From 49c3cae5afda5fce8394ef6f3ce8a89c63af2b1b Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Mon, 21 Oct 2024 10:57:16 +0200 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 36. --- data/xml/briefe.xml | 63 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++- data/xml/meta.xml | 16 +++++++++++ data/xml/traditions.xml | 7 +++++ 3 files changed, 85 insertions(+), 1 deletion(-) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 7bdd147..d57e468 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -1747,7 +1747,7 @@ JMR Lenz - + ich wünscht ich könnte den Kopf in mein innerstes Herz hineinzeichnen damit er mir zu allen Stunden und Augenblicken gegenwärtig wäre @@ -1792,6 +1792,67 @@ erzählen. Adieu. Den 14 Juni 74. spät. + + + + Liebster Bruder! Ihre zwo Sturmtage sind vorbey, und Sie wieder fort. Sie reisen ja wie die Apostel, + und die Ruhe die Sie haben bleibt in den Reiswägen sitzen wo sie noch obendrauf der Staub stöhrt. + Mag die Lebenskraft Gottes ob Ihnen schweben und den Saamen befeuchten den Sie ausstreuten, + mag vstündiger Schlaf bey Ihnen die Wirkung von längerem haben und Ihnen der Glaube helfen der + mir Wunderglaube ist. Ihnen folgt mein Herz nach nicht meine Worte. Dunkle! – dunkle Wünsche + drinne die ich denen zugesellen die mir noch immer erfüllt wurden. Sie waren mir so nahe so nahe! + so sprachvoll und so stumm! Nicht Mangel an Vertrauen war’s, denn ich weiß es, mein Herz steht + Ihnen offen – aber ich weiß es was es ist: meine Empfindung ist noch nicht aufgelöst! Und ich seufze + nach dem. Wo’s geschehn wird weiß der der über meine Existenz wacht und in dem ich allein ruhen + möchte!! Dort drüben denke ich, wohin mir ein Alpenhohes Gebürg den Blick verbeut. Ich bin nicht + unruhig – ängstlich wollt ich sagen – bin ich nicht, aber – ich strebe. O mein lieber! Nicht stöhre itzt + Mitgefühl die ganze Wonne, die ich über Sie hin wünsche und die Ihnen der Geber schenkt! + + Grüssen Sie Goethe. Eine Ode auf Erwins himmeldeutenden Finger versprachen Sie. Ihr … Herr Pf. + Bekommt am Planetensymbol für Mittwoch Ihr Billet in einem von Lenz und ein Paar Worte von mir + laufen mit. Ihnen aber blick ich nach und bin + O mein Theuerster! + Ihr Röderer. + Straßburg d. 18. Junius 74. + + Physiognomik lehrt – Gott von Angesicht zu Angesicht schauen. Gott und Natur effervesciren mit + einander auf unaussprechliche Arten, die sich nie unter allgemeine Regeln bringen lassen. + Das neue Testament ist mir eben so dürre Wüste ohne das alte, als das alte ohne das neue. + Die Opfer waren kein Vorbild auf Christum – aber Christus war ein Gegenbild der Opfer. + Die Opfer waren Gesetzgebung für die Juden, Schwung ihre Gesetzgebung in Gang zu bringen. + Christus hob die Opfer auf um durch diese Wohlthat uns die Gottheit lieb zu machen. + Das Leiden Christi ist ganz und gar symbolisch. Die Juden litten für ihre Sünden am Vermögen, wir an + Leib und Seele – und Christus leidet mit uns. + Tauffe und Abendmahl haben gar keinen Zweck, wenn sie nicht täglich wiederholet werden. Die + Worte: „Das ist mein Leib“ sind unter allen Worten Christi ganz allen buchstäblich zu verstehen. Bey + jedem Bissen den ich in Mund stecke, jedem Tropfen den ich trinke, wünscht’ ich so zu denken – + meinen Genuß zu vergöttlichen. + 1 Joh. III. 9. pekriqhsan proV auton sperma Abraam esmen – ist das gründlichste was jemals von + Psychologie ist gesagt worden. + + Lenz’ Hand + + In Röderers Brief hin – – wie, was von Dank? Ich Dir – ja ich Dir – tausend Dank – für tausend + tröstliche Gedanken, die Du mir in meiner Einsamkeit nachgelassen – alle auf die Zukunft –verfolge + Deinen Weg – am Ziel hängt der Kranz, am Ziel und wenn Du fortstürmst, wird Dich niemand + überholen. + Hier gehst Du durch gute u. böse Gerüchte, wie es allen Warheitsausbreitern, wo Licht hinfällt tritt die + rückweichende Nacht desto dichter zusammen. Die Kopfhänger ärgern sich daß Du grade gehst, + weissagen Dir Hochmuth und Fall – falsche Propheten. Der bessere Theil Menschen bewundert Dich, + liebt Dich – viel fragen nach Dir, die Dich nie gekannt – heut ist ein Franzos bey mir gewesen sich + Deine Schrift wider den Landvogt Grewel auszubitten. Die Geistlichen sind zwar noch über Dich + geteilt doch hast Du bei den meisten durch Deine Gegenwart Dich unaussprechlich legitimirt + Lies Röderers Gedanken und schreib ihm zurück drüber Meine Hausleute wollten ihren Augen nicht + trauen daß Du sie grüßtest und danken mit Tränen u. Enthusiasmus. Mit Tränen haben manche Deine + Klage wider den Landvogt schon angehört und Dich geseegnet. + Fleuch fort fleuch auf Deinem Wagen Lavater! und laß Dich von niemand überholen. + Lenz + + + Willstu mir eine süsse Stunde machen so schick Kleisten einen Gruß. - Aber bring bring Göthen von + mir – – was? Dich. Ich möcht ihm meine Seele schicken denn ich habe Hofnungen zu ihm, die wie die + Sonne vor Tage nur noch den Antipoden sichtbar. Ach ich leide – aber Bruder Eure Hofnung + schimmern mir in meiner Nacht, daß ich den zögernden Tag nicht anklage. diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index f853ad5..04081eb 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -535,5 +535,21 @@ + + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index c26810c..3b66e2a 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -223,6 +223,13 @@ + + + Freye/Stammler I, S. 75–77(Röderers Hand)/Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 21(Lenz’ Hand) + + + +