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Einpflegung von Brief 351.
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28sten May 1781.<line type="break"/>
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28sten May 1781.<line type="break"/>
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<align pos="right">Jakob Michael Reinhold Lenz.</align></letterText>
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<align pos="right">Jakob Michael Reinhold Lenz.</align></letterText>
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<letterText letter="351"><align pos="right">St Petersbg. d. 2ten Jun 1781.</align><line type="empty"/>
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<align pos="center">Theurester Vater!</align> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Es ist hier eine Gesellschaft gelehrter Freunde und Kenner, die es unternommen hat ein Werk
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herauszugeben, das vielleicht das erste in Rußland und das erste in der Welt, für neuere Zeiten
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wenigstens könnte genannt werden. Dieses ist eine Sammlung von Lebensbeschreibungen
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merkwürdiger Männer für unser Vaterland, aber nicht von <ul>einer Feder</ul> auch nicht von denen
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<insertion pos="top">berühmten Männern</insertion> die <ul>schon todt sind</ul> sondern von lauter <ul>Lebenden.</ul><line type="break"/>
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<line tab="1"/>Eben darum weil die Verfasser unbekannt und <ul>geschützt</ul> sind dürfen sie frey, unpartheiisch und
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unbestechlich – mit Eiffer für die <ul>Wahrheit</ul> und das <ul>Vaterland</ul> – allein, von ihren Helden sprechen.
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In diese Sammlung theurester Vater bin ich mit um einige Beiträge gebethen worden. Von wem könnte
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ich sie wohl mit mehr Fug und <page index="3"/> ohne irgendeine Pflicht zu verletzen mit wärmerem Herzen
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liefern, als von meinem Vater. Seyn Sie also so geneigt, solange wir noch das Glück haben Sie
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diesseits des Grabes zu sehen mich (und in mir unsere ganze Familie) in ganz freyen offenen Stunden
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mit einem soviel möglich umständlichen Detail Ihrer merkwürdigsten Fata zu erfreuen die Sie von
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Ihrem Vaterlande an bis auf der Stuffe des jetzigen, das Sie mir gegeben haben, an Ihnen sowohl
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als den nächsten Ihrigen erlebt haben. – Ich erwarte <page index="4" />dieses als ein freywilliges Geschenk
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Ihrer Vatergüte sobald es Ihnen möglich und werde eiffersüchtig auf jedes nicht sehr wichtige
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Geschäft seyn, das Sie an der Niederwerfung dieser Züge Ihrer Seele hindert. Auf den Styl bitte
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ganz und gar keine Sorge zu wenden – weil Sie doch wohl vermuthen können, daß ich als Sohn jede
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Art Ihres Ausdrucks verstehe und mirs einzig um die <ul>Sachen</ul> zu thun ist. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/><sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand der dritten Seite, vertikal">Ich bin dem Grafen schon bekannt; darf aber gleich am Anfange nicht Gage fodern. Bester Vater.
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Hartknoch wird Ihnen einen Brief von Wieland weisen, der Sie überführen wird, daß ich bald nicht
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mehr nöthig haben werde, Ihnen beschwerlich zu fallen. Lassen Sie Ihre Arme nur jetzt noch nicht
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müde werden, mich zu unterstützen, da ich Unterstützung brauche. Ich könnte Ihnen mehr sagen, wenn
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ich nicht wüßte, daß <aq>littera scripta manet.</aq> Der gute Geist gebe es Ihnen zu ahnden. – Sagen Sie doch
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dem Derptschen Bruder er soll nicht so <ul>eigensinnig</ul> <insertion pos="top">ungläubig</insertion> seyn und mir einige seiner Predigten
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schicken, daß ich sie Weygand in Leipzig zusende. Ich thue diesem damit einen Gefallen.</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Zugleich bitte Hartknoch gelegentlich etwas dieses Unternehmens aber <aq>sub sigillo amicitiae et taciturnitatis</aq>
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wissen zu lassen. Ich hoffe er kriegt den Verlag, wenn er ihm gelegen ist – wovon ich mir einen Wink
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ausbitte. Die ersten Namen die im ersten Bande vorkommen – doch ich werde ihm selbst darüber schreiben,
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wenn ich ihn willig merke, auch das äussere dieses Werks so zu besorgen, daß es <ul>diesen Namen</ul> entspricht. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Für die fünfzig Rubel statte tausend Danksagungen ab. Ich war in großer Noth. Mehr vom Derptschen Bruder
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zu erfahren.<line type="break"/>
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<align pos="center">Dero</align><line type="break"/>
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<align pos="right">gehorsamster Sohn J M R Lenz.</align> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/><sidenote pos="left" page="4" annotation="Am linken Rand der vierten Seite, vertikal">Man räht mir hier von allen Seiten nach Moskau zu reisen, theils um die Sprache, theils um Herrschaften kennen
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zu lernen, besonders da Graf Panin jetzt dort ist, bey dem unser Vetter Lenz aus Cüstrin Leibarzt ist. Wie mach’
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ich es dorthin zu kommen, da ich von den 50 Rbln alles für Schulden weggeben müssen. Die Reise kostet 25 Rbl.
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Dort finde ich schon Unterstützung am Grafen. Wie befinden sich die Augen und die Zähne meiner theuresten Frau
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Mama! – – Auch ihr küsse gehorsamst die Hand.</sidenote></letterText>
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<letterDesc letter="351">
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<sent>
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<date when="1781-06-02">St. Petersburg, 2. Juni 1781</date>
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<location ref="46" />
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@@ -2260,6 +2260,12 @@
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Leipzig, Universitätsbibliothek, Slg. Nebauer, L 397 (Abschrift)
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Leipzig, Universitätsbibliothek, Slg. Nebauer, L 397 (Abschrift)
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</app>
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="351">
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<app ref="4">
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 40
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