diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 6c636f5..7aab178 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -14610,6 +14610,66 @@ Und hirmit ein für allemal genug von diesen der Ehre dieser Dame sonst nachtheiligen Gerüchten da ich mit derselben ganz und gar nichts zu theilen habe + Theurester mit unsterblichem Ruhm + von oben geschmükter verehrungswerther Papa! + + Nicht Schmeichelei, die reinste Dankbarkeit beseelt meine Feder. Ich lebe – aber Ihnen die Wahrheit + zu sagen, danke es nur dem allgegenwärtigen, daß ich noch athme – Herr Reimmann kann Ihnen sagen + daß ich – doch er wußte es nicht – in der seltsamsten Lage von der Welt war, als ich Ihren Brief + mit dem neuen Beweis Ihres Andenkens erhielt. + + Man verfolgt mich – und rathen Sie wer? – Ich habe niemals die Freundschaft verletzt die ich meinen + frühsten Gönnern schuldig war. Aber – theurester Vater! ich winde mich als ein
    Wurm
im Staube und + flehe um Erlösung von allen
    andern
Anmuthungen, die bei dem
    seltsamen
Nazionalcharakter hier– mir + Gift werden. + + Man versorgt Petersb. von der Schifflände Gschat aus mit Waaren aus Briänsk Moskau u. s. f. Dahin könnten + eben sowohl auch aus Liefland über die Düna Dnepr Trubschewsk Waaren für Moskau gebracht werden. + + Ich habe gefehlt, 1000mal gefehlt. Am meisten in Liefland – gegen Sie, gegen meinen ältesten Bruder der + ungefähr mein Herz kannte und viel in demselben voraus las. Ein hiesiger Freund hat alle meine Briefschaften + wer weiß ob nicht aus einem unzeitigen Eiffer
    verbrannt
weil er merkte daß sie mich angriffen. Was ich davon + bisweilen
    rette
– ist mir Balsam in offne Seelenwunden – denn ich sehe nun erst spät hinterher, daß Sie mein + Herz
    besser kannten
als ich selber. + + Nein, ich war nicht für Liefland gemacht und mein zärtlich geliebter Bruder Carl wird vielleicht eine neue + Springfeder des Daseyns erhalten, wenn er alle Ansprüche die Liefland auf mich machen konnte, durch sein + Daseyn vernichtet. Er weiß in welchem Zustande ich war als ich durch Liefland reisete. + + Hier ist das Land der heftigen Aeusserungen der Empfindungen und eines seltsamen Systems von Jurisprudenz das + auf dieselben gebaut ist. Von der Seite also konnte man mir aus Liefland unaussprechlich schaden – und leider! + es ist bisweilen hart genug geschehen. Denn man spricht mir meinen Taufschein ab. + + Ich lebe noch, allein bitte meine theure Verwandte und ihre holländischen und Englischen Korrespondenten zu bedenken + daß ich ein Mensch war, der fehlen konnte und tausendmal gefehlt hat. Herr Bergmann, Herr Lavater, Herr + Staatsrath Schwebs, Herr Kammerjunker Libhardt werden dis nimmer in Abrede seyn. Ich wollt in Liefland bleiben. Nun + hat
    Gott
es anders gewollt.– Und soll ich darunter
    ewig
leiden? Und glauben meine lieben Landsleute daß ich Ihnen von + hier aus niemals Dienste leisten kann oder sie Maaßregeln nehmen
    müssen
mich dazu zu zwingen, was ich von selbst time. + Ich kenne
    ungefähr
den Zustand des dasigen auswärtigen und innländischen Handels. Ich weiß wie die hiesigen Bedürfnisse + auf die dasigen passen – aber um deswillen der für alle Sünden genug gethan – keine Auslegungen weiter. Mit einem Wort + – ich
    kann
aus Liefland
    nicht
heurathen. + + Helfen Sie mir bethen, theurester Vater! und alle Schimären weg und ins Fegfeuer bethen, die das Verhältniß in welchem + ich mit Ihnen meinen theuren Verwandten Freunden u. s. f. stehe, zerstören, trübe und zu einem wahren Sklaven Joch + machen. Herr Oldekopp Herr Hehn, Moritz u. wie alle die gelehrten Namen heissen, werden in meiner Achtung und + Freundschaft dabei nichts verlieren, wenn auch kein einziges Consistoriale bei uns unterläuft. + + Die neue Bibelübersetzung auch mit deutsch und liefländischer Version würde auf diese Bank gegründet werden und ein Gott + und ein Hirte seyn. – Aufgestanden aus den Armen des Todes. + + Helfen Sie mir bethen um Befreiung nicht ftir mich allein sondern für Christen – Christen wie Sie und völlig in der + Stimmung als ich, die mit mir unaussprechlich leiden. + + Herr Eisen hat seine
    getrokneten diken Suppen
für Gegenden wo wenig gekocht wird und Kräuter für die Küche nicht wachsen, + nicht an den Mann bringen. Für einen solchen
    Schokoladenhandel
weiß ich hier Absatz. Imgleichen für Liefländische Butter, + Fische, Lächse, Butten, Austern Säfte mit Honig u. Zuker gekocht u. s. f. Ihnen fehlen allerley Russische Manufakturen, + an wohlfeilen
    Cattunen Indiennen,
gedruckte Leinwand u. s. f. Damaste, Zeuger die man bis ans schwarze und Caspische Meer + herab in allen Städten im Ueberfluß fabrizirt; Kumatsch genannt. Sie haben einige feine Liqueurs, Bücher, Moden aus + England Hamburg Frankreich – sollte eine Bank fur Liefland in Moskau, um derentwillen in Petersb. Anregung gethan, nicht + zum fasten, denn die Fasten sind aufgehoben– sondern eine Cirkulationsbank für Waare gegen Waare, in welcher von beiden + Teilen Geld nieder legt wird – eine Schimäre seyn. Doch genug Dero gehor. Sohn + Jacob R. M. Lenz
+ diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 5a33f39..a75b83c 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -5218,6 +5218,20 @@ + + + + Moskau, wahrscheinlich November 1790 + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index c003ad7..af225c1 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -2374,6 +2374,12 @@ Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 33 + + + + Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 27 + +