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<line tab="1"/>Wir haben Deinen Brief vom 29ten zwey Tage später erhalten als den vom 4ten Junii – Mein ganz Conzept ist verrückt durch Deine beschleunigte Kunft. Neue Geduldübung für Dich – ich sehe Du kennst weder mich noch Röderer der Situation – nur dem Herzen nach. Und wir haben beide oft die Augen größer als den Bauch. Ich bin Gesellschafter eines Curländischen Cavaliers der im Begrif steht nach Hause zurückzugehen, mich hierzulassen. Ich zählte drauf wenn Du laut Deiner vorigen Briefe in drey vier Wochen abreisetest, er würde gegen diese Zeit verreist und ich frey – seyn. Also würden wir Dir förmlich entgegen reisen, dich herholen können etc. So aber muß grad itzt das Schicksal seinen jüngern Bruder der bey einem andern Regiment steht mit seinem Regiment gegen den Tag Deiner Abreise hieherführen (den 11ten haben sie Ordre erhalten auszumarschiren) der Bruder erwartet ihn um ihn noch das letzte Mal vor seiner Heimreise zu sprechen und ich in die allergeringsten ihrer beyden Geschäfte verwickelt darf mich nicht von ihnen trennen – besonders da diese Reise in dem ganzen Lebenslauf des ältesten Epoque macht. Jetzt mein lieber theurer Lavater – wirst Du noch zürnen daß ich nicht Wort halten kann? Die Deutschen faßten ihre Entschlüsse im Rausch und überlegten sie nüchtern. Aber hör etwas. Wir wollen uns – so Gott es will – mit Röderer
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<line tab="1"/>Wir haben Deinen Brief vom 29ten zwey Tage später erhalten als den vom 4ten Junii – Mein ganz Conzept ist verrückt durch Deine beschleunigte Kunft. Neue Geduldübung für Dich – ich sehe Du kennst weder mich noch Röderer der Situation – nur dem Herzen nach. Und wir haben beide oft die Augen größer als den Bauch. Ich bin Gesellschafter eines Curländischen Cavaliers der im Begrif steht nach Hause zurückzugehen, mich hierzulassen. Ich zählte drauf wenn Du laut Deiner vorigen Briefe in drey vier Wochen abreisetest, er würde gegen diese Zeit verreist und ich frey – seyn. Also würden wir Dir förmlich entgegen reisen, dich herholen können etc. So aber muß grad itzt das Schicksal seinen jüngern Bruder der bey einem andern Regiment steht mit seinem Regiment gegen den Tag Deiner Abreise hieherführen (den 11ten haben sie Ordre erhalten auszumarschiren) der Bruder erwartet ihn um ihn noch das letzte Mal vor seiner Heimreise zu sprechen und ich in die allergeringsten ihrer beyden Geschäfte verwickelt darf mich nicht von ihnen trennen – besonders da diese Reise in dem ganzen Lebenslauf des ältesten Epoque macht. Jetzt mein lieber theurer Lavater – wirst Du noch zürnen daß ich nicht Wort halten kann? Die Deutschen faßten ihre Entschlüsse im Rausch und überlegten sie nüchtern. Aber hör etwas. Wir wollen uns – so Gott es will – mit Röderer
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<page index="2"/>aufmachen und nach Colmar gehn, wo Du Donnerstags (falls Du mit der <aq>Diligence</aq>) zu Mittag eintreffen mußt. Da essen wir zusammen und reisen bequemlich nach Strasburg wo Du nichts desto weniger (wenn nicht in meinem Hause, in dem anstoßenden, das schon gerüstet dazu und noch bequemer weil Du keine Treppen zu steigen und bessere Aussicht hast) absteigst, damit wir allein – sein, frey ununterbrochen. Siehst Du da feyren wir den ganzen ersten Abend und drauf folgenden Morgen in süßer stiller Einsamkeit, hernach wird freilich das Geräusch Deiner Bekanntschaften angehn, das Du nicht ganz vermeiden kannst. Das Begleiten ins Schwalbacher Bad ist nun ganz unmöglich, mein Herz und alle meine Wünsche sollen Dich begleiten, aber – ich bin nicht frey – ich bin vieles nicht. Nimm vorlieb wie ich bin, Du der Du vom Apostel Paulus auch Verträglichkeit mußt gelernt haben, meine Freiheitsstunde (das hoff ich zu Gott) wird auch schon einmal schlagen und dann will ich anders seyn. Das Gesicht von Deinem verklärten Vater hab ich alleweile vor mir und kann mich nicht satt dran sehen. Solche Köpfe können nur in einer Republick gebildet werden, das sind
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<page index="2"/>aufmachen und nach Colmar gehn, wo Du Donnerstags (falls Du mit der <aq>Diligence</aq>) zu Mittag eintreffen mußt. Da essen wir zusammen und reisen bequemlich nach Strasburg wo Du nichts desto weniger (wenn nicht in meinem Hause, in dem anstoßenden, das schon gerüstet dazu und noch bequemer weil Du keine Treppen zu steigen und bessere Aussicht hast) absteigst, damit wir allein – sein, frey ununterbrochen. Siehst Du da feyren wir den ganzen ersten Abend und drauf folgenden Morgen in süßer stiller Einsamkeit, hernach wird freilich das Geräusch Deiner Bekanntschaften angehn, das Du nicht ganz vermeiden kannst. Das Begleiten ins Schwalbacher Bad ist nun ganz unmöglich, mein Herz und alle meine Wünsche sollen Dich begleiten, aber – ich bin nicht frey – ich bin vieles nicht. Nimm vorlieb wie ich bin, Du der Du vom Apostel Paulus auch Verträglichkeit mußt gelernt haben, meine Freiheitsstunde (das hoff ich zu Gott) wird auch schon einmal schlagen und dann will ich anders seyn. Das Gesicht von Deinem verklärten Vater hab ich alleweile vor mir und kann mich nicht satt dran sehen. Solche Köpfe können nur in einer Republick gebildet werden, das sind
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<page index="3"/>Züge die in keinem monarchischen Staat gesehen noch gehört noch empfunden werden können. Ach daß er lebte! Hat er uns doch seinen Sohn gelassen und ein Brutusherz in ihm. Lebe wohl!
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<page index="3"/>Züge die in keinem monarchischen Staat gesehen noch gehört noch empfunden werden können. Ach daß er lebte! Hat er uns doch seinen Sohn gelassen und ein Brutusherz in ihm. Lebe wohl!
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- Die Semantik der Fußnoten stimmt nicht
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- Zeilenumbrüche sind nicht semantisch bedeutscam, sondern imitieren die Word-Vorlage
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- page index="1" fehlt meistens
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- nach <page> ist ein semantisch bedeutsamer Zeilenumbruch oft nicht markiert
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