah Weiber als Amazonen im Nothfall mitfechten und das stärkste corps de reserve machen
+
+Tout ou rien.
+
+Soldatenweiber machen die Marquatete
+
+Ich sah Weiber als Amazonen im Nothfall mitfechten und das stärkste corps de reserve machen
Hier schick ich Ihnen mein schätzbarer Freund ein Exemplar von meinen Soldaten zur schuldigen Danksagung für alle mir in Mannheim erzeigte Liebe. Es sollte mich freuen, wenn es von Ihrer Schauspielerbaumschule als Uebungsstück deklamirt werden könnte.
-spätere Notizen Daß alle Bürger itzt drauf rechen könenn daß die herzen ihrer Weiber an den Soldaten hängen die ledig sind.
+
+spätere Notizen Daß alle Bürger itzt drauf rechen könenn daß die herzen ihrer Weiber an den Soldaten hängen die ledig sind.
Ich habe Eckhafen hier auf einem Conzert bey Hofe gesprochen und viel von Mannheim mit ihm gerTextverlust Er ist wohl zu alt und zu wohl in Gotha, als daß eTextverlust ausserordentlich vortheilhafte Bedingungen zu IhneTextverlust translocirt werden könnte. Er erbietet sich aber gTextverlust wenn Sie ihm junge Mannheimer zuschicken wollen, sie auf alle mögliche Weise zuzustutzen und er ist in der That der Mann dazu. Wie sehr wünschte ich unserm Freunde Müller eine Unterredung mit ihm. Es freute mich wie ein Geschenk, daß er über unsere gewöhnlichen Schauspieler und ihre Gebärdungen mit mir auf ein Haar zusammentraf. Sagen Sie doch das wenn es seyn kann einmal dem Graf Portia. Hier ist ein Liebhabertheater für Adel und Bürger, wo alle elende Schauspielerregeln verbannt sind. Ueberhaupt interessirt sich der Herzog und beide Herzoginnen ungemein für deutsche Litteratur, mehr als ich sagen darf.
Daß es mir wohl geht brauch ich Ihnen nicht zu sagen, sonst blieb’ ich nicht so lange. Grüssen Sie doch alle guten Freunde und behalten mich lieb.
Lenz
-
+
+
Wieland ist ein herzguter Mann mit dem ich gleich zusammen geschmolzen bin. – – Auch sind sonst viel trefliche Menschen hier und die Liebhaberei allgemein weil der Hof das Exempel giebt. Grüssen Sie unsern lieben Müller doch.
2ter Theil wo die bürgerlichen Einrichtungen
Alles kommt auf einen Numerische Eintheilung in Klassen an die durch die Feudalverfassung zu Grund gegangen, daß alle Classen sich die Hände bieten u. so allw Kräfte in Bewegung gesetzt werden Stuart schlägt vor.
-Ddd.
+
+Ddd.
Mittwoch. Weimar.
@@ -3423,11 +3831,13 @@
Lieber Bruder! hier bin ich seit zwey Tagen unter den großen Himmels Göttern und kann Dir fast nichts reden, so reich, so voll, so leer bin ich an Worten – an Gefühl. Ich pakte auf einmal zusammen und machte mich fort, und bin iezt hier gehalten. Was soll ich Dir sagen, von Goethe, von Wieland? Am Montag kam ich hier an – lag an Goethes Hals u. er umfaßte mich innig mit aller Liebe „Närrischer Junge! und kriegte Küße von ihm. „Toller Junge! und immer mehr Liebe. Denn er wußte kein Wort von meinem Kommen, so kannst Du denken wie ich ihn überraschte. O was von Goethe ist zu sagen! ich wollte eher Sonn und Meer verschlingen! Gestern brachte ich den ganzen Tag mit Wielanden zu. Er ist der gröste Mensch den ich nach Goethe gesehen habe, den Du nie imaginieren kannst als von Angesicht zu Angesicht. Größe, Liebe, Güte, Bescheidenheit – Steinige den Kerl der ihn verkennt wenn er ihn gesehen, an seiner Brust geliegen hat, sein Geist um faßte u. ihn begriff. Hier sind die Götter! Hier ist der Siz des Großen! Goethe ist Geheimer Legations Rath mit 2000 Auch hab ich einen großen Menschen am Presidenten von Kalb gefunden – Lenz wohnt unter mir u. ist in ewiger Dämmerung. Der Herzog ist vortreflich u. werd ihn bald sehen. Glaub von allem nichts was über das Leben hier geredet wird, es ist kein wahres Wort dran. Es geht alles den großen, simplen Gang u. Goethe ist so groß in seinem politschen Leben daß wirs nicht begreifen – u. Wieland! glaub nicht daß ich überspannt bin – ich häng an dem Menschen so stark daß ichs nie möglich hielt an einem Menschen so zu hängen, er will mich nicht mehr fortlaßen. Weiß viel von Dir u. liebt Dich – Laß Dich von nichts drücken u. quälen – sie werden mich hier ruhig machen. Wo ich hin seh ist Heilbalsam für meinen Geist u. Herz – Adieu! KI.
Entschuldige mich doch guter Kaiser bey unserm theuren Lavater, von dem ich durch Ehrmann viel erfreuliches gehört, daß ich in einer Seelenlage bin, in der ich ihm lange nichts werde schreiben können, wo michs aber immer stärken und aufmuntern wird, von andern gute Nachrichten von seinem Befinden zu hören. Ich danke ihm tausendmal für alle Proben seiner Güte gegen mich, die sichtbaren und unsichtbaren, bitte nochmals sobald es möglich seyn wird
um das ihm bewußte Päckgen dessen Adresse er nur an Goethen macht (weil ich aufs Land gehe) und mir zur Stärkung ein Paar Worte von sich und seinem Befinden beylegt. Gleicherweise empfiehl mich Pfenningern. Und behalt auch Du mich lieb
-L.
+
+L.
Sachen die hier bleiben
-Regenschirm (Philipp in die Post)
+
+Regenschirm (Philipp in die Post)
Instruktion des Königs v. Preussen
Ray de St. Genie
geschweifte Klammer für die obigen beiden Einträge schickst du an Mühlgau.
@@ -3438,7 +3848,8 @@
Der Hut u. die Strumpfbänder
(an Goethen)
(Goethen, dem Herzog vorzulesen)
Ramonds Drame und den Soulier mordoré (den Herzoginn Mutter hat, der regierenden Herzoginn zu bringen)
-Sachen die ich mir ausbitte
+
+Sachen die ich mir ausbitte
Alle Bücher auf dem Stuhl
zweispaltige Tabelle, zunächst die rechte Spalte
Polyb vies des peintres
@@ -3453,23 +3864,31 @@
Chevalier d’Eon. Vor allen Dingen u. mit dem drin liegendem Pappier
Kriegsbaukunst
- Julius Caesar Das Pack mit meinen 2 Brieftaschen
(unaufgemacht)
+
+ Julius Caesar Das Pack mit meinen 2 Brieftaschen
(unaufgemacht)
v. Siena vor allen Dingen und unaufgemacht.
-Siegellack. Chokolate. Feuerwerke. Soldatenpuppen für die Baurenkinder.
-Wäsche (was die Wäscherin hat, 1 Hemd, 1 Schnupftuch, 1 P. seidne Strümpfe, einige Binden
+
+Siegellack. Chokolate. Feuerwerke. Soldatenpuppen für die Baurenkinder.
+
+Wäsche (was die Wäscherin hat, 1 Hemd, 1 Schnupftuch, 1 P. seidne Strümpfe, einige Binden
was da ist, ein Hemd, 3 Binden, 1 Schnupftuch, 1 P. seidne Strümpfe, 1 Nachtmütze, 1 P. zwirn Strümpfe, 1 P. schwarzseidne
- noch nicht da.
-Meinen Strasburger Frak mit Weste. Mein Nachtwämsgen u. Ueberrock
+
+ noch nicht da.
+
+Meinen Strasburger Frak mit Weste. Mein Nachtwämsgen u. Ueberrock
Meinen Corsenhut Stiefel u. 2 Paar Schuh. Auch die neue Schuh die mir
der Schuster bringen wird der bey Krausen wohnt.
- nicht fertig.
-Pappier, auch Postpappier
+
+ nicht fertig.
+
+Pappier, auch Postpappier
Siegellack
Seife
-Einen Haarkamm hätte noch nöthig und ein Scheermesser, weil ich mich sonst vor mir selber fürchten muß.
+
+Einen Haarkamm hätte noch nöthig und ein Scheermesser, weil ich mich sonst vor mir selber fürchten muß.
2 Schnupftücher v. mir
1 Hemd m. Manschetten v. mir
1 ohne M. v. Hern. G. L. R.
@@ -3485,8 +3904,10 @@
Was ich da lasse und nicht zu eröffnen bitte
-Im Coffer.
-Briefe
+
+Im Coffer.
+
+Briefe
Zwey Päcke Pappier
1 livre d’amis
1 Samtrock West Hosen
@@ -3505,14 +3926,18 @@
links grüß Klinger vielmalen
Wenn ein Vorhängeschloß vor meinen Coffre hättest wegen der Papiere wäre mirs sehr lieb. Dies schließt nicht ich habe den Schlüssel verloren
-mittig
+
+mittig
Herrn
Geh. Leg. Rath
Goethe
-mit Bleistift, heute stark verwischt, zitiert nach FSt II, S. 5 Vor allen Dingen bitte Wieland die […] sobald er sie missen
-
+
+mit Bleistift, heute stark verwischt, zitiert nach FSt II, S. 5 Vor allen Dingen bitte Wieland die […] sobald er sie missen
+
+
Bitte mir alles aufs bäldeste zu schicken
-Um die Wäsche bitte aufs eheste
+
+Um die Wäsche bitte aufs eheste
ich geh aufs Land, weil ich bey Euch nichts thun kann.
@@ -3546,7 +3971,8 @@
Sommer nicht mehr zurück. Sag mir doch ob Du sie nach meinem Ietztern ungeschnitzelten Profil erkannt und gleich gefunden hast, wo nicht, so bekomm ich wann’s meine Finanzen gestatten einen Stuhl wie sie zu Zürich haben (den ich hier schon für jemand anders nach einem kleinen Muster machen ließ) und dann solls nicht fehlen, sie muß noch einmal sitzen. Jgfr Kg thuts uns.
kommende Michaelis reiß ich nach Göttingen, wenigstens reiß ich, das ist ausgemacht, seh Dich vielleicht – dann Liebster hastu (siehstu ich bitte Dich aufn Knieen) heitere Miene, bist alsdann Lenz und ein etablierter Mann und Adieu! Glaubstu daß ich Dich liebe?
-Dein Röderer.
+
+Dein Röderer.
Nun noch ein paar Blicke in den Courier du bas Rhin, find ich was so kriegsts.
Paris 9 17 Juin. On travaille en France a 15 Vaisseaux de Lign. & 11 fregates. precaution pour Ia tournure que pourra prendre Ia guerre de I’Amerique. On va rifondre les ordonnances anciennes de Ia marine pour etablir une nouvelle discipline.
@@ -3562,18 +3988,21 @@
Der Portug: Hof scheint von Engell. zum Zwist mit Span: aufgehutscht zu werden damit dieses nicht so leicht die Colonien begünstige bald bald muß es sich entscheiden u. Engelland kann doch Port. nicht unterstützen, und Spanien ist reich etc. u. hätte gern was ihm lieb ist Minorka Gibraltar etc.
Sonst fand ich nichts, Leb wohl Bruder, schick mir wann’s seyn kann die Urkunde, Du bist liebender als ich, aber Du kannst mich kaum lieben wie ich Dich; liebe mich nicht mein David mein Bruder Du heiliges Kind Gottes liebe mich nicht aber sey ruhig, fasse Dich, sey stark, laß Dich die Rechte Deines und meines Gottes leiten, halten, stärken, sei stark so, wann Du schwach bist
-Dein Röderer.
+
+Dein Röderer.
Hannover. Den 2ten Jul. 76.
In der Zerstreuung, worin ich lezt schrieb, hatt ich vergeßen, Ihnen, m.l. L. das Verlangte zu schicken, das längst fertig war, aber unter Papieren auf meinem Tische vergraben lag. Hier ist es, und zugleich den Brief von Helwing, den ich mit den vorigen mir zurück, oder zu vernichten bitte. Daß Sie sich merken lassen, von wem Sie die Designation haben, versteht sich von selbst. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen für das übersandte Stück von Herrn Röderer gedankt habe, sonst thu ichs noch. Von Schloßern hab ich Briefe, aber kein Wort von Ihren Engländern. Ich schreibe dieß wieder unter Arbeiten und in Erwartung der Englischen Post, die – aber da ist sie. Nun geschlossen! Leben Sie wohl, und behalten mich lieb
-Boie.
+
+Boie.
ich muß euch zu eurem Trost sagen, bester Einsiedel! daß Melanide eine Erzehlung vom Armand ist, die auf sie vermutlich soviel Eindruck gemacht haben muß, daß sie sich den Karakter ganz zu eigen gemacht und folglich auch den ganzen Roman selbst hat spielen wollen. Adieu.
-L.
+
+L.
Die Gleichen 2 mal abmalen eines für W.
@@ -3599,7 +4028,8 @@
Je ne sais que penser trop genereuse amie de la Silhouette que vous avez eu la grace de m’envoier par mon ami Roederer. Il serait trop de presomption de ma part d’ajouter foi a ce beau conte de Fées qu’il m’a fait ladessus, cependant je n’ose m’avouer la verité et me priver du plus beau songe que j’eusse eu de ma vie.
Permettez que je m’en tienne entièrement a votre bonté et qu’en le prolongeant autant qu’il me sera possible j’en profite pour vous faire une infinité de remercimens accompagnés des plus vives instances, parce que cette illusion fait tant de bien a mon imagination qu’elle fait honneur a votre cœur, de ne pas m’en detromper
-
+
+
tournez
@@ -3643,16 +4073,22 @@
Noch ein Wort. Lieber Lenz – wieg Deine Schritte, und thu nie nichts ohn einen Freund. Laß den Freund Deine Vernunft seyn. Sey zufrieden mit Deinem Herzen und Deinem Genius.
Adieu. Ich bin – vieles und keines, und alle Tage nur wenige Momente meiner selber. Kaufmann und Pfenninger sind izt bey Schloßern. –
-Dein Lavater.
+
+Dein Lavater.
-Hegi, den 10 Julius 1776.
+
+Hegi, den 10 Julius 1776.
Hier ist der Guibert die andern Bücher sind nicht zu haben.
-Da ist ein Louisdor.
-Deine Zeichnungen sind brav fahre nur fort wie Du kannst.
-Leb wohl und arbeite Dich aus wie Du kannst und magst.
-G.
+
+Da ist ein Louisdor.
+
+Deine Zeichnungen sind brav fahre nur fort wie Du kannst.
+
+Leb wohl und arbeite Dich aus wie Du kannst und magst.
+
+G.
@@ -3685,7 +4121,8 @@
Adieu belle Chanoinesse, car telle je Vous ai vúe la derniere fois, telle je Vous reverrai un jour si non dans ce monde pourtant dans un autre. Soyez toujours aussi parfaitement heureuse que Vous serez adorée de moi et n’allez pas Vous imaginer qu’on peut etre malheureux avec des sentimens pareils pour Vous.
Lenz
au jour de Votre nom le 15 de Juillet 1776.
-
+
+
j’espere de revenir
um 90 Grad gedreht
@@ -3696,25 +4133,32 @@
Hier Bruder eins und das andere.
Es wäre mir doch wenn die Meynungen eines Layen im Merkur kürzlich recensirt würden, ohne Ansehen der Person. Sag’ Wieland nicht von wem sie sind.
-Sag mir doch ob Herder nicht bald kommt. Mein Herz ahndet ihm entgegen.
-Ich möcht ihn und sein Weib gern sehen – geniessen kann ich itzt nichts mehr.
-
+
+Sag mir doch ob Herder nicht bald kommt. Mein Herz ahndet ihm entgegen.
+
+Ich möcht ihn und sein Weib gern sehen – geniessen kann ich itzt nichts mehr.
+
+
Sie Charakter von Sienas Freundin – tief – verb. – um sie nicht zu verderben weil sie ihr nicht ihre Neigung zu gestehen, weil sie wohl sieht daß jene als Delikatesse für sie gl. abtreten würde und ihr wie natürlich Liebe für ihn zutraut. Sie begegnet also Truf. mit der äußerersten Inegalität. Die falsche Delikatesse kreuzt sich wun-
-
+
+
derbar mit Cath. an der es ihr immer ärgert daß sie Tr. nach ihrer Meynung nicht freundl. Genug und zwar aus pruderie denkt sie, begegnet. Endl. kommt sie zum Ausbruch und zu
(Grosser Krieg gegen die falsche moralische Delikatesse die die Herzen soweit entfernt und ihren Grund in Stolz haben. x x
-
+
+
x x was es der Freundin kostet endlich zu gestehen daß sie ihn liebt.
wohin es im Stück doch getrieben wird.
-Zeichnung eines liegenden Soldaten
-des pouvraint revendiquent leurs droit pretensions avec main forte
+
+Zeichnung eines liegenden Soldaten
+
+des pouvraint revendiquent leurs droit pretensions avec main forte
@@ -3727,7 +4171,8 @@
Das Bataillon so der Herzog von Weimar im letzten Krieg zur Reichsarmée stellte hat aus 666 Mann Feuergewehr bestanden, welche in 3 Compag: eingetheilet waren. Reiterey giebt Weimar nicht wirklich, sondern es verträgt sich hierüber mit Gotha welches für sich und für Weimar 2 Compag. Dragoner stellt.
In Weimar stehen 4 Compagn:, und stehen davon 68 Mann tägl. auf der Wacht. Außer Eisenach ist in unsern sämtl. Landen keine Festung. Auf den Land stehen in Weimar Eisenach und Jena 3. Bataill. Landmiliz, jedes Bataill. zu 300. Mann.
-Das Kriegs Collegium bestehet aus den Präsid: v.Kaufberg und den Kriegsrath von Volgstädt
+
+Das Kriegs Collegium bestehet aus den Präsid: v.Kaufberg und den Kriegsrath von Volgstädt
Zur Unterhaltung des sämtl. Weimarer Militärs werden jährl. von den Landständen 64 000 rhl. verwillget.
@@ -3735,8 +4180,10 @@
Der Obriste hat Monatl. Gehalt 110 rhl. d. Oberstl. Lieutn. 64 rh. d. Capit. 43 rhl. d. Lieutnt. 19 rhl. der Fähndr. 18 rhl.
Sollten Sie die neuen Verordnungen des Ministers St. Germain so die Französ: Truppen betreffen erhalten, so erbitte ich mir solche so wohl als die Designation von dem Gehalt der Hanöverischen Truppen.
-Geben Sie bald Gelegenheit Ihnen mündl. zu sagen daß ich bin
-Dero
+
+Geben Sie bald Gelegenheit Ihnen mündl. zu sagen daß ich bin
+
+Dero
aufrichtiger Freund
Wilkau
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Der Hr. v. Birch wird noch einige Ordonanzen erwarten und wann sie complet sind werd ich sie bekommen und mitnehmen.
Deinen 2ten Brief hab ich auch bekommen. brauch Dir also nicht zu antworten weg. Deinem Projekt mit Wieland. Ich danke Deiner schwärmenden Freundschaft. Aber sie scheint doch kaum so schwärmend zu seyn daß Du mich für was mehr als ein Kind hältest. Wann ich Dir schreibe und nicht immer oder vielmehr nie mich genire und gerade zu wie’s mir vom Herz oder vom Eselskopf oder gar von der Hand kommt und Dir hernach mein Brief unverständlich oder nicht pünktlich genug oder weiß Gott wie vorkommt, was geht michs an. Ein andermal mehr. Halt mich vor was Du willst – ich bleibe
-Dein Freund
+
+Dein Freund
R.
An
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Herrn Legationsrath Göthe
zu Weimar
-aufgeklebter Ausriss der Vorderseite
-der
+
+aufgeklebter Ausriss der Vorderseite
+
+der
Kinder
Stra
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Darf ich Sie bitten sich gegenwärtiges Gedichts bey unserm Freunde Boje anzunehmen das hoffentlich die Aergernisse die ich dem Publikum in Ansehung Wielands gegeben wieder gut machen und denen Beherzigungen selbst die mich gezwungen über die Schnur zu hauen und die ich in der dargelegt, mehr Gewicht geben wird. Sie als ein erfahrner Steuermann auf den Wogen desselben sowohl bey Sturm als müssen mich aufs halbe Wort verstehen.
-
+
+
Doch bitte ich vor allen Dingen Freund B. wenn ers ins Museum rückt, den Correktor anzuhalten daß ja kein Druckfehler unterschleiche. So bin ich neulich über gewisse Sachen (besonders Verse) die in der Schweitz von mir herausgekommen sind, die ich kaum selbst verstund, geschweige wiedererkannte
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jemals bestättigt. Ich wünschte von Herzen es erschiene einmal von die Ihrige eine Psychologische Diäthetick
für besondere Individiua und besondere Fälle in die sie gerathen können.
Unter diese mein Gönner! Gehört auch unser kranker liebenswürdiger Lindau von dem ich Ihnen doch sagen muß, daß ich ihn nicht ganz zu übersehen mich getraue, bis er ausgewirkt hat. Wer kennt alle die Keime in menschlichen Seelen – und kurz haben Sie die Gütigkeit, gegenwärtiges Brieflein, das ich ihm zur Ermunterung von verschiedenen seiner Freunde habe zusammenschreiben lassen, worunter Personen Herrn Stabss. Boje der mir das freundschaftliche Anerbieten gethan es zu besorgen, auf das angelegentlichste zu empfehlen.
-Lenz.
+
+Lenz.
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Um was Geschäft ist zuerst auf die Seite zu räumen, muß ich Sie bitten doch gelegentlich Herrn Neukirch zu sagen, er möchte die Rhapsodie, so er Ihnen vorgelesen, doch Herrn Schlosser zurückschicken, sie war für einen andern bestimmt. Ich hoffe aber mit diesem lieben
Mann, wenn er Lust zu mir hat, in andere Unterhandlungen zu treten, die für uns beyde wichtiger seyn werden.
-
+
+
Mr Lenz den 31 Juillet 1776.
Itzt zu Ihnen und Ihrem Institut. Darf ich mir doch einige Nachrichten davon ausbitten. Sind auch französische junge Edelleute darinn? worinn werden sie unterrichtet?
Was andere zu vielen Lärmen machen, werther Freund! machen Sie zu wenig.
-
+
+
Ob auch neue Seeschulen errichtet worden.
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Sie werden mich durch eine umständliche Nachricht von Ihrer Anstalt unendlich verbinden. Herrn P. Lerse bitte viel schönes zu sagen. Ich schmecke itzt die ganze Wollust der Einsamkeit auf den Kontrast des Hofes.
Lenz.
-
+
+
Meine Adresse ist in Weymar an Herrn geheimen Legationsrath Goethe, oder lieber an Hofrath Wieland, weil erster itzt gleichfalls auf dem Lande ist.
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Ich bin von Herzen
Ihr Freund
Lenz
-
+
+
Kein Wort vom in Basedows Nachrichten kein Wort wie es denen schmeckt, denen nun das ihr höchstes Gut ist und deren doch die größte Anzahl ist. Entweder ich schwiege ganz von Religion oder ich richtete sie mehr für den Schwärmer als für den Freygeist ein.
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Ihre Nachricht war mir sehr willkommen; aber eben darum macht sie mich in meinem Fragen immer kühner und unverschämter.
-Kalkulationen Les petich dearchardes dars les viles pay les grandes perdeat lyarges @
-Das Zeughaus besuchen und mich nach allem erkundigen.
-Ganz kurz in Merkur. Unter Louis XIII. 15000
+
+Kalkulationen Les petich dearchardes dars les viles pay les grandes perdeat lyarges @
+
+Das Zeughaus besuchen und mich nach allem erkundigen.
+
+Ganz kurz in Merkur. Unter Louis XIII. 15000
Et 30000 cheraus also den 3ten Theile
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Eilf Exl. sind noch für Dich an Röderern abgegangen. –
Sollte Dirs nicht dort wohl werden können wo hin ich Flügel der Morgenröthe haben mögte! in der Götterhaushaltung! Ich ahnde vielleicht mehr von Deinem Zustand Lieber als Du glaubst. Ich habe mich auch aus vielem herausgerissen und size jezt hier, und ich darbe zwar immer und immer und doch kanns einem gut dabey seyn.
-Pfenninger war in Emmendingen. Lavater treibt immer grosen verworrenen Gang.
-Ach es ist vielen Noth.
+
+Pfenninger war in Emmendingen. Lavater treibt immer grosen verworrenen Gang.
+
+Ach es ist vielen Noth.
Adieu.
-Schreib mir doch plan und deutlich Ade.
-Z. 24 Julius 76.
+
+Schreib mir doch plan und deutlich Ade.
+
+Z. 24 Julius 76.
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Noch sterbend über alles liebe.
Zimmermann ist nicht hier sondern zu Zürich bey Lavater. Eisenberg wird Dir dieß geben wann er noch hier ist wo nicht so geht’s (statt morgen mit Ihm) heute noch mit der Post ab. Leb tausendmal u nimm die Freude und die Ruhe und den Himmel den der ewige beste Freudengeber in jedes Herz schenken will das Ihm sich öffnet, o mein Lenz könnt ich nur etwas von der Ruh geben die ich habe! Dich grüßt die deutsche G. es geht alels gut, treflich. Wagner ist auch hier Adieu Dein Röderer.
-Strasb. Kalend. Julii 1776.
+
+Strasb. Kalend. Julii 1776.
Vom Lande
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Lenz.
Sie werden sich ohne Namen schon forthelfen. Mir gäben Sie einen wahren Beweiß der Freundschaft wenn Sie es noch unangezeigt liessen, könnt’ es aber nicht anders seyn, dazu setzten, von Steenkerk.
-
+
+
Auch von dem andern Antrag bitte um Ihrer Freundschaft willen niemanden zu sagen. Die Sachen folgen so kurz aufeinander.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn
Erben und berühmten
Buchhandlung
in
Leipzig.
-
+
+
1776. D. 2. Aug. Lenz.
-Vom Lande
+
+Vom Lande
Der Herr Geh. Leg. Rath läßt sie vielmals grüßen und wünscht daß Ihnen ihre Rhabarbera wohl bekommen möge. auch schickt er Ihnen hier 2 versiegelte Bouteillen Wein, und Sie mögten nur fleißig zeichnen.
Die verlangte Bücher sind nicht in der Bibliothek. Kann man sie aber sonst auftreiben, so erhalten Sie sie nächstesmal.
-Die Wäsche besorg ich, und auch die Laube auf kommenden Mittwoch.
-Von Briefen ist nichts hier.
+
+Die Wäsche besorg ich, und auch die Laube auf kommenden Mittwoch.
+
+Von Briefen ist nichts hier.
Ich habe nach Zitronen geschickt und denke sie wird mir bringen. – Hier sind drei. Es freut mich sie sind recht schön. Der eingeschlagene Brief und das Paquet gehen nächsten Posttag nach Strasburg ab. Ich bin ihr herzlicher Diener Philip
-
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+
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mit 2 Bouteillen Wein und 3 Zitronen in Papier
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Amalia sucht im Nebel die beyden Prinzen die aus diese zu erhaschen + die aus die fr. zu gradwegs waren gestürzt In dem Augenblick zertheilt sich der Nebel und sie stehen vor ihr
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Ach meine Kinder sagt sie. Du führst sie zu Knebel den sie alle bedauern, dem die Weiber alle abschwörten in dem Augenblick
Die wohlthätige Frau sie hat ihm eine ausgesucht, deren Gestalt die fürstliche Urganda es auf sich genommen um Knebel zu schwärmen sie gibt sie ihm und zwar eben deswegen wird sie nichts weniger als Statue ihn sie auf greif ists Pandolfo nde. Die wächst dich Weib. Ge an ihn will auch ein lang den und d de. Die
-
+
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Sobald ich nach Weymar komme mein Ding für die Herzogin ausmachen sehr vortheilhaft für Pandp. und für sie
-
+
+
Das von der Deutschen Gesellschaft im Merkur.
Bitten Sie doch lieber Philipp daß H. Doktor in seinem Manuscript anstatt Henriette von Waldek schreibt H. von Warbek, Baron v. Warbek, und schreiben Sie es auch so ab. Es hat seine grossen Ursachen.
-Diese sollte der
+
+Diese sollte der
Milton war nun auch einmal gefallen, Newton lag auf dem Bauch als ob er noch in einer Berechnung der Geschwindigkeit der Centralkraft begriffen wäre und Locke schien sehr nachdenklich im Koth zu sitzen wie er wol zu dieser Begegnung könne gekommen seyn
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Küß Kaufmann von mir. Gieb ihm den Brief wenn er kömmt.
Ich leide woran keine Seele denkt.
Kannst Du bethen, bethe für mich.
-adieu L.
-D. 31 Jul. 76.
+
+adieu L.
+
+D. 31 Jul. 76.
Mitteilung Lavaters für Christoph Kaufmann
L. Kaufmann,
@@ -3969,7 +4447,8 @@
Halle den 3ten Aug. 1776.
Ich hoffte selbst das Vergnügen zu haben, Sie , theuerster Freund, persönlich zu sprechen, verschiedene Umstände haben es aber nöthig gemacht, gerade nach Berlin und von da wieder hieher zu gehen; ich schike Ihnen also hier die Briefe, so mir Röderer mit gegeben; sollten Sie mich für würdig halten Ihre Briefe zu bekommen, wiewohl die fehlgeschlagenen Hoffnung einer Antwort auf meinem ersten, mich es fast nicht zu hoffen läßt, so bitte ich solche nur nach Halle zu adreßiren. Ich wünsche Ihnen alles mögliche WohlErgehn und Vergnügen und bin
-Ihr gehorsamter Diener
+
+Ihr gehorsamter Diener
Eisenberg
Candidat en Droits.
@@ -3978,18 +4457,21 @@
Lieber Freund Boje! Die Soldaten sind nicht von mir, ich bleibe dabey, mögen die Herren die so geschwind mit dem Druckenlassen fertig waren, auch den Namen auf sich nehmen. Der Verf. des Hofmeisters darf Sie nicht irre machen, es ist nichts leichter geschrieben als eine Komödie von der Art, aber nichts schwerer verantwortet. Auch dächt ich hätten wir itzt Produkte in der vorgeblichen Manier die Menge als daß dieses itzt ganz nothwendig sollte und müßte auf den Verf. des Hofmeisters schliessen machen. Kurz ich habe selbst bey dem der es zuerst Hn. Leibarzt zugeschickt, meinen Namen nur für einen andern hergegeben der verborgen bleiben Und den die
Bekanntmachung dieser Rhapsodie über kurz oder lang zu Grunde richten wird, da all seine Verhältnisse drüber zum Teuffel gehen. Es thut mir weh genug und ich habe mir alle Mühe gegeben vorzubiegen. Vielleicht hilft dies noch.
-
+
+
Verzeyhen Sie meine Länge über einen so uninteressanten Punkt für Sie. Es liegt mir zu sehr am Herzen als daß ich nicht bitten und geilen sollte um Stillschweigen.
Verzeyhen Sie mein langes Stillschweigen, ich habe viel sehr viel zu thun und mich deswegen von aller menschlichen Gesellschaft abgesondert. Schloßer wird Ihnen vielleicht den Engländer schicken; aber unter angehängter Bedingung nicht meinen Namen zu nennen, denn auch ich will und darf nicht überall genannt werden. Wenn das
Ding ohne Namen nichts nutz ist, so werfen Sies ins Sekret.
-
+
+
Der Verf. der Soldaten soll und muß so heißen ich darf auch Namen nicht länger hergeben da ich in zuviel Verdrüßlichkeiten dadurch gerathen würde und man von mir auf ihn rathen könnte. nur eine Scene ist von mir.
-
+
+
Thun Sie mir die Liebe und hindern die Publizität der Soldaten soviel an Ihnen ist, bitten auch Zimmermann drum. Nur nicht viel davon geredt, ich bitte, noch weniger geschrieben
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Auf Deinen letzten Brief lieber Bruder weiß ich Dir weiter nichts zu antworten. Nur daß ich ihn mit keinem Pack von Göthe wie Du sagtest erhalten habe. Vor oder nach dem Empfang dieses Briefs, den Du durch den nach Dessau reisenden Kaufmann erhältst, wirst Du auch 8 Exemplare von Deinen flüchtigen Aufsätzen erhalten. Die Mademoiselle de Muralt eine liebenswürdige Dame von Zürich brachte mir sie mit und ersuchte mich um ein Exemplar. 2 davon behalte ich zurück und frag Dich wo ich mit hin soll, mir und Wagnern der mein lieber Freund ist hat Kayser eines geschickt.
Auch fragt M Leypold, der Deinen Brief erhalten hat, u Dich grüßt: ob Du Geißlers Geschichte von Teutschland in 2 Quartbänden mitgenommen oder hier wo in andern geliehen hast?
-Salzmann schreibt Dir, Deine übrigen Freunde grüßen Dich, die Sozietät und H. v. Kleist.
+
+Salzmann schreibt Dir, Deine übrigen Freunde grüßen Dich, die Sozietät und H. v. Kleist.
Vor 14 Tagen hab ich Pfenninger bey mir gehabt und bin mit ihm samt Blessig und Wagner nach Emmendingen wo wir Lavater antrafen und 2 Tage sehr vergnügt bey einander blieben. Hr Hofrat und seine Frau grüßen Dich herzlich, Du hättest wieder dabey seyn sollen als sie uns alte Romanzen sang und besonders die aus dem Faust. Pf. konnts kaum tragen in Strasburg Dich nicht zu sehen.
Wann Du mir was zu schicken hast, so schicks bald wenigstens doch ein Briefchen, dann ich geh nach 6 Wochen aufs aller spätste von hier nach Göttingen, und bald drauf ohne lang da zu weilen werd ich durch Leipzig nach Dessau gehn wanns meine Finanzen zu lassen. Die Adresse ist (Du hattest es Iezt vergessen) bey Rausch zu Kehl.
-Lieb mich noch immer und sey glücklich.
+
+Lieb mich noch immer und sey glücklich.
Dein Röderer.
Strasb. den 8 Augst. 1776.
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Lieber Schaz, was Du gern hättest kan ich Dir izt nicht schicken. Dafür schick ich Dir den Etat de france in 4. Oktavbänden, woraus Du viel detail lernen kannst. Hab Sorge zu den Büchern! Das Siecle de Louis XIV. verlang von der Herzogin-Mutter; sie wird Dirs gerne geben; oder von Cura ut valeas. Hab uns lieb, und mach daß Du bald wieder hier existirst. Du kannst hier so gut einsam leben als in Berka, wenn Du nur ein für allemal ein wenig arrangirt bist – Wozu alles was Dich lieb hat, herzl. gern behülflich seyn wird. Adieu.
Wieland.
-
+
+
Heute ist dem Hrn. G. Leg-Rath sein 27ter Geburtstag.
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Anbei Papier und ein Paket mit von H. HofRat Wieland und einen Billett von ihm nebst einem angekommenen Brief.
Ich rekommandire mich.
-
+
+
Dem alten Vt. ein Explar schicken sauber gebunden
Auch m 2 –
-Pack eines S. G. zu übermachen
+
+Pack eines S. G. zu übermachen
Begreiflich machen daß er wohl noch mächtiger wäre durch Allianzen als zu ¿¿¿ ¿ main forte
@@ -4055,7 +4542,8 @@
Madame la Duchesse Vous remercie de Votre souvenir, mais Elle ne comprend rien aux graces et bienfaits dont vous parlé a son Sujet, elle m’a chargée de Vous faire ses Complimens.
Je serai toujours três charmée d’avoir de Vos nouvelles, particulierement quand Vous me direz que Votre santé, pour la quelle nous avons crainte, est parfaitement retablie.
-Louise G.
+
+Louise G.
@@ -4090,7 +4578,8 @@
Dein Bote gieng obschon er alle Kräfte anwandte die ihm Weib und Kinder übrig gelassen mit der Geschwindigkeit eines Mauleseltreibers; ich wäre eben so geschwind und ungefähr in eben der Gemüthsfassung mit blossen Knieen auf Erbsen nach K– gerutscht; Und doch war eben der Merkurius den andern Morgen als ich ihn wollte ruffen lassen, Dir Frau v. Stein Brief und Zeichnungen zuzuschicken, (obschon ichs ihm Abends vorher hatte notifiziren lassen) über alle Berge. Wofür Du ihn sermoniren kannst, damit ers ein andernmal in ähnlichen Fällen nicht wieder so macht.
-
+
+
i beg thee to see frequently the spouse of
the lady. I have a pressentiment thou willst
thank me of having given thee a counsel
@@ -4138,7 +4627,8 @@
Salzmann Act.
Der junge Bernhard von Textverlust hat banqueroute gemacht und davon geloffen sagen S ie das Göthe.
D. 21. 7br.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn Lenz bei H. Legations Rath Göthe
In Weimar.
@@ -4153,15 +4643,18 @@
1 P. Schuhschnallen
Ihre Paar Sporen. und da schicken Sie doch mit dem nächsten dann Hr. G. L. R. seine Sporen wieder zurück.
-in Bleistift, spiegelverkehrt
+
+in Bleistift, spiegelverkehrt
D 22 Septbr.
-@ unleserliche Notizen, Lenz’ Hand und andere?
+
+@ unleserliche Notizen, Lenz’ Hand und andere?
6
5. 6. 3.
2 15
-2 Div
+
+2 Div
u. Caffe
@@ -4171,7 +4664,8 @@
inliegend 1 gr. übrig gebliebenes Brief Porto.
Ich fahre fort zu dienen mit dem unendlichsten Vergnügen und verharre Zeitlebens mit der grösten Hochachtung
-Ihr
+
+Ihr
gehors. Diener
Schenk
@@ -4181,7 +4675,8 @@
Es war die Mutter vom nunmehrigen geheimen Legationsrath Goethe, die ich in · Frankfurt auf der Durchreise das erstenmal kennen gelernet, von der ich Mamaen das schrieb. Seine Schwester, eine gleichfalls sehr würdige Dame ist lange verheurathet mit einem Manne der ihrer werth ist.
Ich Ihrer spotten – das ist ein Gedanke, der mich tödten würde, wenn ich nicht hoffen dürfte, daß er nur aus Ihrer Feder, nicht aus Ihrem Herzen gekommen ist. Ich sehe mein Vater! daß es ein Schicksal ist, das ich nicht ändern kann, wegen Entfernungen der Zeit und des Orts von Ihnen und allen den Meinigen mißverstanden zu werden. Wie heilig mir Ihre Briefe sind, mag Gott Ihnen durch einen andern Weg als durch meine Feder künftig bekannt machen, oder auch nur ahnden lassen. Fahren Sie fort mir diese Beweise Ihrer Güte noch zuzuschicken wenn Sie mich dessen werth glauben.
-
+
+
Wie Goethe und die Seinigen sich zu allen Zeiten gegen mich bewiesen und wieviel ich ihnen schuldig bin, kann ich nie genug erkennen und rühmen.
@@ -4190,17 +4685,20 @@
Goethe ehrt Sie wie ich. Die Welt ist groß mein Vater, die Wirkungskreise verschieden. Alle Menschen können nicht einerley Meynungen oder vielleicht nur einerley haben. So unvollkommen das was man in jedem Fach der menschlichen Erkenntniß nennt, seyn mag, so ist es, wie Sie selbst mir nicht ganz absprechen werden, jungen Leuten doch nothwendig, sich hinein zu schicken, wenn sie der Weit brauchbar werden wollen. Glücklich sind sie wenn sie Väter haben wie ich, deren Beyspiel auch bey veränderten Umständen und Zeiten immer und ewig ihnen Muster bleiben muß. Das sage ich weder aus Heucheley noch aus Schmeicheley, denn was für Vortheile könnte mir beydes bringen,
sondern aus Erkenntniß der Wahrheit, aus
inniger Verehrung und Anbetung des Geists der in Ihnen webt und würket.
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+
Bitten Sie doch Bruder Carl um die mir in einer guten Stunde aus Ihrem und meiner Mutter Munde historische Nachrichten von meinen Großeltern # sowohl von als von mütterlicher Seite aufzuschreiben und zuzusetzensenden, er wird damit machen. Die Gnade dieses Fürsten für mich ist Gottes Werk.
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+
NB. # Wollten Sie mich etwas von Ihrer eigenen Lebensgeschichte dazuzuthun, würd ichs mit dem höchsten Dank erkennen.
Die Briefe meiner Geschwister stärkten mich gleichfalls. Sagen Sie Fritzen ich werde Sorge für seinen Auftrag haben, fürchte aber, er werde ein wenig unthulich seyn, falls nicht etwa ein Landsmann nach Lief- oder Curland hineingeht, der einen Burschen mitnimmt. Mein Bruder Christian ist immer der einzige Mensch der mich noch am besten verstehen kann; sein Glück, seine Zufriedenheit sind die meinigen. Schwester Lottgen und Liesgen bitte ihre Munterkeit nicht zu verlieren, das Leben wird heutzutage immer bitterer – und immer süßer. Ein Augenblick – ersetzt Jahre voll Kummer – auch ein Augenblick wie der wenn ich Nachrichten von Ihnen erhalte. Schwester Norgen möchte ich sehen, Bruder Carl wird die Hofnungen seines Vaters nicht so grausam hintergehen als ich. Dürft ich bitten alle ihre Schattenbilder zu nehmen, und sie mir verkleinert mit einem Instrument das man Storchenschnabel nennt, im Briefe zuzuschicken.
-
+
+
ich küsse Schwester Norchen und bitte sie das Glück ganz zu fühlen und zu schätzen, der letzte Trost ihrer Eltern zu seyn.
@@ -4209,8 +4707,10 @@
Ich muß noch hinzusetzen, daß ich jetzt durch die Bekanntschaft Wielands eines der grössesten Menschen unsers Jahrhunderts, dessen Werth aber freilich nur erst die Nachwelt ganz schätzen wird – und ich darf sagen durch sein Herz und seine Freundschaft eine der glücklichsten Aquisitionen meines Lebens gemacht.
Darf ich nochmals um Ihre Lebensgeschichte flehen. Nur auf einem Blättgen, wenns Ihre Zeit nicht erlauben will. Ich küsse Mama und Ihnen die Hand und alle Geschwister tausendmal. Ihr gehorsamster Sohn
-JMR Lenz.
-
+
+JMR Lenz.
+
+
im Merkur werden Sie mich bisweilen auch finden.
@@ -4224,7 +4724,8 @@
Den Engel von dem Du schreibst u. um den Du lebst, habe ich nur eine Viertheilstunde, zerstreut u. verwirrt, gesehen – Diana im Chor der Nymphen u. Dryaden.
Lebe wohl. Weib u. Kinder grüßen Dich. Mir ist wie allen Neuangekommenen, selbst im Elysium seyn muß. Ich habe Kaufmann hier gefunden, der morgen reist u. Dich sehr grüßet.
-H.
+
+H.
Dienstag.
@@ -4240,28 +4741,38 @@
Ich wünschte überhaupt Du suchtest die nähere Bekanntschaft dieser Dame, und ich habe das Herz ohne Augur oder Druide zu seyn beyden Teilen sehr viel Genugthuung davon zu versprechen. Soviel Großes habe ich nicht leicht in einem Karackter vereinigt gefunden, der ganz und gar auf sich selber ruht. Doch ich sollte mich billig nie unterstehen etwas auf der Welt zu loben. Le.
-
+
+
An keinem Orte keine Antwort.
-Herr Cästner mündliche Antwort, viele Compli. nebst Versicherung der besten Besorgung.
-Herr Herder hat um 12 noch nicht geschrieben will bis weitere Gelegenheit versparen
-Herrn Göthe habe eigenhändig Ihren Brief gegeben, auch ohne Antwort.
-Philip habe auf 3 mal nicht angetrofen und Bothenfrau, will – oder kann nicht länger warten.
+
+Herr Cästner mündliche Antwort, viele Compli. nebst Versicherung der besten Besorgung.
+
+Herr Herder hat um 12 noch nicht geschrieben will bis weitere Gelegenheit versparen
+
+Herrn Göthe habe eigenhändig Ihren Brief gegeben, auch ohne Antwort.
+
+Philip habe auf 3 mal nicht angetrofen und Bothenfrau, will – oder kann nicht länger warten.
innliegend etwas, u. da es ein Hofbedienter gebracht. vermuthe daß solches von Herrn Göthe sei u etwan bei Durchl. Herzog geschrieben ist.
-Der Schneider ist nicht fertig. Philip hat es vielleicht vergessen Dürfte ich Ihnen ersuchen, alle Ihre Commiss. ohne Compliments
+
+Der Schneider ist nicht fertig. Philip hat es vielleicht vergessen Dürfte ich Ihnen ersuchen, alle Ihre Commiss. ohne Compliments
an mich zu schicken. Jeder Tag da ich die Bothenfrau vermuthe ist vor mich ein Freuden Tag. Seyn Sie deß versichert. Leben Sie wohl.
-Der Brief ist nach Göttingen francirt kostet aber nur 3 g. also 1 g. zurück.
-Viele Compl. von Herrn von Kalb
-Schenck
+
+Der Brief ist nach Göttingen francirt kostet aber nur 3 g. also 1 g. zurück.
+
+Viele Compl. von Herrn von Kalb
+
+Schenck
Liebster Bruder! So eben komm ich zu Göttingen an. Um Dir nicht länger das kleinere Briefgen vor zu enthalten das zu lang schon bey mir zögerte, schreib ich nur wenig. Laß mich bald doch wißen ob Du mich noch liebst, ich glaubs zwar aber hilf meinem Unglauben. Dein Röderer
-bey Fr. Profeßor Hambergerin an der Allee zu Göttingen.
+
+bey Fr. Profeßor Hambergerin an der Allee zu Göttingen.
An Herrn
Herrn Lenz abzugeben bey
@@ -4278,8 +4789,10 @@
Der Herzog hat neulich hier einen sonderbaren Zufall gehabt: er fiel von einem Floß im Schloßgraben ins Wasser, ich sprang nach und hatte das Glück ihn, ohne Schaden, heraus zu ziehen. Herder ist mit ihm hier gewesen und find't allgemeinen Beifall. Wer sollte ihm auch den streitig machen können? Er und Wieland sind, wie der Letzte es von Jedem seyn muß, Freunde und werden es noch immer mehr werden.
Göthe hab ich nun lang nicht gesehen; er ist so von Geschäften absorbiert in W., daß er den Herzog nicht einmal hat herbegleiten können.
-Leben Sie wohl und grüßen alle guten Freunde, auch Jungfer Lauth.
-Lenz.
+
+Leben Sie wohl und grüßen alle guten Freunde, auch Jungfer Lauth.
+
+Lenz.
Die folgende topographische Angabe ist eine Anmerkung der Edition
@@ -4290,7 +4803,8 @@
Grüßen Sie die deutsche Gesellschaft und melden Sie mir recht viel Neues aus Straßburg und Paris. Ist eine gewisse Exzellenz von Vietinghof durch Straßburg gegangen? Er ist ein Vetter von General bei Baviere. – Vielleicht sehen Sie mich einmal in herzoglich sächsischer Uniform wieder. Doch das unter uns.
Melden Sie mir doch ob Herr Fries, mit dem ich nach Italien wollte, noch in Straßburg ist und grüßen ihn, wenn Sie ihn sehen. Sollte Röderer etwa gar das benannte Paket von Herrn von Kleist noch nicht erhalten haben, so seyen Sie doch so gütig und begrüßen ihn selbst darum. Er weiß schon wovon die Rede ist. Und versichern ihm von mir viele Empfehlungen.
-
+
+
@@ -4299,7 +4813,8 @@
Lieber Engel, da hast Du die Offenbarung Seb. Merciers – Deinem Vater – ach! lieber Lenz! Mein Gedächtnis! Meine ewigen Zerstreuungen! – Ich hab ihm nicht geschrieben – Es kam mir ganz aus dem Sinne – Schreib Du ihm etliche Zeilen und schick sie mir, mit seiner Addresse: ich will ein Brieflein von meiner Hand dazulegen, und so wirds am besten seyn.
-Herder ist ein Mann Gottes!
+
+Herder ist ein Mann Gottes!
Kaufmann ist ein edler, großer, guter Mensch. Er hat das Ding im Merkur das wir ihm zuschrieben, nicht gemacht, hat auch keinen Antheil dran.
@@ -4316,8 +4831,10 @@
Es war mir wahre Belohnung daß der alte Vater Gevatter Bruder und Schwester Joseph Maria Herzens Wieland meinen Pietisten nicht unter die Bank geworfen. Denn er freute mich als ich ihn schrieb.
Darf ich zum voraus anfragen lieber Episkopus, ob Du einem maitre de langues ein Paar Englische Bücher leyhen kannst, etwa auch eine Grammatik etc. Die Herzoginnen wollen den Winter Englisch lernen
-Empfiel mich Deiner Frau und Kleinen nebst Schwägerlein.
-L.
+
+Empfiel mich Deiner Frau und Kleinen nebst Schwägerlein.
+
+L.
Herrn
Herrn Generalsuperintendenten Herder
@@ -4325,8 +4842,10 @@
Zwey Stücke Herr bitt ich von Dir
-In dem Merkur ein Ehrendenkmal für
-Beantwortung folgender Preißfrage
+
+In dem Merkur ein Ehrendenkmal für
+
+Beantwortung folgender Preißfrage
„Wie weit der Zweiffel gehen dürfe bey Untersuchung der Wahrheit und was eigentlich Moralische Gewißheit seiý. Das heißt die Grenzen des Verstandes und des Herzens zu ziehen und zu bestimmen, welche von beyden in am meisten gehört werden müssen, das heißt ob eine Evidenz imn Verstande durch hervorgebracht werden könne – müsse? –
Der Preiß wird das ganze Publikum seyn.
@@ -4344,15 +4863,18 @@
Von altem schweige, liebstes großes Herz! um was ich dich bitte ist Glaube an meine starke unvermögende Liebe.
Wenn ich weiter nicht gehen kann, so komm ich doch nach Weimar, sollt ich auch zu Fuß gehen und mit Brod und Wasser mich nähren. Ich muß Luthers Bruder predigen hören, und die Männer sehen die mein Herz ehret, und dich umarmen zum lezten mal und dann will ich gern nach St. zurück und an den Pflug.
-Lang kann ich ohn das zu W. nicht weilen.
+
+Lang kann ich ohn das zu W. nicht weilen.
Soll ich dir sagen daß ich den Pack von Pirk nicht bekommen konnte, ob ich gleich viermal zu ihm gieng, ohn’ ihn anzutreffen, und allemal zur Zeit wo man mich kommen hieß. Ich will aber nach Straßb. schreiben daß du sie bekommen sollst, nur sag mir: was eigentlich? Deine Briefe hab ich alle zu Hauß in einen meiner Sécrétair Schränke gelegt und die Thüre davor versiegelt. Ich werd sie dir aber alle schicken wenn ich wieder zu Hauß bin.
Das Gräfliche Hauß von Stollberg unterhält hier eine Anzahl Pursche die Freitisch haben und der König auch. Könntest du wohl durch deine Vermittelung bey Erstern oder etwa bey Hr. Leibarzt Zimmermann mir zu einem Platz verhelfen? ich würde dadurch in Stand gesezt meinen mir sehr nützlichen Aufenthalt hier zu verlängern.
-Deinen Petrarch hab ich hier du sollst ihn haben so bald du willst. Ich verbleibe ewig dein Treuer zärtlicher
+
+Deinen Petrarch hab ich hier du sollst ihn haben so bald du willst. Ich verbleibe ewig dein Treuer zärtlicher
Röderer
P. S. Kaufmann ist alles Lobs werth und mein inniggeliebter! Willstu Maler Müllers Schattenriß, ich hab herrliche Tage mit Ihm zu M. gehabt . O der Antiquiensaal!!
-
+
+
Zu Frankfurt hab ich die Ehre gehabt die Frau Rath Goethe aufzuwarten! zu bewundern. Wagner ist verheyrathet.
@@ -4382,14 +4904,16 @@
most humble and
obedient servant
Lenz.
-Berka the third of Obr. 1775.
+
+Berka the third of Obr. 1775.
Gedruckter Text
Ich befinde mich abermal in der mir unangenehmen Nothwendigkeit, gegen alle und jede, welche die Gütigkeit hatten, mich mit Zuschriften zu beehhren, mich schlechterdings insolvendo zu erklären. So viel ich mich auch befließ, die eingehenden Briefe sogleich zu beantworten – Hundertmal war’s nicht möglich. Unterdeß haben sich nur im Laufe dieses Jahres die unbeantwortet gebliebenen Briefe dergestalt gehäuft, daß ich gewiß 3. volle Tage brauchte, sie alle nur wieder zu lesen – wie schlechterdings unmöglich in meiner Lage – wo ich kaum eine Stunde mir allein versichern kann, nur diese 3. Tage zu finden, wie vielweniger, Wochen zur Antwort. Also, bitt’ ich alle meine Freunde und Freundinnen, Gönner und Gönnerinnen in der Nähe und Ferne – mich gütigst zu entschuldigen und zu entschlagen. Ich darf und will keiner Seele verbieten an mich zu schreiben; aber alle bitten, ohne Drang des Herzens und des Bedürfnißes nicht zu schreiben, und, (aüsserste Nothfälle ausgenommen,) keine Antwort zu erwarten – und dann auch noch bitten, die Briefe bis Schafhausen oder Basel zu frankiren. Man kann leicht denken, Einer kann nicht so leicht tragen, was 300. bis 400. tragen können. Man kann sich vorstellen, wie sich das Postgeld in einem Jahre häufen, und wie’s mir schwer fallen muß, für so manchen oft äusserst unbedeutenden Brief 30 bis 40 kr. zu bezahlen; oft Pakete mit 1, 2, 3. fl. einzulösen. Man verzeihe; aber ich bin genöthigt, und es ist meine Pflicht – hierüber Maaßregeln zu nehmen, und alle Briefe, die nicht bis Schafhausen oder Basel frankirt sind, uneröffnet zurückzuschicken. Ich weiß, einzele werden drunter leiden. Ich will’s denen zu vergüten trachten. Aber, wer mich liebt, und sich in meine Lage denkt, der wird die Sache äusserst billig finden.
Zürich, den 7ten Novembr. 1776.
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Mein lieber Lenz, mit einem Schwall unzähliger Briefe flog ich vor ein paar Tagen auf Baden u: las auch alle Deine wied. durch. Ach! wie wenig hab ich Dir geantwortet u. Zeit zu antworten … Könntest Du nicht zu uns kommen? wenig könntest Du mich, wenig könnt ich Dich genießen. Doch mehr wie so. Vielleicht hättst Du Quartier bei Statth. Kaufm. in Winterthur. Vielleicht hättst Du Ruhe u: Genuß. viel kann ich Dir nicht versprechen. Ich versprech überall nichts mehr. Geld hab ich keins. Ich bin arm in einem schönen reichen Hause – wo Du etwa auch Tage u: Nächte ruhen u: mir helfen kannst. Du kämst über Emmendingen. Wir alle haben Augenblicke zu wägen – doch Freundesanblick trägt uns. Komm u. siehe. So antwort ich auf alle
Deine Briefe. Adieu. Den 13. Nov. 76 am Krankenbette meines Weibchens. L.
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Ich verlange fünf neue Louisd’or. Bitte um geschwinden aber korreckten Druck und gut Pappier. Es wäre mir sehr dran gelegen wenn Sie mir die Zeit bestimmen könnten wenn ich das erste Explar erwarten darf.
Sollte Ihnen zu diesen Bedingungen das Stück zu theuer seyn so bitte mir das Manuscript ohne es weiter sehen zu lassen baldigst zurück.
-Ich bin mit vieler Achtung Dero
+
+Ich bin mit vieler Achtung Dero
ergebenster
Lenz.
-Weymar d.
+
+Weymar d.
-Empfangsnotiz Reichs
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+Empfangsnotiz Reichs
1776 23 9bre Weymar Lenz.
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ich der Fürsehung Gottes Dank schuldig bin, mir allzuschmeichelhafte Fesseln anleget, so habe wenigstens schriftlich Ihnen für alle mir in Ihrem Hause erzeigte Freundschaft und Höflichkeit danken und Ihnen zugleich versichern wollen daß der kleine Rest den Ihnen noch für
das letzte halbe oder ganze Jahr zu entrichten habe, sobald ich mit meiner Einrichtung ein wenig in Ordnung bin, ein sehr gut bey mir angelegtes Capital seyn soll. Haben Sie die Gefälligkeit für mich, mich Dero schätzbarsten Herrn Bruder und Demois. Schwester, sowie der ganzen Tischgesellschaft auf das verbindlichste zu empfehlen und seyn versichert, daß ich jede Gelegenheit aufs begierigste ergreifen werde Ihnen mit der Tat zu beweisen mit wie vieler Hochachtung und Ergebenheit ich sey
Dero ganz verbundenster Diener Lenz.
-Weymar d. 23ten Novbr. 1776.
+
+Weymar d. 23ten Novbr. 1776.
Herrn
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Ich habe mich vergriffen werthester Herr als ich unter andern Geschäften und Zerstreuungen unter meinen Pappieren etwas für Sie suchte. Es war nicht der Engländer, eine unvollendete Skizze, sondern gegenwärtiges Manuscript das ich für Sie bestimmt hatte. Sollte es Ihnen zu dem Preise nicht gefallen, so lege hier noch ein anderes bey: sollten aber beyde Ihnen kein Aequivalent scheinen, so bitte es mir zu melden und der Zurücksendung Ihrer Remesse versichert zu seyn. Vor der Hand bitte also noch mit dem Druck inne zu halten
Ihr
ergebenster Lenz.
-Berka d. 23sten Obr. 1776.
+
+Berka d. 23sten Obr. 1776.
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nehme, dem ich doch keine Verbindlichkeiten habe und ganz gewiß auch keine haben werde. Es gehört aber wie besagt auch dieses unter die Rätzel meines Herzens die ich mir selbst weder auflösen kann noch mag.
Ich wollte Ihnen ein Exemplar der beyden Alten und andrer kleiner Aufsätze
beylegen, wenn es sich der Mühe verlohnte. Ich erwähne dessen nur, weil die Vorlesungen in unsrer Teutschen Gesellschaft die ich Ihnen im Manuscript zugeschickt, darin abgedruckt worden. Sie ist gegenwärtig mit einer Oekonomischen Gesellschaft im Hause des Hn. V. Türkheim verbunden, nicht vereinigt worden. Eine ähnliche Gesellschaft unter Ihrer Aufsicht würde Colmar und Ihnen Ehre und die Hochachtung der Teutschen erwerben, bey denen der Nationalgeist rege wird. Ihr aufrichtigster Freund u. Verehrer
-Lenz
+
+Lenz
Herrn
Herrn Hofrath Pfeffel
zu
-
+
+
De Mr. Lenz.
San date acc: le 4 Xbr. 1776.
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Bürgers Meisterübersetzung kenn ich aus dem Musäum und werde sie so bald sie zu haben ist kaufen, hier Iab ich mich ander Odyssee u. lebe in der Urkunde die ich mitnahm und hier erst recht lese, hätten wir sie der Ausgabe der Meynungen gelesen! Mit Deiner Abendmahlschrift werd ich sobald möglich viel sagen das ich auf der Leber habe nur wünscht ich mir mehr Feuer, Aktivität, Energie.
Walch ist mir hier der größte Mann bey dem ich lerne, der liebenswürdigste Menschenfreund voll Bonhomie mit ewigem Sonnenschein im Herzen, unaussprechlich thätig, heiter wo seine Bemerkungen haben durchdringenden Scharfsinn.
-
+
+
Abschrift des Briefes von Röderer vom Anfang November 1776
Tausendmal dank ich dir für deinen Brief mein allerbester alter Freund, oder will dir vielmehr danken, dann wie neu geschenket bist Du meiner alten Liebe und da magst du besser ahnden was mein Dank sey als Dirs meine Feder sagt. Meine Studien gehn hier besser als je in St. und ich finde hier mehr als ich vermuthete. Es sind Professoren hier die ich herzlich lieben muß auch außer Ihnen ist der Kopf nicht allein der sich hier weyden kann
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wofür ich tausendmal danke. Er wird mir diese letzte Gnade nicht abschlagen, wenn ihm Goethe für die Reinheit meiner Absichten Bürge ist. Und der wird es seyn, so sehr ich ihn beleidigt habe. Ich dachte nicht daß es so plötzlich aus seyn sollte und hatte mir meine süssesten Arbeiten aufgespahrt. Diese Gelegenheit ist hernach aufimmer für mich verloren.
Umarme und seegne Deine Gattin; Seyd unbegrenzt glücklich – vergeßt mich. Lebt wohl!
-
+
+
Von dem versiegelten Zettel an Goethen sag niemand. Nochmals – Lebt wohl! Könnt ich an eurem Halse liegen.
-
+
+
Der redliche Kalb! wie treflich u. edel!
-evtl. dazugehöriger Briefumschlag, in dem das erwähnte Pasquill enthalten gewesen sein könnte, mit Adresse, GSA 44/69, Bl. 25
+
+evtl. dazugehöriger Briefumschlag, in dem das erwähnte Pasquill enthalten gewesen sein könnte, mit Adresse, GSA 44/69, Bl. 25
Meinem ehrwürdigsten Freunde Herder dieses einzigexistirende Manuskript zu seiner willkührlichen Disposition.
-Von einem armen Reisenden der sonst nichts zu geben hat.
+
+Von einem armen Reisenden der sonst nichts zu geben hat.
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Ich danke Ihnen mein verehrungswürdiger Freund und Gönner für die unangenehme Bemühung die Sie meinethalben übernommen und versichere daß mir eine Ordre wie die auch wenn ich sie verdienet durch die Hand die sie mir überbrachte, versüßt worden wäre. Da ich aber nach meiner Ueberzeugung erst gehört werden müßte, ehe man mich verdammte und meine Ehre die mir lieber als tausend Leben
ist, mich durch Annehmung dessen was Sie mir von unbekannter Hand hinzugelegt eines mir unbewußten Verbrechens schuldig zu bekennen, nimmermehr erlauben wird, so verzeyhen Sie daß ich diese beygefügte Gnade nicht annehmen sondern um Gerechtigkeit bitten darf. Es ist nicht seit heute, daß
-Textverlust durch Ausriss der rechten Hälfte
+
+Textverlust durch Ausriss der rechten Hälfte
EhTextverlust
STextverlust
AuTextverlust
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Um GTextverlust
Und GeTextverlust
Mit diesTextverlust
-
+
+
Hier ein kleines Pasquill das ich Goethen zuzustellen bitte, mit der Bitte, es von Anfang – bis zu Ende zu lesen.
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Ich habe Dir nichts zu sagen, als daß Kaufmann vorigen Posttag an mich geschrieben, wie er sehr wünschte, Dich nach der Schweiz mitnehmen zu können. Nach Dessau aber sollt Du beileib nicht kommen, sondern irgendwo in der Nachbarschaft hier, (etwa in Erfurt), seine Ankunft erfahren erwarten. Er ist auf dem Wege oder kommt bald. Hüt Dich aber, daß Du nicht nach Dessau gehst. Da (in Erfurt) sehe ich Dich vielleicht mit Kaufm. wieder. Sudle und laure aber nicht, sondern geh. Jetzt ist an Bernhard zu denken.
-H.
+
+H.
Zeichnung Bäume und Weggabelung
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Schreib mir doch liebster Freund Nachricht von deinem Schicksal und setze mich außer Sorgen wenigstens aus der Unruh meiner Ungewißheit ich will ja weiters nichts wissen. Lebe wohl ich liebe dich.
Hier hastu einen andern D. ich bat dich ja zu vergessen, bitte dich aber nie zu vergessen daß meinem Herzen nie wohler ist als wenn ich an dich denke als Freund, nur sey glücklich und sorgenfrei. Dein stäter Alter Röderer
-Deiner meisterhaften Epistel bin ich zu gering ein Compliment zu zu machen, gefallen aber hat sie mir ungemein.
-Röderer
+
+Deiner meisterhaften Epistel bin ich zu gering ein Compliment zu zu machen, gefallen aber hat sie mir ungemein.
+
+Röderer
Göttingen d 9. Decemb 1776.
# Vom 13 huius hab ich Antwort, Er dankt dir und schon ist deine Epistel zu Leipzig , wo er sie wie meine Demosth. Rede eingerückt im December zu sehen hofft. Ich mußte vor 8 Tagen diesen Brief wieder zurücknehmen, weil er nur mit fahrender Post geht und erst heute d . 15 dieselbe von hie abging. Lebe wohl mein Allerbester. P.S. Hr . Boje bietet mir seine Gefälligkeiten an, und sobald ich ihm wieder schreibe werd ich um den Freitisch für mich oder meinen Bruder ansuchen. Gieb mir nur auch bald Nachricht von dir mein allertheuerster liebster Freund.
-An Herrn
+
+An Herrn
Textverlustrn abzugeben bey
Herrn Hofrath Wieland
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Eine Kleinigkeit um die ich Euch aber bitten will insofern ich Euch nach unserer alten Freundschaft und als geborne Teutsche ansehe. Diese wäre, aus Gefälligkeit gegen Wieland den Namen unsers Vaterlandes künftig hin nicht mit einem weichen D. sondern mit einem harten T zu schreiben. Ich habe seine Gründe drüber gehört und mich aus eigner Willkühr entschlossen
dem alten Schulmeister Gottsched zum Trotz und einem Mann wie Wieland zu Liebe mein Vaterland nicht mehr zu beschimpfen wenn ich es von Deut einem Niedersächsischen Wort das „eine Nichtswürdigkeit“ bedeutet herleite, da unser Stifter Teut hieß und die älteste Schreibart diese kleine aber liebenswürdige Grille Wielands rechtfertigt.
-Wenn jemand Recht hat, Brüder! wer wollte einen Augenblick anstehen ihm Recht zu geben.
+
+Wenn jemand Recht hat, Brüder! wer wollte einen Augenblick anstehen ihm Recht zu geben.
Solltet Ihr sonst jemand wissen, der nicht aus Eigennutz, sondern aus inniger Liebe zur lautersten Ehre, aus Begierde den Edelsten unsers Vaterlandes auf eine edle Art bekannt zu werden, etwas das dem Elsaß Ehre machte, in den Merkur wollte rücken lassen, der es auf die geschwindeste und einzig mögliche Art an
unsern Höfen und in unsern besten Gesellschaften bekannt macht, so werdt Ihr mir einen Gefallen thun, mir Nachrichten von ihm zu geben, damit ich meine Einladung an ihn selber wenden könne. Adressirt die Briefe nur: an Herrn Hofrath Schlosser, in Emmedingen, abzugeben an Herrn Lenz.
-
+
+
Sehr gut wäre es wenn Ihr zu allem was Ihr einschicktet, hinzusetztet: es mögte mit Eurem Namen oder mit andern Buchstaben unterzeichnet sein. Ramond wird vermuthlich schon vom Herrn Aktuarius erfahren haben, daß Ihre Durchl. die Herzoginn Mutter sein Drama, nachdem sie mich darum gefragt, behalten haben.
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Ganze Dramen würde Wiel. schwerlich in den Merkur rücken können, wohl aber kleine. Ueberhaupt bitte ich, Euch kurz zu fassen.
Wenn Du zu Herrn von Türkheim gehst so mach ihm von mir viele der schönsten Empfehlungen, nicht bloß wie sie seine persönlichen Liebenswürdigkeiten, sondern hauptsächlich seine patriotische Wärme für seine Vaterstadt verdienen. Melde mir welch einen Gang der Bürgerfreund und die Teutsche und Französische Gesellschaft in seinem Hause nehmen. Herrn Blessig empfiehl mich gleichfalls und schreib mir von seinen Neuigkeiten. Ein Gleiches bitte den Herren Ramond u. Matthieu zu thun wovon ich dem erstem Glück wünschen lasse, falls er schon abgestiegen ist von seinem Pferde. Vermuthlich wirst Du bald hinauf steigen und dann einen glücklichen Ritt.
-E. den 13ten.
+
+E. den 13ten.
-L.
-
+
+L.
+
+
Es steht bei Euch, Eure Namen zu Euren Ausarbeitungen herzugeben, oder vorher zu versuchen welch ein Glück sie bei Kennern machen. Der Himmel walte über Euch und regiere Euch.
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Hier haben Sie zum Neujahrs Geschenk die neuesten Allemanden, welche Hr. Stork hat auftreiben können. von Edelmann habe ich durch Hafner der sich Ihnen empfiehlt nur die auf dem besondern Blatt bekommen. Ich wolte Ich könnte selbst bei Ihnen seyn und dies geschenk Ihrer Durchl. zum Zeichen meiner Hochachtung übergeben. Es ist mir aber doch lieb daß ich etwas zur Vermehrung Ihrer künftigen Carnevals-Lustbarkeit beitragen kann. Zu dem glücklichen Dienst den Sie dem guten Herzog geleistet haben gratulire ich Ihnen und bin gewis dass Sie von dem Hof nicht, wenigstens nicht mit leerer Hand wegkommen werden. Sie geben mir selbst einen Wink der mir ziemlich einleuchtet. Unter welcher Gestalt ich Sie aber wieder zu sehen kriege so wird Ihre gegenwart meinem Herzen Balsam seyn. Jgfr. Lauth die Sich Ihnen empfehlen bitten Sie, falls Ihre Rückkunft noch lange verschoben werden sollte, ihnen doch was schrifftliches zu schicken über das was Sie ihnen schuldig sind, es ist sagen sie für leben und todt. Hrn. Kaufmann kenne ich nur aus Reputation. Hr. von Vietinghof ist schon lange hier durch und hat seinen Sohn mitgenommen – Hr. Flies ist, weilen sein Vater todt krank worden schon lange nach Haus gereist.
Die Gesellschaft bestehet noch auf gutem Fuss jetzo sind die Versammlungen bis in den Jenner eingestellt und werden alsdann bei Mag. Blessig welcher indessen Pädagog worden ist im Kloster fortgesetzt werden. Unsere Schweden Ütfal werden zu Ende des Jenners nach Paris gehen und Michaelis wird nächstens von da zurückkommen er ist von den dortigen gelehrten insonderheit D’alembert Diderot und Villoison sehr wohl aufgenommen worden. Der gute Rousseau ist vor ein paar Tagen wie man sagt an seinem unglücklichen Fall gestorben.
-Der Kaiser Joseph wird gegen den 20. jenner hier erwartet.
+
+Der Kaiser Joseph wird gegen den 20. jenner hier erwartet.
Was macht mein Freund Goethe, sagen Sie ihm doch auch ein Paar Wörtgen von mir. Er soll mich lieben oder hassen nur nicht vergessen. Empfehlen Sie mich bey gelegenheit Hrn. Herder und Hrn. von Knebel wann er noch da ist.
Kayser hat einige kleine pieces von Ihnen lieber Lenz drucken lassen die mir sehr gefallen nur die nachricht von der Societät hätte können draus bleiben weil sie noch nicht Consistenz genug hat um allgemein bekannt zu werden.
Hr. Ramond der hier Licentiat wird und Hr. Matthieu Empfehlen sich Ihnen. Die hiesige Philanthropische Gesellschaft hat einen neuen plan gemacht zur bessern einrichtung, noch bin ich nicht dabei, ich habe noch nicht einsehen können, daß im ganzen Vieles dabei heraus kommen sollte. Aber wir wollen sehen. Adieu lieber Lenz! seyen Sie mir gut wie ich es Goethe und Ihnen bin
-Salzmann Act.
+
+Salzmann Act.
an Herdern
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Ich habe Dich gesehen und gesprochen, habe an Deinem Halse gehangen und Dir Lebewohl gesagt. Was bedarfs des Schauspiels
Kaufmann ist noch nicht da, zweifle auch ob ich ihn sehen werde. Schick mir wo möglich noch einige Zeilen Stärkung derweil ich in Emmend. bin. Adieu! Grüß Weib und Kind! Adieu Herder! ich mache keine Entschuldigung.
-In der Christnacht
+
+In der Christnacht
bey Schlossern.
@@ -4648,7 +5198,8 @@
Haben Sie aber Anstand mit dem Manuskript, so schicken Sie mirs eben so schleunig wieder, es sind soviel Hände darnach schon ausgestreckt und verzeyh Ihnen Gott Ihr Zögern.
-Lenz.
+
+Lenz.
Oder Sie könnten auch Brief und Geld an Herrn Hofrath Pfeffel in Colma
r adreßiren, wo es gewiß niemand erführe und mir durch ein ander Briefgen Nachricht davon geben. Sie dürften ihm nur schreiben, Sie wären meines jetzigen Aufenthalts nicht gewiß, da ich wirklich neulich noch in Colmar – so wie in Strasburg und Fort Louis gewesen bin
@@ -4658,32 +5209,38 @@
Es scheint Lieber! Du weißt nicht oder willst nicht wissen, wer die Ursache des ganzen Litterarischen Lärmens gegen Dich war. Ich ließ Götter Helden und Wieland
drucken und ohne mich hätten sie das Tageslicht nimmer gesehen.
Ich hätte Dirs in Weymar gesagt, ich fürchtete aber es würde zu viel auf einmal geben. Einmal aber muß es vom Herzen ab und so leb wohl!
-Lenz.
+
+Lenz.
Hier eine kleine Romanze von Pfeffeln aus Colmar, die du wohlthun würdest deinem Merkur einzuverleiben.
-verte.
+
+verte.
->Emma und Eginhard
+
+>Emma und Eginhard
an Barthy
Geh Betti schließ die Laube zu
Und gieb die Harfe mir
Von einem Fräulein schön wie Du
Sing ich ein Liedgen Dir
-X
+
+X
Der große Carl ein Teutscher Held
Des Fräuleins Vater war
Die Sachsen schlug er aus dem Feld
Und manche Mauren Schaar
-X
+
+X
Doch Emma war so furchtbar nicht
Mild heiter Minnereich
Ein Rosenbeet war ihr Gesicht
Ihr Aug dem Himmel gleich
-X
+
+X
Die schlaue Mutter hielt sie hart
Kein Ritter kam ihr nah
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fühle. Jezt nicht, vielleicht lang nicht.
Ich weis nicht was Du über Kleinjopp von mir forderst. Ich war ein einzig mal bey dem Menschen aber im Taumel und andem Gefühlen und würde auch nie ein Wort über solch einen Menschen wagen. Du bist bey Schlossern der bey ihm war und der Mann darzu ist Dir viel über ihn zu sagen. Es gibt so viel ich weiss keinen Menschen hier der was zu leisten im Stand wäre wenn Schlosser nichts kann. Ich will aber noch mit Lavatern drüber reden der heut nicht hier ist.
-Adieu jezt. 20 Febr. Nachts.
+
+Adieu jezt. 20 Febr. Nachts.
Das ist traurig dass nichts von Gluck da sey. Kaufmann hat mir doch so was gesagt vom Singen der Mad. Schlosser dass ich vermuthete sie hätte was das ich noch nicht hab. Wann Du leichtsinnig über meine Wünsche weggehst oder mir vorent
hälst, thust Du übel an mir!
-Den 23.
+
+Den 23.
Lavater sagt es gäb keinen Menschen der über Kleinjopp schreiben könnte. Partout keinen. Du solst kommen, 8 Tag ihn sehen und hören und alles was er sagte niederschreiben. So würd ers machen. Das einzige Mittel! und das glaub ich mit Lavatern. Auch solst Du wissen dass der Bauer keine Zeile schreiben kann. Ich wünschte Dir und andern dass Ihr endlich einmal aufhörtet zu idealisiren und in keines Menschen Seele glaubtet in so Fällen wie bei Kleinjopp der nichts weniger ist als Bauer und Socrates. –
@@ -4731,31 +5290,41 @@
J‘ay l’honneur d’Être avec le plus sincêre et parfait attachement, Monsieur et cher ami,
-Votre très humble
+
+Votre très humble
et très obéissant serviteur
Ramond
-avocat au Conseil.
+
+avocat au Conseil.
Empfangen – den 22sten Apr. 77.
-Emmedingen.
+
+Emmedingen.
Es wundert mich ausserordentlich lieber Freund! daß ich noch nichts von Pfeffeln erhalte, der mir erst gestern schrieb. Sollten Sie das Geld etwa noch bey sich haben so schicken Sies jetzt nur gerad unter Schlossers Adresse her, der wieder da ist. Ich wollt es nach Colmar weil ich dahin zu gehen gedachte und von da weiter – So aber halten Sie mich allein zurück –
Die Zerstückelung des Landpredigers war mir nicht die angenehmste Neuigkeit. Auch heißt er nicht Wangen- sondern Mannheim, welcher Name hoffentlich nicht dort herum sich finden dürfte.
-Herrn Zimmermann und Bürger meine Empfehlung. In Erwartung baldigster Nachricht bleibe
-Ihr ergebenster L.
+
+Herrn Zimmermann und Bürger meine Empfehlung. In Erwartung baldigster Nachricht bleibe
+
+Ihr ergebenster L.
Bitten Sie doch Ihren Freund Dohm die Politischen Pasquille aus einer Schrift zu lassen die in so mancherley Hände kommen soll. Sie thun ihr mehr Schaden, als mans oft in seinem Kabinettgen glaubte – –
-Wie wär’s wenn Sie ihn Mannhardt tauften, im Fall etwa der erste Name nicht durchginge?
-D. 9ten Aprill.
-Wangenheim ist ganz fatal.
-Für Vossen habe an Kaisern in Zürich einige Säehelgen geschickt, der sie ihm mit der Musik geben wird
-Leben Sie wohl!
+
+Wie wär’s wenn Sie ihn Mannhardt tauften, im Fall etwa der erste Name nicht durchginge?
+
+D. 9ten Aprill.
+
+Wangenheim ist ganz fatal.
+
+Für Vossen habe an Kaisern in Zürich einige Säehelgen geschickt, der sie ihm mit der Musik geben wird
+
+Leben Sie wohl!
Pygmalion
@@ -4783,17 +5352,20 @@
Und soll mir doch kein Schicksal nehmen.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn Staabssekretär
zu Hannover
-baldmöglichst.
+
+baldmöglichst.
lnnsonders HochgeEhrtester Herr,
Schätzbahrster Freund!
-Respektsabstand
+
+Respektsabstand
Unter den verschiedenen Briefen, die Ich, an Ihnen zu schreiben mir die Freyheit genohmen, wird doch endlich einer so glücklich seyn, in Ihre schätzbare Hände zufallen.
@@ -4810,15 +5382,18 @@
Stehe auch von da an allhier in Basel, in einer berühmtesten Band fabriquen, als bedienter unter den schönsten Bedingnießen in Condition. und bleibe vom Höchsten erwartend, wie mich seine Güte, den rest meiner Jahre, mit – vernunft vollends ausleben laßen wird –.
Solte, wie Ich hofe, Ihre Freundschaft noch einen Funcken Herz zu mir haben. so machen sie mir das vergnügen. mich deßen schriftlich zu versichern; kann ich hingegen mich deren aufs neue würdig zu machen Ihnen viel angenehmes, in hiesigen gegenden erweißen, so befehlen sie über denjenigen der mit besonderer Hochachtung, AufriebtTextverlust Gesinnungen, und mit vollem warmen Hertzen, die Ehre hatt, sich ewig zu nennen
-Dero Gehorsamster und bereitwilligster Freund und Diener
+
+Dero Gehorsamster und bereitwilligster Freund und Diener
Emanuel Friederich Mayer
bey
Gedeon Bourcard.
- Basel, 9. April
+
+ Basel, 9. April
-Monsieur
+
+Monsieur
Monsieur Lenz
Pascus chez Monsieur Schloßer.
Conseiller de S. a S. Monseigh. le
@@ -4902,7 +5477,8 @@
Lieber, Sie haben mich hintergangen, gingen mit dem Vorsatz, nicht wieder zu kommen. Hatt ich doch die Ahndung. Ich lief im Zinuuer auf und ab, als Sie fortwaren, alles schwand um mich her, ich lachte, braußte und – wißen Sie ein Wort, das mehr sagt, geben Sie mir’s und ich will ihnen danken. Solcher Stunden hab ich nicht viele; ich triebs einige Zeit, dann macht ich mir Luft. Sie ehen was draus entstand. Es ist ganz der erste Wurf; ich habs Ihnen abgeschrieben, wies in meiner Schreibtafel steht, ich ändre kein Wort, es ist Herzensfülle. Zeigen Sies niemanden; warum -ist offenbar. Leben Sie 1000mal 1000mal wohl.
-Küttner.
+
+Küttner.
Zürich. d. 11ten May 1777
@@ -4933,8 +5509,10 @@
H. Pfr. Lavater
-Warum nicht bey uns?
-
+
+Warum nicht bey uns?
+
+
Ich suche Poeten für morgenden Spaß.
Drum wandelt mein Auge von Nase zu Nas’
Ich bin bey der liebsten der lieben u. denk
@@ -4948,19 +5526,23 @@
Lenz von deinem Auge kein Blick, du streckst nicht nach mir den Arm, reichst mir keine Hand! Doch du bist wohl lebe wohl, sieh auch nach mir.
-Mr Kittner Doit fl. 9. tz 3.
+
+Mr Kittner Doit fl. 9. tz 3.
Darf ich Sie um Ihrent- um meinetwillen bitten, das über die launigten Dichter noch nicht in Ihr Musäum zu rücken. Unser Publikum hat noch keinen Sinn dazu und es könnte entsetzlich mißverstanden werden. Heben Sies auf bis Zeit und Gelegenheit Beobachtungen günstiger sind, die durchaus auf keinen einzelnen Fall dürfen gezogen werden und wo diesmal die Anwendung auf Wieland, auf dessen Sachen sie passen, unvermeidlich wäre.
-
+
+
Wenn dies ins Museum kommt, darf ich Ihnen nie wieder etwas zuschicken.
Ich schwärme in der Schweitz, habe in Schinznach vier goldene Tage gelebt, in Zürich Basel und Schafhausen viel Liebe genossen. Sagen Sie Zimmermann, daß seiner als Grundleger der helvetischen Gesellschaft mit vieler Erbauung ist gedacht worden und daß er an Hn. Doktor Stuker, einem würdigen Menschen unter den Würdigen, einen warmen Freund hat. Daß der Landpr. bald auf einander folgt freut mich, überhaupt würden Sie wohlthun, Ihre Sachen nicht mehr so zu zertrennen, worüber man mir hie und da und von sicherer Hand viel Beschwerden geäußert hat. Natürlich ists daß drey Vierthel von dem Eindruck des
Ganzen verloren gehen. Wär’ es möglich noch die zwo Hälften zu verbinden, würden Sie sehr wohlthun denn wenn ich die Strahlen eines Brennspiegels auseinanderwerfe, kann kein Flämmlein erfolgen. Leben Sie indeßen wohl und empfehlen mich Zimmermann und allen Edlen Ihrer Gegend.
-D. 26sten May 1777.
-Lenz
+
+D. 26sten May 1777.
+
+Lenz
Herrn
Herrn Stabssekretär
@@ -4981,7 +5563,8 @@
Ich also Ihr Vetter? Nun dabey soll’s bleiben liebe Cousine, bis ich Basler Titsch von Ihnen gelernt habe und Sie in der Sprache besser tituliren kann. Zürich d. 2ten Junius. 77.
-Lenz.
+
+Lenz.
Der Schauplatz stellet die Allee eines kleinen Gartens vor, der überall mit Gebirgen eingeschlossen ist, auf denen man in einiger Entfernung Schlösser und Landhäuser entdeckt, die an dem Fusse derselben das Ufer eines in ihrer Mitte schlängelnden Flusses verschönern helfen.
@@ -5155,7 +5738,8 @@
Wie Ihr Brief mir wohlgethan mag Ihnen Herr Füeßli sagen. Ich wünschte Sie schickten mir oft eine so launichte Basler chronick Besonders jetzt auf die Alpen.
Nach Bern komm ich sobald nicht. Wenn ich vom Gotthard wieder komme, welches in 14 Tagen aufs längste ist, sollen Sie mehr von unserem Spiel zu sehen bekommen. Unterdessen herzlich umarmt von
-Ihrem
+
+Ihrem
Diener L.
Geben Sie die Rolle Ihrer Frau und sorgen Sie doch, daß sie allenmorgen etwas davon einnimmt, etwa wie Latwerge in Thée.
@@ -5175,8 +5759,10 @@
Wolltest Du Beßter! Gegenwärtiges doch cito citissime an Jakobi lauffen lassen, Du kannst denken was mir dran gelegen seyn muß da ich ihm vom Gotthard schreibe und dem Männlein doch gewiß keine Herzensergießung unter so bewandten Umständen zu machen haben.
Dir aber mündlich alles was wir gesehen und genossen – und gelitten. Petern fanden wir in Meyringen, als wir aber vom Grindelwald dahin zurückkamen, hörten wir er sey schon wieder fort. Morgen gehts durch Urnerloch nach Hause. Daß wir müde und matt über den beschneyten Grimsel u. Furka kommen sind kannst Du Dir vorstellen. Also entschuldige.
-Herzlichen Kuß an Dich und all unsre Lieben.
-vom
+
+Herzlichen Kuß an Dich und all unsre Lieben.
+
+vom
Sünder L.
@@ -5189,7 +5775,8 @@
Eine unvermuthete Nachricht die ich in Zürich vor mir gefunden, fodert meine schleunigste Abreise; verhindert mich, sogar Ihnen Schätzbarster Würdigster der Freunde mündlich für die uns mitgegebenen Zurechtweisungen und Hülfsmittel deren ganzen Werth wir erst an Stelle und Ort gelernet, Dank zu sagen.
Ihre geschriebene Geschichte habe ich meinem Reisemantel mitgenommen, um noch ein wenig daraus nachzuholen, ich schicke Sie Ihnen mit nebst meinem Herzen wieder.
-Lenz
+
+Lenz
d. 24sten Juni
@@ -5203,13 +5790,15 @@
Vielleicht sehen wir uns wieder, ein Freyherr v. Hohenthal hat mir eine zweyte Reise durch die Schweitz angetragen, ich bin noch unschlüssig ob ich Schlossern verlassen Indessen hab die Gutheit, den Thormann v. Christophle in Meyringen (von dem Dir Kaiser den Brief an mich wird gewiesen haben) von Peters Schicksal berichten zu lassen, etwa eine Abschrift vom Testament, damit die Gemeinde seinesfalls beruhigt werde.
Tausend Grüsse dem liebenden Pfenninger und allen Edlen zu Zürich. Kaisern innigen Dank für seine Aufmerksamkeit. Die Post geht zu schnell als daß ich antworten könnte.
-Dein
+
+Dein
Lenz.
P. Füeßli wird meine Frechheit entschuldigen, ich schick ihm sein köstliches Darlehn Sonntag mit der fahrenden
-Schlosser grüßt, wird nächstens schreiben, itzt ists ihm unmöglich
+
+Schlosser grüßt, wird nächstens schreiben, itzt ists ihm unmöglich
Kaufmann schreibt Schi. daß er glücklich bey dem Vater seines Russen angekommen und von da nach Petersburg gehen werde.
@@ -5227,7 +5816,8 @@
Ueberbringer dieses Briefes ist der Baron Hohenthal, der ein alter Bekannter von Schlossern und nach der entsetzlichen Kunde auf einige Tage zu ihm gekommen ist. Er will die Schweitz sehen; ich hab ihm versprochen, einen Brief an Sie mitzugeben. Vielleicht komme ich gar selbst nach Basel und mach einen kleinen Weg mit ihm hinab nach Lausanne. Doch das sind noch Luftschlösser die ein Hauch einwirft. Und Schlossern darf ich sobald nicht verlassen.
Empfehlen Sie mich Ihrer Gemalinn und der von unserm allerseits verehrten und geliebten Pfeffel wenn sie noch bey Ihnen ist aufs beste. Von meiner Bergreise sag ich Ihnen mündlich was. Jetzt würde alles das sehr matt heraus kommen.
-Lenz
+
+Lenz
Basel d. 4ten Julius.
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Meine itzige Schweizerreise geht (in Gesellschaft eines Sächsischen Freyherrn v. Hohenthal) über Neuburg u. Yverdon nach Lausanne und Genf, von da ins Walliserland und zu den Eisgebirgen ؘ– sollten Sie etwa eine Marschroute für uns haben (wir denken auch nach Graubündten und von da nach Zürich zurückzukommen) so würden Sie sie nur gütigst Herrn Pfenninger abzugeben belieben, der sie mir schon nach Lausanne zukommen lassen wird. Bern, das Entlibuch, die freyen Aemter, wollen wir auf unsre Rückreise von Zürich über Bern u. Basel versparen. Mit den wärmsten Empfehlungen in Ihre Güte u. Freundschaft beharre in und ausser der Schweitz dero
-ergebenster
+
+ergebenster
Lenz.
-Herrn
+
+Herrn
Herrn
Professor der Geschichte
zu Zürich.
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seine Ausführung desto schwerer. Vielleicht eröfne ich der Gesellschaft auch einmal schriftlich meine Gedanken darüber, wenn ich wiederkomme; mit der Bitte mich zu einem unwürdigen Mitglied anzunehmen.
Ihrer Frau Gemalinn küssen Sie in meinem Namen tausend tausendmal die Hände, so Ihren herzigen Kleinen Empfehlen Sie mich doch auch Herrn Rathschreiber Iselin aufs schönste, auch Mecheln und andern Freunden. Unsere Komödie soll dessen ungeachtet gespielt werden. Mein Baron versichert Ihnen allen gleichfalls seine wärmste Hochachtung und Ergebenheit. Ihr Haus ist der Hauptgegenstand unserer meisten Unterhaltungen im Wagen gewesen. Nochmals tausend Grüsse Ihrer lieben Frau – und der Himmel führe Sie nach Zürich in die Umarmungen
-Ihres
-mit Herz und Seele Ihnen zugewandten Lenz
-Neuburg den 10. Julius. 1777.
+
+Ihres
+
+mit Herz und Seele Ihnen zugewandten Lenz
+
+Neuburg den 10. Julius. 1777.
Sie können sich vorstellen wie viel Ursach wir haben unsere Reise zu beschleunigen. Wenn sonst noch ein Freund von Ihnen uns Bestellungen an gute Leute mitgeben wollte, würd er uns sehr verbinden. aber bald! –
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Herrn Gerichtsherr
zu
-durch Einschlag mit Bitte gütigstbaldiger Beförderung
+
+durch Einschlag mit Bitte gütigstbaldiger Beförderung
Basel am 19./22 Julius 1777
-Lieber Lenz.
+
+Lieber Lenz.
Nun Gott weißts das ist wieder einmahl ein Stückgen aus Ihrem eignen Hirn-Kasten um diese ltaliänische Reise.
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Mein Freundt Steiner wird sich ein Vergnügen daraus machen das Seinige zu Ihren Diensten beizutragen. Primo weil er mein Freundt ist et Secundo: Aus Ursachen die Sie sehen werden wan Sie Ihn persöhnlich kennen lernen.
Ihr Herr Baron soll seinen Nahmen ändern, denn dehn kan ja keine welsche Seele aussprechen. Er enthält drey ltaliänische Diesonanzen. Ich erschrak als ich ihn schrieb. Baron d’Alta Valle würde besser klingen und schicklicher vor Ihn klingen als der pomposere Baron d’ alto Vallone.
-Mein Blatt mit Anmerkung können Sie benuzen oder zerreißen, wie Sie wollen.
+
+Mein Blatt mit Anmerkung können Sie benuzen oder zerreißen, wie Sie wollen.
Ich gebs wie ichs habe in guter Intention. Ein Schelm ders besser gibt als ers hatt. Leben Sie wohl und empfangen Sie einen freundtschafftlichen Gruß von meinem Weibgen.
-An Ihren Herrn Baron unsere Empfehlung.
+
+An Ihren Herrn Baron unsere Empfehlung.
Wissen Sie auch daß der Kayser dran Schuld ist daß dieser Brief 3 Täge späther kommt. Er war bey mir und erwieß mir die Gnade eine halbe Stunde mit mir zu sprechen.
Nun werde ich wohl auch ein vornehmer Herr werden! Nein davor bewahre mich der Himmel in Gnaden. Ihr Freundt will ich seyn u. der Freundt von noch so einer kleinen Zahl guter Leutgen das wird besser behagen. Seyen Sie immer auch der meinige.
-Jacob Sarasin.
+
+Jacob Sarasin.
Pro Memoria
-Zu einer Reiße nach Italien von Sarasin an Lenz
-
+
+Zu einer Reiße nach Italien von Sarasin an Lenz
+
+
Haupt Züge
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lächerlichem Adel. Eine solche Messe kan man sich nicht einbilden ohne Sie gesehen zu haben. Steiner ist ein Biedermann!
Darauß können Sie schliessen daß Petrarca eben keine so schwere Arbeit hatte.
- in Genua
+
+ in Genua
sehen Sie Paläste
in Bologna
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ein Compendium der Handtlungs Geschichte von ganz Europa. In meinen Augen äusserst merkwürdig. NB. Müssen dort offt bey Kauff Leüthen speisen.
Bey Brunati empfangen Sie von mir fernere Briefe und bestellen die meinigen durch Ihn.
- von Fiorenza
+
+ von Fiorenza
sage ich nichts. Ist seit meiner Zeit umgegossen.
-
+
+
in Bergamo
Ist im August eine Messe die Sie sehen sollten. Da ist ein abentheurliches Zeug von vor Lucca u: Sienna
müssen Sie einige Tage nehmen. Wenn Sie Glück haben, können Sie dort glückliche herliche Stunden durchleben.
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haben gut Spiehl dazu: Sie lieben die Teutschen sehr. Da können Sie noch sehen daß es möglich war, daß eine römische Dame einen König ausschlug.
Wann mein alter Antiquario Dr. franeo Alfoni noch lebt so grüßen Sie ihn in meinem Nahmen. Er ist ein großerkennerund kan Sie viel nüzen.
-Unter der vorigen Regierung spiehlte er eine grosse Rolle und war Proto Notarius der Com. wieder die Jesuiten.
-Den Abato Pietro Chiari sehen Sie zur Curiositaet.
-NB. Tivoli u: Frescati nicht vergessen, auch Villa Albani. Ist mein Lieblings Ort: Müssen mir davon erzehlen.
+
+Unter der vorigen Regierung spiehlte er eine grosse Rolle und war Proto Notarius der Com. wieder die Jesuiten.
+
+Den Abato Pietro Chiari sehen Sie zur Curiositaet.
+
+NB. Tivoli u: Frescati nicht vergessen, auch Villa Albani. Ist mein Lieblings Ort: Müssen mir davon erzehlen.
linke Spalte nach Napoli
Kommen Sie schwehrlich. Wanns geschieht so verderben Sie weder Zeit noch Strümpfe mit Klettern auf den Vesuv. Lohnt sich nicht.
-In Portici einen Consum in Antiquitäten zu machen ist besser, braucht aber einige Tage vors recht zu machen.
-von Loretto
+
+In Portici einen Consum in Antiquitäten zu machen ist besser, braucht aber einige Tage vors recht zu machen.
+
+von Loretto
nichts
Rimini Ancona Fanno Ferara Interessante Schaupläze zu Intermezzen wann man Zeit hat. Wo sich Liebes u. Ritter Farcen gut sehen und spiehlen lassen.
Venedig.
@@ -5388,20 +5998,27 @@
linke Spalte
Wer Ihnen Mylord sagt vor dem wehren Sie sich wie vor einem Schelm der Sie plündern will.
-In Officiers Kleidung kommt man auf der Straß am besten fort.
+
+In Officiers Kleidung kommt man auf der Straß am besten fort.
Halten Sie sich an Franzosen nie, an Engländer wenig. Ein Fremder ist bey der Nation immer mehr geachtet wann er selbstständig ist.
-Fast immer ist Post fahren oder besser noch die Cambiatura das wohlfeilste.
-Halten Sie sich anfangs keine Stunde unnüz auf. Je weiter Sie forttraben, je besser werden Sie die Zeit nüzen können.
-Hals u: Magen verwahrt.
-Den Magen bey der Hize nie überladen, u: das Eiß geflohen.
+
+Fast immer ist Post fahren oder besser noch die Cambiatura das wohlfeilste.
+
+Halten Sie sich anfangs keine Stunde unnüz auf. Je weiter Sie forttraben, je besser werden Sie die Zeit nüzen können.
+
+Hals u: Magen verwahrt.
+
+Den Magen bey der Hize nie überladen, u: das Eiß geflohen.
Verzeihen Sie daß ich Sie überall als Poet ankünde. Es schadt nichts ich weiß wohl was ich thue.
Wann Sie wieder kommen so wollen wir zu meiner Stärkung mein Promemoria zusammen durchgehen. Möchte unsere Ideen zusammen vergleichen.
-Schreiben Sie mir und solltens nur Zeilen seyn.
-Villeicht finden Sie in Meyland noch einen Brief von mir.
+
+Schreiben Sie mir und solltens nur Zeilen seyn.
+
+Villeicht finden Sie in Meyland noch einen Brief von mir.
Bern d. 7 August 1777
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Lavater! ich bin hier in einem theuren Wirthshause und ohne Geld – und erwarte von Dir – daß Du mir gleich nach Ansicht dieses eine Louisd’or und einen Dukaten zuschickest Schiebst Dus einen Posttag auf, so gerath ich in Schulden und andern Händeln die noch schlimmer sind. Wie ich hie hergekommen, frag nicht, alles das läßt sich im Briefe nicht füglich sagen. – Ich hoffe Schlosser hat Dir für mich schon Geld von Weygandt zugeschickt; ists geschehn, so wieg ich Deinem Arm desto weniger, der mich in dem Fall in dem ich itzt bin, ganz allein stützen kann
Ich werde nicht in Zürich bleiben können. Ausgenommen daß vor der Hand – meine Wirthschaftsumstände dort richten werde und mir deshalb ein acht Tage Aufenthalt in Deinem Hause ausbitten muß. Kanns aber nicht seyn so sags nur ohne Rückhalt, denn Du bist ohnehin geplagt genug.
Deine jetzige Hülfe aber muß ich haben, weil auf die Schleunigkeit derselben eine unendliche Menge Nebenumstände beruhet, die für mich eben sowohl von den besten als von den entsetzlichsten Folgen seyn könnten
-Lenz.
-
+
+Lenz.
+
+
Ich habe mich hinter Sitten von Hohenthal getrennt, von dem ich kein Geld habe nehmen wollen.
Meine Adresse ist in der Krone zu Bern. Ich verlasse mich drauf, aufs späteste künftigen Donnerstag als den 14ten eine Antwort von Dir zu haben, wie mir Pestalotz der Jüngere, der diesen Brief mitnimmt, versichert hat. –
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Denken Sie sich lieben Freunde! einen Menschen der über Stock und Stein, über Berg und Thal durch dick und dünn nach Zürich kommt und überall hören muß
-Wären Sie ein Paar Tage eher gekommen, hätten Sie Herrn Sarasin und seine Frau hier angetroffen
+
+Wären Sie ein Paar Tage eher gekommen, hätten Sie Herrn Sarasin und seine Frau hier angetroffen
Ey doch! sag ich denn mit einem giftigen Lachen über mich selbst und mein Schicksal das mich auch keine Silbe von alledem wissen noch ahnden ließ, hätt ich sie wirklich angetroffen wenn ich eher gekommen wäre?
Sie sind recht vergnügt gewesen, sie sind bey mir gewesen sagte Herr Geßner, sie sind bey mir gewesen sagt Lavater und erzehlt mir vieles zwischen den Kaiser und Ihnen sie sind hier recht lustig gewesen, sagt Herr Escher aus dem Vollenhofe – – und ich
Ja und ich – der sogern Ihren Cicerone zum Rigiberg hinauf gemacht, Ihnen von dort herab die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit – – verachten gelehrt hätte gegen das was Sie da gesehen haben würden
-Kurz ich kann für Grimm kein Wort mehr schreiben Leben Sie wohl!
-Lenz.
-Kehren Sie indessen doch um
+
+Kurz ich kann für Grimm kein Wort mehr schreiben Leben Sie wohl!
+
+Lenz.
+
+Kehren Sie indessen doch um
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Ich muß abbrechen weil die Post eilt. Mein Lustspiel wird eine Weile ruhen müssen, bis ich wieder lustiger bin, denn ach wir armen Phantasten können uns so wenig selber Gesetze vorschreiben als sie von andern annehmen. – Erhalten Sie nur, ich flehe, die Gesellschaft in guter Laune, bis mir auch da etwas zukommt.
Herr v. Hohenthal wird, hoffentlich nicht versäumt haben, Ihnen seine Aufwartung zu machen. Er kränkelt zu viel, als daß er wagen dürfte in der Hitze nach Welschland zu gehen. Tausend Empfehlungen von Ihren hiesigen Freunden insonderheit Lavater.
-Die ich Ihrer theuresten Familie gleichfalls von mir zu versichern bitte.
+
+Die ich Ihrer theuresten Familie gleichfalls von mir zu versichern bitte.
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Frau Lavatern hat eine schlimme Woche gehabt, sehr gerührt von Ihrer Theilnehmung grüßt Sie Millionenmahl.
Ich habe wahrlich keinen Augenblick länger, darf ich – doch alles das bleibt bis auf den nächsten Brief den ich Ihnen in einer glücklichem Lage meines Kopfes und Herzens schreiben werde. Hier ist Hn. von Hallers Silhouette statt der Meinigen, die wie alle meine Schulden noch folgen soll.
-Tausend Empfehlungen Ihren Kleinen und Herrn und Me. Hagenbach.
+
+Tausend Empfehlungen Ihren Kleinen und Herrn und Me. Hagenbach.
Der Magen? Ey seit wenn. Im nächsten Briefe folgt ein Rezept dafür und eine Vorschrift die Linien Ihrer Hand zu studiren.
-Lenz
+
+Lenz
Zürich. D. 28sten Sptbr. 1777.
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Das wären unsre hiesigen Neuigkeiten, erlauben Sie mir daß ich mit einer Bitte beschliesse. Hr. Geßner hat mir gesagt, es existirten noch eine ganze Sammlung von Briefen des seel. Kleist, die durch einen Kaufmann in Ihre Hände gekommen in Ihrer Verwahrung. Nicht um die Beziehungen die diese Briefe auf die Schweitz haben können, sondern nur um des Persöhnlichen willen, das von dem Charakter und Meinungen dieses mir aus hundert Ursachen doppelt wichtigen Dichters darinne durchscheinen muß, wünschte ich sie zu sehen und zu studiren. Ich wollte diese Neugier gern bis Basel zähmen, wenn nicht andere dringende Ursachen mir die Ansicht wünschbar machten. Ich verspräche Ihnen wenn Sie es verlangten die heiligste Verschwiegenheit und Geheimniß mit diesen Briefen an Eydes statt. Er hat sich hier eine Zeitlang aufgehalten, wie er gesehen hat, wünschte ich zu sehen und das gleichfalls aus Ursachen die ich Ihnen nur erst in der Zukunft besser erklären kann.
Herr Gerichtsherr Sarasi wird die Gütigkeit haben diese Briefe wenn Sie sie mir auf einige Wochen anvertrauen wollten, in Bürgschaft zu nehmen. Nach gehorsamsten Empfehlungen an die Frau Gemalinn und verehrungswürdiger Familie verharre
-Dero ergebenster Diener Lenz.
+
+Dero ergebenster Diener Lenz.
@@ -5624,7 +6251,8 @@
Alle übrige Wissenschaften können Sie entbehren. Kleine Unwissenheiten in der Historie in der Geographie reitzen oft mehr als die Schönflecken. Wenn sie nur das Allererste davon wissen. Man muß ihren Männern auch was übrig lassen.
Aber so habe ich Sie ja fast zu Tode geplaudert aber Sie wollten es so haben. Ich darf nicht um Verzeihung bitten die Schuld ist Ihre. Behalten Sie mich lieb und empfehlen mich Iseli.
-Lenz
+
+Lenz
Brauchen Sie was zu brauchen ist – wo nicht für Ihre Schule so zu – anderem Gebrauch. Das Pappier ist einmal besündigt.
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Noch eins. Ich höre von Herrn Rathsherrn Geßner, Herr Rathschreiber lselin habe noch eine Sammlung origineller Briefe des seeligen von Kleist, Dichter des Frühlings liegen. Ich würde diesen vortreflichen Mann, dem ich noch in Ansehung meiner Reise im pays de Vaud soviel Erkenntlichkeit schuldig bin, in einem Brief um die Mittheilung derselben ersuchen, wenn ich es nicht für besser hielte, ihm lieber gar nicht zu schreiben und die Schuld meiner Verbindlichkeiten gegen ihn bis zur höchsten Höhe aufsummen zu lassen, als
in der Eile in der ich gegenwärtig bin meine Correspondenz mit einem so würdigen Freunde mit einem Gesuch anzufangen– wiewohl er hoffentlich beyliegenden Brief, wenn Sie ihn ihm selbst einhändigen, besser aufnehmen wird. Vielleicht händigt er Ihnen die Briefe ein, um die ich ihn ersuche; wollten Sie alsdenn so gütig seyn sie gleichfalls mir aufs geschwindeste zu übermachen, ich bringe sie aufs heiligste wieder ungekränkt nach Basel zurück und einen Dank der nicht endigt Ihnen und unsern lselin zum Ersatze. Die Absicht wozu ich diese Briefe brauche können Sie sich beyde nicht vorstellen, könnt ich Ihnen beyden auch nicht begreiflich machen, da ich sie mir selber nicht in Worte fassen kann genug mir liegt unbegreiflich viel daran.
-Meine beste Empfehlung wenn Sie ihm schreiben unserm Freunde Pfeffel und allen die sich in Basel meiner erinnern.
+
+Meine beste Empfehlung wenn Sie ihm schreiben unserm Freunde Pfeffel und allen die sich in Basel meiner erinnern.
Heben Sie meinen Brief doch auf. Es könnte seyn daß ich mir ihn in Basel wieder einmal von Ihnen ausbitten müßte, um verschiedene Erinnerungen hinzuzuthun.
Hn. von Mechel gleichfalls meine besten Empfehlungen. Ich habe herzlich gelacht, über die Erzehlung eines Herrn aus Solothurn, der sagte daß er beym Rheinfall einen doppelten Adler mit dem Kayser gemacht. Diesen Kupferstich hätt ich sehen mögen u. drunter schreiben
-Das geht nur beym Rheinfall an
+
+Das geht nur beym Rheinfall an
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Wohl Ihnen daß Sie mit Ihrer neuen Anstalt nicht so
poetisch anfangen, wie der arme Salis den ich itzt besuchen will und der letzt hier war. Pfeffeln einen Kuß für mich, Herr Peil hat mir mit seinen Erzehlungen von Colmar viele Freude gemacht, besonders bey Geßnern wohin ich ihn führte u. wo er recht in der Laune war.
-Ist Schlosser bei Pfeffeln gewesen und in welcher Laune? – Seyn Sie so gütig mich darüber zu berichten.
+
+Ist Schlosser bei Pfeffeln gewesen und in welcher Laune? – Seyn Sie so gütig mich darüber zu berichten.
Hier in Ermangelung eines Liedgens an „Ihr Weib und Schinznach“
das ich schuldig bleibe bis Cörper und Gemüth bey mir in bessern Umständen sind – – (den Vornahmen der ersteren möchte’ ich mir doch ausbitten) ein Liedgen auf Schlossers jüngstes Kind.
-Lassen Sie sichs wohl seyn, der Himmel hat noch viel für Sie aufgehoben.
-JMR Lenz.
+
+Lassen Sie sichs wohl seyn, der Himmel hat noch viel für Sie aufgehoben.
+
+JMR Lenz.
Kaufmann muß allem Vermuthen nach hieher unterwegs seyn, es sind schon Briefe für ihn da. Er hat viel Ungemachs erlitten, Seesturm u. s. f.
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Aus fürchterlichen Büschen,
Der Welten ohne Trost durchirrt –
Wie wirst du ihn erfrischen!
-Schnörkel
-Viel Empfehlungen Ihren kleinen Eydgenossen in Pumphosen. Auch deren Namen schreiben Sie mir doch einmahl auf.
-Ich bitte die Verse nicht weiter zu weisen.
+
+Schnörkel
+
+Viel Empfehlungen Ihren kleinen Eydgenossen in Pumphosen. Auch deren Namen schreiben Sie mir doch einmahl auf.
+
+Ich bitte die Verse nicht weiter zu weisen.
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Ich komme aus Marschlins wo ich nichts als Ruinen und so dann aus dem Valtelin, wo ich den Minister Salis fand. Von da über Bergen Gottes zurückeilte Bernina und Julier, in das Glarnerland, wo wieder, so wie überall, so viel Gutes und Böses durcheinander liegt. Immer Schauplatz, um Engel darauf handeln zu sehen und die handelnden Personen – grossentheils Teuffel, auch oft in Lichtsgestalt. –
Wollten Sie so gütig seyn und den Coffre den Herr Schlosser mir geschickt hat, so gleich aufmachen und ein versiegeltes Buch an Herrn Lavater herausnehmen, das er ausserordentlich nöthig braucht. Sie sind so gütig es aufs schleunigste hierher zu übermachen mit reitender oder fahrender Post wie es am schnellsten geht. Ich habe keinen Augenblick weiter zu versäumen, die Post geht ab.
-Lenz
-
-Verzeyhen Sie die Eilfertigkeit.
+
+Lenz
+
+Verzeyhen Sie die Eilfertigkeit.
+
+
Verse künftig und viel Empfehlungen auch Pfeffeln u. Lersen
@@ -5724,8 +6363,10 @@
Genug – wir haben einander noch vieles zu gestehen und zu verzeihen. fangen Sie an mir zu sagen was
Sie vor Absichten vor Aufträge bey Ihrer Reise gehabt haben mir zu erklären was die Vorwürfe bedeuten ich habe meine Undernemung bis dahin ohne Gott ausführen wollen und dan will ich mich Ihnen ganz zeigen so wie mich Gott kent und wie Sie mich am Tag des Hn. sehen werden. Biß wir so weit sind sende ich Ihnen keine Geschicht des Philanthropins, es würde ihr immer die unnachahmliche unauslöschliche Phisionomie der Wahrheit fehlen, dan wan ich Ihnen schon nichts gesagt habe das nicht wahr sey so hab ich Ihnen dennoch nicht alles was wahr ist gesagt. Ich umarme Sie mit wahrer Freundschafft
-Ihr. Salis
-Castion den 11 9bris 1777
+
+Ihr. Salis
+
+Castion den 11 9bris 1777
An Herrn
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Sie werden Ehrmanns Brief nun erhalten haben; wenn Sie mir den Coffre bald schicken kann ich das für Lavatern bestimmte selbst herausnehmen. Der Brief aus Zürich sollte eigentlich nicht an Sie fortgehen, weil ich die Einwohner von Glarus zu schlimm abgemahlt. Lavater der ihn nicht gelesen und wegen der Commission die er mir gegeben pressirt war, riß ihn mir, weil die Post eben abgieng unter den Händen weg, machte ihn schnell zu und verschwand damit aus dem Zimmer; welches mir hernach aus vielen Ursachen sehr leyd that, hauptsächlich um seinetwillen.
Das Geld hoff ich Ihnen in wenig Wochen zu schicken. Grüßen Sie Ihre Gemalinn und Kinder. Einlage bitte an Lersen zu besorgen.
-Lenz.
+
+Lenz.
Schloß Hegi d. 26. 9br. 1777.
@@ -5758,24 +6400,29 @@
Winterthur. Den 12.ten Dcbr. 1777.
Eine kleine Streiferey an den Bodensee herab, durch St. Gallen nach Appenzell von der ich eben wiederkehre hat die Nachricht von Empfang des durch Sie gütigst übermachten Coffres verzögert. Mich freut Ihre Entbindung mit der Frauenzimmerschule, die ich um sie ihrer Vollkommenheit näher zu sehen immer weiter von dem Plan der Zürichschen entfernt wünschte. Wir haben unter andern mit Hn. von Salis radotirt (schon in Schinznach, und itzt wieder im Valtelin) über eine Moralische Kochkunst, den Bedürfnissen des Körpers und der Jahrszeit angemessen, wozu denn freylich einige Kenntniß des Menschlichen Körpers und der Natur in Tier- und Pflanzenreich vorausgesetzt würde, die auch in hundert anderen Fällen, vorzüglich bey Erziehung der Kinder Dienste thun könnte. Allein ein Lehrer von dieser Art, NB. der sich den jungen Zöglinginnen verständlich machen könnte, wird sich auf der Baselschen Akademie wohl schwerlich finden. Und doch sind auch schon zur Selbsterhaltung die Medicinischen Kenntnisse, wären sie gleich nicht weiter als aus Tissot und (ein Buch das ich nicht genug empfehlen kann) abgeschöpft, unentbehrlich. Diese werden gewiß in hundert Fällen bessere Dienste tun, als der Jgfr. Goswyl Commentar über Gellerts Oden (die ich übrigens weder tadle noch überflüssig finde) denn wie oft Moral nur von Diät abhängt, ist noch bey weitem nicht genug eingesehen geschweige ausgeübt worden.
-
+
+
Plattners Handbuch der Physiologie, teutsch, in einem sehr angenehmen Styl, zu Leipzig herausgekommen
Es ist ein Pasquill auf Lavatern und seine Freunde herausgekommen, in das ich nur flüchtige Blicke gethan und zu meinem grossen Leidwesen finde daß man sehr säuberlich mit mir umgegangen. Die Herren mit ihrer fingerlangen Vernunft wollen es dem lieben Gott durchaus nicht zugestehen, daß er über Bitten und thun könne. Doch läuft unter dem niedrigsten Zeuge, manche nöthige Wahrheit mit unter
-Empfehlen Sie mich der Frau Engelwirthin nebst den kleinen künftigen Bewohnern der Engelburg.
+
+Empfehlen Sie mich der Frau Engelwirthin nebst den kleinen künftigen Bewohnern der Engelburg.
Herren Rathschreiber Iselin machen Sie doch gelegentlich auch von mir viel Empfehlungen u. Glückwünsche zu der endlich beglückten Heurath seiner Dem. Tochter, die ich noch oft in Gedanken das Schweitzerliedgen in Meyenfels singen höre. Kaufmann und die Seinen empfehlen sich Ihnen allen.
Die Einrichtung seiner künftigen ländlichen Haushaltung beschäftigt ihn – sonst führen wir alle ein sehr ruhiges u. still fröhliches Leben in Hofnung. Lavater wird Ihnen geschrieben haben; ich komme seit meiner letzten Glarnerreise fast nie wieder nach Zürich
-Lenz.
+
+Lenz.
Wollten Sie, Würdiger Freund! die Gütigkeit für mich haben, mir, solange ich noch in diesen Gegenden zu bleiben gezwungen bin – wiewohl ohne irgend ein Versprechen von mir dagegen zu nehmen, als meinen herzlichsten Dank – einige Hefte Ihrer Schweitzergeschichte die ich noch nicht gelesen, einzupakken und unter folgender Adresse A Lenz, Schloß Hegi! durch den Winterthurerboten zuzuschicken, in 2–3 Tagen sollen Sie sie – hier wo ich keine andere als willkührliche Zerstreuungen habe, unfehlbar wiedererhalten. Etwa das vom Schwabenkriege
-Lenz
-Mit anderer Tinte hinzugefügt
+
+Lenz
+
+Mit anderer Tinte hinzugefügt
wenn Sie etwa kein Plagiat – – –
@@ -5786,14 +6433,16 @@
Ich danke Ihnen vor die Fragmente die Sie mir noch immer zur Frauenzimmer Schule lieffern. Vor will ich sie benuzen, aber vor’s allgemeine da bin ich Ihr gehorsamer Diener.
Ich habe jezt meine sämtliche Projeckte aus Händen gegeben. Sie liegen jezt hinter dehnen Weisen der Erde die sie untersuchen u. berathen sollen ob es rathsam seye etwas gutes zu stifften od. ob man noch ein halb Jahr Hundert die Menschen auf bisherigen Fuß solle leben lassen
-An dehnen neu außgekommenen Streit Schrifften. Pro et contra habe ich wed. Freude noch Wohlgefallen.
+
+An dehnen neu außgekommenen Streit Schrifften. Pro et contra habe ich wed. Freude noch Wohlgefallen.
Man muß wenig Achtung vors ganze Menschen-Geschlecht haben um dergleichen Zeug aufzuhefften u. wann man noch vollends mit dergleichen Knäbel-Schlägen die vertheidigen will so möchte man bersten. Die gerechte Sache braucht nie keine Vertheidigung – braucht nur ihren Weg gerade fort zu gehen. Stillschweigen ist da Triumph.
Es freut mich daß Sie vergnügt leben. Fahren Sie im neuen Jahren so fort u: fahren Sie fort mein Freundt zu seyn. Grüssen Sie nun Kaufmann, schreiben Sie mir zuzeiten u. leben Sie wohl!
-Jacob Sarasin.
+
+Jacob Sarasin.
Fast hätte ich in der Eile vergessen daß Sie mein Weibgen grüssen läßt. Sie war einige Tage krank, hat aber keine bößen Folgen.
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Tausend Grüsse Deinem edlen Weibe und Kleinen und viel Lebensgenuß und Abstracktion von tummen Zeuge das gar nicht die Ehre verdient, Dir einen sauren Augenblick zu machen.
-Grüß auch die guten Allerleys von mir. Und schick mir ein paar Zeichen Deiner Liebe.
-Lenz.
+
+Grüß auch die guten Allerleys von mir. Und schick mir ein paar Zeichen Deiner Liebe.
+
+Lenz.
von Schlosser geschrieben
P. T.
Ihnen unbekandt war ich lange Ihr Freund, durch Ihren Herrn Sohn. Drey Jahre sinds, daß ich diesen kenne, und, ob gleich wir nur selten beysammen seyn konnten; so waren wir doch Freunde. Ich ehrte sein Herz und seine Talente und liebte ihn darum; aber ich übersahe ihm seine Fehler nie, am wenigsten den, daß er sich so weit von Ihnen entfernte. Er fühlte sein Herz noch nicht rein und kindl. genung, meinen Rath zu folgen. Vor einiger Zeit schlug ihn Gott mit einer harten Krankheit. Mit dieser kehrte sein Erinnern an Ihre väterl. Treue und alle kindl. Gefühle zurück. Er war fest entschlossen, zurück zu kehren zu Ihnen, sich in Ihre Arme zu werfen und durch die Tugenden und den Werth seines männlichen Alters, Ihr Greisen-Alter glückl. zu machen. In diesem Vorsatz kam er zu mir. Ich bestärkte ihn darin und seine Abreise war auf gestern festgesetzt. Gott ließ aber ihm und uns allen zum Glück, am vorigen Dienstage seine Krankheit in ein hitziges Fieber ausbrechen, seegnete jedoch dabey unsere geringe Sorgfalt, so, daß er auf dem besten Wege der Beßerung ist. Nun bittet mich sein Herz, voll der wärmsten kindlichsten Liebe, Ihnen das zu schreiben. Er wünscht u. hofft, daß Sie an seinen Leiden herzliches Theil nehmen werden und versichert Sie nicht allein seiner kindlichen Liebe und der wahren Reue über seine Entfernung von Ihnen und seine Fehler, sondern auch von dem festen Entschluß, so bald Gott ihm die Kräfte giebt, wieder in Ihre Arme zu kehren. Ich, der ich nur zu gut fühle, daß, wenn der Mensch auf Erden glückl. seyn soll, es nur durch Liebe von, oder zu, seinen Kindern seyn kann, ich freue mich, Ihnen dieses zu schreiben, und bitte Sie inständig, mir bald einen Brief an Ihren mir immer lieben Sohn zu schicken. Sie können ihn am besten in seinen Leiden, die seine Seele selbst durchdringen, helfen und aufrichten und Gott wird Sie dafür mit dem Trost eines wohldurchlebten Alters und der größten Freude an allen Ihren Kindern segnen. Trauen Sie meiner Versicherung die wahre Hochachtung, mit welcher ich mich nenne
-Ew. Hochehrwürden
+
+Ew. Hochehrwürden
ergebenster: Schloßer
Markgräflich badischer Hofrath und Oberamtmann der Markgraffschaft Hochberg.
-Emmendingen in Breisgau bey Freyburg d. 9 Märtz 1778.
-auf der letzten Seite Lenz’ Hand
+
+Emmendingen in Breisgau bey Freyburg d. 9 Märtz 1778.
+
+auf der letzten Seite Lenz’ Hand
Vater! ich habe gesündigt im Himmel und vor Dir und bin fort nicht werth, daß ich Dein Kind heiße.
-Jacob. Lenz.
-darunter Schlossers Hand
+
+Jacob. Lenz.
+
+darunter Schlossers Hand
Sie sehen die Schwermuth Ihres Sohnes. Ich bitte Sie, trösten Sie ihn bald. Wie ich höre, ist ein andrer Sohn von Ihnen in Leipzig, ich wollte, der käme und holte ihn ab. Wo nicht, so werde ich die Anstalt so machen, daß er sicher nach Leipzig kommt, so bald er gesund ist. Hoffen Sie das beste und seyn Sie Vater. Er ist äußerst bekümmert und braucht Aufrichtung. Gott wird alles seegnen. Schreiben Sie nur bald.
-Schloßer.
+
+Schloßer.
Lieber Herr Sarasi es freut mich daß ich Ihnen wieder schreiben kann, ich habe eine grosse Bitte an Sie die Sie mir nicht abschlagen werden, daß Sie so gütig sind und meinem bestem Freunde und Cameraden dem Herrn Conrad Süß doch einen Meister verschaffen, wenn er ausser der Zeit nach Basel kommt, weil jetzt die Handwerksburschen stark gehen und ich den Herrn Hofrath bitten will, daß er seinem Vater zureden soll ihn noch länger als Johannis bey sich zu behalten, damit ich die Schusterey bey ihm fortlernen kann die ich angefangen habe und er ohnedem bey seinem Herrn Vater und mir viel versäumt. Es wird Ihnen das nicht schwer fallen, da er gewiß ein guter und fleissiger Arbeiter und sonst wohlerzogenes Kind ist und Sie werden mich dadurch aus vieler Noth retten, die ich Ihnen nicht sagen kann Auszugehen ist mir noch nicht gesund und was würd ich anfangen, wenn er auch fortgienge da ich gewiß wieder in meine vorige Krankheit verfallen muß. Hier bin ich dem Herrn Hofrath gegen über und ist mir so wohl bis es besser mit mir wird. Wenn es nur einige Wochen nach Johanni seyn könnte, melden Sie mir doch ob sich dort keine Meister finden die auf
die Zeit einen Gesellen brauchten. Wenn Sie nur wollten probieren sich von ihm Schuhe machen zu lassen, ich bin versichert, daß er sie gut machen wird, besonders wenn er einige Zeit in Basel gewesen und weiß wie Sie sie gern tragen. Fleissig ist er gewiß, davon bin ich Zeuge und er arbeitet recht nett besonders wenn er sich angreift. Viel tausend Grüsse an Ihre Frau Gemalinn und an den Herrn Hofmeister und an die Kleinen. Ich bin bis ans Ende
-Ihr
-gehorsamster Freund und Diener Lenz.
+
+Ihr
+
+gehorsamster Freund und Diener Lenz.
Er soll jetzt das erste mal auf die Wanderschaft und ich bin jetzt bey seinen Eltern ein viertel Jahr lang wie das Kind im Hause gewesen. Er ist mein Schlafkamerad und wir sitzen den ganzen Tag zusammen. Thun Sie es doch bester Herr Sarasi, lieber Herr Sarasi es wird Sie nicht gereuen. – Emmedingen, einige Tage vor Johanni, 1778. Ich könnte mich gewiß nicht wieder so an einen anderen gewöhnen, denn er ist mir wie ein Bruder.
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Weiter weiß ich nichts zu schreiben, als ich gehe alle Morgen mit meinem spatzieren und bekomme auch alle Tage den Herrn Hofrath zu sehen. Nun fehlt mir nichts als daß alles so bleibt und Gott meine Wünsche erhört und Sie meine Bitte erfüllen, daß der arme Conrad wieder zu seinen Glaubensgenossen kommt. Und ich verharre unaufhörlich und zu allen Zeiten
-Ihr
+
+Ihr
bereitwilligster Diener und gehorsamster Freund
J. M. R. Lenz.
@@ -5862,7 +6522,8 @@
Ich kann in der Eile Ihnen theurester Herr und Gönner nichts schreiben als hunderttausendfältigen Dank für die Freundschaft und Güte, die Sie für mich und meinen lieben Conrad haben, an dem ich mir die Freyheit nehme einige Zeilen mit beyzulegen, und Ihnen zu melden, daß ich jetzt nach Wiswyl herausreisen soll, wo ich brav werde Bewegung machen können mit der Jagd und Feldarbeit. Ich bin so voller Freude über soviel glückliche Sachen, die alle nach meines Herzens Wunsch ausgeschlagen sind, daß ich für Freuden nichts rechts zu sagen weiß als Sie zu bitten, daß Sie doch so gütig sind und Ihr Versprechen erfüllen, dem ehrlichen Konrad Arbeit für Sie zu geben, weil es mir nicht genug ist wenn er bey Ihrem Meister Schuhmacher ist und er nicht auch für Sie arbeitet. Verzeyhen Sie meine Dreistigkeit, ich bitte doch um Nachrichten von Ihnen und Ihrer Familie auch nach Wiswyl, zwar ist der Herr Hofrath jetzt auch nach Frankfurt verreist, der Conrad wird mir Ihr Briefgen schon durch seinen Vater zuschicken ich werde wohl einige Zeit da bleiben. Hunderttausend Grüsse Ihrer Frau Gemahlinn und sämtlichen Angehörigen, auch dem Herrn Professor Breitinger.
-Ihr
+
+Ihr
gehorsamster Freund und Diener
Lenz.
@@ -5871,7 +6532,8 @@
Eben jetzt theurester Gönner erhalte ich noch den Brief von Conrad zu dem Ihrigen und muß hunderttausend Dank wiederholen, daß Sie so gütig sind und für uns beyde soviel Sorge getragen und sich auch nach mir erkundigen wollen. Auch Herr Süß und seine Frau haben mir aufgetragen Ihnen doch recht viele Danksagungen zu machen für die Güte die Sie für ihren Sohn gehabt und daß Herr Hofrath nach Frankfurt verreist sey, sonst würden sie es auch durch ihn haben thun lassen. Gott wolle Ihnen alles das auf andere Art wieder vergelten, was Sie mir für Freude gemacht haben, ich habe jetzt auf lange Zeit genug an des Conrads Brief, den ich im Walde recht werde studieren können. Sagen Sie nur dem Conrad er soll Wort halten und seine Eltern vor Augen haben, am meisten aber Sie seinen Wohlthäter und denn auch Hn. Hofrath Schlosser und denn auch mich und meinen Zustand die Zeit her, daß es ihm nicht auch so ergehe, wenn er nicht folgt. Seyen Sie hunderttausend mal gegrüßt alle zusammen nochmals von
Ihrem
-gehorsamsten
+
+gehorsamsten
Lenz.
@@ -5886,9 +6548,11 @@
Wollten Sie so gütig seyn mein Gönner! durch eine geneigte Sorge für meinen dreisten Auftrag, mir Gelegenheit zu geben, den braven und rechtschaffenen Mann bey dem ich wohne auch Ihnen zu verbinden, da auf diese Weise das begehrte Päckgen Gold schon künftigen Montag in Emmedingen seyn könnte – – so würde ich diese Gewogenheit mit zu dem grossen Conto setzen, auf welches ich zeitlebens nur die Interessen zahlen kann durch die Versicherung der aufrichtigen und beständigen Ergebenheit mit der ich beharre
-Ihr
+
+Ihr
-gehorsamer Fr. u. Diener.
+
+gehorsamer Fr. u. Diener.
JMR Lenz.
Dero Frau Gemahlinn und werthesten Angehörigen bitte mich bestens zu empfehlen, ingleichen dem neuen Führer der letzteren.
@@ -5900,7 +6564,8 @@
Nächstens bester Sarasi haben wir die Freude Ihnen das Geld für’s überschickte Geld selbst zu überbringen. Machen Sie nur daß mittlerweile alles gesund und vergnügt bey Ihnen bleibt und verzeihen Sie den langen Aufschub – – der diesmahl unvermeidlich – – – mündlich mehr.
Sagen Sie niemand von unserm Projeckt; das sich eher nicht ausführen lassen konnte. Tasuend Empfehlungen an Ihr ganzes Haus. Auch von meinem Förster den Sie noch mehr lieben werden, wenn Sie ihn sehen.
-Ihr
+
+Ihr
wärmster
J M R Lenz
@@ -5911,9 +6576,11 @@
fürtreflichen Förster selbst einzuhändigen.
Wie erwünscht die Zeitung von der glücklichen Niederkunfft Ihrer verehrungswürdigen Gattin – und wie reitzend Ihre Einladung in eine Baurenhütte am Mäyenfels einem Menschen unter meinen Umständen gewesen will ich Ihrer gütigen Freundschaft für mich lieber zu vermuthen überlassen. Auch bitte ich mir noch manchen guten Rath persöhnlich aufzuheben, der mein künftiges Leben, wenn der Himmel mich dessen würdigt und seine Zufriedenheit dem Ihrigen ähnlich zu machen fähig wäre. Leben Sie glücklich bis dahin und empfehlen mich Ihrer unverbesserlichen Hälfte. Dero
-gehorsamster
+
+gehorsamster
J M R Lenz.
-Weisweil d. 30sten Septbr. 1778.
+
+Weisweil d. 30sten Septbr. 1778.
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Dorpat. D. 6ten Jenner 1780.
-Mein theuerster Herr Papa!
+
+Mein theuerster Herr Papa!
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Ich lege das vom Hn. Gen. Gouverneur verlangte Blatt bey, worüber mir mit umlaufender Post aus Ihrer Gütigkeit nur mit zwo Zeilen Antwort bitte, wenigstens sobald es seyn kann, weil die Reise nun mehr als zu sehr pressirt. Ich werde noch acht Tage hier bleiben um die Briefe aus Riga zu erwarten. Theurster Papa! bedenken Sie gütigst, daß dieser Schritt für mein ganzes künftiges Leben entscheidet und alle übrige Aussichten schwankend und unsicher sind, auch immer bey dieser bestehen können.
-x
+
+x
sen und Dorpat Ihnen beyderseits die Hände küssen. Ich hoffe das nächstemahl mehr und umständlicher zu schreiben, der Bruder hat Moritzens geschrieben, daß sie auch herüber kommen. Was für Grüsse hätt ich Ihnen nicht noch von den Herrn Pastor Frank und Pastor Saß zu überschicken die mich wie Bruder Schmidt mit Freundschaft überhäuft haben. Auch Herr Graf Manteufel empfiehlt sich nebst seiner vortrefflichen Gemalinn.
@@ -5998,7 +6667,8 @@
Hauptsächlich aber daß man eine Zeitlang gearbeitet und sich bey den Planen anderer Leute versucht haben muß, eh man selbst Plane machen kann. Verzeyhen Sie meine Eile und Feder und erfreuen mich, wenn Ihnen mein Glück und Ihre Zufriedenheit lieb ist, baldmöglichst mit einigen gütigen Zeilen Ihrer Hand über diese wichtigen Punkte meiner Reise und meiner Bestimmung. Nach tausend Handküssen von uns sämtlichst an Ihnen und meine theureste Mutter
-Ihr
+
+Ihr
gehorsamster Sohn
J M R Lenz.
@@ -6011,12 +6681,15 @@
Kraft dieser meiner Obligation bescheinige ich Endesunterschriebener, daß ich von Herrn George Behrens in Riga die Summe von 100 Rbl. sage Ein hundert Rubel Silbermünze zum nothwendigen Gebrauch als ein Darlehn empfangen und solche a dato innerhalb sechs Monathen, nebst den gehörigen Zinsen a 6 pro Cento dankbarlichst wiederzubezahlen mich anheischig mache Dörpat, den 18ten Jenner 1780.
-Jakob Michael Reinhold Lenz
+
+Jakob Michael Reinhold Lenz
der mathematischen und schönen Wissenschaften Beflissener.
-Ich bin zufrieden mit den 100 Rubeln ohne Intereße
+
+Ich bin zufrieden mit den 100 Rubeln ohne Intereße
G Berens
-gut für hundert Rubel
+
+gut für hundert Rubel
Den 13. April 1781. habe ich diese 100 Rbl. schreibe hundert Rubel dem Herrn Berends bezahlt und ihm das Geld durchdem jungen Minsiterial Ehrenstreit zugesandt.
C. D. Lenz Sen:
@@ -6025,11 +6698,13 @@
Jamburg d. 30sten Jenner 80
-Lieber Bruder!
+
+Lieber Bruder!
Ganz wieder Versprechen bekommst Du schon itzt einen Brief. Wie wir unsere Reise angefangen, wirst Du von unserm Verwandten Lieutenant Breyer erfahren haben. So giengs auch weiter und wir sind wenigstens 25 mahl umgeschlagen und würden’s noch öfter seyn, wenn nicht mein Reisegefärth wie ein Herkules gearbeitet den Schlitten zu halten. Er bietet mir auch sein Haus in Petersbg. an, bis ich ein Quartier ausgemacht, denn zu den grossen Aubergen London Demuth p will er mir durchaus nicht rathen. Ich werde sehr wohl zur Intrada mit ihm berathen seyn; nichts destoweniger schmerzt michs, daß ich Frau Obristin nicht gesprochen und sie gebethen, mir die Adresse des Herrn Rittmeister Uckrainer, oder ihm meine zu geben, auf den Fall daß ich Igelströhms nicht mehr vor mir finde. Ich denke er würde mir in Ansehung des Cadettenkorps und anderer Sachen die ausser der Sphäre meines Condottieri liegen, vielen guten Rath haben geben
können. Doch die Vorsicht wird alles selber lenken; erschöpft wie ich von der Reise bin, kann ich mein Vertrauen nur auf sie setzen. Kannst Du mir aber, wenn Herr Rittmeister U – – bald nachkäme, die Satisfaktion ihn in Petersburg noch zu sprechen noch verschaffen, so wirst Du mir eine Freundschaft erweisen. Tausend Empfehlungen an alle theuren Freunde und Gönner, Frau Obristin Oldekops und Danksagungen ohne Zahl an Dein kostbares Weibgen; bis auf die nächste Zuschrift die ich unter Adresse des Herrn Brauers zu erhalten hoffe – – vielleicht mit Herrn Rittmeister Ukrainer, den ich sehr zu sehen mich sehne wie bis ins Grab
-Dein treuer Bruder
+
+Dein treuer Bruder
J M R Lenz
Herrn Herrn Oberpastor
@@ -6039,7 +6714,8 @@
St Petersburg. D. 11 Febr 80
-Mein theurester Freund und Gönner
+
+Mein theurester Freund und Gönner
@@ -6059,7 +6735,8 @@
Von meinen Umständen wird Ihnen der Herr Schwager nächstens und vielleicht gute Neuigkeiten schreiben. Ich höre der Herr Sohn sollen mit General Berg herüber kommen. Das wäre mir eine angenehme Neuigkeit die vielleicht selbst auf mich Einfluß haben könnte, wenn bis dahin nicht schon alles richtig ist. Empfehlen Sie mich Ihrer fürtreflichen Gemahlinn und samtlichen Angehörigen und behalten im freundschaftlichstgütigen Andenken
-Ihren
+
+Ihren
ganzergebensten Diener
J M R Lenz.
@@ -6077,9 +6754,12 @@
Mein schätzbarster Freund! Ich weiß diesen Brief nicht besser an Ihre Demoiselle Schwester gelangen zu lassen, als durch Ihre Hand und bediene mich der Gelegenheit, so vielleicht die ersten und besten Nachrichten von Ihrem allerseitigen Wohlbefinden zu erhalten. Ich hatte vor meiner Abreise ein Abschieds- und Danksagungsschreiben an Ihre Mad. Schwester und zugleich an Ihr ganzes verehrungswürdiges Haus aufgesetzt, da ich aber eben aus einer schweren Leibes- und Gemüthskrankheit, von der Sie vielleicht gehört haben, genesen war, so mußte ich aus den Folgen schließen, daß Sie dasselbe nicht erhalten. Das ist die Ursache, warum ich eine mir so angenehme Schuld itzt nachhole. Ich habe viel ausgestanden in der Krankheit und auf der Reise, mein Körper und meine Munterkeit haben dadurch gelitten, das einzige was mir geblieben ist die Erinnerung und das Gefühl für alle Freundschaft und Güte, die mir bey meiner Entfernung vom Vaterlande wiederfahren. Ich wünschte nicht, daß Sie in ähnliche Situationen geriethen; so sehr ich von Herzen wünschte, Ihnen worin dienen zu können. Ich erinnere mich von Ihrem Herrn Vater gehört zu haben, daß Sie eine der deutschen Universitäten besuchen wollten. Sagen Sie mir welche es seyn wird; vielleicht hab ich dort einige Bekanntschaft. Sollte Sie aber einmal mehr als Neugier, sollten merkliche Aussichten Sie in unsere Gegenden herüberführen, so seyn Sie versichert, daß ich alles anwenden werde, was in meinem Vörmögen ist, Sie meiner unveränderlichen Hochachtung und Erkenntlichkeit für Ihre ganze würdige Familie zu überführen. Wahr ist es daß der Schwürigkeiten befördert zu werden, hier mehr sind als anderwärts, Schwürigkeiten die ich als Einheimischer bis zur Aufgebung aller Hofnung erfahre und die einem Fremden doppelt auffallen müssen. Eine Menge Leute von Talenten, die von allen Orten her hier zusammenfliessen und durch Connexionen und Cabale jedem Unerfahrnem den Weg verbauen, ein hartes Klima, eine höchst theure Lebensart, fremde Sprache und Sitten und eine Art von Zusammenverschwörung gegen den, der die beyden letztern nicht kennt – tausend Ungemächlichkeiten, die mich die eine Reise zu Land und Wasser von einigen 700 Stunden bald vergessen machten. Alsdann der Pöbel und das Gesinde in einer grossen Stadt, der zu tausend Ausschweifungen vertritt, und der Arbeit ungewohnt, wegen Diebereien und oft den grausamsten Verbrechen, eine Art von Feind ist gegen den man beständig zu Felde liegt – kurz alles alles lieber Freund was sich besser denken als sagen läßt, machen die Versorgung hier unaussprechlich schwerer als anderwärts, so wie vielleicht kein Ort ist wo man so leicht und so glänzende Hofnungen gibt, die das Unheil nur grösser machen. Nein mein Freund! wahres Verdienst, Tugend und Wissenschaft müssen besondere Wege finden sich geltend zu machen an einem Ort, wo jeder durch die seltsamsten Schicksale hergeworfene und verschmitzt gewordene Fremde sich das Ansehen von Verdienst und Tugend zu geben weiß – kurzum, wo man Gott dankt, daß man Othem holt. – Es ist wahr daß die höchste Monarchin und verschiedene Grosse hier einen unbestechlichen Sinn für wahren Werth haben – aber der Weg zu ihnen wird einen bis von den geringsten Personen auf eine solche Art verrammelt, daß eine Lebenszeit daraufgeht, eh Glück oder Zufall ihn eröfnen. Dies muß ich Ihnen schreiben, weil eine gewisse Meynung die auswärts noch von vorigen Zeiten herrscht, als Verdienste seltner waren, einen Fremden leicht verführen kann, sich die Sachen bey weitem anders vorzustellen, als sie sind; eine Meynung, die tausend Unheil anrichten kann. Ich bin noch nicht befördert und weiß noch nicht ob Petersburg oder Schweden mir nur den nothdürftigsten Unterhalt geben wird, den man oft mit den glänzendsten Namen bezeichnet
Empfehlen Sie mich Ihren Mlls. Cousinen und sagen Ihnen, daß ich keinen von Ihren und meinen Freunden in Curland gesprochen, da meine Reise zu Wasser gieng. Von denen Herrn v. Kleist habe gehört, daß sie sich in Curland verheurathet: von Herrn v. Medern weiß ich nichts zu sagen. In Kurland wenn man Bekannte unter dem Adel hat, giebts noch eher Aussichten als hier, wo die ganze Welt möcht ich sagen sich zusammendrängt. Doch werden Sie selbst leicht errathen, warum ich meine Verbindungen dort mit Fleiß abgebrochen, da sie von keiner Dauer seyn konnten. Für einen Fremden, besonders für einen Juristen könnten sie es eher seyn, auch für Theologen, die die Landessprache lernen. – Haben Sie mir keine Nachricht von Herrn Ott zu geben? Der Minister bey dem er engagirt war ist jetzt in Moskau. Empfehlen Sie mich Dero sämtlichen Angehörigen und lieben unaufhörlich
-Ihren ergebensten Freund
-JMR. Lenz.
-Dem Herrn Cousin, Herrn Amtmann Schöll meine verbindlichste Empfehlung
+
+Ihren ergebensten Freund
+
+JMR. Lenz.
+
+Dem Herrn Cousin, Herrn Amtmann Schöll meine verbindlichste Empfehlung
Meine theureste Freundin
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Pfänderspielen zu S. eine sehr traurige Figur machen würde. Ich habe eine Mutter verloren – ich habe mehr verloren – – Gegenstände genug, die mir das Grab anfangen könnten lieb zu machen – wenn nicht noch Personen auf dieser Oberwelt wären, an deren Glück ich anwesend oder abwesend von Herzen Theil nehmen könnte – es mich vielleicht anstecken würde mit Lebensfreude.
Und so leben Sie denn wohl theureste Freundin und findet sich eine Gelegenheit mit einem reisenden Freunde oder sonst – mir eine Nachricht von Ihnen – von Ihnen allen zukommen zu lassen – von Ihren Strasburgschen Freunden nicht zu vergessen– so werden Sie mich sehr glücklich dadurch machen.
-Ich aber werde unter jeder Veränderung bleiben
+
+Ich aber werde unter jeder Veränderung bleiben
ein
-mit ganzer Seele theilnehmender Bruder
-J M R Lenz.
+
+mit ganzer Seele theilnehmender Bruder
+
+J M R Lenz.
St. Petersbg. den 27 Merz 1780.
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StPetersburg d. 28sten Merz. 80.
-Lieber Bruder!
+
+Lieber Bruder!
Dein anhaltendes Stillschweigen macht mich nur immer dreister und weil der der einen Finger hat, nach Petersbg. Methode die Hand nehmen muß, wenn er sich und andere nicht in Verlegenheit setzen will, so schicke Dir noch einen Beytrag zu meiner nothwendigen auswärtigen Correspondenz, welcher sie aber auch wohl auf immer beschliessen wird. Wohin dieser Brief geht, wirst Du leicht errathen und was er mich gekostet, wird Dir Dein Herz sagen. Es hält schwer sich in abgerissene Verhältnisse hineinzusetzen, wenn einen die gegenwärtigen bis an die Seele einengen. Ich habe unrecht, daß ich diesen Brief nothwendig nenne, denn wegen der Personen die er angeht, ist er nur billig und schön, auch wohl nicht unerwartet, da ich ein 4 Jahr kontinuirlich das Haus, an dem ich Dir die Adresse gebe, wie ein Naturalisirter Strasburgischer Freund besucht und es von keinem Landsmann, der es gekannt, noch ohne diese Höflichkeit geblieben. Auch hab ich ihm die in gewisse Art dedicirt, die in der Schweitz herauskamen. Die Adresse des Briefes ist: A Mons. Brion, Etudiant en Philosophie a Strasbourg,
zu erfragen und abzugeben in dem Hause des Herrn geh. Rath Schöll in der Schlossergasse. Das Porto wirst Du noch dismal so gütig seyn, auf Deine Hörner zu nehmen – und mir mit dem für den vorigen zu berechnen.
-
+
+
geheimen Rath
Gestern macht ich mit einem aus Kamtschatka hieher zurückgekommenen kommandierenden Major Böhm einen Besuch bey dem bekannten Herrn Prof. Pallas, der mich sehr glücklich gemacht hat. Ich hoffe noch besser und näher mit ihm bekannt zu werden, obschon seine Wohnung so entlegen ist. Das einzige was mich abhalten könnte, wäre die Furcht, mit zu einer Bereisung der dortigen Gegenden (so vortheilhaft auch
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* er weiß vermuthlich nicht wieviel 1 Rbl. in Ptersb. macht. Er will nicht wissen, daß niemand hier einen Schritt umsonst thut und daß sein Schwiegervater d. H. Tulander Eymerweise bezahlt – Da des Schwiegersohns Eymer grösser, unbehandelsamer sind und beym Aufrollen jedes allein 8 Cop. beym Abrollen 7 gekostet, welches er auf soviel 1000 Eymer berechnen kann. Daß das Geld in der Festung in Kupfer ausgezahlt wird – soviel tausende – – daß das Zählen bewachen – – doch wer kann da für Verdruß endigen. Mag ers anders probiren! und sichs stehlen lassen
Ich bin weder Kaufmann noch Liefrungsverständiger, soviel aber sehe aus dem Briefe den mir Brauer vom Baron gewiesen, daß er Petersburg nicht kennt und wenn ers auch durch keinen Unglüksfall für den er sich gar nicht in Acht zu nehmen nöthig zu haben glaubt zu seinem Schaden kennen lernt (da er meynt, Geld zehle, bewache und transportire sich selber) er wenigstens in kurzem einsehen wird daß der Staat den Handlungsstand so sehr zu schätzen weiß als den stolzen und dummen von entfernten Landsassen. Ich küsse Dein Weib und Kinder und bin nach 1000 Empfehlungen an alle Gönner und Freunde Frau Obr. Oldekop Peuker
-Dein treuer Br.
+
+Dein treuer Br.
JMR Lenz.
Sey doch auch so gut wenn Du Papa schriebst, ihn zu bitten, gelegentlich was einfliessen zu lassen, für all die Freundschaft und Güte die mir Brauers hier zukommen lassen. Sie verdienen es doch wahrhaftig. Wäre es auch möglich daß Du an Hn. Major Igelstrohm, der Dich jedesmal grüssen läßt, für alles was er mir erzeigt hat, ein Paar Worte auf der Post schriebst würd ich es als ein Zeichen Deines brüderlichen Herzens erkennen. Von Papa selbst könnt ein Brief der so eingerichtet wäre daß ich ihn allen Gönnern und Freunden vorlesen könnte mir auf einmal sehr beförderlich werden. Bitt ihn doch daß er sich in demselben aber des allzuängstlichthuns enthalte, weil es in aller Absicht mehr schadet als nutzt und auf seinen Karakter ein häßlich falsches Licht wirft. Mit Klagen ist hier gerade und niemals was auszurichten, welches ich wohl erfahren – besonders wenn man weiß, oder zu wissen glaubt, daß der Klagende keine Ursache dazu hat.
-Die Versäumniß dieser Stücke hat mir bisher schon viel geschadet. – viel bey allen –
+
+Die Versäumniß dieser Stücke hat mir bisher schon viel geschadet. – viel bey allen –
Ich werde ihm nächstens selbst drüber schreiben. Ueberhaupt macht es eine unfreundliche Miene, daß ich von meinem Vater hier keinen Brief vorweisen kann – weil in den seinigen von Versinken in Schulden, Gefängniß Verfaulen in der Polizey u. s. f. die Rede ist – Ausdrücke die hier häslich könnten angesehen werden.
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(auch an Past. Wolf könnt eine Erinnerung in Deinem Briefe nicht schaden, der mich so oft invitirt und so oft Deiner gedacht hat, auch mich nach Dir fragt.
Schreib es Papa aber auf keine Art die ihn aufbringen oder auch nur verdrießlich machen könnte, wenn Du seine Ruhe und mein Leben lieb hast.
-Ich mag mich darüber selbst nicht beschweren, weil ich es fürchte es mit zu viel Heftigkeit zu thun.
+
+Ich mag mich darüber selbst nicht beschweren, weil ich es fürchte es mit zu viel Heftigkeit zu thun.
Besonders da er noch keine Ausgaben hier für mich gehabt hat; und mit Gottes Hülfe (wozu er aber doch wenigstens soviel beytragen muß, daß er mich mit seinem Ansehen unterstützt und nicht thut, als ob ich ein wäre) es doch in kurzem zur Entscheidung kommen muß Auf die Art schadet er mir mehr, da jedermann aufmerksam werden würde, warum er mir unfreundlicher als andern Geschwistern begegnet.
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Empfiehl mich allen guten Freunden, der theuresten Frau Obristin, Past Oldekops vorzüglich. Sag der ersten daß ich mit Hrn Pflug ihrer Frau Schwester die Aufwartung gemacht, aber Herrn Rittmeister Ukräiner noch nicht angetroffen. – Gott wenn ich nach Schweden reisen sollte – – noch weiter – Lebewohl Lieber und rathe Deinem
treuen und betrübten Bruder JMR Lenz.
-
+
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Hunderttausend Grüsse und Küsse Deinem lieben Nekasaika und sämtlichen Angehörigen.
Herrn
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Ich muß schliessen, weil mir kaum soviel Zeit übrig bleibt, Ihnen zu sagen, daß hier ein ehmaliger Eleve von Ihnen, Herr Legationsrath Claudes mir bekannt worden und ich mit ihm näher bekannt zu werden wünschte um Ihnen mit mehr Eindruck versichern zu können, daß ich nicht aufhören kann zu seyn Ihr
verbundenster Fr. u. Diener
J M R Lenz.
-Petersbg. D. 5ten April 1780.
+
+Petersbg. D. 5ten April 1780.
Wie befindet sich Herr Bürger – was machen Pfeffel und Schlosser, die zu weit von mir sind, um sie zu erreichen. Doch bitt ich dem letzten, Herrn Hofrath Schlosser zu schreiben, daß er sich eine unrichtige Vorstellung aus meiner Nachricht von meiner gegenwärtigen Situation macht; über die ich ihm, sobald ich es bestimmter thun kann, schreiben werde. Doch könnte das Kadettenkorps in Berlin und Herrn Rammlers Situation in demselben ihm ein richtigeres point de vue abstecken helfen.
Von Herrn Bause der Ihnen diesen Brief vielleicht selbst abgiebt, vielleicht zuschickt, habe Ihnen noch nichts sagen können. Er geht nach Dessau, aus einem Zuge der Gemüther die mit gleichem Erfolg auf gleiche Zwecke arbeiten. Nur daß sein Standpunkt verschieden und ihrem Journal viele Mannichfaltigkeit und Nutzen mehr geben wird, in das er Beyträge von Petersbg. aus liefern will.
-Er wird Ihnen meine Adresse sagen, doch besser wärs, Sie schickten ihm Ihren Brief zu.
+
+Er wird Ihnen meine Adresse sagen, doch besser wärs, Sie schickten ihm Ihren Brief zu.
S. T.
@@ -6206,7 +6897,8 @@
Ihren
ergebensten Fr. und Diener
JMR Lenz>
-St Peterbg. d. 6ten April 1780
+
+St Peterbg. d. 6ten April 1780
@@ -6228,11 +6920,13 @@
Sie haben mir in Lübeck nicht gesagt, daß die bekannten Dichter Grafen v Stolberg sich dort in der Nähe aufhielten. Können Sie diesem Freunde ihren Aufenthalt nicht sagen. Sie erzeigen vielleicht beyden einen Gefallen, wenn Sie ihm behülflich sind, sie zu sehen.
Nach bester Empfehlung an Ihre Frau Gemalinn und schätzbare Familie, nebst deren Führer und allen Lübeckschen Freunden nenne mich mit wahrer Ergebenheit
-Meines hochgeschätztesten
+
+Meines hochgeschätztesten
Freundes
verbundenster Diener
JMR Lenz
-St Petersbg. d. 8ten Aprill 1780.
+
+St Petersbg. d. 8ten Aprill 1780.
Die Nonnenklöster in Lübeck nicht zu vergessen.
@@ -6246,9 +6940,11 @@
Endlich Theurester Lavater! kann ich Ihnen aus Petersburg schreiben Ihnen der meinem Herzen so nah liegt, an dem Tage wo ich die heiligen Pfänder der höchsten Liebe genoß, ohne Zerstreuung schreiben. Ich weiß nicht, ob Sie meinen Brief als Coúvert aus Riga erhalten ich habe den Mann itzt selbst kennen gelernt, dessen Brief er damals einschloß, es ist wie alle Schweitzer, auch in den verschiedensten Klimas noch immer ein guter echter Schweitzer, der Ihre Lieder gelesen. Er wird bald zurückkommen, wo sein Herz schon voranfliegt und ich hörte mit Vergnügen ihn seine Eleven ermahnen sich so aufzuführen, daß sie dessen werth seyn, die Schweitz zu sehen. Prof. Güldenstedt führte mich zu ihm, der Ihr ungeheuchelter Freund ist – auch unsers Freundes Kaufmann sich offt noch mit vieler Wärme erinnert; mir die Plätzgen gewiesen, wo er spazieren zu gehen gewohnt war und durch ihn für Ihr ganzes Vaterland als mehr als Buchstaben- und Bücherfreund gestimmt scheint. Ich bin stolz auf diesen in Petersburg. Seine Reisen bis an den Caukasus haben ihn auf einer andern Abdachung der Erde (daß ich mich des Ausdrucks bediene) Gott erkennen lehren. Er wohnt beim alten verehrungswerthen Euler und dessen gelehrten – Sohn im Hause, von welchen Personen allen, wie auch besonders der Frau des letztern ich Ihnen die Silhouetten wünschte. Vielleicht schicke ich sie durch Füesli; vielleicht haben Sie sie auch schon. FVerweiszeichen 1 Ein interessanter Mann ist mir auch einer der hiesigen Grössern geworden, der Vizepräsident im hiesigen Reichsjustizkollegio. FFVerweiszeichen 2 Herr Kreidemann – dem ich mehr als einen Abend von Ihnen
habe vorerzählen müssen, der mir auch ein Briefgen an Sie geben wollte, um keines Geschäfts willen, wie sich der ganz liebe Mann ausdrückte, sondern um Ihnen seine Das Briefgen konnt er nun wohl seiner überhäuften Geschäfte wegen (da wirklich die Last des ganzen Gerichts – das ausser dem Senat für alle liefländische Sachen die letzte Instanz ist, fast auf ihn allein ruht, weil in Rußland gemeinhin die Collegia mit verdienten Militärpersonen besetzt werden, die von Recht keine Ideen haben.) nicht schreiben, aber die wärmste und herzlichste Empfehlung folgt von ihm mit. Er erkundigte sich nach Ihrer Physiogn. umständlich, auch nach der französischen Uebersetzung von der hier alles voll ist. Bester Gönner von der letzten wußt ich ihm nichts zu sagen und Ihnen wahr zu gestehen, begreif ich sie kaum: Vielleicht hat der wackere Waffenträger Ehrmann Theil daran – er kann stolz darauf seyn, denn in der That es ist das einzige Mittel, Ihre Ideen bei einem gewissen Theil von Vornehmem in Gang zu bringen, der oft zu ihrer Ausführung und Benutzung der wichtigste ist. Ich machte Kreidemann Hofnung zu Ihrem Werk von den Phys. Linien und dem Gebrauch derselben, das Geschick unbekannter Personen zu ihrer künftigen Bestimmung zu erfahren. In Petersburg, fiel auch er bei, würde dieses hauptsächlich nöthig seyn – und ich denke, er selbst würde viel Gebrauch davon machen. Sein Gesicht ist sehr blaß – vom Arbeiten sichtbar angegriffen also nicht in der natürlichen Farbe – die Stirn aber ungemein hervorstechend über den Augknochen, das Auge erstaunend ausgearbeitet: der Mund fast ein wenig Sokratisch ungestalt, wenn er lacht, aber doch nicht ohne Reitz. Güldenstedt hat ungemein viel
Reinheit und Redlichkeit in seinem Gesicht – der Spiegel seines Betragens (ich wäre begierig, ob Sie sie der Beschreibung nach erkennten, ohne sie genannt zu lesen:) um zu sehen ob ich etwas Physiogn. Sinn bey Ihnen gewonnen, womit ich mich wenigstens hier breit mache. Nun damit wir die Leiter heraufmachen – von unsern Grossen kenn ich noch zu wenig vielleicht läßt sich künftig mehr sagen. Aber die Landesherrschaft – Freund und Vater! – soviel ich mich erinnere hat sie – hat sie keinen Platz in der Physiognomik, kann auch nach den Carrikaturen von Kupferstich die von ihnen kursiren, keinen haben. Künftig mehr von diesem Punkt: er ist mir heilig – –
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+
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FVerweiszeichen 1 eben höre von ihnen selbst, daß Sie sie schon haben
-FFVerweiszeichen 2 dem obersten Collegio nach dem Senat
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+FFVerweiszeichen 2 dem obersten Collegio nach dem Senat
Ich erinnere mich ein und des andern Mündlichen – – und daß Sie damals Wie konnts auch anders, denn was ist aller Schatten, durch soviel Hindernisse zu Ihnen gelangend, gegen Wirklichkeit. z. B. mein Gönner! – wo Sie Hang fanden, der auch freylich wie beym Sokrates kann überwunden worden seyn. Ich habe sie nur einmal nahegesehen (als sie die Deputierten der neuen Provinzen in Polen zur Audienz ließ – ein interessanter Anblick) – und ich sah die – –geberin – und die Gesetzgeberin eines halben Theils der Erde. Und worauf ich am kühnsten bin – die unmittelbare – das spricht aus ihrem Blicke. Sie ist alle Morgen vor 6 auf und arbeitet allein – und die Zeit ihrer Vergnügen ist – (ein beyspielloses Muster –) ausgemessen. Auch reden alle ihre Entwürfe Plane und Ausführungen mit ihrem Gesicht überein – das wahrhaftig im strengsten Sinn des Worts – Kayserlich ist – Ich schwärme nicht. Ihr Blick hat nicht das schröckende Feuer des alten Friedrichs aber doch genug um den zu Boden zu werfen, der’s vergessen wollte daß sie einen halben Welttheil durchdringt. Im Nacken
in der Haltung des Kopfs, in der Brust alles voll Kraft und Anstrengung – – der Großherr ist der Pendant zu ihr. Soviel ähnliches von Mutter auf Sohn hab ich selten gesehen nur ist Güte der Seelen am Munde, wenn er nicht angestrengt ist noch das Zeichen, das ihm die Sorgen der Haltung eines ganzen Reichs fehlen. Man sieht ihm am Gesicht an, daß er unermüdet arbeitet – auch soll er in allen Fächern der Wissenschaften seine Meister suchen. Sein Geschmack ist so rein und ohne Fehl und Eigensinn, daß ich von der Seite uns Glück wünschen wollte, wenn wir die Arrangements der Deutschen und Ausländer nur hier ganz so hätten, was Städte Bücherumsatz p. betrift. Doch künftig hiervon ein mehrers und besseres; wie von unsern Grossen überhaupt, von denen ich die wenigsten kenne. Der geheime Rath und Ritter Betzky ist ein würdiger Greis, dem Heiterkeit und stille frohe Thätigkeit aus jeder Miene leuchtet. Er hat so ganz das Schweitzerhaffte – mehr aber doch aus den Bernergegenden her. So seine Tochter und sein Schwiegersohn, von denen ich Ihnen ein andermahl schreibe: wenn meine Situation und deren Entscheidung mich näher mit ihnen bekannt gemacht, denn ich hoffe beym Cadetkorps anzukommen. Den Sächsischen Minister besuche ich oft, dessen Gesicht viel richtigen Verstand u. ein offenes u. wohlwollendes Herz weist. Vielleicht auch von dem eine Silhouette. Einige der Günstlinge des Großfürsten schickte u karakteriserte ich Ihnen gern – vielleicht kann ichs künftig besser. Ob Kaufm. Urtheile mit meinen übereinstimmten, wär ich begierig zu wissen. Besonders von den Grossen Orlovs – – Gallizin Schwäger Or. Der Gouverneur von Liefland würde Ihren ganzen Beyfall erhalten. Eine so gewölbte Stirn, soviel eherne Treue und ausharrende unzertrümmerliche Redlichkeit finden Sie nicht leicht in dem Gesicht– (auch in dem Karakter) eines andern Grossen. Seine Gemalinn – und einige Grosse von Riga werden Sie auch freuen, worunter die geh. Räthin Vitinghoff und die Vizegouverneurin Meyendorf Ihre Lieblinge werden würden. – Auch meine Familie hat Gesichter über die Ihr Urtheil zu wissen begierig wäre. Mein Vater. Mein ältester Bruder, den Kaufm. nicht kennt und der doch von ihm gekannt zu werden verdient – Doch ich behalte keinen Platz zur Erkundigung nach dem Befinden Ihrer teuresten Gattin u. Familie und zu der hochachtungs- und dankvollsten Empfehlung.
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In wie vielen Rücksichten Ew. Exzellenz durch einen Schritt, der mir die zum Dank angesetzte Feder kraftlos aus der Hand stürzt, durch Hochdero großmüthige Vermittlung bey meinem Gesuch in Petersburg, die Herzen einer ganzen Familie von den beängstendsten Sorgen entlastet, wird Ihnen Ihr eigenes Herz am besten zu ahnden geben. Es war diesmal nicht das Gesuch allein
sondern noch viele andere Mißverständnisse und Besorgnisse, die sich dadurch wie durch Dazwischenkunft der Sonnenstralen bey trüben Wolken aufgeheitert. Dieser Schritt ist ganz der grossen Seele würdig die das verworrenste Anliegen jedes Hülfsbedürftigen mit eben dem treffenden Blick durchschaut, mit eben der schnellen Großmuth ihm zuvorzukommen eilt, mit der sie schon in wichtigem Fällen der Gottheit nachzuahmen gelernet. Genießen Ew. Excellenz dieser Zufriedenheit die sich selbst allein belohnen kann und erlauben einem Beglückten, durch das Studium von Handlungen der Art sein eigenes Herz zu verbessern und der Ehrerbietung freyen Lauf zu lassen, mit der er sich unter Ew. Exzellenz Clienten rechnet als
-Hochwohlgeborne Freyfrau
+
+Hochwohlgeborne Freyfrau
Gnädige Frau
Eurer Excellenz
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-unterthänigen und gehorsamsten Diener und Verehrer
+
+unterthänigen und gehorsamsten Diener und Verehrer
J. M. R. Lenz.
Ich schreibe Dir auf der Copey des Briefes an Fr. v. Vietinghof und bin so besetzt, daß ich nichts hinzufügen kann, als Dich aufs höchste zu bitten, Einlage an Papa mit geflügeltester Eile zu besorgen, Couvert etc. drum zu machen. Der theure gute Altgen hat alles unrecht ausgelegt, wie ich befürchtete und seine Ge sundheit leidet drunter, wenn er im Mißverstande länger bleibt. Dies kränkt mich doppelt, da seine und Eure Briefe mir baares Geld sind. Nächstens mehr von Deinem treuesten
JMRLenz
-
+
+
grüße Behage! und bitt ihn mir zu schreiben – mir überhaupt wie all meine Freunde – aber – weder zuviel noch zu wenig zuzutrauen. Wir waren hier besorgt seines langen Ausbleibens wegen.
-St. Petersburg d. Ap.
+
+St. Petersburg d. Ap.
v. Lenz aus Riga.
-Werthester Herr und Freund!
+
+Werthester Herr und Freund!
Ich ergreiffe die in meinem letzten Briefe an Sie erwähnte Gelegenheit, Ihnen einige Silhouetten aus meinem Vaterlande und aus Petersburg zuzuschicken muß aber, um die aufrichtige Sprache des Freundes zu reden, der nicht schmeichelt, Sie um Ihrer eigenen Grundsätze willen bitten, mir zu erlauben, daß ich bey dem Egyptischen Gedräng Ihrer Verleger, welches bey ehernen Nerven auch auf Urtheile und Ideen Einfluß haben muß, zu diesen Bildern, ohne zu sagen für welches sie gehören, welches ich Ihrem Kennerblick überlasse, einige karakteristische Züge hinzufügen kann, die den Perpendikul Ihrer einmal geschwungenen Empfindung,
der bey allen Nerven wie Liebhaber u. Kennernerven sind auf eine oder andere Seite überschlägt, womöglich ein klein wenig zu hemmen und in waagrechten Stand zu setzen. suchen sollen. Dies mein werther Freund! hat Ihrer
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die Wahrheit sage, hätt ich geglaubt, daß Ihre mir sonst bekannte Mässigung und Klugheit (in dem besten Verstande des Worts) vielleicht von jungen vielleicht auch von ältern Freunden sich so aufs Eis würde führen lassen. Sie treten als Schriftsteller in einer neuen Wissenschaft auf – – und lassen sich auf einmal von Leuten die es nicht gut mit Ihnen meynen, eine Maske vorlegen, die so wenig zu Ihrem Gesichte paßt – Oder glaubten Sie Rußland – sey noch das Land das es vor fünfzig Jahren war und man könne über Gegenstände die dasselbe angehn, mit mehr Nachlässigkeit – – Nachsicht gegen unzuverlässige Berichte schreiben? Wie würden Sies aufnehmen, wenn ich ohne jemals dort gewesen zu seyn, eine Karakteristick der wichtigsten Schweitzer aus dem Munde einiger Landsleute machte, die sich ein Viertel Jahr dort aufgehalten – – eine Karakteristick, die nicht zu ihrem Vortheil gereichte? –
Freilich muß man Sie persöhnlich kennen, um davon so gelind zu urtheilen als ich thue. – – Ich wünschte Ihrem Werk einige Brauchbarkeit für mein Vaterland mit zu können: ich gestehe aber, daß ich meine Schultern nach dem Exordio des 18ten und 21 Fragments fast zu schwach dazu fühle. Ueber Gesichter zu urtheilen deren Karackter man nicht kennt – – – lieber Lavater! die Nächsten um uns zu Führern anzunehmen, aus ihren Gesichtern über die entfernten – abzusprechen? Wie? und fühlen Sie – Sie es nicht an Ihrem Herzen, daß Sie so gegen die ersten parteyisch – gegen die andern ungerecht werden
-Doch daß ich Ihnen jetzt nicht als Gelehrter, sondern als Freund spreche: Sie thun sich den meisten Schaden.
+
+Doch daß ich Ihnen jetzt nicht als Gelehrter, sondern als Freund spreche: Sie thun sich den meisten Schaden.
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denn freilich hat diese zu der Unbestechlichkeit seines Geschmacks in so weit das meiste beigetragen, als seine nachmaligen Reisen nur Fortsetzung derselben waren. Er hat die halbe Welt gesehen und mit der Ruhe mit der er – – itzt krank – – nichts als Salomons Ausspruch vor sich sieht. Dabei für keinen Seelenreitz unempfindlich, am wenigsten für den der Ehre bey Edlen. Nicht geräuschvoll und weit bekannt – aber den besten und würdigsten bekannt zu sein wünscht er. Wird er wünschen, auch wenn seine Sphäre sich noch so sehr erweiterte, noch so sehr verengte, weil er gern aus Geschmack gut wäre.
Ich wäre begierig, ob Sie den Durchsetzer und Durchtreiber fremder aus Geschmack angenommener Plane bis in die Unmöglichkeit – oder mehr den Erfinder und Anleger eigener – – kurz, ob Sie mehr den Feldherrn – oder mehr den Staatsmann in diesem Gesichte fänden. Begierig sag ich wäre ich, zu hören, was ein Geist der mit so merkwürdigen Idealen der Alten und Neuen Welt genährt ist (näher darf ich mich nicht bestimmen) auf der Bühne der Welt für eine Rolle mit Nutzen und Fortgang übernehmen wird.
-Ein Freund der Physiognomik – ob selber Physiognomist zweifle ich.
+
+Ein Freund der Physiognomik – ob selber Physiognomist zweifle ich.
Ein besonderer Mann voll Tiefsinn und Frömmigkeit. Alle feurige Gefühle schockiren ihn, ob er sie gleich mit dem Kopf sehr wohl faßt. Liebt sonst das Melankolische, hat auch
selbst einen Ansatz. Ist von Herzen fromm und wohlthätig. Ein an Duldsamkeit wenn er mit verschobnen Karaktern zu thun hat. Welches er an einer Frau bewies, die ihn itzt durch ihren Tod befreit hat und dem Trunk sehr ergeben war. Keine Ader Falschheit in dem Manne. Einer der ersten spekulativen Köpfe in Obwohl zu schüchtern und zu sehr lebender und thätiger Philosoph (denn er ist ein grosser Landwirth obschon er in der Stadt in einem geistlichen Amt steht und treibt seinen Garten wie Lavater die Physiognomik) seine Spekulationen von denen er große Hefte liegen hat, bekannt zu machen. Drucken läßt der – schwerlich. Könnt er sie aber ins Cabinet thun, daß sie gleich zum Ziel eilten, das wäre seine Sache. Dabei keinen Ehrgeiz – nicht den mindesten, als den das zu seyn was die in Griechenland mit Mantel und Bart waren. Schönheit irgend Schriftstellers entgeht ihm – Goethe möchte der einzige seyn, der hiervon eine Ausnahme machte. Doch erkennt er ihn mit dem Verstande. Verzeihen Sie daß ich so ausführlich über diesen Mann bin ich kenn ihn von Kindesbeinen an. Seine Seele hat viel Aehnliches mit Güldenstedt.
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Cronstadt. d. 20ten May 1780.
-Lieber Bruder!
+
+Lieber Bruder!
Du wirst mir verzeyhen daß ich diese Antwort des Obristen Ribas an Dich, so wie die an Papa solang aufgehalten und noch mehr daß ich beyde erbrochen habe. Es ist unmöglich Dir die gegenwärtige Lage meiner Umstände zu sagen, ich bitte Dich also Dein Urtheil darüber zurückzuhalten. Ich wollte Dir den Brief gar nicht schicken, ich fürchtete aber Du würdest den Obristen einer Unhöflichkeit fähig halten, welches sein Fehler nun wohl gewiß nicht ist. – Die Ursache des Briefes mochte wohl mit in der Offerte liegen, deren ich letzthin in einem Briefe an Dich gedacht, und um derentwillen ich jetzt hier bin. Soviel kann und darf ich Dir nur sagen, alles ist am Rande der letzten Gährung. Drey Aussichten unter denen ich nur eine wählen kann – und bey welchen allen vorsichtig verfahren werden muß. Ich habe Deinen Brief an eine bewußte Dame der Frau Obristin K. gegeben und sie kann eine sehr wirksame Mittelsperson zu meinem Glück werden.
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Soviel muß ich Dir sagen daß weder beim hiesigen Landkorps alles vorbei ist, da es sich noch immer an dem stößt daß man keine neue Stelle kreiren will,
noch auch sonst es an Versorgungen fehlet. Das Seekorps in Cronstadt ist von nicht wenigerer Wichtigkeit als das Landkadetten Korps und meine Beförderung an demselben oder in einem andern Fach hängt lediglich von der Rückkunft der Monarehin ab. Du wirst aus beygelegtem Briefe an den Herrn Kammerherrn Igelstrohm mehr ersehen.
Hier folgt auch ein Briefgen an Moritzsche und Schmidsche den ich aufs schleunigste zu befördern und zu unterstützen bitte.
-Dein Weibgen und Deine Kinder aufs zärtlichste umarmend als
-Dein
-getreuer Bruder
+
+Dein Weibgen und Deine Kinder aufs zärtlichste umarmend als
+
+Dein
+
+getreuer Bruder
J M R Lenz
Mit nächster Post schreibe an Papa, vorher aber muß – aufs schleunigste NB Nachricht der Herr G. Gouverneur mit der Monarehin gereist oder ob er in Riga, und sie vielleicht auf der Rückreise wieder wo sehen werde; imgleichen ob General Berg mit gewesen und ob Du ihm mein zugeschickt. ╒ Lieber Bruder, Eure Ängstlichkeit und Mißtrauen in mich schadet mir unaussprechlich, ich darf – gewisse Sachen nicht schreiben, die Euch über meine Handlungen mehr Licht geben würden: da ist Und auch das, daß du nicht grad jeden fragst.
Der Rath einer gewissen Person, die Du mir empfahlst hat mir geschadet. Antworte doch bald ich bitte Dich.
-
+
+
╒NB. Dies kann nicht schaden, lgelstrohm mag sein was er will. Es hätte mir schon viel genutzt
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Nun zum Schluß eine Bitte, die mir innigst am Herzen liegt. Schon lange bester Vater wünscht ich bei der Entfernung von Ihnen, wenigstens einen Schatten von Ihnen zu haben. Es ist der Wunsch meines Herzens. Ihr Porträt ist überhaupt nicht getroffen und es liegt uns Kindern, es liegt mehrern Menschen daran, etwas wahres von Ihnen zu haben. Thun Sie mir diese Väterliche Güte und lassen mir von Bruder Carl Ihre, meiner theuresten Mama, auch seinen eigenen Schatten, den Jakob, oder ein guter Freund zeichnen kann zukommen. Auch Hartknoch bitt ich sehr um seinen Schatten –. – Tausend zärtlichste Grüße bitte ihm zu sagen.
Ich küsse Ihnen und meiner theuresten Mama tausendmal die Hände und bin nach zärtlichstem Gruß an Bruder Carl
-Ihr theuresten Herrn Vaters gehorsamster Sohn
+
+Ihr theuresten Herrn Vaters gehorsamster Sohn
J M R Lenz.
-auch von Lottgen ein Schatten! –
-Peterbg. d. 5ten Jul 1780
+
+auch von Lottgen ein Schatten! –
+
+Peterbg. d. 5ten Jul 1780
Theurester Lavater!
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die Sachen von Janotzky.
Der schnelle Abgang der Post verhindert mich, Ew. Hoch Edelgeborenen die Ihnen schon von meinen frühesten Jahren her gewidmete Hochachtung auszudrücken, womit ich allen Mißverständnissen Trotz biete, die Nebenumstände in unserer sublunarischen Welt nur zu offt erregen und mit der, nach gehorsamstem Empfehl an Dero Frau Gemalinn beharre
-Hoch Edelgeborner Hochgelehrter Herr
+
+Hoch Edelgeborner Hochgelehrter Herr
lnsonders hochzuehrender Gönner
Dero
-gehorsamst ergebenster Diener
+
+gehorsamst ergebenster Diener
J. M. R. Lenz.
-Aya, d. 26sten 7br. 1780
+
+Aya, d. 26sten 7br. 1780
S. t.
@@ -6458,7 +7172,8 @@
Empfindungen
eines jungen Russen
-der in der Fremde erzogen
+
+der in der Fremde erzogen
seine allerhöchste Landesherrschaft wiedererblickte.
So ward ich denn noch dazu aufgehoben
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Woran er sich zersann, verstiegne Plane daß sie den Schwindel lenket
Und offt wie selbst den Phaeton sanft auf den Boden senket
Damit er keine Welt verbrennt.
-x x x
+
+x x x
So Und ist denn das die Frau, die über jedes Lob
Das Schwachheit oder Furcht dicktirte
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Von seiner Licht das Echo ist,
Die den in verehrt, durch den die Erde lachet
Der keines Staubs darauf vergißt Kringel
-Lenz.
+
+Lenz.
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Da ich den Brief des Herrn Cabinetssekretair Nicolai gewisser Angelegenheiten wegen, Hn. Hartknoch zuschicken müssen: so nehme mir die Freiheit, Ew. HochEdelgeboren, das was Dieselben angehet, Auszugsweise zuzuschicken.
-Auszug aus dem Briefe des Hn. Nicolai.
+
+Auszug aus dem Briefe des Hn. Nicolai.
„Ich danke Ihnen recht sehr für die Mittheilung des Briefes von H. Gadebusch. Etliche Nachrichten aus seinem Briefe werde ich mir ausschreiben. Sie ziehen mich aus einer Verlegenheit, in welche mich die Ungewißheit des Schicksales gewisser Bücher versetzte, die ich für incomplet hielt und deren Fortsetzung ich begehren wollte, da ich nun sehe, daß sie niemalen geendiget oder fortgesetzt worden sind. Um meine Bekannt-
schaft mit ihm zu eröfnen, so sagen Sie ihm, daß ich gleich jetzt an Verfertigung des Catalogi der Grosfürstlichen (ehemals Korfischen) Bibliothek arbeite, daß ich, sobald er fertig seyn wird, ihm diejenigen Artikel mittheilen werde, die für ihn interessant sein können. Ich denke, das wird insonderheit die Liefländische, Polnische, Schwedische und Russische Geschichte seyn. Und wirklich haben wir in jedem Fache ziemlich viel und seltene Bücher. Insonderheit aber kann ihm vielleicht angenehm seyn, wenn Sie ihm melden, daß wir auch einen artigen Vorrath von Manuscripten haben, von Livonicis, Curlandicis, Polonicis, Russicis, Suecicis und daß ich mich von Herzen anerbiete, ihm nicht allein ein vollständiges Verzeichniß von den darin enthaltenen Stücken zuzusenden, sondern auch ihm auf
Begehren diejenigen Stücke abschreiben zu lassen, die etwa seine Neugier erregen könnten. Vermelden Sie ihm dabei meine Empfehlung und mein aufrichtiges Verlangen, mit ihm in nähere Bekanntschaft zu treten.
Meine Familien-Umstände, so wenig interessant sie auch für andere ausser mir seyn mögen, will ich Ihnen bey erster Musse kürzlich zusammenfassen und übersenden.“
-Sobald ich den Brief wiederbekomme, werde ihn Ew. HochEdelgeb. in der Handschrift weisen.
-Mich nach gehorsamer Empfehlung an Dero Frau Gemalinn nennend
-HochEdelgeborner Herr
+
+Sobald ich den Brief wiederbekomme, werde ihn Ew. HochEdelgeb. in der Handschrift weisen.
+
+Mich nach gehorsamer Empfehlung an Dero Frau Gemalinn nennend
+
+HochEdelgeborner Herr
Hochmehrender Herr Justiz-Bürgermeister
Ew. HochEdelgeb.
-aufrichtig ergebensten Diener
+
+aufrichtig ergebensten Diener
J M R Lenz.
-Von Hause d. Novbr. 1780.
+
+Von Hause d. Novbr. 1780.
Da bin ich nun auf dem Wege nach Ohlershoff ohne von einem einzigen Freunde Abschied genommen zu haben. So schön geht ihr mit mir um. Doch ihr wünscht euch Glück, es ist ein Drama von eurer Arbeit, eines von den Trauerspielen: und wenn das nur fertig wird und alles so ziemlich honett bei der Zubereitung kann gedreht werden, was kümmerts die Schriftsteller, was die Folgen wirklich sind. Die da ihrer Sache am sichersten sind, übernehmen die Forcerollen, die Freygeister u. s. f. unbekümmert ob bei dem was man so spielt nicht ein bischen Wahrheit mit unterläuft.
Laß meine Bücher und Sachen entweder zu Dir oder zum Conrektor tragen, bis die Fuhr nachkommt. Hentschel wird sie Dir abfolgen lassen.
-Der Graf Manteuffel ließ Dich grüssen bei dem wir gestern gespeist haben.
+
+Der Graf Manteuffel ließ Dich grüssen bei dem wir gestern gespeist haben.
So thut Erxleben, der gute redliche Junge, der recht sehr gut eingerichtet – aber sehr ist. Er lässt Dich nochmals erinnern und bitten, ihm die versprochene Festgesellschaft mitzubringen. Dein
aufrichtig treuer Bruder J M R Lenz
@@ -6643,8 +7367,10 @@
Akademieen ans Herz zu legen versuchte. In der That ist das Beyspiel des Russischen Adels beschämend für den unsrigen, der seinen Namen unsterblich machen und zugleich die Preise seiner Güter und der Landesprodukten erhöhen könnte. Man bedenke nur, was durch 500 Akademisten allein, die eine Menge feinerer Bedürfnisse aus dem väterlichen Hause mitbringen, für Geld in Umlauf kommen würde, wenn wir auch die erspahrten Summen nicht rechnen, die der Edelmann itzt mit seinen unverassekurirten Söhnen aus dem Lande schickt, oder lieber ins Wasser wirft. Ich wagte es, Herrn N. zu behaupten, daß wir Jena Leipzig und einer Menge sonst unwichtiger Städte in Deutschland ihren Flor gegeben. Ich wagte es, ihm die Parallele
von Strasburg zu Frankreich und Derpt zu Rußland zu ziehn, die in sofern ziemlich passend bleibt, da wir sonst keine, Frankreich aber noch viele andere blühende Akademieen hat. Und doch kommen aus Gascogne und Languedoc Franzosen dahin um Deutsch und Lateinisch zu lernen. Zugleich studiren dort Ungarn, Russen, Pohlen u. s. f. Unsere einheimischen neuveränderten Rechte, Ukasen u. s. f. erfodern gewiß eben sowohl ihre eigene Doktoren, als der Körper Justinians: gleiche Ansprüche macht die sehr versäumte Vaterländische Geschichte, die Pastoraltheologie und Homiletik, wie sie für unsere Bauren paßt, samt den Landessprachen, die unsere Prediger oft erst für die andere Welt vollkommen erlernen; imgleichen der einheimische Landbau, über den bisher immer der Vorurtheilvolle sclavische Bauer und ausländische Bücher die uns nichts fördern, die letzte Instanz bleiben. Was den Plan anbetrift, so ist
bei einer Sache die die Natur vorbereitet, kein weit aussehender Plan nöthig, als den sie selbst mitten unter der Ausführung an die Hand giebt, wie sie es bey allen Dingen macht, die nicht in der Idée sterben sollen. Man vergißt, daß die grossen Flüsse aus kleinen Quellen entstehen und wenn wir Müllers russische Geschichte lesen, kommt uns der ehemalige erste Fonds der Derptschen Akademie unglaublich vor. Ein einziges Kransgut würde zur ersten Besoldung der nöthigsten Professoren hinreichen und wenn wir die Mittelzahl von 500 Rbl., die jeder Student überhaupt in Derpt liesse annehmen (die in der That sehr geringe ist) sich bald bezahlt haben, wenn dis Geld auf einmal in die Cirkulation käme; kämen vornehme Russen dazu, die ohnehin von unsern Sitten mit Recht vortheilhafte Begriffe haben und an dem Umgang des umliegenden Adels bald Geschmack gewinnen würden, so würde Derpt in kurzem eine der mächtigsten Städte seyn. Und wieviel würde die Population unter allen Ständen gewinnen, durch die größere Menge der Domestiken, Familienannäherungen, Bekanntschaften, Verbindungen mehrerer Städte mit dieser p.
-Doch ich ermüde Sie mit einem Auszuge, der von lauter schon oft gesagten Dingen spricht. Ew. HochEdelgebornen
-gehorsamster Diener
+
+Doch ich ermüde Sie mit einem Auszuge, der von lauter schon oft gesagten Dingen spricht. Ew. HochEdelgebornen
+
+gehorsamster Diener
JMR Lenz.
Ohlershoff d. 26sten Nov 1780.
@@ -6661,13 +7387,17 @@
Die Abwesenheit des Hn. v. Liphardt hindert mich selbst zu kommen, welches mir auf den ersten freyen Augenblick vorbehalte; da meine Eléven itzt ganz allein meiner Aufsicht überlassen sind.
Da ich eben an Hn. Nicolai schreibe, so nehme mir die Freiheit, wenn Ew. HochEdelgebornen an ihn schreiben wollten, Ihnen mein Couvert dazu anzubieten. Ich hoffe alsdenn nächstens, Ihnen von der Erfüllung seines Versprechens etwas überbringen zu können, da ihn Dero Liebhaberey für seltene Manuscripte bekannt ist.
-Mit vollkommenster Ehrerbietung nenne mich, nach gehorsamer Empfehlung
-Ew. HochEdelgebornen
+
+Mit vollkommenster Ehrerbietung nenne mich, nach gehorsamer Empfehlung
+
+Ew. HochEdelgebornen
Meines hochzuehrenden Herrn
-ganz ergebenster Diener
+
+ganz ergebenster Diener
J M R Lenz.
-Von Hause den 28ten 10br. 1780.
+
+Von Hause den 28ten 10br. 1780.
Sr. HochEdelgebornen
dem Herrn Herrn K. F. Gadebusch
@@ -6676,7 +7406,8 @@
Wohlgeborner Herr
-Insonders hochzuverehrender Herr Justiz-Bürgermeister!
+
+Insonders hochzuverehrender Herr Justiz-Bürgermeister!
@@ -6686,15 +7417,19 @@
Sommer über verschlossen bleibt.
In Erwartung alsobaldiger Nachricht von Ew. Wohlgeborenen habe die Ehre nach gehorsamer Empfehlung an Dero Frau Gemahlinn zu beharren
-Wohlgeborener Herr
+
+Wohlgeborener Herr
Insonders hochzuehrender Herr Justizbürgermeister
Dero
-ergebenster Diener
+
+ergebenster Diener
J M. R Lenz.
-St. Petersbg. D. 25. Merz 1781.
+
+St. Petersbg. D. 25. Merz 1781.
-Den Herrn General Bauer werden Dieselben nun bereits in Derpt gesehen haben.
+
+Den Herrn General Bauer werden Dieselben nun bereits in Derpt gesehen haben.
Liebster Bruder
@@ -6712,7 +7447,8 @@
Die Bekanntschaft des Hr. Obristen v. Renkendorf in dem Hause S. Exzell. des General Bauer würde mich gereizt haben, Papa die Bitte zu thun, die Du mir einmal anriethest – wenn es nicht so schwer hielte, ihn um einen Brief zu bitten. Die würdige alte Dame en question ist dieses Frühjahr schwer krank gewesen. Danke bald für den Gouv. von
-Dank also mit mir der Vorsicht für die Gnade der besten Fürstin, die wenn sie gleich so unendlich über mich erhaben ist
+
+Dank also mit mir der Vorsicht für die Gnade der besten Fürstin, die wenn sie gleich so unendlich über mich erhaben ist
sich in den Flüssen mahlt, die sie
mit Glanz erfüllt Shsp.
@@ -6723,7 +7459,8 @@
treuer Bruder
JMR Lenz
10ten Apr 81.
-
+
+
es ist einer der vorzüglichsten Menschen, der Gouver. Siewers. Er wohnte beym General B.
@@ -6736,7 +7473,8 @@
St Petersbg. d. 2ten Jun 1781.
-Theurester Vater!
+
+Theurester Vater!
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Sollte mein Aufenthalt in Dero Hause oder auch meine Führung in demselbigen Ew. Hochwohlgebornen oder Dero verehrungswirdigen Gemahlinn einige Beschwerde verursachen oder zu andern Unannehmlichkeiten und Mißvergnügen Gelegenheit geben: so bitte mir’s als ein Zeichen Dero Gewogenheit und Menschenliebe aus, mir dieses bekannt zu machen, da ich dann keinen Augenblick säumen will, Ihnen die Ursache Ihres Mißvergnügens aus dem Gesichte zu bringen.
Wollen Ew. Hochwohlgebornen aber noch ferner der Schuldherr meiner Erkenntlichkeit bleiben, für die ich freylich jetzt nur mit Worten Bürgschaft leisten kann, und mir wenigstens nur soviel Aufschub gönnen, daß ich nach Dero unschätzbaren Tabellen und andern gedruckten und ungedruckten Schriften die Russische Geschichte bis auf die neuern Zeiten mir einprägen kann, so werden Dieselben dadurch außer dem Dank meiner Eltern und aufrichtigen Freunde vielleicht auch noch den Beyfall erhabener edelmüthiger Gönner sich zu eigen machen und mich lebenslang bereit finden mich zu beweisen als Hochwohlgeborner Herr Staatsrath
-Geneigter Gönner
+
+Geneigter Gönner
Ew. Hochwohlgebornen
gehorsamster Diener
JMR Lenz.
@@ -6791,9 +7530,11 @@
Ihre geneigte Zuschrift habe schon durch verschiedene Gelegenheiten beantwortet, aber noch nicht die mindeste erfreuliche Nachricht von Ihrem uns allen so theuren Befinden weder durch meine lieben Geschwister noch durch sonst einen Freund erhalten können. Wie glücklich wäre ich, wenn der Herr Pastor Gerzimsky mein würdiger Seelsorger und Beichtvater, der mir diesen Einschlag in seinen Brief erlaubt, ein. Bewegungsgrund mehr wäre, mich aus der quälenden Unruhe dieser Unwissenheit durch einige gütige Zeilen zu reissen. Sie haben die Güte gehabt, mich an den Herrn Past. Brunnerund an dessen Verwandte und Freunde, die Herren Mahler und Kaufmann zu adressieren, welche, da Me. Exter ihre Behausung verändert, jetzt meine Nachbarn sind. Darf ich es aber wagen, theurester Vater! da Sie die Güte gehabt, mir vierteljährig aus Ihrer Väterlichen Milde eine kleine Zulage von 25 Rubeln zu versprechen (welche 30 ich schon einmal durch den H. Past. Bruner erhalten) Sie gehorsamst zu ersuchen, selbige diesesmal an meinen Beichtvater, den Herrn Past. Gerzimsky zu adressiren. Die Ursachen, so mich dazu nöthigen, sind folgende. Erstlich hat dieser würdiger Mann* * sowohl als der Herr Past. Bnmner, sich viele Mühe gegeben, meinem lieben Bruder in Derpt Subscribenten zu seinen geistlichen Reden zu verschaffen, unter welchen sich sogar verschiedene einsichtsvolle Personen von dem hiesigen Russischen Adel befinden. Mit vieler Beschämung muß ich Ihnen hier den Namen eines Major von Tschagin nennen, welcher so wie verschiedene hiesige vornehme Russen sich mehrere Jahre in Deutschland aufgehalten und da er Sprache und Sitten genau kennt, mir vielen Eiffer bezeugt hat, diese Reden zu lesen. Dieser würdige Gönner, der mich schon mehrere Jahre lang unverdienterweise mit Rath und That unterstützt hat, steht durch seine Schwester in Verwandschaft mit ihrer Erlaucht der Direktrice der Akademie der Wissenschaften. Der wenige Unterricht, den ich seinen Kindern gegeben, hat ihn zu meinem Freunde und Beschützer gemacht und ich weiß das viele Gute das dieser Menschenfreund mir, besonders als ich mit Sprache und Sitten allhier noch völlig unbekannt war, durch nichts als ein eyfriges Gebeth für sein Wohlseyn zu erwiedern; besonders da sein Beyspiel mehrere ädle Russen veranlaßt hat, sich meiner nicht bloß als eines Fremden, sondern mit Patriotischer Wärme anzunehmen.** Die zweite Ursache ist, daß Herr Rektor Lau (ein ehemaliger Universitätsfreund des Bruder in Derpt) bei der deutschen Schule, die unter der Aufsicht des Herrn Past. Gerzimsky steht, das fürtrefliche Elementarwerk des Herrn Basedow mit Kupfern besitzt, und mir dasselbige erst kürzlich, da wir das Glük hatten daß Sr. Durchl. der Graf v. Anhalt, der Mäzen aller Erziehungsanstalten in Rußland, hier durchgiengen, nicht allein sehen lassen sondern auch sich willig findet, mir dasselbe um einen billigen Preiß ganz abzustehen. Könnte ich, theurester Vater! Ihr gütiges Geschenk wohl besser anwenden, als
durch den Ankauf eines Buchs, das mir gleichsam erst jetzt meine erste Moralische Existenz bei einer Erziehungsanstalt giebt, da es nicht bloß für Eleven, sondern hauptsächlich für diejenigen verfasset ist, die sich mit der Bildung derselben beschäftigen. Kann ich der in deren Anstalt ich mich betinde, und die mir erst kürzlich von neuem versprochen für meine Equipage Sorge zu tragen, dieser Dame, deren Vorsorge für 90 Eleven und 19 Lehrer, ihr noch Zeit übrig läßt für mich so freundschaftlich zu sorgen als etwa meine Schwester thun würde, meine Achtung und Erkenntlichkeit besser bezeugen, als wenn ich ihr dieses Buch anbiethe und die Erklärung desselben bei einigen unserer jüngsten und liebenswürdigsten Pensionärs deren Eltern uns mit Gewogenheit überhäuffen, selbst übernehme. Ich bin so glüklich gegenwärtig einige um mich zu haben, deren Eltern mit Personen, die die höchsten Würden in unserm Senat einnehmen in Verwandschaft stehen welchen ich mich sonst auf keine Weise nützlich zu machen oder zu empfehlen weiß. Zugleich halte es für meine Pflicht, da ich nicht im Vermögen bin, Me. Exter Geschenke zu machen, ihr für alles Gute das sie mir seit vier fünf Jahren in Moskau erwiesen, wenigstens meine Bereitwilligkeit zu zeigen, auch mein Scherflein zu dem Allgemeinen Besten, für welches ihre Anstalt eingerichtet ist, auf eine oder die andere Art beizutragen. Wollte Gott, es könnte ein Senfkörnlein seyn, unsern jungen Adel bei seinen anderweitigen liebenswürdigen Eigenschaften, ein wenig alles dessen was zum Menschlichen Leben gehört einzuflössen und ihnen zu fühlen zu geben, daß der allergeringste Mensch, wenn wir seine Fähigkeiten recht zu lenken wissen, wenn wir wissen, wie wir ihn beschäftigen dürfen und sollen, uns unaussprechlich nützlich seyn kann. Ich habe das unnennbare Vergnügen, diese Gesinnungen schon hier an einem jungen v. Wiäsemsky und andern vornehmen jungen Herrschaften von seinem Alter (worunter sich auch ein junger Fürst Gagarin befindet) zu entdecken: es fehlt nur noch an der der Mittel, sie zur Hoffnung unsers gemeinschaftlichen Vaterlands, in Ausübung zu setzen.
-
+
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* Der auf der Nachbarschaft des H. Brunners wohnt und mit ihm ein Herz u eine Seele ist
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** Unter diesen muß ich besonders zwei junge Verwandte des Grafen von Soritsch zählen, welche, da sie schon einige Jahre vor mir in dieser Anstalt gebildet worden mit dem Sohn der Me. Exter eine Freundschaft errichtet und deren Onkel in einer der wichtigsten Angelegenheiten des Staats eine wichtige Rolle gespielt. Imgleichen einen teutschen Obristen, der von Petersburg hieher gekommen und seinen Reisegesellschafter bei uns eingeführt.
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Wollte Gott, theurester Vater! ich könnte Ihren Seegen zu irgend einer Art von Existenz in dieser Mütterlichen Stadt herüberholen! Die Würde welche Sie bekleiden, wird durch Ihre Person erst interessant und erregt die sympathetischen Empfindungen aller derer, so sich in ähnlichen Verhältnissen befinden. Sprechen Sie wenigstens schriftlich ein Wort des Trostes über mich, werden Sie zum andemmal ein schöpferischer Vater meiner Ruhe und meines Glüks, zu dem ich in der Güte so vieler um mich verdientTextverlust Edlen einige Anstalten zu entdecken hoffe. Ich habe das Glük gehabt, Sr. Excellenz dem besonders empfolen zu seyn und beschäftige mich gegenwärtig mit einem Aufsatz über einige Schönheiten seiner Gedichte, insofern sie auf die Erziehung der russischen Jugend Einflüsse haben. Herr Hofrath der bey der Kaiserl. Commission zur Untersuchung hiesiger Schulanstalten war, ein Mann von lebenslänglicher Erfahrung über diesen Gegenstand, hat mich dazu gütigst aufgemuntert. Vielleicht bin ich so glüklich, da die hiesige Käis. Universität sich unsrer Anstalt mit besonderm Eiffer annimmt, wenigstens dem Namen nach mit einige Ansprüche auf ein Art von Bürgerrecht bei derselben zu erhalten. Was meinen Muth und Zutrauen auf die allesbelebende Vorsicht unaussprechlich stärkt, ist der huldreiche Blick den der oberste Befehlshaber unserer Stadt auch auf unsere Anstalt zu werfen scheint. Soll ich Ihnen sagen, daß ich das Glük gehabt vor Sr. Durchl. dem Grafen Anhalt selbst vorgelassen zu werden und daß dieser herablassende Menschenfreundliche Herr sich fast eine Viertelstunde mit mir zu unterhalten die Gnade für uns hatte? Welch ein Gemählde in einer solchen Gallerie als sich mir hier von allen Seiten aufthut um mein Auge – und vielleicht bald – auch meinen furchtsamen Pinsel zu üben! –
Herr Major Hüne – und andere Freunde, denen mich der Bruder aus Derpt empföhlen, befinden sich gesund und munter. Darf ich bitten, meiner theuresten Frau Mutter und sämtlichen geliebtesten Geschwistern und Freunden tausend warme Grüsse zum Neuen-Jahr zu sagen, Zeit, Raum und Umstände erlauben mir diesesmahl nicht ein mehreres. Ihrer geneigten Fürbitte bey dem höchsten Geber aller Weißheit und Gaben, den ich für die Erhaltung Ihrer uns allen so theuren Gesundheit, Ruhe und Zufriedenheit unablässig anflehe, empfehle auch in diesem Jahr meines theuresten und verehrungswürdigsten Vaters Moskau den 18ten November 1785.
-gehorsamsten Sohn
+
+gehorsamsten Sohn
Jacob Michael Reinhold Lenz.
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Hättest Du mir doch auch mehr von Dir, Deiner Person u: Lage, Deinem Thun und Leiden, Deinem Lieben u: Hoffen, Deinem Leben und Glauben Geschrieben.
ist izt in Neapel oder Rom, und arbeitet an der neuen Ausgabe seiner Werke, die Er um die Hälfte vermehren will. Wenn Er bald herkömmt, will ich Deinen Auftrag mündlich ausrichten.
-Etwas, was physiognomischen Linien ähnlich sieht, wird nun bald in Engeland von mir gedrukt.
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+Etwas, was physiognomischen Linien ähnlich sieht, wird nun bald in Engeland von mir gedrukt.
Ich bin nun neben Pfeningern an der Peterskirche, welches ein traumähnliches Glük für mich ist. Mamma ist gesund. Mein Sohn studiert Medizin in Göttingen. Meine zwo Töchterleins machen mir täglich Freüde.
-Meinen für wünscht’ ich von einigen Christen in Deiner Gesellschaft gelesen.
+
+Meinen für wünscht’ ich von einigen Christen in Deiner Gesellschaft gelesen.
a Dieu Lieber! Lieber wenig, als die antwort aufgeschoben. Küß' Deiner Stiefmutter in meinem Namen die Hand. Wills Gott! Kann ich Dir auch einmahl schreiben – „Land! Land! Land!“
-Freytags nachts 12. Uhr.
-Den 30. März, 1787.
-Lavater.
+
+Freytags nachts 12. Uhr.
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+Den 30. März, 1787.
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+Lavater.
An Sr. HochEhrwürden den Herrn
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In dieser Dunkelheit der Trennungen von Freunden
In dieser Einsamkeit von ädlerem Genuß
Umringt vielleicht, wie Du, von innem, äussern Feinden
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Ich bin fast ganz von Kleidem und Wäsche gekommen, durch diese scharfsinnige Sucht nach Aehnlichkeiten,
die uns alle Individualität nimmt. Sollte denn Gott nicht helfen denen so tag und Nacht zu ihm schreyen über diese felsenfeste und Unbewegliche Bekehrer zu mit der sie Morgens früh aus dem Bette aufstehen.
Ich küsse Sie Ädler! mit dem innigsten Bedauren und bitte mir eine überlegte – aber niemals schwärmerische Theilnehmung in Liebe an meinem Schiksal aus, wenn Geschäfte Ihnen gleich nicht Zeit lassen zu schreiben an Dero
-auch abwesend gleich aufrichtigen und
+
+auch abwesend gleich aufrichtigen und
ungekünstelten Verehrer JMR. Lenz.
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In grosser Zerstreuung
d Septbr. 1787.
-Wehrtester Freund!
+
+Wehrtester Freund!
Es haben mich einige Mitglieder der hiesigen freyen Typografischen Gesellschaft bevollmächtigt, mit Ihnen über Theilnahme an derselben Briefe zu wechseln. Wahr ist es, daß wir hier deutsche Druckereyen haben, allein die Lektüre ist noch nicht so sehr ausgebreitet daß z. B. ein neuer Buchladen zu errichten wäre. Wer weiß, was geschieht, wenn die Sache in die Wege zu richten wäre, daß Kaufleute die nach Derpt zum Jahrmarkt reisen, dem Herrn Reimmann nachahmten und ihre Zeit so nähmen, daß sie von Riga nach Moskau und von hier nach Derpt giengen. Vielleicht wäre möglich zu machen daß der Jahrmarkt im Troitzkischen Kloster (denn in Moskau ist keiner) der am 15ten August anfängt, entweder verlegt, oder mit einem neuen vermehrt wird, der etwa sich an den im nahgelegenen Dorf Pawlow vom 26sten Oktober anschliessen könnte, wovon in der neuherausgekommenen Beschreibung des Moskowschen Gouvernements, die hier zu 1 1/2 Rbl. verkauft wird, nachgelesen werden kann. Man ist hier eben bemüht, eine Lesegesellschaft einzurichten, der alsdenn ein Buchhändler der neue Sachen aus Deutschland mitbrächte, willkommen seyn würde. Soweit darf ich in dieser Sache schreiben, da Herr von Kutusoff, dessen Silhouette ich nebst der vom Fürsten Trubetzkai und seiner Gemahlinn dem R. Allerley beilege, gegenwärtig nicht in Moskau ist, auch Herr Nowikoff sich auf dem Lande befindet. Nicht diese wirklich grosse und ädle Russen allein, sondern mehrere, unter denen sich Se. Excell. der Curator der hiesigen Universität selbst befindet, haben mich aufgemuntert, das Auserlesenste der neueren Russischen Litteratur unter dem Tittel Russisches Allerley auch den Ausländern mitzutheilen. Als der Graf Anhalt hier durchging, mußte demselben versprechen, einige Gesänge der Russiade oder Gedichts von Rußland in der Uebersetzung mitzutheilen, welches Gedicht ich dereinst besonders abzudrucken und als denn dem Grafen der als Original nicht so leicht weglieset, zuzueignen gedenke. – Sollten sich in Liefland und vielleicht in Kurland oder auch Preussen Subscribenten nicht Pränumeranten zu dem Allerley finden so würde mich es freuen , wenn Sie für Verlagskosten schadlosgehalten würden; sonst wird auch Rüdiger, der erst ganz kürzlich Blostschejewefs Beschreibung des Russischen Reichs von mir in der Uebersetzung drucken lassen den Verlag gern übernehrpen. Nach bester Empfehlung an die Frau Gemalinn Dero
aufrichtigergebenster
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Sr. HochEdelgebornen Herrn Brouwer
fürnehmen Handelsherrn in Peterb.
-Мнлостнвый rocyаpы мои н покровинено
+
+Мнлостнвый rocyаpы мои н покровинено
Инконай Иьваанобнью!
Verzeyhen Sie daß ich Ihnen diesen Namen gebe und Sie ihn noch dazu aus der Brieftasche des Grafen Anhalt bekommen
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Sollte Ihnen, theurester Freund! des Zusammenhanges wegen vieles in meinem Briefe noch sehr undeutlich scheinen so muß Ihnen nur grade heraus meinen Fehler gestehen, daß ich meine Person aus Ursachen von allem was meine Freunde Bekannte und Verwandte in Liefland darinne angeht, sehr ausschliessen muß, weil ich weiß, daß man nach gewissen Verabredungen von mir als einem Schwärmer urtheilt und nach denen Briefen so ich Ihnen aus Liefland geschrieben und schon halten mußte. Ich war damals wirklich nicht wie ich schon oft erklärt habe, besonders denjenigen Herrn die besondre Geheimnisse der Freymäurerey
in meinem Betragen
suchten.
Eben entzükt mich eine neue Bekanntschafft, so ich von einem Reisenden der aus Peterb. angekommen, gemacht. Wollte Gott, ich hätte vier Pfenninge des Tages einzunehmen und könnte sie mit ihm theilen. Wäre doch die Moskwa der Rhein!
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+
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*Herrn Bakmeister, wie auch Herrn Arndt bitte zu fragen ob ihre Russischen Bibliotheken schon Uebersetzer gefunden. Ist Herr Arndt verwandt mit dem V. der liefländischen Chronik?
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Sollten Sie nicht einen Herrn v. Neumann leiblichen Schwager des Holländischen und Französischenglischen lieben Herrn Prediger Brunners, der in Kriegsdiensten war und in Peterburg Seedienste nehmen wollte, kennengelernt haben? Herr Reimann, der Assistent des Herrn Hartknoch des Rigischen Bücher und Verlagsraths (der die Weissischen Schriften so ungemessen verehrt) wird Sie vielleicht auch besucht haben. Wir hätten ihn gern hier zu einer Leih- und Lesebibliothek, die noch nicht creirt ist, mit angestellt
Erinnern Sie sich noch eines Apfels in Matten vom Berge und Caspischen Meer den mir der verstorbne Professor Güldenstedt schenkte und mit welchem ich Ihren oder Ihres lieben Herrn Schwager Pflugs Kindern ein Geschenk hätte machen sollen. Ich bracht ihn der Frau Generalin Kurganowsky, da ich weiß, daß ich ein schlechter Admiral bin und überhaupt so wenig Russisch in meiner Kindheit gelernt, daß ich von denen Geheimnissen die in Rußland unter der Figur eines Apfels liegen sollen, ganz und gar nicht war auch nicht daran gedacht habe:
Ich wollte und mußte nun galant seyn und begieng vielleicht einen groben Fehler. So ist es mir mit dem Tanzen und hundert andern Dinge dieser Art gegangen, so daß ich mehr als jemand Satyren verdient hätte.
Möchten doch nur alle Satyren ohne und so meisterhaft geschrieben seyn, als einige seitdem in Petersburg herausgekommen. Ich umarme Dero fürtrefliche liebe Kinder in Gedanken und bitte Dero Herrn Schwägern Pflug und Kreidmann, wie auch sämtlichen Angehörigen unvergeßliche Achtung zu versichern von Ihrem unverändert
-Ihnen persöhnlich verbundenen
+
+Ihnen persöhnlich verbundenen
JM RLenz.
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Le voyage que Mons. Reimann a entrepris à mon insçú et sans me vouloir permettre de l’accompagner, me donne quelques faibles lüeurs d’éspérance; car à parler sincerement mon coeur se trouvoit bien abbatú. On pretend ici que S. A. J. Madame Ia Grande Duchesse doit se permettre fort rarement à rire: mais qu’à Ia pretension des Suedois, que toute l’armée devroit rendre ses armes, et que dans ce cas le Duc de Suderm. s’engagea à negocier Ia paix avec les Turcs, elle n’ait pû s’empecher d’éclater à rire. Ce trait m’a fourni le sujet d’un petit Drame, que j’ose presenter aux yeux du seul Censeur que je connoisse .. – – – –
-Czarlot qui pleure et Czarlot qui rit, petit Drame sur la guerre des Suedois
- Czarlot qui rit. On dit que toute notre armée a posé les armes.
+
+Czarlot qui pleure et Czarlot qui rit, petit Drame sur la guerre des Suedois
+
+ Czarlot qui rit. On dit que toute notre armée a posé les armes.
Czarlot qui pleure. Oui Maman hiiiii.
Czarlot qui rit. Et les Suedois sont restés sous les armes
Czarlot qui pleure. Oui da Maman hiiiiiii
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A parler serieusement, j’avois plus de raison que tout autre à jouer le role de Czarlot qui pleure, qui ne m’a peut être pas mal rëussi, connoissant mes relations dans toute leur valeur et poids. Cela me pesoit et j’avoue que si j’étois l’homme à inspirer mes sentimens à mes chers compatriotes du sexe masculin, je ne Ies ferois pas désarmer si vite. Ils ont des tailleurs tout comme Messieurs les Suedois qui du reste, trouveront du pain par tout l’Empire, sans trop nous incommoder. La Lettre cyjointe en donnera peut être des éclaircissemens; elle étoit adressée au Comte d‘Anhalt et si mon bienfaiteur peut Ia lui faire parvenir, ce sera un faible hommage que nos coeurs portent en secrèt au legitime heritier des droits du grand Pierre. ll auroit pu nous donner un Tubingue.
On m’a dit que Mons. Gadebusch, natif de l’îsle de Rugen est decedé; je le regrette par rapport aux annales de Livonie, qu’il a eû Ia bonté de m’envoyer, quoique j’ai eû le malheur que Messieurs les Czarlots pleurants de Moscou m’aient derobé presque tous mes livres. Cela ne m’empechera pas de chercher quelque lecture qui put me fournir matière à des compositions que je mettrai aux pieds de Leurs A. J. au premier vent heureux.
-Lenz.
+
+Lenz.
Dieses bitte gehorsamst gleichfalls abzuschreiben oder abschreiben zu lassen.
-Erlauchter Graf
+
+Erlauchter Graf
Gnädiger Herr!
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Wenn gegenwärtiges Gedicht so glüklich ist, sich den Beyfall Ew. Hochgräflichen Erlaucht zu erwerben, so würde mir die geneigte Erlaubniß ausbitten, Hochderoselben preißwürdigen Namen einer kleinen Sammlung ähnlicher Russischer Originalwerke vorsetzen zu dürfen, die unter dem Tittel: Russisches Allerlei herauskommen soll, um eine kleine Ephemerische Schrift vor den Anfällen solcher Kritiker zu sichern, die auf die Verbindungen eines Schriftstellers keine Rüksicht zu nehmen gewohnt sind.
Ew. Hochgräflichen Erlaucht ganz und gar unverdienten Gnade und Großmut empfielt sich mit derjenigen Ehrerbietung, die auf keinen Stand Rüksicht nimmt und dem Eigennutz der die Triebfeder der meisten Gunstbewerbungen ist, angewiesene Grenzen zu setzen weiß
-Erlauchter Graf
+
+Erlauchter Graf
Gnädiger Herr
Ew. Hochgräflichen Erl.
-gehorsamster Diener
+
+gehorsamster Diener
Projet à mon frère ou à un de mes amis de St.
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An den Fürsten, Graf damals General-Gouv. von Moskwa
-Durchlauchtigster Fürst und Herr!
+
+Durchlauchtigster Fürst und Herr!
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Es ist bekannt, daß unbekannte Wohlthäter zu einem wohlfeilem Abdruk des Cansteinschen Bibelwerks 1200 Rth. beytrugen, die vielen Staatsausgaben lassen dieses in Rußland nicht hoffen, aber wir haben eine unnütze Gloke, mit einer steinernen Einfassung aus welcher fast ohne alle Kosten eine Schmelzofen zu machen und das in der Glokenspeise befindliche Metall, z. B. wenn es Zinn, durch einen Zusatz von Bley, Gold durch einige Flüsse u. s. w. aufzulösen wäre, wenn die Gnade unsrer huldreichsten Monarehin zu einer denen beyden Brüdern Nowakow, die sich durch Beförderung sovieler Uebersetzungen und Schriften um Rußland verdient gemacht diese Gloke zu bewilligen geruhte, um sich ein ewiges Denkmal in den Herzen aller ihrer Unterthanen, besonders der Armen, in den Nonnal und Landschulen u. s. f. zu stiften. Die Hallischen Bibeln wurden ungefahr zu 45 Cop. das alte und 12 Cop. das neue Testament verkauft und eine grosse Menge weggeschenkt. Diese Operation, wie das ganze Bibelwerk könnte einige Assembléen des edelsten Teils der Nation im veranlassen nach Art derer, die der berühmte Marchese Beccaria in Mayland stiftete, als er aus Rußland zurükkam, und von welcher, zu der Zeit als ich in der Nachbarschaft beim Minister Ulyß von Salis mich aufhielt, ein Wochenblatt unter dem Titel herauskam, besonders staatswirtschaftlichen Inhaltes.
Es würden vielleicht für die jungen Großfürsten kleine Stuffen in das Palais abgeliefert werden um in Treibscherben und dazu errichteten Probieröfen Versuche im kleinen zu machen, wie man Metall reduciren soll, an welchen die hiesigen Adelichen Eleves des fast eingegangnen Gardendepots Theil nehmen würden. Wenn die drey Buchhändler von Moskau die v. Nowikoffs, Rüdiger, Bibel, denen eine Rathsherrn Würde gebührte, aufgemuntert würden, einige Bücher dazu zu thun, wie auch Herr Hofrath Schade eine fürtreffliche Büchersammlung in der Nähe hat, ausgenommen der grossen Archivbibliothek, würde diese Unterhaltung der Erziehung im ganzen Reich ein besser Ansehen geben und die 40 Professoren der Universität auch von vielem Schulstaube befreyn u. s. f.
-in tiefster Unterthänigkeit J.M.R. Lenz
+
+in tiefster Unterthänigkeit J.M.R. Lenz
Aus den ??
-Geliebter Bruder!
+
+Geliebter Bruder!
Lebt unser Vater noch? Ist er gesund munter? Denkt er noch an den 10ten Julius und liest er bisweilen in den Büchern Mosis vom zehnten Tage des siebenten Monden?
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Ich habe weder von dem Bruder aus Derpt, noch dem lieben französischen Bruder Moritz – so wenig als von unserm jüngsten Bruder aus Reval die mindesten Nachrichten, seitdem Freund der wo ich nicht irre Verwandte in Reval hat, aus unserer Stadt verschwunden ist. Wenn sie sich nur alle wohl befinden, wenn sie nur alle meine Thorheiten vergessen können, über welche die ganze Correspondenz unsers lieben theuren Vaters und Bruders durch Feuer verloren. O möchte doch in ganz Rußland alle alten Sauerteigserinnerungen ausgefegt und vergessen werden! – –
Ist nicht Herr Huthoff durch Riga gereist und hat etwa bey dir eingesprochen? Er soll wie man mir gesagt, in Hannover seyn und wollte Briefe und Aufträge von mir mitnehmen, welche Gelegenheit aber entwischte. Ich hätte gern die ersten fünf Gesänge der Russiade (des alten Israelitenkriegs gegen Götzendiener längst durch Sündfluthen verwischter Generationen) ihm anvertraut, die vielleicht Herr Boje in das Museum gerükt haben würde, um doch das deutsche Publikum mit dem Genius der Russischen Epopée auch bekannt zu machen. So aber flog er davon und ich kann nicht einmal zu meinem Manuscript kommen, denn es scheint es kann hier in Moskau schwerlich abgedrukt werden, ohngeachtet das Russische Exemplar in jedermanns Händen ist, das für deutsche Leser einige Erklärung bedurfte. Da die Urussen ehemals selbst eine Tatarische Völkerschaft waren, so wäre es Wahnsinn und Aberwitz, da die vornehmsten Geschlechter in Rußland aus diesem Stamme sind, ein Gedicht dieser Art mit unsinnigen witzelnden Anwendungen und Anspielungen zu lesen.
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es gehen wo ich nicht irre schon itzt nach Dünaburg Rigische Wittinere mit Geträide für Peterburg und Moskau
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Man studiert überhaupt in Liefland zu wenig Russische Geschichte. Es würde dieses hunderttausend Schwürigkeiten und Steine des Anstosses heben, die durch verwirrenden und verfinsternden Wahn der Leidenschaften und des Mißverstandes gemacht werden. Auch kommen zu wenig Russische Bücher ins Land, z. B. Lebensgeschichte alter Russischen Geistlichen mit ihren Gesichtern und altfränkischer Kleidung, die in heutigen Zeiten nichts anstössiges haben sollte. Erfährst du lieber Bruder etwas vom verdienstvollen Herrn Topografen Hupel, so erkundige dich doch nach seinem Aesthiisch Phrygischen Wörterbuch. Ich habe einen Aufsatz liegen über die alte Emblematische Sprache des alten Phrygischen Götzendienstes der durch ganz Europa verbreiteten Gallen oder Priester der Cybele, wie auch der Vreesen, Frisen, (Phrygier) in Holland, der Esthier (Aesthii des Tazitus) und oder Lateiner die an der wohnten, worinn ich die Verwandschaft aller Sprachen in Rußland vermuthe und aus einigen Proben dazuthun mich getraute. Z. B. alle Benennungen des Teufels oder bösen principii von zaubern, чермъ, чаровмъ, Διάβολος von διαβαλλω ich zaubre, verleumde, oatav, von εαζο ich unterjoche, bezaubere kurrad von иокорямъ, κορονιαο im Griechischen und Russischen ich bestreite unterjoche u. s. f. im gleichen die Benennung Gottes von Hut, Gut durch die Kehle gesprochen, hoja ich hüete, choronit im Slawischen das verwandelte der alten deutschen, tueor im Lateinischen wovon Deus und das Litthuanische (littus) Wort deaws kommt: denn die Priester des Bachus Sabeer, Sabier in Italien und Latien und am Schwarzen oder Sabachischen Meer und die Gallen oder Priester der Vesta und Cybele hatten beständige Kriege gegeneinander.
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Wir hoffen auf eine Akademie der Sprachen und auf eine allgemeine Bibelübersetzung mit stehenden Pressen, zu welchen hier eine alte Gloke gebraucht werden könnte. Diese wird die Ueberreste der alten Emblematischen Phrygischen und alle ihre schändlichen ehmaligen Mysterien bald ausfegen, wozu das Feigenblatt Anlaß gab das фрцскосъ hieß und im neuen Bunde verflucht ward.
Doch ich plaudere zu viel und vergesse dich deine liebe Gemalinn und alle die deinigen und unsrigen tausendmal in Gedanken zu seegnen Lieber Bruder! ich leide – und darf nicht heraussagen, von welcher Seite her. Auch im äusserlichen drükt mich Mangel. Lebe wohl.
-Dein Freund
+
+Dein Freund
JMRLenz
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Ich schreibe über die ursprünglicherste Sprache des Volksaufruhrs des Babel Kiton cité, und da aus diesen Befestigungen Aufnamen für Spitzbuben und Räuber wurden, in der drey bekannten ältesten Sprachen, der lateinischen, altceltischen und slawischen zwischen dem schwarzen und kaspischen Meer nicht – sondern in Palästina unweit des Tigre und Phrath, der Stat (von Тамъ ein Dieb) der allerältesten Städte und der allerersten aus Sodom und Gomorra uns noch in Spuhren sichtbaren abscheulichen Regeln ihrer . Da finde Quellen allgemeinen Elendes, Heruntersetzung und Verstümmelung menschlicher Natur unter die Thierische zu der blassen Drehmaschine, die das verwünschte Holz ursprünglich war an welchem Christus gekreutzigt worden und auf welchem die Unbesonnenheit unsrer galanten Welt weil es lakirt übergoldet versilbert verzukert worden itzt mit sovielem Eigendünkel von Zügen 8–12 Pferden auf den Gassen herumbraust ohne sich zu erinnern, daß noch Spuhren der unseeligen ersten Erfindung in unsrer und aus derselben sind die die Menschheit in den Koth herabtreten wie Göthe sagte. Die Menschliche Natur ist in den Koth herabgetreten und schlägt und beißt gegen die hülfreiche Hand die sich ihr darbietet.
Dieser Name waren die Schakali vom Ebräischen שקאלי das eine Komwaage bezeichnete, am Phrat und in Phrakien oder Thrazien, wo das Thier das zum Transport der Früchte gebraucht ward vom Griechischen χρωμικός Fortikos den Zelter den Namen Peerd gab, auch sonst von jeder Art bey den Slawen ошабъ, bey den oder Weisen auf den Ryphäischen Bergen die Anfangs Juden waren, welches die Arithmetik und Al–geber beweisen, welches die Art zu rechnen mit Buchstaben statt Ziffern war die die älteste ist und bey Erklärung des Thargum oder Abschriften der Bibel mit Pharesäerglossen entsetzlich gemißbraucht ward allaschah hiessen – das hiessen denn wir heutzutage Börsen oder Schiffländen oder Werfte Schaikali Schaukeln Hozzeln im Französischen bernes und da die Druiden oder Volkslehrer sich bey diesem Handel häuffig einfanden und das Volk vom Werth und Transport der Waare unterrichteten so entstand daraus Schokola oder Schola das deutsche Schule. – Diese Schokeln nahmen ihren Ursprung in den edomitischen oder Ryphäischen Gebirgen bey Kariath–Arbée der ersten bevestigten Vierstadt in der deutschen Bibel Hebronn, wovon das Slawische Kareta für die Fruchtwaagen mit Rädern, auch мБлБгы für Kälber und Vieh mit dem gehandelt ward und von Hebron обоpoца eine Bevestigung, die vor erschrökenden Götzen und einem noch schröklicheren Opferpriester der den Stier den Laban und Jacob opferten als sie einen Handelsvergleich schlossen vor der Dura Thunn Warte oder Bevestigung wie noch in Rom sehr pathetisch opferte, selbst als Riese gerüstet welche damals Chanaken (von Enoch dessen Geschichte Cham in schändliche Fabeln gewandelt) Simsone oder Samsummien, Raphaim von den Ryphäischen Gebirgen hiessen und durch ihren blassen Anblik ohnmächtig machten, weil der Aufgenommene oder Delinquent viele Tage vorher durch Hunger und dazu bereitete eigne bittere Speisen praeparirt das heißt fast um die menschliche Besinnung und Vernunft gebracht war. Das hieß in der Sprache des Phrats und Thraziens und Frura und itzt im Slawischen бopoчaмъ, wovon auch Pforten kommen das heißt befestigen und alsdenn drehen und wenden wie einen Selawen oder noch weniger wie einen Automaten, denn auf diesen oder wurden Menschen wie das Vieh verkauft und verhandelt, nach Pfunden und Gewicht, nach denen ihnen auch die Speisen wurden. Nun bitte ich diese Späsgen die sich aus Hebron und dem nahgelegenen Dorf Terebirth von mepe, das im Arabischen und Tatarischen ein Götze aber auch die Ernte heißt und von dem das deutsche drehen kommt und die Trionen der Scythen ein Gestirn, eben wie messes bei den Lateinern die Ernte, den Jahrmarkt und den Gottesdienst bezeichnet, und wovon wir das löbliche haben das nichts besser als das Slawische бopoчaмъ vom Phrat und barattare, Frucht gegen Frucht stützen ist, denn Schekel hieß auch eine Ernte eben wie agora von dem мopгoля kommt. So hieß Edel auch bey den Scythen idel.
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Der Tyrischen Bachischen Geheimnisse des Geschlechtreitzes und Visionen
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wozu hauptsächlich auch Bücher gehören und ein vernünftiger Umgang. Alle unsre Rabbinische Calendereintheilung von Stunden nach Art der alten Neomenien oder Neumonden ist wirklich altjüdisch. Der Lehrer kommt nach der Uhr, geht weg, der Schüler sitzt von Morgens 8 bis Abends 8 auf einem Flek (warum? weil ein deutscher Gelehrter einem Nordischen Aufseher schrieb – und was ) kurz er sitzt – nun wird er alle Weißheit aufgesammlet haben! – Grade das Gegenteil, die Milz vergrössert sich das Blut wird dik, die Nerven und der Umlauf ihres Safts unregelmässig und verwirrt, kranke Bilder von Dingen die er nicht begreift sondern nur den Schall von Worten hörte den er mechanisch nachspricht, solang bis durch öfteres Nachsprechen seine Organe sich gewöhnen diesen Laut hervorzubringen ohne einen einzigen deutlichen Begriff zu bekommen, welches man Gedächtniß heißt – sehen Sie da, die herrlichen Früchte unserer heutigen allgemeinen Erziehung in öffentlichen und Privatanstalten. Die Frau vom Hause geht herum und freut sich daß sie nur still sitzen, die Eltern fahren zum Besuch, sehn einen Lehrer herumgehn und schreyen und den Schüler die Lippen bewegen – ach wie erbaulich der Schein ist, denn ach! alles kam hier– auf den Schein allein an – und daß die Lehrer – auch dem Schein alleine nach – auch wohlbezahlt werden und das Herz nie haben dürften sich zu beschweren.
Was ist dabei zu thun? werden Sie sagen! Ey ey – ein Rabbi in Israel und wissen nichts von den Geschichten die vorgefallen sind! – Lieber lieber ädler! Das Buch aller Bücher, die mit Blut erkaufte Freiheit Menschlichen Geschlechts und der Freymaurer aller Freimaurer an einem ver– Holz– wie unendlich über alle Modeme Mosesse und vermeynte Retter ihres Volkes.
-Ein Gott –
-und er hieng in Nacht und niemand kennet ihn –
+
+Ein Gott –
+
+und er hieng in Nacht und niemand kennet ihn –
Sie wären also auch Aufseher Nordischer Aufseher – und wobey, wofür? Erziehen hieß das griechische Wort ελκνω ich ziehe an die Schaukel auf wenn die Riesen vorher den Delinquenten auf den Boden geworfen hatten, ist die Mutter des . Aber alles was deutsch ist ist göttlich – warum nicht alles was Sklaubonisch, was Gräzisch und Rhätzisch und reitzend aus den bachischen Geheimnissen, was Parisisch von dem Berg Ida und Apfel des Paris unter den Daktilen oder Cyklopen, was Frazisch, Frisisch und Menschen und Seelenverkäufferisch und niemals – niemals, was ist –
ich spreche Malabarisch, ja ich wollte lieber nicht sprechen ehe ich so spräche denn alles ist vergiftet und krank in unsem Sprachen und daraus gebildeten Begriffen so polirt und geschliffen sie – des wegen – immer seyn mögen.
-Ich weiß die Einflüsse des Lichts und gefalliger Formen auf unsre Einbildung und daraus entstehenden Wünschen – aber die Kunst hat sich durch sich selbst entehrt und die Winkelmannen und wie die Virtuosen in allen Künsten weiterhiessen sind beym heidnischen Vorhang stehen geblieben ohne einen Schritt weiter zu thun und in die Pracht der Propheten zu treten die auf Golgatha erfüllet ward.
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+Ich weiß die Einflüsse des Lichts und gefalliger Formen auf unsre Einbildung und daraus entstehenden Wünschen – aber die Kunst hat sich durch sich selbst entehrt und die Winkelmannen und wie die Virtuosen in allen Künsten weiterhiessen sind beym heidnischen Vorhang stehen geblieben ohne einen Schritt weiter zu thun und in die Pracht der Propheten zu treten die auf Golgatha erfüllet ward.
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Ein Lehrer der mit seinen Schülern in der Klasse auf und abspazierte und ihnen Vorlesungen aus der Bibel in mehreren Sprachen hielte die er mit Hülfe der Alterthümer erklärte und auf alle Stände und Beziehungen der itzigen Welt anwandte würde für wahnwitzig gehalten und fein nach dem tödtenden Buchstaben ins Tollhaus gesperrt werden. Die Aufseherinn würde kommen und sagen, der Mensch rast, gieb mir Herades sein Haupt auf der Schüssel.
Eine Bibliothek bey diesen Erziellungen aus der man ein Buch zur Erläuterung aufschlüge und weiter nichts thäte als ein wenig discourirte würde angesehen werden, wie ein leerer Zienath des Hauses. Der Lehrer wenn er zu leben weiß würde dem Zuge der gefimißten Schakali folgen und 3 Meilen zu Fuß lauffen müssen um nach dem neuen Jerusalem zu kommen, 3 Meilen wieder zurük und die Uhr– du Gott! er war ein Тaмъ ein Delinquent und an der Kette in das öffentliche Schaarwerk verworfen, denn das sind unsere Raben und Arabische Ariffmetische Algebrisches von allen bewachte Erziehungsplätze. Ich breche ab
-Ihr ergebenster Diener JMRlenz
+
+Ihr ergebenster Diener JMRlenz
Wir haben solche Lehrer bey Herrn von Nowicoff die dem geistlichen Stande und also der wahren Erziehung nach ihrem Beruf gewidmet sind und wöchentlich in Pensionen dejuriren können, aber nicht als Schakalmeister und Aberhutzer. Es ist aber ein Unterscheid unter Organisiren zum Selbstlernen, oder gleich zum Gelehrten machen, wie unvernünftige Eltern wähnen
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O wäre Engelhardt – O wäre Trubezkoi noch einmal zu vermählen Er würde wieder jung bei vier verbundnen Seelen. Sie glühen für den lieben Stern Er selber fahrt hier fort, sie glühen
-α/ω
+
+α/ω
Das Haus ist noch nicht gebaut, nur deucht michs ein wenig lustig wenn die Gewohnheit zur andern Natur wird und die Herren so an dem Plan desselben Teil haben möchten und haben sollen, sich vor Physiognomiren fürchteten.
Mich deucht es wird keine Schule draus was man eine Schule nannte, es müßte denn im allerältesten Verstande seyn, da hieß שקאלי der Ort wo man wog, Waaren wog und deren Werth bestimmte. Aus Sekel ward Scala wie aus Mna eine Moneta und Leschzi und Löschen heißt noch im Griechischen und Deutschen das Befrachten von Barken und Fahrzeugen.
Also wäre auch dort ein Saal zur Lektüre für eine künftige die in die Nachbarschaft gestellt würde, wozu aber überhaupt noch nichts fertig ist. Denn meines Erachtens müßte mit Drukereyen und schon itzt praktischer Uebersetzung der Bibel in den Schulen aus mehreren Sprachen zur Aufmunterung der Schüler und Erleichterung der Geistlichen die auch zugleich Lehrer sind der Anfang gemacht werden.
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(Loge) auch Börsen u Versammlungssörter von Kaufleuten.
Bey der Bibliothek wäre aber mehr auf Alte – mit und ohne sichtbaren Bart – als auf Kinder Rüksicht zu nehmen die immer beym Buch aller Bücher bleiben und langsam zu andrer Lektüre fortschreiten. Hier würde also der Uebersetzungscommission freystehen in diesem Saal der Lektüre zur Lesung wirklich nützlicher grosser Werke sich ein zu finden wann und wo sie wollte
-an das Damen Bureau für 2 Bräute im – – – Garten denen die übrigen schon nachfolgen werden
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+an das Damen Bureau für 2 Bräute im – – – Garten denen die übrigen schon nachfolgen werden
linke Spalte
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aber wie und wofür? burn denn das heißt auf Englisch
sengen und brennen.
-α/ω
+
+α/ω
Ueberbringer dieses möchte gern Ihre Kirche besehen, auch wohl wenn Herrn Bergwitz ihn seiner Schwester empfelen will mit jungen Herrn in Dienste treten, ist aber seines Gewerks ein Schneider, wenn er schon auch frisirt und vielleicht auf Kundschaft spekuliert. Wenn Sie ihm erlauben wollen mit Ihrem нaбзцсpaмeль oder Aufseher der Knaben die Kirche (die aber keinen Lehrstul hat) zu besehen würde dieses als einen Beweis Ihrer noch nicht erloschenen Freundschaft für mich ansehen.
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Haben Sie von Ihrem Herrn Sohn aus Kinburn keine Nachricht? Sollten unsre Benennungen aus heidnischen Zeiten, die dem Volk soviel wunderliche Ideen in den Kopf bringen, nicht abzuändern seyn? Es heißt ja: ärgert dich das Auge u. s. f. Ich unterschreibe mich gern Linz oder Lunz nur damit man bey meinem Namen nichts als meine Person denkt und auf keine albernen Nebenbegriffe kommt.
Verzeyhn Sie mein kühnes Gewäsche, dem Verlangen Sie selbst einmal persöhnlich hier zu umarmen um dem neuen Bibelwerk beizustehen und eine Kanzel zu Catechisationen oder kurzen Volksreden unsern jungen Candidaten nach Art der in Seikonospaß einrichten zu helfen. Diese würden auch vielleicht wöchentlich dejourweise bei der Frau E. wohnen und abgeholt werden können.
-Ihr aufrichtig ergebenster JMRlands.
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+Ihr aufrichtig ergebenster JMRlands.
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vom Unterscheid der himlischen oder obren und der Phrygischen Befestigungen
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aus der Brandwache
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ГOCПOДИНУ мoeму Пуpнepъ въ дoмБ пoкoйнaгo штaтcкaгo coвътникa
Дeмгдoвa для учpeждeнг Кoммepчecькaгo coктoянгя пpи глaвнoмъ
нaдзиpaгeлecъ дoмa
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Кapлу Ивaнoвичь г Буpнepъ
P.p. Werthgeschätzter lieber Kranker
Hier ist das Gestrige ein wenig besser abgeschrieben, haben Sie die Güte es wo es sich thun läßt dem Innhalt nach auch Herrn Rüdiger mitzutheilen
-Dero
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+Dero
allezeitergebenster
Diener JMRLenz
- въ двopБ Никитa Пaвлoвa / Гocпoдину θиpнгaбepъ / у
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+ въ двopБ Никитa Пaвлoвa / Гocпoдину θиpнгaбepъ / у
Гocпoдинa Бибepa / дa peмaнъ
-Seite 2 und 3, Sprachenklaviatur ABBILDUNG
+
+Seite 2 und 3, Sprachenklaviatur ABBILDUNG
-Auf das kleine Kraut Reinefarth an die Rosengesellschaft
-linke Spalte
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+Auf das kleine Kraut Reinefarth an die Rosengesellschaft
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+linke Spalte
Kleines Kraut der bösen Geister
Gegengift, der treuen Meister
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Und da fällt man liebe Fraun
Und da ists nicht hübsch zu traun
Und bringt Nasen keine Ehre
-rechte Spalte
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+rechte Spalte
Kleider Speisen und Getränke
Alles hat der Witz in Pacht
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Es wird in diesem Collegio ein Oratorium vorkommen welches Medea heißt die den Jason verjüngerte und ihre Kinder umbrachte auch eine Hölle und ein Orpheus denn ohne diese giebt es weder Musikalisches noch Poetisches Vergnügen, weil nach dem Tode kein Vergnügen statt hat und Engel und Geist die Schimäre eines verborgnen Giftes sind Diese ehrwürdigen alten Geheimnisse aber, noch daß es ein Verbrechen ist sie anzutasten, versteht der überwitzige Geist unsrer Liefländischen Damen nicht welchen wir durch witzeln wieder in die rechte Leise setzen wollen und ihnen beweisen daß auf der ganzen bewohnten Erde unter Gelehrten und Ungelehrten noch Spuhren dieser ehrwürdigen Phrygersitte und des einzigen rechten seelig machenden Glaubens von welchem abzuweichen dem Schwerdte die weil er seinen eignen Schild und zwölf Apostel hat – – und alle die ihm nicht beypflichten wollen rundweg für Türken und Mameluken zu erklären das Recht hat - ja ihnen nicht nur öffentlich sondern auch heimlich nach Ehre guten Namen zeitlichen wo möglich ewigen Wolfarth zu stehen in den Weg zu treten zu äusern völlige uneingeschränkte Vollmacht und Gewissensfreiheit weil er von dem einzigen rechten Dienst der Phönizier und Anbeter des Herkules und Jason gewichen und zügellosen Leidenschaften und schwännerischen Einbildungen gleich des Oehlgötzen frohnet –
-Zärtlichgeliebte Geschwister
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+Zärtlichgeliebte Geschwister
vielgeliebte Schwester!
Dein letzter Brief hat mich sehr gerührt, ich habe daraus ersehen daß du dich vollkommen wohl befindest, dein lieber Mann ist wieder gesund und munter, seine äusseren Umstände haben sich verbessert, eure Familie vermehrt, es fehlet euch also nichts zur irrdischen Glükseeligkeit als ein wenig Iangeweile oder wie du mir mit deiner so eignen Naivetät schreibst ein Virtuos, den zu zum Narren brauchen könntest wenn du schwermüthig wirst. Soll ich dirs rein deutsch heraus sagen noch obenein ein Liebhaber denn das kann bey allen andern Vergnügen nichts schaden wenn man einen Nothnagel auf schlimmes Wetter übrig behält.
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Nun fand ich daß das Lehngut dieser Dame nach der gnädigen Verordnung der Käiserin für Staatsoffizierenwittwen durch die Gegenwart einer Russin, der Schnur oder Sohnsfrau dieser Dame ein wenig beschwert war, weil die Gebäude nicht aufs beste dort eingerichtet schienen. Dieses gab zu manchen unangenehmen Auftritten Gelegenheit weshalb ich mich in Petersburg bey der Schwester dieser Dame zum Vermittler machen wollte, in der That auch meine Absicht war, sie zu bereden, daß sie ihre Nichte nach Petersburg an den Hof nähme, besonders da sie ein neues Haus gekauft. Dieses bestättigte sich noch mehr da mir mein Vater ausdrüklich nach St. Petersburg schrieb, diese junge Dame sei als Braut mit einem Offizier vom Cadettenkorps namens Prattje als Braut versprochen, der mir in Derpt gewesen und den ich in dem Hause der Generalin Kurganoffsky als einen vollkommen artigen jungen Offizier kennen lernte. Man hatte mir in meiner Eltern Hause gesagt, es fehlen ihm die gewöhnlichen Blumen und Schmeicheleyen die eine Braut von ihrem Liebhaber erwartet, welches mich um so mehr veranlaßte die Verse druken zu lassen um in gewisser Weise sein Freywerber zu werden.
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Ueberbringer dieses ist ein Dorfbalbier der versetzlichen Juden
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Nachher reisete ein Vetter von mir mit Namen Andree – der beym Ingermannländischen Regiment ist in der Suite der Herzogin von Kurland nach Petersburg, als ich auf Bitte des Kammerjunker Liphart und der Obristin Albedilla die selbst nach Petersburg gekommen war ihre Schwester zu besuchen eine Reise zum Kammerjunker Liphardt auf sein Landgut Aya gethan: diesem Vetter schrieb ich bey dem Hause der Generalin Kurganoffsky, die bey der Flotte was vermag nicht vorbei zu gehen und sich auch meiner dort zu erinnern. Er schrieb mir einen Brief, den ich für einen Scherz halten mußte, worin allerley ausschweiffende Projekte für mich vorkamen, wenn ich etwa selbst die junge Dame zu heurathen gedächte. Ich lachte über sein Mißverständniß denn vermutlich war er an den Ton des Umganges dieser Dame, die eine der geistreichsten und gewitzigsten Hofdamen daselbst ist, nicht gewohnt und nahm das alles so vollkommen nach dem tödtenden Buchstaben, wodurch er auch meine ganze Familie verwirrt hat. Es ist wahr daß die junge Dame die wirklich Braut war, noch 2 Schwestern hatte, von deren Verbindungen übrigens ich keine Notiz nehmen konnte noch mochte, weil ich nicht ihr Vormund war.
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und deren Haus eine hohe Schule sein sollte
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Moskau, den 9ten 1791.
-Mein theurester Bruder!
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+Mein theurester Bruder!
Ich schike diesen Brief offen, weil ich nicht glaube Mißdeutungen zu besorgen zu haben. Erbetrift mit wenig Worten einen dem Ansehen nach armen und durch einen verstümmelten Körper doppelt unglüklichen Liefländer, der, in dem Hause beym Compt. der Assignationen unvermuthet aus Kadom erschien und sagte er wollte nach Riga und zwar über Smolensk Polotzk Witepck und – reisen, ich möchte ihm Briefe mitgeben. Dieses that ich und schrieb (nachdem einige Anstösse von Unpäslichkeit gehabt, die mich hindem selbst zu Euch zu kommen), sehr weitläuftig, weil alles doch in einem hingeht. Nun erfahre ich daß seine Reise theils durch eingefallenes Thauwetter, theils wegen Mißverständniß mit seinem angenommenen Fuhnnann einen Stillstand gewinnt und da er mir eine silberne Uhr zum Verkauf anbot, schliesse, daß es ihm auch am Gelde fehlen muß. Seine Reise über Plescou war mir doppelt erwünscht, da ich dort an einem Herrn Albert oder Albrecht und am Baron Dietz Commendanten, dessen du dich aus den Kinderjahren – doch wohl vielleicht nicht mehr erinnerst – Bekannte habe und diese mit unserm Bruder in Derpt und dem dasigen Adel verschiedene Geschäfte von Wichtigkeit in Richtigkeit bringen könnten, die sich anders nicht einfädeln lassen, als durch einen Internuncius, wozu ich aus wesentlichen Hindernissen diesmal nicht dienen konnte.
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N.S. Es ist ein Schwager (Bruder der andren Frau) des Herrn Past. Brunner in St. Petersburg, der bey einem Feldregiment Offizier war und, wo ich nicht irre See Dienste bey den Landtruppen zur Bewahrung der Küste genommen: er heißt Neumann und hat viele Empfehlungen. Sollte derselbe dem Bruder Carl nicht zu Gesicht gekommen seyn? Oder den Kindem des Bruder Friedrich in Petersburg. Ich habe seine Adresse nicht aus der man mir ein Geheimniß macht, wenn er nach Liefland reiste, würde ihm gern einen Brief an den Herrn von Engelhardt in Odennyer auf den Gütern des Grafen Romanzoff mitgegeben haben: dieser Herr von Engelhardt ist dem Bruder Benjamin in Reval bekannt geworden, wo er Verwandte unter dem Adel hat. Ich habe noch einen Brief von ihm. Wie sehr wäre zu wünschen, daß eine hohe Schule im in der Nähe entstünde, wo die jungen Liefländer ehe sie herausreisten und ihr Geld in der Fremde verschwendten, ein oder zwey Jahre das und kennen lernten. Es sind nur die ins Cadettencorps aufgenommen werden. An auch im besonders auch in wo viele gelehrte Russen besonders der auch auf eigene und der Käiserin Kosten fremde Länder besucht haben und alle Sprachen, die deutsche nicht ausgenommen sprechen, aber nur an und die ihre tausend und über tausendjährige Vorurtheile überwinden.
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Ich habe Pappa von dem neuen Projekt einer oder allgemeinen in alle Sprachen mit stehenden Pressen zum Besten der Armen – geschrieben, welcher Vorschlag hier im – durchgedrungen. Dieser Brief importirt mir also – imgleichen von einer französischen die ich auszugeben gedenke, zur Erleichterung der allgemeinen Sprache für Rußland von der alle 44 nach Herrn Tschulkoff, als anzusehen, welches dem schönen Geschlecht das schon Sprachen kennt, zu beweisen mich getraue. Zugleich werden einige Fragmente der zu der ich gesammlete nicht bekannt machen darf, des allgemeinen und Auszüge aus Herrn Tschulkoffs Handelsgeschichte
und den neusten Handelsverordnungen, mehr der Gesetze nach als dem todten Buchstaben zum Besten der Landekonomie und des innern Handels auf Flüssen,
diese Blätter vielleicht auch in Liefland machen wo doch beinahe in jedem feineren Hause irgend eine Französinn oder Hofmeister ist (der kein war) und Französisch wenigstens gelesen wird. Sollte unsrer theurer Altgens bey Consistorialgeschäften sich seines Sohnes nicht erbannen und mein langes Geschmier etwa von Bruder Carl vorlesen lassen? Die Herrn Erzieher des Menschengeschlechts und die Theologischen Krittler und Zänker, welche aus aus und aus Wahrheit Lüge machen möchten, nur um zu und Recht zu haben ohn zu wissen was sie eigentlich wollen,
werden mir verzeihen, daß ich bey den der sogenannten Gewissens und Ehrgerichte, an meinen nehme und mir seinen Väterlichen Seegen ausbitten muß – welches zu einem neuen Jahr (mit der innigsten Reue über alle meine auch in Liefland begangenen Fehler, die ich aus dem was mir von seinen Briefen übrig geblieben, die vielleicht aus guter aber irrender Meynung ein Freund von mir ohne mein Wissen verbrannt hat, noch itzt ersehe) mir eine ganz neue und andere Existenz schaffen wird. Ich fürchte nur daß die Briefe in des Derpischen Bruders als in Eure Hände lieben Geschwister! gerathen, deswegen ich eins und das andere davon hier einführe, das wichtigste aber diesem Briefe nicht anvertrauen kann, welches meine ganze irdische und vielleicht betrift. Ich glaube bemerkt zu haben daß meine Rigischen Geschwister über diesen Punkt weit einsichtvoller und menschenfreundlicher denken, als die andem deren Herz umzulenken ich dem lieben Gott allein überlassen muß, weil ich kein Herzenskündiger bin. Vielleicht hat eine Lecture aus ganz verschobenen Gesichtspunkten und allzu rasche Schlüsse die durch eine alte liefländische Dame die taub war und über Pieskau nach Derpt zurükkehrte, dazu beigetragen – worunter ich allein am meisten und unsäglich leiden mußte, da diese Schlüsse sehr thätig und wirksam würden. Mit einem Worte, ich konnte und durfte mich mit keiner Liefländerinn verbinden.
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Herrn Johann Christian Lenz. Sekretär des K. Gouvernements und Rath in Riga
d. 11ten Jun. 1791
-Mein zärtlichgeliebtester Bruder!
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+Mein zärtlichgeliebtester Bruder!
Wahrscheinlich wirst du den Brief von deinem Freunde (ja wie hieß er?) der mit dem General Beklemscheff nach Orloff und Kursk reisete, und meinen Einschluß bereits erhalten haben. Wie erfreute mich diese Begebenheit und wie überraschend war mir dein Stillschweigen
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Allein mein Bruder! ich habe seit der Zeit vom Herrn A– – werinn noch keine Zeile oder Nachricht erhalten, weiß auch nicht wie er sich in der neuen Station gefallt. Seine artige höfliche Freundschaftsbezeigungen liessen mich hoffen, er werde auch aus der Nachbarschaft deinen Bruder nicht hindansetzen da er sich einen so warmen Freund von dir sagte.
Sollte Dir in Riga, oder unserm theuren Greise nicht ein Offizier der französischen Truppen bekannt worden seyn mit welchem ich durch Herrn Lavaters Vermittlung in Verbindung stand. Es schien, er suchte bey dem Hause des ehemaligen Feldmarschall Münnich, das in der Gegend von Dorpt und Ringen wie du weißt, Vornehme Verwandte hat,* ein Attachement vielleicht bey den Truppen die zur Bewahrung des Canals von Ladoga, imgleichen des zu Wischnei Wolotschok, (wo die neuen Städte Kreszi u. s. f. errichtet sind) bestimmt sind und würde, da er von dem Hofe begünstigt, und in Frankreich aus einer der besten Familien ist,
durch seine nahe Verwandschaft mit dem hiesigen Direktor der Bezkischen Erziehungsanstalten
(denn mit einem Wort, es ist sein Bruder) den Absichten der grossen Monarchinn zur Beförderung des innerlichen Handels und neuer Universitäten am zuverlässigsten entsprechen
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*Graf Solmes General Berg u. s. w. auch die Igelströhms
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Da ich hoffentlich deinen Freund in dessen Nachbarschafft ein besonders lieber Gönner von mir Güter hat, auch einmal sehen werde, so gestehe dir gern lieber Bruder daß mich gegenwärtig in einiger Verlegenheit befinde. Die letzthin aus eurer Güte mir übermachten 25 Rbl. mußte zu einem Kleide verwenden und bin seit der Zeit nicht wenig an Leib und Seel angegriffen worden von allerley wunderlichen Sorgen; so daß dein Freund mich auch vielleicht ein wenig melankolisch dir abgeschildert haben wird. Sollte der Ueberbringer eines langen weitläuftigen Briefes, aus Kadom, ein geborner Curländer der über Pieskau reisete, sich auch wohl bey dir eingefunden haben? Er verreisete ohne daß ich ihm Reisegeld ausmitteln konnte, und es war ziemlich kalt, daß ich für ihn viel Unruhe gehabt. Allein ob derselbe in Liefland oder Pieskau geblieben, ist mir unbekannt. Ob er mit dem Bruder in Derpt gesprochen ist noch zweiffelhafter. Und doch hätte es gewünscht weil ein hiesiger sehr artiger junger Russischer Gelehrter der aber verheurathet ist und ein Dictionnär herausgiebt, einige Offiziere hier beherbergte, die dahin giengen um die Aufsicht über ein Gymnasium zu übernehmen. Man sagt die Monarchin werde dasselbe in eine hohe Schule verwandeln. – Sollte Papa von dem neuen Bibelwerk meine Ideen gut gefunden haben
und sich Unterschriften auch in Liefland hoffen lassen? Doch ich breche hier ab um Dich und deine würdige Gemalinn unbekannt aufs zärtlichste zu umarmen, noch immer verfolgt vom der und allen seinen Freunden einen scheint geschworen zu haben. Aber auch betrübt
Dein treuer Bruder
JMRLenz
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In der Woche der hoffentlichen Eröfnung eines depot de litterature.
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Sie gehen nie in die Bosen oder Börse oder Gostinnaja und wissen auch wohl nicht wie manchen dieser armen Leute zu Muth seyn mag, die theure Zobel zu 100 150 Rubel mit grossen in Sibirien aufkauffen und nicht wissen wie ihrer loß zu werden, denn sie stehen! Arme Kaufleute! wie Pferde auf einem Flek und warten daß man sie sucht. Durch colporteurs werden sie sie auch schwerlich in der Stadt los werden.
Ich habe die Akten eines seltsamen Processes unter der Feder in Absicht der liefländischen und Pieskauischen Universitäten die noch blosse Wesen der Einbildungskraft sind, unterdessen im Cabinet schon ihre Wirklichkeit haben, wenn von unsrer Seite nur ein – ein klein wenig Hebammenkunst angewandt wird. Sie sind niemals in Derpt auf dem Jahrmarkt gewesen edler Freund? Und wissen also nicht, daß dort Kaufleute aus Ost und West 4 Wochen nach Weyhnachten ausstehen. Daß ich dort aus Frankreich und der Schweitz und Italien Kaufleute gefunden erinnere mich aus Kinderjahren. Nun steht unser Zobelverkäuffer hier u bethet zu Gott und niemand erhört ihn weil man seine Sprache nicht kennt. Er machte eine Reise die ihm mit eignen Pferden (nach Ihrer Ausrechnung wieviel?) auf der Post nach der Tage 16 Rubel kostete. Vielleicht wäre ihm Hin und Rükreise mit 30 Rbln. über und über bezalt denn Sie wissen wie Russen reisen
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ich habe Karamsin davon benachrichtigt u im Enricoffschen Haus
Würde nun aber der Fürst Kurakine und eine gewisse Gräfin und eine gewisse Fürstin der Academie in Peterburg ihm wohl daß er auf dieser Reise wenigstens 5 Zobelpelze verkauft, ehe die Liefländer sie aus Canada u von den Americanern suchen, ausser was er fürs Frauenzimmer absetzt, die Kragen, Besätze p von Zobel tragen. Sie kennen aber Mitscherlich nicht, den Buchhändler? Und hier wären junge Herrn Uebersetzer und Schriftsteller genug ihm einen Laden in Derpt zu formiren mit Uebersetzungen Journälen u. Auszügen! Unser Zobelhändler nähme also auch Bücher mit für damit, wenn durch die Correspondenz des hiesigen Mitropoliten und der – sehr Mitglieder der hiesigen Theol. Fakultät – in Saikonospaß mit dem Rigischen Erzbischoff Zutrauen zwischen Deutschen und Russen herauskommt, die Fürstin eine des Dörptschen Adels stiftete, die eine deutsche und Russische Typografie nach Pieskau aus Oberpalen und ans statt ihre Kinder mit unsäglichen Kosten 1000 Meilen weit hinaus zu schiken, dort zu Professoren mit Kostgängern anpflanzte – damit sage ich diese Liefländischen Herrn die 100 Rbl auf eine Charte setzen, sich dort wenigstens mit einem anständigen weisen können.
Nun ist es lustig mit meinem Proceß mit den dasigen schönen Damen verheuratheten und nicht verheuratheten, die Catholisch thaten und nicht heurathen durften damit sie ihre geistlichen Stiften nicht verlören. Sie dürfen glüklich itzt von der Sandbank abstossen und zu ihrer Tante der Generalin bei der Flotte nach Peterb. reisen um sich mit den Offizieren des Cadettenkorps zu verheurathen, weil zu vermuthen steht, daß auch Liefländer aus dem Corps nach Pieskau reisen werden ihre Studien dort zu vollenden.
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Das sind 5–600 Rubel profit.
-So giebt Gott Sieg und heut ein Bruder Dero aufrichtiger Diener
-JMRlenz.
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+So giebt Gott Sieg und heut ein Bruder Dero aufrichtiger Diener
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+JMRlenz.
d. Jenner 1792.
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Ich befinde mich ein wenig in einer kritischen Lage, welche meinen lieben Brüdern und Schwestern nicht unbekannt seyn kann. Man hält mich hier überall für reich – da ich doch einen Vater habe, der bereits über dem Grabe schwebt, eine Wittwe als Tochter mit ihren Kindern bei sich hat oder in Petersburg unterstützt und von den starken Familien meiner übrigen wohlversorgten Geschwister gleichfalls in Anspruch genommen wird. – Es ist schwürig, mit meinen Geschwistern Briefwechsel zu führen, denn da ein Prof. in Giessen mir die Ehre erwiesen mich mit dem Romanschreiber – der aber in andem Aemtern dabei steht – Hn. Göthe in eine Liste zu setzen, so suchen und finden sie in allen meinen Briefen nichts als unverständliche Worte Poesie und Roman. Der Himmel wolle ihnen das wohlbekommen lassen und den Buchhandel in Liefland vermehren, damit sie auch den berühmten Rousseau vom Fuß der Pedemontischen Gebirge zur Ehre unsrer Nation in unsrer Sprache lesen können. Meine ziemlich ernsthafte Krankheit setzt dismal allen launigten Nebenausschielenden Anspielungen Grenzen, unser Leben ist freilich auf diesem Erdball nur allzuoft wunderbarer, als es sich das Hirn der Dichter und Leser von Gedichten vorstellen mag. – – Ew. Hochwolgeb. Wollen mir meine Geschwätzigkeit als einem Kranken und zum Jahrmarkte verzeihen da man gern viel spricht und ich hoffe, daß auch mein Bruder und Geschwister das Glük haben werden, denenseihen aufzuwarten. Man spricht von neuen Magazinen die einige reiche Entrepreneure von Metallgruben an verschiedenen Plätzen des Reichs errichten werden, welches
da man in Liefland nur Branntwein nach Permien und Casan schikt, leicht zu einem solidem Handel mit Brod und Gerstensaft Gelegenheit geben könnte, woran es in den Berggruben zu mangeln scheint. Der Russische Tressenhandel würde z. B. nebst Kupfer zu Branntweinkesseln und Eisen zu andern Kesseln, gegen Lieferungen an Grütze, Malz u. s. f. über Pleskau, Toropez und Smolensk durch Agenten sehr wohl geführt werden, und manche Weitläuftigkeiten erspahren. Ich will vom Leinwand und Strumpfhandel schweigen, der auch aus benachbarten Ländern geführt wird, und da fast halb Rußland barfuß geht, bei Vereinigung der Düna mit dem Dnepr und der Moskwa mit vielem Vortheil, nebst dasigen Lächsen und gesalzenem Fleisch gegen Sibirische Fische geführt werden könnte, die man auf dem Wasser lebend erhalten kann. Sollten die Engländer mehr Bley und Zinn einführen, daß mehr Küchengeräth angeschafft werden könnte und sich etwa ihres Plüsch und Manchesterhandels wegen in Absicht der Geistlichen mit der in Verhandlungen einlassen, so würde der innere Handel auf den Liefländischen Märkten bald mehr Vergnügen machen, als selbst der entfernte. Ich breche ab um Ew. Hochwohlgeb. als ein Kranker die aufrichtige Achtung zu bezeugen, welche mir Ihr persönliches Bezeigen eingeflößt. Den Liphartischen Häusern bezeige meine Ehrerbietung gleichfalls, und den jungen von Löwenstern bitte gelegentlich beizubringen, daß ihr ehmaliger Hofmeister im Hause des D. in Berlin schon vor mehrern Jahren den Schritt gethan, den wir alle einmal machen werden und welchem in diesen Tagen auch bisweilen nahe war.
-Ew. Hochwolgebornen
+
+Ew. Hochwolgebornen
gehorsamer Diener
JMR Lenz.
-Moskau, d. 14ten Jenner 1792.
-Hn. Postmeister Peuker wird dieser Brief wo möglich zur Bestellung ergebenst empfohlen.
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-á Monsieur
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+Moskau, d. 14ten Jenner 1792.
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+Hn. Postmeister Peuker wird dieser Brief wo möglich zur Bestellung ergebenst empfohlen.
+
+
+
+á Monsieur
Monsieur le Baron de Stiernhielm
possesseur des terres
á Wasola