From 77dc3b0529a5f9c712afdc3fc4154e71047acf27 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Mon, 20 Jan 2025 09:45:47 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 326. --- data/xml/briefe.xml | 54 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 15 ++++++++++++ data/xml/traditions.xml | 6 +++++ 3 files changed, 75 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 32d6190..0d5f60c 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -11778,6 +11778,60 @@ Translateur du College des Affaires Etrangers – Maitre des Postes. + St. Petersb. d. 27sten Merz + + Mein schätzbarster Freund! Ich weiß diesen Brief nicht besser an Ihre Demoiselle Schwester gelangen + zu lassen, als durch Ihre Hand und bediene mich der Gelegenheit, so vielleicht die ersten und besten + Nachrichten von Ihrem allerseitigen Wohlbefinden zu erhalten. Ich hatte vor meiner Abreise ein Abschieds- + und Danksagungsschreiben an Ihre Mad. Schwester und zugleich an Ihr ganzes verehrungswürdiges Haus + aufgesetzt, da ich aber eben aus einer schweren Leibes- und Gemüthskrankheit, von der Sie vielleicht gehört + haben, genesen war, so mußte ich aus den Folgen schließen, daß Sie dasselbe nicht erhalten. Das ist die + Ursache, warum ich eine mir so angenehme Schuld itzt nachhole. Ich habe viel ausgestanden in der Krankheit + und auf der Reise, mein Körper und meine Munterkeit haben dadurch gelitten, das einzige was mir geblieben + ist die Erinnerung und das Gefühl für alle Freundschaft und Güte, die mir bey meiner Entfernung vom + Vaterlande wiederfahren. Ich wünschte nicht, daß Sie in ähnliche Situationen geriethen; so sehr ich von + Herzen wünschte, Ihnen worin dienen zu können. Ich erinnere mich von Ihrem Herrn Vater gehört zu haben, + daß Sie eine der deutschen Universitäten besuchen wollten. Sagen Sie mir welche es seyn wird; vielleicht + hab ich dort einige Bekanntschaft. Sollte Sie aber einmal mehr als Neugier, sollten merkliche Aussichten + Sie in unsere Gegenden herüberführen, so seyn Sie versichert, daß ich alles anwenden werde, was in meinem + Vörmögen ist, Sie meiner unveränderlichen Hochachtung und Erkenntlichkeit für Ihre ganze würdige Familie + zu überführen. Wahr ist es daß der Schwürigkeiten befördert zu werden, hier mehr sind als anderwärts, + Schwürigkeiten die ich als Einheimischer bis zur Aufgebung aller Hofnung erfahre und die einem Fremden + doppelt auffallen müssen. Eine Menge Leute von Talenten, die von allen Orten her hier zusammenfliessen und + durch Connexionen und Cabale jedem Unerfahrnem den Weg verbauen, ein hartes Klima, eine höchst theure + Lebensart, fremde Sprache und Sitten und eine Art von Zusammenverschwörung gegen den, der die beyden letztern + nicht kennt – tausend Ungemächlichkeiten, die mich die eine Reise zu Land und Wasser von einigen 700 Stunden + bald vergessen machten. Alsdann der Pöbel und das Gesinde in einer grossen Stadt, der zu tausend Ausschweifungen + vertritt, und der Arbeit ungewohnt, wegen Diebereien und oft den grausamsten Verbrechen, eine Art von Feind + ist gegen den man beständig zu Felde liegt – kurz alles alles lieber Freund was sich besser denken als sagen + läßt, machen die Versorgung hier unaussprechlich schwerer als anderwärts, so wie vielleicht kein Ort ist wo + man so leicht und so glänzende Hofnungen gibt, die das Unheil nur grösser machen. Nein mein Freund! wahres + Verdienst, Tugend und Wissenschaft müssen besondere Wege finden sich geltend zu machen an einem Ort, wo jeder + durch die seltsamsten Schicksale hergeworfene und verschmitzt gewordene Fremde sich das Ansehen von Verdienst + und Tugend zu geben weiß – kurzum, wo man Gott dankt, daß man Othem holt. – Es ist wahr daß die höchste + Monarchin und verschiedene Grosse hier einen unbestechlichen Sinn für wahren Werth haben – aber der Weg zu + ihnen wird einen bis von den geringsten Personen auf eine solche Art verrammelt, daß eine Lebenszeit daraufgeht, + eh Glück oder Zufall ihn eröfnen. Dies muß ich Ihnen schreiben, weil eine gewisse Meynung die auswärts noch + von vorigen Zeiten herrscht, als Verdienste seltner waren, einen Fremden leicht verführen kann, sich die Sachen + bey weitem anders vorzustellen, als sie sind; eine Meynung, die tausend Unheil anrichten kann. Ich bin noch nicht + befördert und weiß noch nicht ob Petersburg oder Schweden mir nur den nothdürftigsten Unterhalt geben wird, den + man oft mit den glänzendsten Namen bezeichnet + + Empfehlen Sie mich Ihren Mlls. Cousinen und sagen Ihnen, daß ich keinen von Ihren und meinen Freunden in Curland + gesprochen, da meine Reise zu Wasser gieng. Von denen Herrn v. Kleist habe gehört, daß sie sich in Curland verheurathet: + von Herrn v. Medern weiß ich nichts zu sagen. In Kurland wenn man Bekannte unter dem Adel hat, giebts noch eher + Aussichten als hier, wo die ganze Welt möcht ich sagen sich zusammendrängt. Doch werden Sie selbst leicht errathen, + warum ich meine Verbindungen dort mit Fleiß abgebrochen, da sie von keiner Dauer seyn konnten. Für einen Fremden, + besonders für einen Juristen könnten sie es eher seyn, auch für Theologen, die die Landessprache lernen. – Haben Sie + mir keine Nachricht von Herrn Ott zu geben? Der Minister bey dem er engagirt war ist jetzt in Moskau. Empfehlen Sie + mich Dero sämtlichen Angehörigen und lieben unaufhörlich + + Ihren ergebensten Freund + + JMR. Lenz. + + Dem Herrn Cousin, Herrn Amtmann Schöll meine verbindlichste Empfehlung + diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index ac3cc55..16aa3e7 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -4899,5 +4899,20 @@ + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index f00bab0..2905ccd 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -2024,6 +2024,12 @@ + + + FSt II 149–151 (Der Brief erreicht Christian Brion nicht) + + +