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GregorMichalski
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">
Daß doch der Abdruck des Possenspiels recht korrekt wird. ich kann und darf sie hier weder
abschreiben noch abschreiben lassen.</sidenote></letterText>
<letterText letter="85"><line tab="1"/>Sie sehen lieber Gotter! hier ein Stück wo alle Characktere gleichsam nur angedeutet sind, dem
Schauspieler nur Winke geben was er zu thun habe und ihm auf keine Weise zuvorgreiffen. Ich habe
alles wohl überdacht, es läßt sich nicht anders für ein heutiges Theater einrichten, es würde sonst zu
lang, zu groß, zu unbändig. Wollten Sie den Herren vorschlagen einen Versuch damit zu machen, das
Sujet ist wenigstens ganz neu und wie mich deucht geschickt genug die Talente eines Schauspielers
zu üben. Die beyden Freunde handeln unendlich mehr als sie reden und ihr ganzes Spiel setzt langes
Studium voraus. Zwey Leute die determinirt sind in allen Fährlichkeiten einander mit ihrem Leben
beyzuspringen, müssen in jeder Bewegung in jeder Mine <page index="2"/> Enthusiasmus für einander weisen, sonst
wird das ganze Spiel frostig und kalt. Auf diese kommt nun alles an, was das Stück heben oder fallen machen
kann. Eben so enthusiastisch für seinen Sohn muß der Vater seyn, oder er wird abscheulich. Die Freude
bey der Hofnung seinen Sohn wieder zu bekommen so ausschweiffend als die Wuth bey Fehlschlagung dieser
Hofnung. Und das alles keine Grimasse unsers gleichgültigen Jahrhunderts, sondern wahres inniges Gefühl
seyn. Unter diesen Voraussetzungen allein kann das Stück gefallen. <line type="empty"/>
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand der ersten Seite, vertikal">
Sechs Exemplare bitt ich mir aus.</sidenote> <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Verzeyhn Sie mir meine lange Paranäse, ich weiß wohl daß der Dichter viel vom Schauspieler lernen
muß, aber wiederum kann er doch dem Schauspieler am besten in den Standpunkt stellen aus dem er
gearbeitet. Findt Herr Seiler es unspielbar, so lassen <line type="empty"/>
<sidenote pos="left" page="2" annotation="Fortsetzung am linken Rand, vertikal">
Sie es etwa drucken, es möchte doch wohl auch im Lesen hie und da gefallen. Lenz.</sidenote></letterText>
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<date value="Straßburg, Ende November 1775" />
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 3
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