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2025-10-10 16:05:05 +02:00
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@@ -136,21 +136,23 @@ ohne-<page index="3" />dem ausgegeben haben, <insertion>so</insertion> daß ich
<page index="1" /><align pos="center">Mein liebstes junges Paar!</align>
<line type="empty" />
<line type="empty" />
<line type="break" />Wie sind Sie angekommen? Wieviel Glieder und Sinne haben Sie noch übrig? (denn Ihren Leuten wird wohl Verstand und alle Sinne erfroren seyn). Wie haben Sies zu Wasser und zu Lande gehabt? Sind Sie auch geirret? Und wie haben Sie alles zu Hause gefunden? Wie lassen sich die Schwedischen Reichsräthe an? Und wie gefällt Ihnen, meine liebe junge Frau, das einsame Tarwast?
<line tab="1" />Zum andern befinden wir uns alle so, wie Sie uns gelassen haben. Papa ist Papa, und Mamma ist Mamma, und Moritz und seine Frau und alle übrige sind gesund und vergnügt, und ich, ich sey Jakob.
<line tab="1" />Zum dritten, vierten und zehnten habe ich auch die Ehre zum Geburstag zu gratuliren und zu wünschen <aq> mmmmmmm</aq> und wieder der Herr <aq>mmmmm</aq> und wieder der Heiland <aq>mmmmm</aq> und wieder sitzo. <sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand der ersten Seite, vertikal">Mamma bittet den Sak zurück in welchem Dein Junge Salz mitgenommen hat. Sie grüßet Sohn und Tochter aufs zärtlichste und bittet sehr um angeführten Sak.</sidenote>
<line type="break" />Wie sind Sie angekommen? Wieviel Glieder und Sinne haben sie noch übrig? (denn ihren Leuten wird wohl Verstand und alle Sinne erfroren seyn). Wie haben Sies zu Wasser und zu Lande gehabt? Sind Sie auch geirret? Und wie haben Sie alles zu Hause gefunden? Wie lassen sich die schwedischen Reichsräthe an? Und wie gefällt Ihnen, meine liebe junge Frau, das einsame Tarwast?
<line tab="1" />Zum andern befinden wir uns alle so, wie Sie uns gelassen haben. Papa ist Papa, und Mamma ist Mamma, und Moritz und seine Frau und alle übrige sind gesund und vergnügt, und ich, ich sey Jacob.
<line tab="1" />Zum dritten, vierten und zehnten habe ich auch die Ehre zum Geburstag zu gratuliren und zu wünschen <aq> mmmmmmm</aq> und wieder der Herr <aq>mmmmm</aq> und wieder der Heiland <aq>mmmmm</aq> und wieder sitzo. <sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand der ersten Seite, vertikal">Mamma bittet den Sak zurük in welchem Dein Junge Salz mitgenommen hat. Sie grüsset Sohn und Tochter aufs zärtlichste und bittet sehr um angeführten Sak.</sidenote>
<page index="2" />Oder besser: ich wünsche auch, daß Sie möchten zu einer glüklichen Stunde geboren seyn ….. und nicht nur dieses sondern viele folgende zu erleben und mit Gesundheit zu verzehren.
<line tab="1" />Oder dito feiner: Wünsche auch, daß der barmherziger Gott verleihen wolle einen kräftigen Geist des <aq>Danielis</aq> und wenn es sollte dermaleinst zum Jahre des Nestors kommen, dieselben; Sie gehen nimmer aus meinem Gemüthe weg. Anbey wünsche auch daß in künftiger Zeit benebenst guter Gesundheit dermaleinst mancher kleiner Herr Söhnlein um die Eltern wimmeln mag, benebst den Oelpflänzlein um dero Tisch, sie grünen und blühen. Abkürze hier meine Gratulation, dieweile der drange Raum mich verweigert, hierüber weiter herauszulassen.
<line tab="1" />Ernsthaft zu reden so ist es Schade, daß wir an diesem Tage nicht hier zusammen vergnügt sein konnten. Doch ich bin jetzt im Geist auf Tarwast und schwatze Ihnen was vor, dann werde ich ganz ernsthaft und wünsche Ihnen beyden so viele und so angenehme Geburtstage, als Sie sich selbst wünschen, und soviel Vergnügen, als Ihnen die ersten Umarmungen in Reval gaben, an dem heutigen Tage. Es sey euch dieser Tag an tausend Zärtlichkeiten
<line tab="5" />An tausend sanften Freuden reich.<page index="3" /><line tab="5" />Mit Küssen grüßet ihn: spielt ihm auf sanften Sayten
<line tab="1" />Oder dito feiner: Wünsche auch, daß der barmherziger Gott verleyhen wolle einen kräftigen Geist des <aq>Danielis</aq> und wenn es sollte dermaleins zum Jahre des Nestors kommen, dieselben; Sie gehen nimmer aus meinem Gemüthe weg. Anbey wünsche auch daß in künftiger Zeit benebenst guter Gesundheit dermaleinst mancher kleiner Herr Söhnlein am die Eltern wimmeln mag, benebst den Oelpflänzlein um Dero Tisch, sie grünen und blühen. Abkürze hier meine Gratulation, dieweile der drange Raum mich verweigert, hierüber weiter herauszulassen.
<line tab="1" />Ernsthaft zu reden so ist es Schade, daß wir an diesem Tage nicht hier zusammen vergnügt seyn konnten. Doch ich bin jetzt im Geist auf Tarwast und schwatze Ihnen was vor, dann werde ich ganz ernsthaft und wünsche Ihnen beyden soviele und so angenehme Geburtstage, als Sie sich selbst wünschen, und soviel Vergnügen, als Ihnen die ersten Umarmungen in Reval gaben, an dem heutigen Tage.
<line tab="5" />Es sey euch dieser Tag an tausend Zärtlichkeiten
<line tab="5" />An tausend sanften Freuden reich.<page index="3" />
<line tab="5" />Mit Küssen grüsset ihn: spielt ihm auf sanften Sayten
<line tab="5" />Ein zärtlich Lied und unter Zärtlichkeiten
<line tab="5" />Verfließ er euch!
<line tab="5" />Dies ist der Tag, müß jetzt Ihr Fritzchen sagen,
<line tab="5" />Dis ist der Tag, müß jetzt Ihr Fritzchen sagen,
<line tab="5" />Der Dich mir gab, mein Leben, meine Lust.
<line tab="5" />Für mich hat unter ihrer Brust
<line tab="5" />Die beste Mutter Dich getragen.
<line tab="5" />Für mich hat Deinen ersten Tagen
<line tab="5" />Gott jene teure Pflegerin geschenkt
<line tab="5" />Gott jene theure Pflegerin geschenkt
<line tab="5" />Die zärtlicher, als hundert Mütter denkt
<line tab="5" />Und deren Abschied noch Dich kränkt.
<line tab="5" />Für mich wuchs Deine holde Jugend
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<line tab="5" />Dann müß auch sie mit sanften Küssen sagen:
<line tab="5" />Geliebter, ja, ich bin nur da für Dich.
<line tab="5" />Für Dich fing dies Herz an zu schlagen
<line tab="5" />Für Dich fing dis Herz an zu schlagen
<line tab="5" />Und ewig schlägt es nur für Dich.
<line type="empty" />
<line tab="5" />So sey euch dieser Tag an unschuldsvollen Freuden,
@@ -168,13 +170,14 @@ ohne-<page index="3" />dem ausgegeben haben, <insertion>so</insertion> daß ich
<line tab="5" />Wie manches Ehepaar wünscht heimlich eure Freuden!
<line tab="5" />Werd ich einst auch ein Mann, will ich euch nicht beneiden:
<line tab="5" />Allein zum Muster nehm ich euch.
<page index="4" /><line type="break" /><line tab="1" />Neuigkeiten! <aq>Madem. Smoljan</aq> und die Majorin Graß sind weggereist. Die Oldekoppin ist recht böse auf Dich, lieber Bruder, und auf Deine junge Frau, daß ihr nicht bey ihr gewesen seyd.
<line tab="1" />Papa und Mama, die sich Gottlob! noch erträglich befinden, Moritz und seine Frau, die vielleicht selbst auch schreiben werden, Lieschen, Christian und die kleinen Geschwister, alle Freunde besonders die Frau Obristin und die Fräuleins grüßen und küssen 1000mal Fräu- und Männlein. Auch wird die alte Jungfer begrüßt. Leben Sie gesund und vergnügt mein liebstes Paar! und behalten Sie immer lieb
<page index="4" /><line type="break" /><line tab="1" />Neuigkeiten! <aq>Madem. Smoljan</aq> und die Majorin Graß sind weggereiset. Die Oldekoppin ist recht böse auf Dich, lieber Bruder, und auf Deine junge Frau, daß ihr nicht bey ihr gewesen seyd.
<line tab="1" />Papa und Mamma, die sich Gottlob! noch erträglich befinden, Moritz und seine Frau, die vielleicht selbst auch schreiben werden, Lieschen, Christian und die kleinen Geschwister, alle Freunde besonders die Frau Obristin und die Fräuleins grüssen und küssen 1000mal Fräu- und Männlein. Auch wird die alte Jungfer begrüßt. Leben Sie gesund und vergnügt mein liebstes Paar! und behalten Sie immer lieb
<line type="break" />Ihren
<hand ref="7"><line tab="1" />Ihres Herrn Bruders seine grüsse von mich sind zu kalt, hier folgen die zärtlichsten die aufrichtigsten die feurigsten von mich und meiner Tochter, von meiner eigenen Hand. <ul> <aq>Albedyll</aq></ul> </hand>
<line type="break" /><align pos="right">zärtlichsten Bruder
<line type="break" />Jacob Michael Reinhold Lenz</align>
<line type="break" />Am Geburtstage 1768.
<line type="break" /><line tab="1" />P.S. Wenn Du, liebster Bruder! einige <aq>Exemplare</aq> von <insertion> den</insertion> hochzeitlichen Gedichten hast, so schicke sie mir doch, ich habe kein einziges. Onkel Kellner vergaß auch uns welche mitzugeben. Die <aq>Capit. Sege</aq> und die Lieutnantin Brandt von Fetenhof und die Majorin Toll von Wissus haben junge Söhne. Die alte Oldenkoppin ist ziemlich krank. Heut hat H. Rektor für Reichenberg gepredigt. <aq>Adieu!</aq> Dieses am Sonntage.
<line type="break" />Am Geburtstage. 1768.
<line type="break" /><line tab="1" />P.S. Wenn Du, liebster Bruder! einige <aq>Exemplare</aq> von <insertion> den</insertion> hochzeitlichen Gedichten hast, so schike sie mir doch, ich habe kein einziges. Onkel Kellner vergaß auch uns welche mitzugeben. Die <aq>Capit. Sege</aq> und die Lieutnantin Brandt von Fetenhof und die Majorin Toll von Wissus haben junge Söhne. Die alte Oldenkoppin ist ziemlich krank. Heut hat H. Rektor für Reichenberg gepredigt. <aq>Adieu!</aq> Dieses am Sonntage.
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