From 198bd00201375e8fcade5437ec2017f8259dd43f Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: klopfertherabbit <123269390+klopfertherabbit@users.noreply.github.com> Date: Wed, 15 Feb 2023 12:40:13 +0100 Subject: [PATCH] Brief 990a --- briefe.xml | 12 ++++++++ meta.xml | 22 +++++++++++++++ references.xml | 1 + traditions.xml | 76 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 4 files changed, 111 insertions(+) diff --git a/briefe.xml b/briefe.xml index 884596a..e90a20c 100644 --- a/briefe.xml +++ b/briefe.xml @@ -106213,6 +106213,18 @@ umarme Sie mit dem kindlichsten, liebevollesten Herzen. Thomas Wizenmann. + + + Auf der Vorderseite des Adressblattes: Zwei Lacksiegelreste (vmtl. von der + Hin- und Rücksendung) und Göschens Adresse von fremder Hand: + Herrn / Herrn George Joachim Göschen / wohlangesehn Buchhändler / in / + Leipzig. / Abzugeben auf dem neuen Neu Marckte in Kramer Hause / Franco. + + Auf der Rückseite die Adresse Hamanns von fremder Hand: + Sn. Hochedelgebohrnen / Dem Herrn Packhofverwalter / Hamann / Abzugeben + bey den Herrn Fischer & Lengnick / in / Königsberg + Erhalten-Vermerk von Hamann: den 7 Julii   1fl 3gl. + Kgsb. den 9 Jul. Dom IV. 86. diff --git a/meta.xml b/meta.xml index 89e51bd..8c02ff3 100644 --- a/meta.xml +++ b/meta.xml @@ -23943,6 +23943,28 @@ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + \ No newline at end of file diff --git a/references.xml b/references.xml index 0167a4e..7f1abed 100644 --- a/references.xml +++ b/references.xml @@ -135,6 +135,7 @@ + diff --git a/traditions.xml b/traditions.xml index c0a0a64..3707286 100644 --- a/traditions.xml +++ b/traditions.xml @@ -7,6 +7,7 @@ Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Signatur: Hamann-Nachlass, Kaps. 2 Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, IV 9. + @@ -16091,6 +16092,81 @@ ZH VI 454–456, Nr. 990. + + +Goethe-Museum Düsseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, Autograph. 110.4067. +Der eigentliche Brief von Hamann an Göschen in Leipzig sowie Göschens Antwort nach Königsberg sind nicht überliefert. Der Kontakt kam wohl über Jacobi und ihre gemeinsame Anteilnahme für Thomas Wizenmanns „Resultate der Jacobischen und Mendelssohnschen Philosophie; kritisch untersucht von einem Freywilligen“ zustande, die 1786 bei Göschen in Leipzig erschienen. Hamann hob das Adressblatt wohl nur auf, weil er sich am 14. Juli 1786 darauf Exzerpte machte von Schütz’ Wizenmann-Rezension aus der ALZ, Nr. 125/126 vom 26./27. Mai 1786. + + +Hamanns Exzerpt der Rezension von Wizenmanns „Resultaten“ (Leipzig: Göschen 1786), in: ALZ, Nr. 125/126 vom 26./27. Mai 1786, Rezensent: Christian Gottfried Schütz (die bibliographischen Angaben am Anfang wurden nachträglich eingefügt): + + +Resultate Allg. Litterat. Zeitung Nr: 125 Freytags den 26 May 786 S. 3787–384 +und 126 Sonnabends den 27 May 786 S. 3865–392. + +Jacobi hält Glaube für das Element aller menschl. Erkenntnis u +Wirksamkeit. Glaube = Empfindung, sinnl. Ueberzeugung. Also ein Wortspiel, +welches den Verdacht giebt, als wolle man alles auf Glauben an positive +Sätze der Religion zurückbringen. Man glaubt durch Verdrehung des +Sprachgebrauchs was Neues gesagt zu haben, ungeachtet alle ππen unsere +gesamte Erkenntnis aus der Sinnlichkeit u Erfahrung ableiten. +Deutlicher und bestimmter druckte sich Kant aus: Wir können das Daseyn +Gottes nicht
    wißen
, aber wir können u müßen es
    glauben
. Glaube ist ein +für wahr halten aus subjectiv zureichenden aber objectiv unzureichenden +Gründen. Warum ändert Jacobi die Ausdrücke. Jacobi
    Geist
= willkührliche +Aenderung wichtiger Wörter, ohne mit der Aenderung was auszurichten. +Mendelssohn trennte mehr παραδοξιαν als κενοδοξιαν der Jacobischen +Offenbarung? ungewöhnl. Bedeutung dieses Worts. +Glaube u Offenbarung = sinnliche Evidenz. +Eine eigene Offenbarung Art zu disputiren 2 so verschiedene Begriffe +als
    Ueberzeugung aus sinnl. Evidenz
u Glaube an
    eigentl. so genannte +Offenbarung mit einem einzigen Worte Glaube
zu bezeichnen +Offenbarung Gottes = unmittelbare Belehrung deßelben an die Menschen. +Die ganze Natur so zu nennen, ist ein Wortspiel u Verwirrung der Begriffe. + +Jacobi u der Result. verf. kommen darinn überein: +1. daß die Sagen von der geheimen Betriebsamkeit der Jesuiten gänzl. +
    erträumt
sind. +2. daß sie von Nicolai, Berl. Monatsschriften nur
    erdichtet
sind +3. und jener zum Behuf eines gewißen weit
    ausgebreiteten
    Schleichhandels
+4 welcher darin bestehen soll, daß sie das Xstentum qua tale abschaffen +und dafür den Naturalismum mit aller Gewalt einführen wollen – dies versteht +man unter dem φφischen Papismum. +Dies wäre eine ganz neue
    Offenbarung
, welche zu
    glauben
, man ein größeres +Creditiv bedarf als die Versicherung 2 Gelehrter. +Eine Gesellschaft zum Behuf der reinen Lehre giebt es; diese hat sich +selbst offenbart. Daß es andere u zwar
    geheime
Verbindungen giebt, ist +ebenso gewiß; u daß es eine zur Ausbreitung des Catholicismus giebt, nach +allen bisher erschienenen
    Datu
wenigstens höchstwahrscheinl. Daß es aber +ein
    geheimes Complot
zur Ausbreitung des Naturalismus gebe, ist uns bisher +noch unerhört, ob wir gl wißen daß es Naturalisten giebt; wie es deren immer +gegeben hat und vermuthl immer geben wird. Wer davon also unterrichtet ist, +der laße es doch ja nicht bey solchen Sticheleyen bewenden, sondern thue +
    Gott
u der
    Wahrheit
die Ehre und zeige an, was er
    beweisen
oder auch nur +
    wahrscheinl
. machen kann S. 383, 384. + +Kants Kritik angeführt S. 817. +Das Buch ist
    merkwürdig
– weil es ein wunderbar Gemisch von unleugbaren +u unerweislichen, wohl und übelverstandenen Sätzen, von schwankenden +Begriffen, von richtig erklärten u zweydeutigen Ausdrücken, von Ordnung +und Verwirrung, von Licht u dunkelheit enthält;
    merkwürdig
, weil in einer +Zeit, wo wir vielleicht mehr als jemals Ursache haben, alles was mit unter +dem Namen der
    Tradition
für Geschichte oder Fortpflanzung einer unmittelbaren +göttl. Offenbarung verkauft wird, mit der Fackel der Vernunft zu beleuchten, +aller Sittenlehre der Vernunft, aller Vernunftreligion mit folgendem +Machtspruch S. 197 der Prozeß gemacht wird –
    Merkwürdig
ist noch diese +Schrift durch folgende die Ankündigung des HE Jacobi selbst, da er +den Verf. so wenig als wir zu kennen scheint u nur aus dem Buche schliest +daß er ein Selbstdenker vom ersten Range ist, so müßen wir bekennen daß +uns dieses aus dem Buche zu schließen nicht möglich ist. Wir haben darnach +den raschen und kühnen Entscheider als tiefen Denker, mehr den witzigen +Kopf als den gründl. ππen mehr den warmen als den hellen Vertheidiger +der positiven Religion zu erkennen geglaubt – – den 14 Julii 86. +
+
+
+ + Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 65.