diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index e9b05b8..18f5644 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -10307,6 +10307,180 @@ durch Einschlag mit Bitte gütigstbaldiger Beförderung + Basel am 19./22 Julius 1777 + + Lieber Lenz. + + Nun Gott weißts das ist wieder einmahl ein Stückgen aus Ihrem eignen Hirn-Kasten um diese + ltaliänische Reise. + + Extra Post muß das Ding gehen nacher Meyland, Florenz, Rom, Neapel, viileicht nach Sicilien und + Malta (denn das ist jezt Mode) und was hat Ihnen denn das Lieder und Mädgen reiche auf den Fluthen + schwimmende Venedig zu Laide gethan daß Sie dahin nicht wollen? Und im September wieder in Zürich. + Bravo! Da fährt mein Lenz immer zu einem Thor hinein u: zum andern gleich wied. hinaus, dann da ist + keine Zeit z ….. Aufenthalt zu verliren u. doch mags füglich November werden biß wir uns sehen – + u. zwar in Basel, nicht in Zürich. Der See-Wein zerfräße mir den Magen wann ich dort auf Sie warten + müßte. + + Nein im Ernst. Vier Monath müssen Sie zu dieser Reise haben und da werden Sie noch keine Minute übel + anwenden dörffen. + + Bekandtschafften wollen Sie? Ja lieber Freund ich wills Ihnen natürlich sagen. Alte Bekandtschafften + sind in Italien kein Heller Werth. Vor Zehn Jahren wollte ich Sie an viele angesehene Leute, Prinzen + und Cardinäle empfohlen haben, aber nun mehr danke ich Gott daß Sie mich vergessen haben. + + Hier sind 2 Briefe die Sie etwas nüzen können. Einer nach Meyland an einen Kaufman. KaufLeuthe sind zwar + in diesem müßigen Lande nicht sehr geachtet: Aber dieser ist nicht von gemeinem Schlage und + wird Sie Ihnen zu unterschiedlichen Bekandtschafften verhelffen können die Ihnen villeicht angenehm sind. + + Mein Freundt Steiner wird sich ein Vergnügen daraus machen das Seinige zu Ihren Diensten beizutragen. + Primo weil er mein Freundt ist et Secundo: Aus Ursachen die Sie sehen werden wan Sie Ihn persöhnlich + kennen lernen. + + Ihr Herr Baron soll seinen Nahmen ändern, denn dehn kan ja keine welsche Seele aussprechen. Er enthält + drey ltaliänische Diesonanzen. Ich erschrak als ich ihn schrieb. Baron d’Alta Valle würde besser klingen + und schicklicher vor Ihn klingen als der pomposere Baron d’ alto Vallone. + + Mein Blatt mit Anmerkung können Sie benuzen oder zerreißen, wie Sie wollen. + + Ich gebs wie ichs habe in guter Intention. Ein Schelm ders besser gibt als ers hatt. Leben Sie wohl und + empfangen Sie einen freundtschafftlichen Gruß von meinem Weibgen. + + An Ihren Herrn Baron unsere Empfehlung. + + Wissen Sie auch daß der Kayser dran Schuld ist daß dieser Brief 3 Täge späther kommt. Er war bey mir und + erwieß mir die Gnade eine halbe Stunde mit mir zu sprechen. + + Nun werde ich wohl auch ein vornehmer Herr werden! Nein davor bewahre mich der Himmel in Gnaden. Ihr Freundt + will ich seyn u. der Freundt von noch so einer kleinen Zahl guter Leutgen das wird besser behagen. Seyen Sie + immer auch der meinige. + + Jacob Sarasin. + + Pro Memoria + + Zu einer Reiße nach Italien von Sarasin an Lenz + linke Spalte + Haupt Züge + Beym Italiäner gewinnen Sie viel wann Sie geschwind u. feurig sind. Dauerhafftes erwarten Sie nichts, aber in + der Hize bekommt man alles von ihm. + + Gegen Niedere u. Bedienten immer scharfsehend u. ernsthafft: Ist höchst nötig. + + Bey keiner Gelegenheit muß man verzagt seyn sonst ist man der Narr im Spiehl. + + Von Grossen erhält man alles wann man sie bey der Ehre nimmt. + + Durch Pfaffen ist Zutritt zu allem u. bey Pfaffen leicht Zutritt, man muß aber gern u. viel sprechen. + +
    Modestie ist schlechter Kram in diesem Land.
geht wieder die Natur des Bodens. + + + Aussert Mayland u. Parma nichts französisches: Ist überall verhasst. + + [rechte Spalte] + Weiber. + + Hüten Sie sich vor genauer Bekandtschafft mit fürnehmen Weibern. + + Gegen die meisten sind Lohndirnen Engel. Wann Sie ja zur Neugirde oder aus fatalitaet eine ähnliche Bekantschafft + machen so nehmen Sie sich gleich vor, kein wahres Wort zu sprechen und scheiden Sie nie als auf Wiedersehen. + + Ich denke Ihre Schwester in Apollo Corilla soll nicht mehr gefährlich seyn. Sie hat ehedessen einen meiner besten + Freundte ins frühe Grab gestürzt. Zeichnung eines Kreuzes auf einem Hügel + + Tes Teutsches Phlegma mit flüssigem Glas zusammen zu schmelzen ist doch ein lustiges Experiment. Gehört eben behutsamkeit + zu allen Chymischen Operationen. + + Versuchen Sie’s von der 60. jährigen + + linke Spalte + Abtissin biß zum 6-Jährigen Flügel Rock hinunter: Wann Sie eine andere helle Idee als
    Liebe
heraus ziehen so bin ich ein + Bernhäuter. + + Darauß können Sie schliessen daß Petrarca eben keine so schwere Arbeit hatte. + + Milano. + + Da ist alles halb Welsch halb französisch. Ein unseeliges Mittelding das nur amusiert so lang man nichts bestimmteres + kennt. Wenden Sie sich da hauptsächlich auf Empfehlung. vors übrige Italien. + + Bey Brunati empfangen Sie von mir fernere Briefe und bestellen die meinigen durch Ihn. + + in Bergamo + Ist im August eine Messe die Sie sehen sollten. Da ist ein abentheurliches Zeug von + + rechte Spalte lächerlichem Adel. Eine solche Messe kan man sich nicht einbilden ohne Sie gesehen zu haben. Steiner ist + ein Biedermann! + in Genua + sehen Sie Paläste + in Bologna + Gelehrsamkeit auf Stelzen und unseeliger finsterer Zwang zwischen welchem man sich doch mit Lust durcharbeiten kan. + in Livorno + ein Compendium der Handtlungs Geschichte von ganz Europa. In meinen Augen äusserst merkwürdig. NB. Müssen dort offt bey + Kauff Leüthen speisen. + von Fiorenza + sage ich nichts. Ist seit meiner Zeit umgegossen. + + vor Lucca u: Sienna + müssen Sie einige Tage nehmen. Wenn Sie Glück haben, können Sie dort glückliche herliche Stunden durchleben. + + in Rom. + Besehen Sie Altes u: Neues wie Sie wollen, nur das beste vergessen Sie dort nicht, das einzige das noch von dieser zur + Terzianerin gewordenen Welt Seherseherin in ihrer alten Grösse zeugt. + Das römische Frauenzimmer. + haben gut Spiehl dazu: Sie lieben die Teutschen sehr. Da können Sie noch sehen daß es möglich war, daß eine römische Dame + einen König ausschlug. + + Wann mein alter Antiquario Dr. franeo Alfoni noch lebt so grüßen Sie ihn in meinem Nahmen. Er ist ein großerkennerund kan + Sie viel nüzen. + + Unter der vorigen Regierung spiehlte er eine grosse Rolle und war Proto Notarius der Com. wieder die Jesuiten. + + Den Abato Pietro Chiari sehen Sie zur Curiositaet. + + NB. Tivoli u: Frescati nicht vergessen, auch Villa Albani. Ist mein Lieblings Ort: Müssen mir davon erzehlen. + linke Spalte + nach Napoli + Kommen Sie schwehrlich. Wanns geschieht so verderben Sie weder Zeit noch Strümpfe mit Klettern auf den Vesuv. Lohnt sich + nicht. + + In Portici einen Consum in Antiquitäten zu machen ist besser, braucht aber einige Tage vors recht zu machen. + + von Loretto + nichts + Rimini Ancona Fanno Ferara + Interessante Schaupläze zu Intermezzen wann man Zeit hat. Wo sich Liebes u. Ritter Farcen gut sehen und spiehlen lassen. + Venedig. + Sonderbar. + Haus undGesundheits Regeln. + Wenig Wein und wo er am besten ist, keinen ohne Wasser.
    Nulla reg. sine except:
+ + linke Spalte + Wer Ihnen Mylord sagt vor dem wehren Sie sich wie vor einem Schelm der Sie plündern will. + + In Officiers Kleidung kommt man auf der Straß am besten fort. + + Halten Sie sich an Franzosen nie, an Engländer wenig. Ein Fremder ist bey der Nation immer mehr geachtet wann er + selbstständig ist. + + Fast immer ist Post fahren oder besser noch die Cambiatura das wohlfeilste. + + Halten Sie sich anfangs keine Stunde unnüz auf. Je weiter Sie forttraben, je besser werden Sie die Zeit nüzen können. + + Hals u: Magen verwahrt. + + Den Magen bey der Hize nie überladen, u: das Eiß geflohen. + + Verzeihen Sie daß ich Sie überall als Poet ankünde. Es schadt nichts ich weiß wohl was ich thue. + + Wann Sie wieder kommen so wollen wir zu meiner Stärkung mein Promemoria zusammen durchgehen. Möchte unsere Ideen zusammen + vergleichen. + + Schreiben Sie mir und solltens nur Zeilen seyn. + + Villeicht finden Sie in Meyland noch einen Brief von mir.
+ diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 31f0631..9548e1f 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -4402,5 +4402,20 @@ + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index 608d642..26cf5d2 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -1823,5 +1823,11 @@ + + + Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 5b + + +