From 5cc9b455e45c0e66490dd0ab8bdd121b4cb3bf08 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Mon, 20 Jan 2025 16:44:05 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 337. --- data/xml/briefe.xml | 84 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 15 ++++++++ data/xml/traditions.xml | 6 +++ 3 files changed, 105 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index e1cffb8..20d3aea 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -12512,6 +12512,90 @@ ist, lassen Sies aus der französischen Übersetzung weg. Ich würde dann müssen – müssen – mit allen Waffen die noch in meiner Gewalt sind – es ist Unsinn! + Cronstadt. d. 20ten May 1780. + + Lieber Bruder! + + Du wirst mir verzeyhen daß ich diese Antwort des Obristen Ribas an Dich, so wie die an Papa solang + aufgehalten und noch mehr daß ich beyde erbrochen habe. Es ist unmöglich Dir die gegenwärtige + Lage meiner Umstände zu sagen, ich bitte Dich also Dein Urtheil darüber zurückzuhalten. Ich wollte + Dir den Brief gar nicht schicken, ich fürchtete aber Du würdest den Obristen einer Unhöflichkeit fähig + halten, welches sein Fehler nun wohl gewiß nicht ist. – Die Ursache des Briefes mochte wohl mit in der + Offerte liegen, deren ich letzthin in einem Briefe an Dich gedacht, und um derentwillen ich jetzt hier + bin. Soviel kann und darf ich Dir nur sagen, alles ist am Rande der letzten Gährung. Drey Aussichten + unter denen ich nur eine wählen kann – und bey welchen allen vorsichtig verfahren werden muß. Ich habe + Deinen Brief an eine bewußte Dame der Frau Obristin K. gegeben und sie kann eine sehr wirksame Mittelsperson + zu meinem Glück werden. + + Alles geht und muß gehen und eine dieser Offerten der andem durchhelfen, wenn es mir nur an dem Nothwendigsten + nicht fehlt, am Gelde. Denn in welcher verzweiffelten Situation mich dieser Mangel trift, da er mich zwingt, + eben da unthätig zu seyn, wo oft ein Schritt alles entschieden haben würde. Meine Freunde können mich länger + nicht unterstützen, sie haben das letzte getan mich zu beschämen. Wär es möglich daß Du nur 25 Rubel
    Vorschuß
+ noch mir – und zwar aufs baldigste auftreiben könntest. Stelle Dir vor, welch eine Quaal mein ganzes verhunztes + Leben mir bereiten würde, wenn alles sich vereinigte mir aus der Schmach eines verunglückten Gesuchs herauszuhelfen + und ich bloß aus Ohnmacht oder Mißtrauen meiner Verwandten die wenigen Schritte die man mir übrig lassen mußte, nicht + thun konnte. Du hast gut rathen, wie Papa, von augenblicklichem Annehmen der ersten besten Information oder was anders, + beste theureste, Ihr bedenkt nicht daß ich damit alles andere verderbe. Informiere wie ein Schulmeister und hoffe dann + noch jemals wieder zu gefallen. Und ohne zu gefallen, ists doch unmöglich zu einem honetten Platz zu + kommen, wo du auch mit einiger Ehre arbeiten kannst. Also glaub doch nicht, daß der Vorschuß vergebens ist, denn + ich versichere Dich, daß das Gefallen von dem ich rede, nicht durch Müssiggang sondern durch Arbeit – erhalten + wird – mit dem einzigen Unterschied, daß man dafür keine Bezahlung verlangen darf. Schreit nur nicht, Lieben! was + denn da herauskommen soll wenn man nichts verdient etc. Es heißt hier mehr als jemals, wer seine Hand an den Pflug + setzt und zurückzieht – entweder ich muß auf der Bahn fortfahren, oder ich hätte sie nie betreten sollen. Ich bitte + Dich, schick diesen Brief Papa, mag auch da herauskommen, was wolle. Er wird wenigstens soviel Zutrauen zu mir haben, + daß ich weder Verschwender noch Müssiggänger genug sey, auf dieser Laufbahn fortzugehen, wenn ich nicht wüßte, daß sie + zum Ziel führen würde. Die Stetigkeit mit der ich auf dem Antrag im Landkorps beharrt bin, hat mir weder geschadet, noch + wird sie mir in der Zukunft schaden, da wenigstens jetzt ganz Petersbg. überzeugt ist, daß das Fehlschlagen desselben + mir bei dem Zusammenstoß von Umständen nicht zur Unehre gereichet. Mündlich könnt ich Dir 1000 Sachen mehr drüber sagen, + wenigstens
    ich
habe mich über den Obristen nicht zu beklagen, obschon er mich 100 Rbl. gekostet – vorjetzt nicht mehr, + denn littera scripta – – –es giebt Körbe selbst, die uns mehr helfen als Bewilligungen– der einzige Fehler auf seiner + Seite – (wenn es
    sein
Fehler ist) wäre der, daß er mir sie nicht eher gegeben. + + Noch einmal lieber Bruder, sage lgelstr. nichts von dem, was ich von Dir zu wissen begehre und glaube mir doch, daß ich + nicht ganz mit der Stange im Nebel herumfahre. Es hat Ursachen die ich Dir nicht sagen kann schriftlich. Antworte mir + aber ja aufs schleunigste, damit ich Papa schreiben kann und andern Personen, an die es schon lang nöthig war. + + Gott warum machen doch 40 Meilen solchen Unterscheid – Ich kann und. darf jetzt nichts sagen, als schick mir itzt so + schnell als möglich 25 Rb. und ich bin auf immer geholfen, und Du und Behrens in Riga bekommt euer Geld vor + dem Winter wieder. Kannst Du nicht, so kann Papa vielleicht; bitt ihn seinen Sohn aus dem Schiffbruch seiner Ehre und + seines Glücks zu retten. Noch einmal, dies ist die letzte Foderung, die ich an Papa und Dich thue. Und meine Gründe dazu + zu sagen ist – unmöglich. Ich denke Du wirst den Sinn dieser Worte leicht einsehen, sobald Du nur ein wenig die + gegenwärtige Lage der öffentlichen und besondern Angelegenheiten eines jeden allhier – überdenkst und wie die erstern + auf das Schicksal des allerletzten Bürgers mitwirken müssen. Gottlob daß alles itzo ruhig und glücklich ist – auch das + ein Beweis der allenthalben hindringenden Weisheit unserer höchsten Gesetzgeberin – und daß ein jeder gleichsam wieder + wie von ferne zu leben und zu wirken anfangen kann. Du wirst aus dem Datum sehen, wie lange des Obristen Briefe bey mir + gelegen. Schreib mir Deine Meynung darüber nicht – und
    bitte Papa,
daß er sie mir auch nicht schreibt. – + + Man kann und darf niemals von Handlungen oder Sachen urtheilen, wenn man die kleinsten Ursachen derselben nicht weiß; + und das Muthmaßen kann oft unwiederbringlich weiter fehl führen, als die vorsetzlichste Mißdeutung. + + Soviel muß ich Dir sagen daß weder beim hiesigen Landkorps alles vorbei ist, da es sich noch immer an dem stößt daß man +
    keine neue Stelle kreiren will,
noch auch sonst es an Versorgungen fehlet. Das Seekorps in Cronstadt ist von nicht + wenigerer Wichtigkeit als das Landkadetten Korps und meine Beförderung an demselben oder in einem andern Fach hängt + lediglich von der Rückkunft der Monarehin ab. Du wirst aus beygelegtem Briefe an den Herrn Kammerherrn Igelstrohm + mehr ersehen. + + Hier folgt auch ein Briefgen an Moritzsche und Schmidsche den ich aufs schleunigste zu befördern und zu unterstützen + bitte. + + Dein Weibgen und Deine Kinder aufs zärtlichste umarmend als + + Dein + + getreuer Bruder + J M R Lenz + + + Mit nächster Post schreibe an Papa, vorher aber muß – aufs schleunigste NB Nachricht
    von Dir haben, ob
der + Herr G. Gouverneur
    Braun
mit der Monarehin gereist oder ob er in Riga, und sie vielleicht auf der Rückreise + wieder wo sehen werde; imgleichen ob General Berg mit gewesen und ob Du ihm mein
    Exposé
zugeschickt. + Verweiszeichen Lieber Bruder, Eure Ängstlichkeit und Mißtrauen in mich schadet mir unaussprechlich, + ich darf – gewisse Sachen nicht schreiben, die Euch über meine Handlungen mehr Licht geben würden: da + ist
    Zutrauen nothwendig.
Und auch das,
    daß du nicht grad jeden fragst.
Der Rath einer gewissen Person, + die Du mir empfahlst hat mir geschadet. Antworte doch bald ich bitte Dich. + + Verweiszeichen NB. Dies kann nicht schaden, lgelstrohm mag sein was er will. Es hätte mir schon viel genutzt
+ diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 684947a..c9c777f 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -5065,5 +5065,20 @@ + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index 7512554..65797ea 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -2093,6 +2093,12 @@ + + + Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 20 + + +