From 5a7a852cbe0bf4ba6944d41c4b27569970c0532b Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Sat, 30 Nov 2024 18:42:21 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 155. --- data/xml/briefe.xml | 47 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 15 +++++++++++++ data/xml/traditions.xml | 5 +++++ 3 files changed, 67 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 35151d8..4df6880 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -6052,6 +6052,53 @@ Verzeih mir mein öfteres Schreiben. Du wird die Ursache leicht begreifen – Auch das ist Menschheit. Sonst dacht ich freylich lieber an Dich als ich Dir schrieb. + Wie Lindau ihr wollt in den Lehrjahren Eures Lebens da Ihr auf alles das was groß und edel ist + Ansprüche habt euch hinlegen und sterben? Warum nicht lieber ausschlaffen? Pfuy schämt euch + solchen Entschluß weise zu nennen. Wißt Ihr denn nicht daß die Natur alles langsam reift, daß alles + seine Stuffen u. Grade hinaufgehen muß also auch ihr. Die Schnecke kriecht und kommt endlich zum + Ziel der Löwe läuft und kommt nicht weiter und nur auf das Auge kommt es an, so scheint euch der Löwe + eine Schnecke. Wollt ihr übereilen was seiner Natur nach nicht übereilt werden kann? Wollt ihr im Alter + von achtzehn jahren ein Greiß seyn? Wollt ihr Thaten gethan haben eh andere noch den Gedanken dazu fassen + und wenn sie noch nicht gethan sind verzweiffeln? + + Verzweiffelt daß die Erde 365 Tage braucht eh sie um die Sonne geht, verzweiffelt an ihren Kräften. Eure + Kräfte wirken unmerklich, aber eure abgeschmackte Phantasie macht Euch weis daß Ihr keine habt weil Ihr + kein Atlas seyd. + + Wollt ihr euch todtschiessen lassen oder juckt euch die Haut so das Leben zu verlieren so geht nach Amerika + und verliert es auf eine edle Art. Wollt ihr alles verlieren so setzt das Leben doch wenigstens auf die + Karte und versucht ob ihr damit nicht alles gewinnen könnt. Verwünscht sey der Thomas wenn er euch nichts + anders lehren kann als deklamiren und Testamenter machen. + + Ihr Testamenter machen in einem Alter von 18, 19 Jahren? Die Idee ist so kindisch als wenn die Mädchen die + mit Puppen spielen sich verheurathen. Wer hat euch das Recht gegeben zu sterben da ihr noch nicht gelebt + habt. Wer das Recht euer Vermögen zu testiren und wegzuwerfen, da ihrs noch nicht selber gebraucht habt. + Wer das Recht fremde Kinder anzunehmen da ihr aus euch selbst noch alles mögliche zu machen habt. Ich hasse + die Leute die andere erziehen wollen, jeder hat mit sich selbst genug zu thun. + + Das Schweben ist Mangel des Muths euch zu etwas zu bestimmen, seyd etwas oder seyd nichts. Geht nach + Amerika oder bleibt zu Hause und baut euer Landgut bis euch was Besseres einfällt. Mich deucht aber euer + Geist muß durchaus Beschäftigung haben, macht also meinthalben Projekte nur macht sie nicht so ungeheuer + daß sie Traum bleiben müssen ihr macht euch und eure Freunde lächerlich dadurch. Fangt an auszuführen und + solltet ihr auch zu Nicht gehen drüber, ein Tag giebt den andern. + + Euch ermorden und wißt Ihr mein Freund daß jedermann drüber lacht und wenns geschieht noch ärger lachen + wird. Euch ermorden aus langer Weile wie der Engländer der sich vor den Kopf schoß weil er nichts neues in + der Zeitung fand. So schlägt man Flöhe todt aber keine Menschen. So geht denn mit und macht die Expedition u. + bedenkt daß die Natur es ist die Kräfte giebt nicht wir selber, daß sie sie im Augenblick der höchsten + Ohnmacht giebt wenn wir uns nur in die Nothwendigkeit setzen welche zu haben u. dem Gott glauben + der in ihr arbeitet. Ihr aber wollt Wasser auf den Berg leiten ohne zu pumpen und wenn es sich nicht von selber + hinaufbegiebt verzweifeln und sterben u. Testamenter machen. Euer Peter ist ein Schurke wenn er euch feig oder + mißtrauisch gegen euch selbst macht. Eure Imagination trägt das in den Jungen hinein was in eurer Seele liegt, + ihr seyd der Peter u. eure Momentane Existenz wird erst unterm Gewehr in Amerika angehn. – Laßt was für den + Peter zurück zur Erziehung u. denkt weiter nicht an ihn: wenn es euch wohl geht überm Jahr etwa oder in einigen + Jahren könnt ihr ihn ja nachkommen lassen. Setzt eure Existenz nun einmal dran, im erheischenden Fall wird euch + der Verstand u. die Gegenwart des Geistes schon kommen, euch herauszuhelfen das ist nun aber freilich das Kind + das oft mit vieler Angst geboren wird + + Das ist mein Rath u. Goethens u. Wielands u. Salis und aller Menschen Thiere Engel Götter u. Halbgötter. Sterbt + aber sterbt als Mann Lenz + diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 2514327..1e8821a 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -2324,6 +2324,21 @@ + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index 6543a46..63e603f 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -953,6 +953,11 @@ + + + Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 7 + +