diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 6c3d678..24ed370 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -10756,6 +10756,212 @@ Dero ergebenster Diener Lenz. + Ich sässe jetzt schon zwischen den Bergen von Marschlins oder in einem Tobel von Appenzell, wenn + mich nicht die bürgerlichen Unruhen in Zürich zurückhielten. In der That wird der politische Himmel + hier alle Tage merkwürdiger für einen Beobachter der Menschheit und ich musste mit Recht fürchten, + dergleichen Gelegenheiten für einen dramatischen Spührhund in meinem Leben nicht wieder zu + finden, wenn ich diese um des Hn. von Salis willen, den ich hauptsächlich unserm Freunde Pfeffel + zu gefallen besuchen wollte, fahren liesse. Meine Reise in die Trümmer des Philanthropins bleibt + also vor der Hand noch aufgehoben. + + Daß Sie von mir Schweitzerneuigkeiten verlangen und Schweitzerneuigkeiten die vielleicht von grösserm + Einfluß aufs Allgemeine seyn werden, als hundert es zu glauben scheinen, hat meine Eigenliebe an dem + empfindlichsten Fleckgen gekützelt. Nur Bester! glauben Sie nicht, daß ohngeachtet ich Freunde unter + den Whigs und Tories habe (so nennt man hier die beyden Partheyen) mir nicht noch unendlich vieles + verborgen bleibe, weil man leyder! welches ich sonst nur in den Monarchien zu finden glaubte, auch + hier nicht gegen einander mit offenen Karten spielt – und dadurch unter uns, die Sachen nicht wenig +
    verschlimmert
werden + + Darf ich Sie um Verzeihung bitten, daß ich Sie mit einem Päckchen für Hn. Schlosser beschwere. Vielleicht + gibt es Gelegenheit, ein Paar Zeilen von Ihrer Hand hinzuzufügen und in seiner gegenwärtigen Lage muß ich + auf alle mögliche Gelegenheiten passen, ihn glücklich zu machen. + + Es wird Ihnen nicht fremd seyn, daß die Zünfte, nicht mit dem französischen Geschäft selbst, sondern nur mit + der Art, mit der man darüber mit ihnen zu Rath gegangen, gleich Anfangs ihre Unzufriedenheit bezeuget und da + man auf ihr Ansuchen den Punkt in dem geschwornen Brief näher zu bestimmen, wenn und wie dergleichen Sachen + vor dem Rath auf die Zunft gebracht werden sollten, mit Stillschweigen geantwortet erst in geringer Anzahl + die sich aber bald bis auf 250 vermehrte ein Memorial aufgesetzt in welchem sie halb als getreue Kinder halb + als gebieterische Gesetzgeber die Bestimmung dieses Gesetzes verlangten. Diese 250 aber hatten wie die + Thebaner die sich den 30 Tyrannen wiedersetzten, ihre geheimen Anhänger in der ganzen Stadt, so daß in kurzer + Zeit ihre Anzahl auf 1000 und am Ende für die gemeine Masse der Bürgerschaft geschätzt wurde, unter denen + nur noch sehr wenig Rechtgläubige übrig blieben. Hierauf erfolgte nothwendiger Weise die Aufmerksamkeit des + Magistrats, man fieng mit der Geistlichkeit an, die aber von den Kanzeln wie es gemeiniglich geht nur das + Feuer heftiger anbließ, so daß man sie zwang, ihre Predigten herauszuliefern man fuhr fort sie in + einem Bescheid zum Frieden zu ermahnen, den Weg des Memorials zu verrammeln und ihnen anzudeuten, sie möchten + ihr Ansuchen durch Representanten dem Wortführenden Bürgermeister mündlich vortragen, dies geschah; dabey wurden + die besondern Versammlungen der Mißvergnügten immer mehr, in denen ihr Muth und ihre Festigkeit in dem Grad + zunahmen, daß der Magistrat einen Rathstag hielt, der bis Nachmittage währte und worinn eine Commission aus dem + geheimen Rath, sechs grossen und sechs kleinen Räthen bestellt ward diese Händel zu schlichten. Diese Commission + in der eben soviel Bürgerfreunde, als Esprit de corps waren, theilt sich wieder und ward noch ein Ausschuß davon + niedergesetzt, der dann endlich eine öffentliche gedruckte Erklärung an die Bürgerschaft beschloß, die vom + grossen Rath der abermals bis 3 Uhr Nachmittags versammelt war, genehmigt wurde, in der den Bürgern die Ursache + des Verzugs der Deliberation mit ihnen angedeutet, ihnen auf die Zukunft alle mögliche Versicherungen ihres + unbeschadeten Einflusses auf dergleichen Deliberationen gegeben und sie mit den höflichsten Worten zufrieden + gesprochen wurden. Wie es aber bey alle dergleichen Sachen geht, daß je weiter man kommt, je weiter man hinaus + will und immer glaubt noch nichts erhalten zu haben, wenn man alles erhalten hat – weswegen ich einem + klugen Obern gerathen haben wollten, immer öffentlich weniger zu bewilligen als er wirklich zu bewilligen + gesonnen ist – so geht es auch hier. Die Bürgerschaft ist ganz und gar mit dieser Erklärung nicht zufrieden und + haben sich 14 Tage Bedenkzeit ausgebethen, vermutlich mehr um Anstalten zu Gegenvorstellungen zu machen als um + sich zu bedenken, wozu man ihr 14 Jahre geben könnte – mittlerweile werden die einzelnen Stimmen der Opposition + immer lauter, die Animositäten in Gesellschaften gegen Personen des Raths immer unverdaulicher und man spricht + gar von ähnlichen Erscheinungen bey dem Landvolk den ganzen See entlang, welches denen die den Gang solcher Sachen + einwenig kennen, bedenklicher vorkommt als dem grösten Theil von denen selbst die am meisten auf ihrer Hut seyn + sollten. In 14 Tagen wird sich viel entwickeln wovor mir als einem Fremden banget, da zur Beendigung dieser Sache + in den erhitzten Parthieen auf beyden Seiten, die beyde,
    grosse
Köpfe an der Spitze haben, noch keine Aussicht + auch in der neblichtsten Entfernung sich weiset. + + Die Bürgerschaft scheint es, möchte bey nichts weniger aufhören wollen als bey einer Revolution, der Rath hingegen + möchte gern Ausnahmen zur Regel machen und einen Schritt den er nur durch geheimnißreiche dunkle Ausdrücke von + Nothwendigkeit der Umstände und wichtigen Staatsursachen entschuldigt, oder vielmehr der Entschuldigung ein für + allemal überheben will, zur Bestimmung und Erleuterung des im Gesetz strittigen Punkts einsetzen. Sie sehen wie + Ewigkeitenweit beyde Theile auseinander gehen, verhüte mir der Himmel der über das Schicksal des Schweitzerlandes + von jeher gewacht hat, die Mittlerschaft eines dritten. + + Ich würde Ihnen die gedruckte Deklaration des Raths an die Bürger zusenden, wenn es mir möglich gewesen wäre, eine + davon einem Bürger abzuschwatzen. Wäre sie vortheilhafter, so hätte ich sie ohne Fehl erhalten, so aber da sie nach + ihrem Ausdruck nur lirum larum enthält, ward mirs aus einem besandem point d’honeur rund abgeschlagen. Auch muß ich + Sie um meiner Zürcherbeziehungen willen bitten, diesen Brief nicht bekannt zu machen, damit er nicht etwa gar in + einem Journal mich und all meine Freunde rasend macht, wie es wohl neulich ein Brief aus Basel, der sich weiß der + Himmel wie ins deutsche Musäum verirrt hat, beynahe gethan hat, dessen Verf. auch was gescheuters hätte thun können + als den armen Lavater fast mit allen Zürchern zusammenzuhetzen und in einer Zeit, wo das nur noch zu der + allgemeinen Gährung fehlte. Ich sehe mich gezwungen diesen Anonymus öffentlich auf die Finger zu klopfen, da ich + sonst wahrlich kein Mittel weiß Lavater und mich, die beyde mit am Teutschen Museum gearbeitet, ausser Verdacht zu + setzen. Wenn Sie ihn kennen, so melden Sie mirs und warnen ihn doch ja, gescheut zu seyn und sich nicht merken + zu lassen daß er Verf. zu einem Briefe sey der seiner Klugheit so wenig Ehre bringt, um nichts mehr zu sagen – + + Jetzt Theurester komm ich auf Ihre Frauenzimmerschule – der Himmel lasse Sie ganze glückliche Geschlechter aus + dieser Pflanzung erleben und die schönsten Mädgen aus diesen müssen dereinst ihr Grab mit Rosen bestreuen – nur + Freund! bedenken Sie daß ein Project die allerwichtigste – oder die allernichtswürdigste Sache auf Erden ist, wenn + es ausgeführt wird – oder steken bleibt. Das war nun bey einem Sarasi freylich eine sehr überflüssige Erinnerung + und muß mir verziehen werden, so wie meine ganze Existenz. + + Ich Ihnen aber darüber eine Abhandlung schreiben Freund! wo denken Sie hin, ich, ein Mensch der weder Vater + noch Mutter Bruder noch Schwester – geistlicher weise mehr hat, kein Weib noch Weibesart hat u. s. f. auch niemals + eins hoffen darf: Ich eine Abhandlung über die Frauenzimmerschule, gehts mir doch damit, wie den Gelehrten in Klims + Unterwelt, die grosse Abhandlungen über den berühmten Kometen schrieben, den sie endlich in der Person des Hn. Klim + selber vor sich sahn. + + Mit alledem, weil auch aus dem Munde der Unmündigen die Wahrheit bisweilen an Tag kommt, will ich Ihnen nicht verhehlen, + daß selbst bey der Untersuchung der hiesigen Frauenzimmerschule und bey allen Frauenzimmerschulen in der Welt, mir für + einen höchstwichtigen Punkt der Frauenzimmer nicht gesorgt zu seyn scheinet und dieser ist – ihr Physisches. Wie viel + in dem Glück der Ehe, in der ihnen selbst so nöthigen Gemüthsheiterkeit, und hauptsächlich in der Kinderzucht darauf + ankommt, brauch ich Ihnen nicht zu sagen. Mich dünkt eine Frau bedarf in aller Absicht eines stärkern, zu mehr Leiden + abgehärteten Körpers als ein Mann – und nun nehmen Sie unsere meisten wohlerzogenen gelehrten, kranken Damen in Paris + in Baumwolle eingewickelt und die kraftvolle Nachkommenschaft die von ihnen zu etwarten steht. Freund ich habe. es + erfahren was es heißt von seinen Eltern mit körperlichen Kräften ausgesteuert seyn, oder sich in dem Stück + über sie zu beklagen haben. + + Die meisten Leibesbewegungen die sich unsere Damen und Mädchen erlauben sind, das Gehen. Da dieses aber eigentlich + nur eine Bewegung der Füsse ist, so ist sie im Grunde kein
    Tragen, tragen
müssen Ihre Mädchen alle Tage eine Stunde, + Winter und Sommer und die Schönheit ihrer Haut ihrer Taille ihrer Glieder wird sich bis auf die Enkel des 1000sten + Gliedes fortpflanzen. Ich habe keine schlankeren stärkeren gesunderen und schönern Geschöpfe gesehen als die Milchmädchen + um Strasburg und das weil diese Stellung ihren ganzen Körper so vollkommen harmonisch stimmte daß jede von ihnen ein + Modell hätte zu Akademieen geben können. + + Denken Sie was hilfts einer Frau wenn sie der Ausbund aller Eigenschaften
    eines Engels
ist und ihr fehlt das was sie + alleine zum
    Menschen
macht. Und beurtheilen Sie nur ja nicht die weibliche Gattung unsers Jahrhunderts nach einer + gewissen Ausnahme, die, ihr Magen mag beschaffen seyn wie er wolle, auch in dem Stück Ideal ist. + + Uebrigens wünschte ich auch ebensowohl daß von der frühsten Jugend an die Kochkunst ein wenig eifriger mit ihnen + getrieben würde. Nicht daß sie einmal selbst kochen lernen, sondern daß sie alles wissen was zu einer guten Suppe + gehört. Die gehörige Temperatur der Gewürze, die Abänderung der Gerichte nach den Jahrszeiten, die Planmacherey zum + wohlfeilsten Einkauf der dazu gehörigen Provisionen sind doch wirklich die Fundamente einer guten Haushaltung, + allzuoft der Gesundheit der Eltern und Kinder, und des ganzen Ehelichen Glückes. O wenn doch die mehrsten + französischen Damen dafür weniger Griechisch und Briefstyl wüßten, weniger neue Bücher gelesen, weniger Preise für + die tiefsinnigen Akademisten in Paris ausgetheilt hätten! + + Sollte ich zu irgend einer Kunst oder Wissenschaft bey Ihren Frauenzimmern rathen, so wär’ es das Zeichnen. Bey + Blumen fiengen sie an und hörten bey Rissen aus der Baukunst auf; wohin ich auch die Gärten rechne. Da ist die + eigentliche Sphäre des Geschmacks der Damen, aus der sie auf den unsrigen so allmächtig einwirken können, eingewirkt + haben und einwirken werden. In der innern Einrichtung eines Hauses liegt die Seele alles unsers Glücks, der Keim + aller unsrer Gefühle, Jugendeindrücke deren Gepräge uns bis ins späteste Alter bleibt. Ein unregelmässiges Haus + macht unregelmässige Köpfe und Mangel des Geschmacks im Meublieren der Zimmer wirkt Zerstörungen in den Seelen + der Kinder die oft durch Erfahrungen eines ganzen Lebens nicht wieder können zurecht geschraubt werden. + + Musik ist so unentbehrlich nicht, obschon ich wünschte daß diejenigen die Neigung dazu hätten, früh dazu an- + gehalten würden. Alle aber müssen leidlich singen lernen. + + Warum wollte man dem Frauenzimmer nicht auch lehren sich auf eine eigene, ihnen anständige Art zu putzen. Ich + hoffe darüber an einem anderrn Orte was zu sagen, besonders was die Schweitz betrifft. Die Nachäffung der fremden + Moden würden alsdann wegfallen und alle giftige Folgen derselben auf die Sitten den Leichtsinn und die Weichlichkeit. + Dieser Putz aber müßte überdacht seyn, auf Klima, Landesprodukte und besonders auf den Geschmack der jungen + Schweitzerherren berechnet, denn ein Frauenzimmer das sich um Gottes willen putzt, ist ebenso ein unnatürliches + Ding als eine die Arabisch spricht wie Madam Reiske. Mag es doch den lieben Kindern selbst aufgegeben werden + über ihre Moden zu raffiniren, zu poetisiren wie sie wollen und alsdann passiren die Erfindungen die Censur ihrer + Lehrerin. Die Bekleidung der Griechischen Statuen könnte bey einer gewissen Art von Kleidern, z. E. Nachtröcken, + sehr gut zum Muster angenommen werden, das übrige überläßt man ihrem Genie. Darum wünscht ich auch sehr daß ein + Frauenzimmerfreund eine auserlesene Sammlung guter Statuen in ihre Schule verehrte – es sind hundert + Ursachen mehr warum ich dieses wünschte. Die Imagination Ihrer Schönen verliert sich, vergißt sich auf den schönen + Formen – und wohl Ihrem Vaterlande, wenn sie sich daran vergißt. Eine harmonische Gestalt kann aber so wenig eine + schlechte Seele herbergen, als ein wohlgestimmtes Instrument das Geschnarr einer verstimmten Zither hervorbringen mag. + + Tanz – und um Gottes willen lassen Sie keinen Prediger sich in Ihre Anstalt mischen, es giebt wenig Lavaters – – + auch der Tanz muß früh mit ihnen getrieben werden. Wär es auch nicht weiter als um die Begriffe von Tackt und + Ordnung in ihre Seele zu bringen – in denen sich die Welt dreht. Was hilfts aber wenn du die ganze Welt gewönnest + und littest Schaden an deiner Seele, hättest kein Zeitmaas und kein Verhältniß darinn – – steht ja in der Bibel + selber. + + Rechnen lassen Sie sie doch ja nicht anders lernen als nach
    Aufgaben aus der Haushaltung.
Sonst heißt das wirklich + wieder sie Hebräisch lehren. Ich weiß Frauenzimmer, denen bloß wegen der abgeschmackten abstrakten Methode des Herrn + Peschek, das Rechnen auf ihr Lebtage verleidet ist. Und wer kann es ihnen verdenken, sind sie doch dazu nicht geboren. + Wenn man sagt, das schärft den Geist, so möcht ich die Ohren zuhalten und lauffen soweit der Himmel blau + ist. Daß man doch immer vergißt, daß ein Frauenzimmer das Pretension auf Verstand macht, das unliebenswürdigste und + furchtbarste aller existierenden Dinge ist. Und wozu anders soll sie sich mit unwesentlichen Zahlen plagen, die sie + um all ihre Reitze und den Mann um ihr sein ganzes Glück bringen. Selbst Addition Subtraktion und die fünf Species + darf sie nicht anders treiben als nach Aufgaben wie sie im gemeinen Leben vorkommen. Dazu find ich die kleinen Details + unvergleichlich die Usteri in seiner Schule hat, von Stücken die in die Haushaltung gehören. + + Naturhistorie, Kenntniß von
    Pflanzen
und
    Thieren
auch Mineralien ist ihnen wohl
    unentbehrlich
, sowie die anatomische + Kenntniß des Menschen, ohne der sie elende Kinder erziehen werden. Bedenken Sie wieviel in den ersten Jahren der Bildung + von ihnen allein abhängt. Wieviel selbst in der Zeit von ihnen abhängt da das ganze Schicksal und das Leben des Kindes + selbst als ein Depositum in ihrer Verwahrung liegt und wo über ihre Aufführung gegen dasselbe – auch durch Gedanken und + Regungen der Seele die oft nur zu sehr auf ihren Foetus wirken, kein menschlicher Verstand entscheiden darf. + + Alle übrige Wissenschaften können Sie entbehren. Kleine Unwissenheiten in der Historie in der Geographie reitzen oft + mehr als die Schönflecken. Wenn sie nur das Allererste davon wissen. Man muß ihren Männern auch was übrig lassen. + + Aber so habe ich Sie ja fast zu Tode geplaudert aber Sie wollten es so haben. Ich darf nicht um Verzeihung bitten die + Schuld ist Ihre. Behalten Sie mich lieb und empfehlen mich Iseli. + + Lenz + + Brauchen Sie was zu brauchen ist – wo nicht für Ihre Schule so zu – anderem Gebrauch. Das Pappier ist einmal + besündigt. + + + + Ich muß noch ein Blatt nehmen. Sehen Sie, welch eine Ruthe Sie sich auf den Rücken gebunden haben. Nehmen Sie + diesen Brief per dosin ein – sonst ist er verloren. Schlosser wird Ihnen theurester Herr Gerichtsherr! nächstens + etwas für mich schicken, von an dessen schleunigen Empfang (obgleich es nur Pappiere sind) mir ausserordentlich viel + liegen wird. Wollten Sie die Gütigkeit haben, es durch die erste Gelegenheit zu mir her zu spediren, sollte er aber + Ihnen meinen Coffre schicken, mir Nachricht davon zu geben, damit ich Sie bitten kann mir das was ich brauche, + herauszunehmen; denn ich denke wirklich nicht den Winter hier zuzubringen, worüber ich mich in dem Briefe an Dero + Frau Gemalinn näher erklären werde. + + Noch eins. Ich höre von Herrn Rathsherrn Geßner, Herr Rathschreiber lselin habe noch eine Sammlung origineller + Briefe des seeligen von Kleist, Dichter des Frühlings liegen. Ich würde diesen vortreflichen Mann, dem ich noch + in Ansehung meiner Reise im pays de Vaud soviel Erkenntlichkeit schuldig bin, in einem Brief um die Mittheilung + derselben ersuchen, wenn ich es nicht für besser hielte, ihm lieber gar nicht zu schreiben und die Schuld meiner + Verbindlichkeiten gegen ihn bis zur höchsten Höhe aufsummen zu lassen, als in der Eile in der ich + gegenwärtig bin meine Correspondenz mit einem so würdigen Freunde mit einem Gesuch anzufangen– wiewohl er + hoffentlich beyliegenden Brief, wenn Sie ihn ihm selbst einhändigen, besser aufnehmen wird. Vielleicht händigt + er Ihnen die Briefe ein, um die ich ihn ersuche; wollten Sie alsdenn so gütig seyn sie gleichfalls mir aufs + geschwindeste zu übermachen, ich bringe sie aufs heiligste wieder ungekränkt nach Basel zurück und einen Dank + der nicht endigt Ihnen und unsern lselin zum Ersatze. Die Absicht wozu ich diese Briefe brauche können Sie sich + beyde nicht vorstellen, könnt ich Ihnen beyden auch nicht begreiflich machen, da ich sie mir selber nicht in Worte + fassen kann genug mir
    liegt unbegreiflich viel daran.
+ + Meine beste Empfehlung wenn Sie ihm schreiben unserm Freunde Pfeffel und allen die sich in Basel meiner erinnern. + + Heben Sie meinen Brief doch auf. Es könnte seyn daß ich mir ihn in Basel wieder einmal von Ihnen ausbitten müßte, + um verschiedene Erinnerungen hinzuzuthun. + + Hn. von Mechel gleichfalls meine besten Empfehlungen. Ich habe herzlich gelacht, über die Erzehlung eines Herrn aus + Solothurn, der sagte daß er beym Rheinfall einen doppelten Adler mit dem Kayser gemacht. Diesen Kupferstich hätt ich + sehen mögen u. drunter schreiben + + Das geht nur beym Rheinfall an
+ diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index c8609df..d80fbb8 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -4523,5 +4523,20 @@ + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index 47bd544..5d02cd6 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -1872,6 +1872,13 @@ + + + Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 10; auf dem gleichen Bogen wie: Basel, Staatsarchiv, PA + 212 F 11, 27, 10, Nr. 9 (Brief gleichen Datums an Gertrud Sarasin) + + +