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Einpflegung von Brief 295.
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<line tab="1"/>Gegenwärtigen Zettel laß doch Bester – Kaisern – aber nicht dem Römischen – <ul>aufs geschwindeste</ul> zukommen. Vielleicht
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<line tab="1"/>Gegenwärtigen Zettel laß doch Bester – Kaisern – aber nicht dem Römischen – <ul>aufs geschwindeste</ul> zukommen. Vielleicht
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will er meine Adresse, die ich ihm zu geben vergessen, alsdenn bitte sie ihm zu sagen. <aq>a rivederti.</aq></letterText>
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will er meine Adresse, die ich ihm zu geben vergessen, alsdenn bitte sie ihm zu sagen. <aq>a rivederti.</aq></letterText>
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<letterText letter="295"><align pos="right">Bern d. 9ten August 1777.</align> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Da bin ich nun durch wunderbare Schicksale und Abentheuer, mit denen ich Sie und Ihre Frau
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Gemalinn mündlich zu unterhalten gedenke – von meinem Reisegefärthen getrennt und habe vor der
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Hand statt Italiens noch nach Bern linksum gemacht, obschon ich bereits am Fusse des St. Plomb war;
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Hier leb ich immer noch als Ihr dreyfacher Schuldner – auch in Ansehung der schätzbaren Bekannten die
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mir Ihr Brief an Herrn Wilhelmi verschafft, in einer Stadt wo mir die Merkwürdigkeiten allein zwey
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Tage genommen haben. Mein glücklicher Stern waltet immer fort über meiner Reise und zu dem hoffe ich,
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daß ich Sie und Ihre verehrungswürdige Hälfte noch in diesem Monath – vielleicht gar auf einem der
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reitzendsten Berge in Zürichs Nachbarschaft, wohin ich künftige Woche abzureisen gedenke wiedertreffen werde.<line type="break"/>
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<line tab="1"/>Ich hoffe Herr Pfarrer Lavater wird Ihnen den erneuerten Wechsel, zu dem mich Ihr gütiges Anerbieten in
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Schintznach dreist genug gemacht hat, zugesendet haben. Verzeihen Sie, Werther! einem Reisenden und noch
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dazu einem reisenden Poeten in dem Morgen seiner Autorschaft daß er mit der Genauigkeit die er wünschte und
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Sie fordern können nicht Termin halten konnte, auch bitte ich, meiner nicht zu schonen, sondern mir bei Bezahlung
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Ihres allzugütigen Darlehens, Handlungsprocente vorzuschreiben. Auch will ichs Ihnen lieber vorausgestehen, daß
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ich fürchte, die Bezahlung werde sich gar noch einen Monath nach dem zuletzt angesetzten Termin, aber gewiß
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nicht länger verziehen können (auf welchen Fall den ich noch nicht bestimmt vorhersehe, ich aber den Wechsel
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wenn Sie es verlangen umschreiben will) weil die Herren Buchhändler mit denen ich in Traktaten stehe weit von
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mir entfernt sind und die Remessen zuweilen nicht so prompt gehen als mans verlangt. Ich muß mich Ihrer Güte
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und Nachsicht in Ansehung alles dessen gänzlich überlassen, hoffe aber durch den Erfolg Ihnen zu beweisen, daß
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ein Dichter vielleicht mehr als jeder andere das Zutrauen seiner Freunde nicht zu mißbrauchen, sich verbunden fühlt.<line type="break"/>
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<line tab="1"/>Herr Wilhelmi hat mir die angenehme Neuigkeit gesagt daß Sie den Kaiser in Ihrem Kamin gehabt, ein solcher
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Schinken fällt einem nicht alle Tage auf den Herd und ich gratuliere Ihnen und Ihrer Frau Gemahlinn zu einer Ehre,
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die der <aq>grand Voltaire</aq> mit großen Zurüstungen die er in Ferney gemacht, als ich in Genf war, und einem Compliment
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das eines starken Geistes würdig war, sich nicht hat erwerben können. Vermutlich wird er sich darüber, wie an unserm
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Herrgott, der ihm auch viel Streiche wieder seine Erwartungen gespielt haben mag, durch eine Plaisanterie zu
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rächen suchen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Möge der Himmel alle mögliche Koketterien um Sie verschwenden, Sie und Ihre Likoris noch in diesem herrlichen
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Monath zu einer Spatzierfahrt nach Zürich zu verführen. Oben auf dem Gipfel des Rigi werd ich Ihnen einige Anmerkungen
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die ich über Ihr der wolhtätigen Gesellschaft vorgetragnes allerphilanthropinischtes Projekt zu Pappier gebracht,
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vorlesen und wie mit doppelten Kräften so mit doppelter Achtung und Ergebenheit seyn Ihr<line type="break"/>
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<align pos="right">zugewandtester<line type="break"/>
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Lenz.</align></letterText>
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@@ -4432,5 +4432,20 @@
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<letterDesc letter="295">
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<date value="Bern, 9. August 1777" />
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Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 6
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