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Einpflegung von Brief 218.
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thut sich durch allzuviele Circumspecktion Schaden, sobald es Sachen gilt, worauf es was ankommt. Gerade da ist
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die größte Vorsicht oft die höchste Unvorsichtigkeit.</letterText>
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<letterText letter="218"><line tab="1"/>Meine Abreise aus Strasburg war so unvermuthet und meine Schicksale und Beschäftigungen
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kreutzten sich seitdem so wunderbar daß ich von den wie Blitzen an mir vorüberfliegenden
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Augenblicken bisher noch keinen habe haschen können, Ihnen zu sagen wie unwandelbar meine
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Hochachtung für Sie sey und wie alle Entfernung den Zusammenhang mit Männern von Ihrer Art
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nur etwas weiter ausdehnen, nie aber zerreissen könne. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Um was Geschäft ist zuerst auf die Seite zu räumen, muß ich Sie bitten doch gelegentlich
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Herrn Neukirch zu sagen, er möchte die Rhapsodie, so er Ihnen vorgelesen, doch Herrn Schlosser
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zurückschicken, sie war für einen andern bestimmt. Ich hoffe aber mit diesem lieben <page index="2"/>
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Mann, wenn er Lust zu mir hat, in andere Unterhandlungen zu treten, die für uns beyde
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wichtiger seyn werden. <line type="empty"/>
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<sidenote pos="bottom right" page="1" annotation="am unteren rechten Rand von Seite 1 Empfangsvermerk von Pfeffels Hand"><hand ref="21"><line type="break"/>
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Mr Lenz den 31 <aq>Juillet</aq> 1776.</hand></sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Itzt zu Ihnen und Ihrem Institut. Darf ich mir doch einige Nachrichten davon ausbitten. Sind
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auch französische junge Edelleute darinn? <ul>worinn werden sie unterrichtet?</ul> Was andere zu vielen
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Lärmen machen, werther Freund! machen Sie zu wenig. <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal"><line type="break"/>
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Ob auch neue Seeschulen errichtet worden.</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Wollten Sie mir auch sagen, und Herr Prof. Lerse wird mir vielleicht darinn mehr Licht geben
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können, was eigentlich aus der <ul><inc ref="2">ecole militaire</inc> in Paris</ul> <page index="3"/> geworden ist, wo jetzt
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<ul><inc ref="2">ecoles militaires</inc></ul> angelegt worden, was aus dem <ul><inc ref="2">hotel des Invalides</inc> geworden ist,</ul> wo die Invaliden jetzt
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verpflegt werden, was aus der <ul>Landmilitz geworden ist</ul> und wozu sie anjetzt gebraucht wird, ich brauche
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alle diese Nachrichten nothwendig und aufs eheste. Verzeyhen Sie meine Unbescheidenheit, ich weiß
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sonst nicht an wen ich mich wenden soll. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Herr Basedow hat mir die Ehre angethan mir einen Ruf als Schriftsteller ans Philanthropin zuzuschicken;
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ich mußte wirklich lachen über diese ganz neue Art zu komplimentiren. Indessen hoffe ich dennoch von
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dieser Anstalt in unseren Gegenden viel Gutes, wenn der Mann <page index="4"/> nur im Stande wäre sich die Grille
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der allgemeinen Religion aus dem Kopfe zu lassen, welches die meisten Eltern von ihm abschröckt und worüber
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er sich hoffentlich auf eines andern besinnen wird. Es ist für ihn, so wie für unzähliche Protestanten
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ein Unglück, daß jemals ein Luther gelebt hat. Nachdem er Berge ausgehoben, wollen sie mit eben dem Geräusch
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Strohhälmchen wegschaffen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Sie werden mich durch eine umständliche Nachricht von Ihrer Anstalt unendlich verbinden. Herrn P. Lerse
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bitte viel schönes zu sagen. Ich schmecke itzt die ganze Wollust der Einsamkeit auf den Kontrast des Hofes.<line type="break"/>
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<align pos="right">Lenz.</align> <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand, vertikal"><line type="break"/>
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<line tab="1"/>Meine Adresse ist in Weymar an Herrn geheimen Legationsrath Goethe, oder lieber an Hofrath Wieland, weil erster
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itzt gleichfalls auf dem Lande ist.</sidenote></letterText>
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