diff --git a/briefe.xml b/briefe.xml index e83c202..afead29 100644 --- a/briefe.xml +++ b/briefe.xml @@ -76,6 +76,39 @@ Ich umarme Dich und küsse Dich 1000mahl als Dein allergetreuester Bruder Jacob Michael Reinhold Lenz. Dorpat den 11ten October 1767. + + + +Verehrungswürdigste Eltern! + + + +Nach einer langsamen und ziemlich beschwerlichen Reise sind wir endlich am verwichenen Mittwochen Nachmittags um zwey Uhr glüklich und gesund zu Tarvast angekommen. Der Weg ist fast inpassabel, und die ersten Tage hatten wir ungemein starke Stürme und Regen. Wir wurden von der Wittwe recht artig aufgenommen und speiseten den ersten Abend mit dem Lieutenant Krüdner von Arrohoff und seiner Gemahlin, die sich Ihnen empfehlen ließen und mit dem Rittmeister Pietsch und der Fräulein Krüdner. Wir werden auch noch immer zum vor und nachmittäglichen Kaffee und zur Mahlzeit herein gebethen, weil der älteste Bruder mit seiner Wirtschaft noch nicht völlig im Stande ist und wir erst mit dem Anfange der künftigen Woche unsre eigne Menage anfangen wollen. Die Wittwe ist eine simple Frau mit der der Umgang ziemlich langweilig wird: aber die Kinder sind rechte Unholde, und ich habe sie noch in meinem Leben so ungezogen nicht gesehen. Die jüngere Tochter strich ohne uns zu grüßen mir wie ein Wirbelwind vorbey und nahm ihren Weg gerade nach dem Tisch zu, auf den sie mit einem Satz sich heraufschwung und die Älteste machte es eben so, nur mit dem Unterschied daß sie bei jedem Schritt eine Art von Kniks machte, wie ihn ihr die Natur gelehrt hatte. Bey Tisch schreyt alles so untereinander, daß wir stumm seyn müssen, weil wir unser Wort nicht hören können. Der Bruder läßt sich recht sehr entschuldigen, daß er nicht mitgeschrieben: er ist von Morgen bis Abend zu mit Arbeiten und Bräutigammen und Lehrlingen überhäufft, überdem auch mit seiner Wirthschaft beschäftigt, mit der es noch nicht in den Gang kommen will, weil die alte Jungfer noch immer Rasttage hält und überhaupt ein bisgen unlustig ist, weil sie, wie sie sagt und sich einbildt, unter lauter Feinden hier leben muß. Er befindet sich aber sonst nach der Reise, so wie auch ich und die Jungfer, Gottlob recht gesund und läßt Sie, das junge Paar und alle Geschwister aufs ehrerbietigste und zärtlichste grüßen. Ich bitte gleichfalls den Neuverbundnen und allen Geschwistern meinen zärtlichsten Gruß zu vermelden und küsse Ihnen die Hand als + + Meiner verehrungswürdigsten Eltern + + +gehorsamster Sohn +Jacob Michael Reinhold Lenz + +Tarwast den 9ten November 1767. + + < am linken Rand, vertikal > +Der Frau Obristin und ihrem würdigsten Hause, wie auch dem Herrn Pastor Oldekopp bitte unser beyder gehorsamste Empfehlung zu machen und letzterem zu seinem Namenstage zu gratuliren. Ich werde meine Kur erst mit der künftigen Woche anfangen und mache mir deswegen in der jetzigen bisweilen eine Motion, mit Reiten und Spazierengehen. Auf den Sonntag wird der Bruder teutsch predigen. + + + < Adresse > + +Dorpat. + + + +A Monsieur +Monsieur
    Lenz
+Prevot ecclisiastique +et Ministre du St. Evangile +a l’eglise de St. Jean
+
diff --git a/meta.xml b/meta.xml index 1179865..9e0b378 100644 --- a/meta.xml +++ b/meta.xml @@ -29,5 +29,22 @@ + + + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/references.xml b/references.xml index 4e1633d..96e74d5 100644 --- a/references.xml +++ b/references.xml @@ -9,6 +9,10 @@ vorname="Friedrich Konrad" nachname="Gadebusch" komm="gadebusch" /> + + diff --git a/traditions.xml b/traditions.xml index 2b13812..30c0d96 100644 --- a/traditions.xml +++ b/traditions.xml @@ -8,6 +8,10 @@ Riga, Latvijas Valsts Vēstures Arhīvs, Fonda 4038, Aprakst 2, Lietas 1639, (Nr Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, [1] Nachlaß J. M. R. Lenz, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 2 + + + +Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, [1] Nachlaß J. M. R. Lenz, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 3